Ein sehr anrührender und berührender Artikel zum 30. Jahrestag des Endes der “DDR,” liebe Frau Drewes. Wie in den Leserbriefen bereits beschrieben, haben sich die Hoffnungen von damals in keiner Weise erfüllt. Ganz im Gegenteil. Wir werden von der Merkel-Regierung und den ihr sekundierenden Medien permanent bevormundet. Wer nicht der Meinung des Juste Milieus ist und sich gar erlaubt, die Stimme zu erheben, um Rechtsstaatlichkeit einzufordern, ist ein Spalter und wird ohne Wenn und Aber in die rechtsextreme Ecke gestellt. Besonders verschaukelt wurden und werden die mutigen Bürger des Unrechtsstaates, die Gesicht zeigten und dabei nicht selten Leib und Leben riskierten. Nie hätte ich mir als “Wessie” träumen lassen, irgendwann in einer “DDR"02 leben zu müssen. Unser gegenwärtiges Staatswesen kann man als Demokratur bezeichnen, und auch das nur, wenn man es mit der berühmten rosaroten Brille betrachtet. Denn eigentlich befinden wir uns schon mitten in einer Meinungsdiktatur, die jedwede Abweichung vom Mainstream erbarmungslos ahndet. Die Hoffnung auf Besserung ist inzwischen schon bei vielen gestorben. Wenn selbst der furchtlose Don Alphonso drauf und dran ist, das Handtuch zu werfen und dieses Land zu verlassen, ist es bereits fünf nach zwölf. Ich bin leider schon zu alt für diesen Schritt und versuche deshalb mit den Meinen das Beste aus der Situation zu machen. @Andreas Rochow. Genau wie Sie setze ich die “DDR"stets in Anführungsstriche. Ich habe das Wegfallen derselben nie als einen Befreiungsschlag empfunden wie ein ehemaliger Kollege bei der WELT, der diese für ihn “frohe Botschaft” mit Tränen in den Augen überbrachte. @Anders Dairie: Danke, volle Zustimmung.
Wer in den nächsten Monaten nach Prag kommt, sollte nicht versäumen, sich die Foto-Ausstellung im Lustschluss der Königin Anna anzuschauen (erstens, weil das Schloss ein Renaissance-Kleinod ist und zweitens wegen der Fotos), die es noch bis zum 30.11 dort zu sehen gibt. Die Botschaftsflüchtlinge spielen dort auch eine (notabene kleine) Rolle. Und es wird dem Besucher deutlich, dass die Revolution, der Aufstand gegen die kommunistischen Regime, die in ganz Osteuropa (unter den Arkaden gibt es Fotos aus Polen, Deutschland etc) stattgefunden hat, tatsächlich ein Streben nach Freiheit war ganz vorrangig. Natürlich war damit auch die Hoffnung verbunden, dass das Ende der kommunistischen Planwirtschafterei auch mehr Wohlstand bringt. Aber das war ganz offensichtlich nicht der Hauptantrieb all der hunderttausende von Menschen, die in Warschau, die im Baltikum, die in Prag, Berlin, Leibzig, Dresden auf die Straße gegangen sind. Gerade das Beispiel Prag zeigt sehr deutlich das große Verdienst eines V. Havel, dem es gelungen ist, die Revolution friedlich zu halten und in einen politischen Prozeß zu überführen, an dessen Ende die Mehrparteiendemokratie und die Marktwirtschaft standen. Alle “Umdeutungsversuche” linker Fantasten und Geschichtsverdreher wird damit der Boden entzogen. Die “DDR” war genauso am Ende, wie es die VR Polen war oder die Tschechoslowakei. Das Volk wollte Freiheit und zwar Freiheit von der Bevormundung durch kommunistische Greise und durch den sowjetischen Machtapparat. Das gilt auch für die “DDR”. Besonderns bewegend übrigens die Bilder des gealterten Dubcek, der sich zum ersten Mal seit Jahrzehnten wieder der Öffentlichkeit präsentierte und von den Pragern gefeiert wurde. Ein später Triumph.
Liebe Sabine Drewes! Für einen Augenblick nehme ich mir mal die Freiheit und setze mich ungefragt zu Ihnen aus Respekt vor einer Frau, die unbeirrt daran erinnert, daß die Wiedervereinigung ein glücklicher Tag in der Geschichte der Deutschen war, dessen Versprechen, künftig für Gerechtigkeit gegenüber diesem Volk einzutreten bis heute nicht erfüllt wurde. Liebe Grüße von einem treuen Leser !
Solange die Ausreise aus der DDR keine konkreten Zahlen oder Fakten für das DDR-Volk bot, waren es nur Gerüchte, wieviel Ausreisewillige pro Jahr am Ausgang standen. Erst mit Ungarns Grenzöffnung konnte das DDR-Regime nichts mehr verheimlichen. Ab da konnte sich das DDR-Volk selbst ein Bild machen, wieviel Nachbarn oder Arbeitskollegen nur auf die Gelegenheit warteten abzuhauen. Die Flüchtlinge waren der Brennstoff, die verbliebenen DDR-Bürger waren der Motor des Sturzes der SED-Diktatur. Selbst bei SED-Mitgliedern oder DDR-Träumern kamen massive Zweifel auf, dass “Vorwärts immer, rückwärts nimmer” der falsche Prophet ausrief.
Weiter Günter Schaumburg: Unser Glück war, daß wir über die großartige Frau Brigitte Klump,, über deren einmaliges Engagement für Ausreisewillige sich zu schreiben lohnte, in die 22. Sammelbeschwerde der UNO aufgenommen wurden. Ich bin für eine Art der Erinnerung an die Botschaftsbesetzungen. Schön wäre aber auch, wenn man die Rolle der Ausreisewilligen erwähnen würde. Denn bis auf die “Junge Freiheit” hat noch kein alternatives Medium die Rolle der Ausreisebewegung entsprechend gewürdigt. Es geht immer nur um die “Bürgerrechtler”, von denen ich im Raum Erfurt nichts wahrgenommen habe, und um die Botschaftsflüchtlinge. Schade und traurig, denn wir waren hunderttausende, von denen viele jahrelang in Bautzen schmorten, beruflich getötet oder menschlich geächtet wurden. Und auch nicht vergessen sollten wir die 3,5 Millionen, die von 1949 bis zum Mauerbau 1961 der DDR den Rük- ken kehrten.
Sehr ergreifend. Habe Tränen der Rührung vergossen.
Einen “Sieg” in politisch-gesellschaftlicher Hinsicht kann nur der ökonomisch stärkere Staat erringen. Darin liegt auch der Denkfehler der Umweltbewegungen. Den gewünschten Erfolg beim Erhalt des bisherigen Klimas kann nur der leistungsfähige Industriestaat gewährleisten. Deswegen ist z.Bsp. ein Niedergang der Energie-Erzeugung und der Metallindustrie (Maschinen-und Autobau) kontraproduktiv. Die dies anders sehen, glauben auch, die Milch käme von der lila Kuh. Weil sozialistische Staaten stets die wirtschaftlich Schwächeren waren, mussten sie im Wettlauf der Systeme unterliegen. Andere Qualitäten sind dabei egal.
Sehr geehrte Frau Drewes, Sie haben leider vergessen zu erwähnen, wie es zu den Botschaftsbe- setzungen kam. Ich habe mit meiner Familie selbst 6 Jahre der Ausreise geharrt, die endlich am 14.9.1989 genehmigt wurde. Im Oktober 1988 erließ die Regierung der DDR eine neue Reise- und Ausreiseverordnung, die en Detail aber nicht veröffentlicht wurde. Man wollte die Antragswut auf Ausreise drastisch eindämmen. Wir erhielten zu Silvester (!) eine Vorladung der Abtlg. Inneres beim Rat der Stadt Erfurt. Dort wurde uns diese Verordnung im Detail erklärt. Meiner Frau und mir erläuterte man, daß die vergangenen 5 Jahre nicht zählten und wir ab sofort als Neuantragsteller gälten. Der neue Antrag würde innerhalb eines halben Jahres bearbeitet. Bei Ablehnung desselben, wäre eine Antragstellung nach 18 Monaten möglich, wobei das gleiche Procedere gehandhabt würde. Meiner Frau und mir klappten die Kiefer nach unten, denn es würde bedeuten, daß, bei Ab- lehnung, so gut wie keine Chance bestünde, jemals aus der DDR herauszukommen. Saft- und kraftlos verließen wir das Rathaus. Mein Ausreisefreundeskreis war mit den Jahren sehr geschrumpft, aber der Rest erhielt wenige Tage später durchweg eine Ablehnung. Wenig später machten zwei Familien eine “Urlaubsreise” nach Ungarn und wenige Wochen später erhielten wir die Nachricht, daß sie im Westen angekommen seien. So entstand eine Sogwir- kung. Eine große Menge Abgelehnter machte sich auf nach Prag, Budapest und Warschau. Im April/Mai 1989 berichteten ARD und ZDF zum ersten Mal von Botschaftsbesetzungen, und und es setzte die Besetzungsflut ein.
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