Manfred Haferburg / 09.04.2023 / 11:00 / Foto: Achgut.com / 29 / Seite ausdrucken

Haferburgs großer Kernkraft-Countdown (9)

Noch 7 Tage Kernkraft in Deutschland: Die Vorreiter und wie die Welt sie bewundert. Unser Autor Manfred Haferburg nimmt auf seine Weise Abschied.

Historisch gesehen, waren „Vorreiter“ die Bediensteten von Adligen, die deren Kutsche voranritten und den Weg mit Hilfe von Peitschen und Knüppeln vom herumlungernden Pack freimachten. Freie Fahrt für die Kutschen der Herrschenden. Im Rahmen vieler guter Absichten machte das Wort einen Bedeutungswandel durch und endete als Synonym für die „Pioniere des guten Neuen“.

Im Energiewende-Report von McKinsey findet sich seit Jahren viel Ungemach für die verschiedenen Energiewende-Bundesminister und die deutschen Geldverschwendungsregierungen. Alle selbstgesetzten Ziele der Energiewende werden gerissen. Jahr für Jahr sinkt die Anzahl der Beschäftigten in der Ökobranche, ist Job-Abbau in der energieintensiven Industrie zu verzeichnen, der Netzausbau liegt deutlich hinter dem Plan, der Windausbau hinkt nach, der Primärenergieverbrauch steigt, der Stromverbrauch sinkt nicht, der Strompreis steigt weiter in Richtung Eiskugel pro Kilowattstunde, ebenso wie die CO2-Emissionen. Die deutschen Kernenergie-Ausstiegs-Vorreiter liegen weit vorn im Kohlendioxid-Ausstoß pro Kopf, mit über acht Tonnen pro Kopf rund doppelt so hoch wie ihre Kernkraftnachbarn in Frankreich mit vier Tonnen.

Deutschland ist schon lange kein Vorreiter mehr, sondern wurde durch die Energiewende zum „Klimakiller“. Alle Selbstverpflichtungen Deutschlands, die immer die Vorgaben der EU übertrafen, sind nichts als großsprecherische Ankündigungen, die nicht eingehalten werden können. Ob Merkel oder Scholz, ob Altmaier oder Habeck – die regierungsamtlichen Vorreiterziele sind nichts als Makulatur, unerreichbare Ziele. Die Verkünder wissen das, sind aber trotzdem dafür.

Über 100 Milliarden Euro in eine „Alleingangs-Energiewende“ versenkt

Man hat Angst, dass das Scheitern herauskommt und die Verantwortlichen abgestraft werden. Schon vor drei Jahren stellte Peter Altmaier den versammelten Teilnehmern einer exklusiven „CDU-Klausurtagung Energie- und Umweltpolitik“ in Aussicht, dass es mit den teuren klimapolitischen Alleingängen Deutschlands bald vorbei sein könnte. „Ich bin fest davon überzeugt, dass der Weg nationaler Ziele falsch ist“. 

Na toll, das fiel dem Hauptverantwortlichen einer Regierung zu seiner eigenen Energiepolitik ein, nachdem er in den vorhergehenden fünf Jahren über 100 Milliarden Euro Vermögen der Bürger in eine „Alleingangs-Energiewende“ versenkt hat und dabei stets behauptete, die anderen würden schon folgen. Wie hatte derselbe Herr Minister doch vor sechs Jahren getönt? „Die meisten sagen: Wenn es einer schaffen kann, dann sind es die Deutschen. Deutsche Innovationen auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien übernehmen Länder wie China und Indien schließlich gerne.“ LOL!

Obwohl Deutschland nur mit zwei Prozent zum weltweiten CO2-Ausstoß beiträgt, hält die Regierung den deutschen Beitrag zur Weltrettung für essentiell: Die hochentwickelten Industrienationen hätten eine Verantwortung, Lösungen zu entwickeln. Wenn Deutschland es mit Hilfe der Energiewende schaffen würde, seinen CO2 Ausstoß planmäßig bis 2050 um ca. 60 Prozent zu senken – was mit heutiger Speichertechnologie unmöglich ist –, dann würde der weltweite Klimakollaps erst drei Tage später eintreten – um den Preis von einer Billion Euro deutschen Steuerzahlergeldes. Diese Zahl stammt nicht von mir, sondern von Robert Habeck.

In Amerika lacht man über „die dümmste Energiepolitik der Welt“

Habeck hat gemerkt, dass seine Ziele auf der Stromproduktionsseite unerreichbar sind. Deshalb nimmt er kurzerhand die Bürger in die Pflicht. Was er nicht an CO2-Einsparung schafft, sollen die jetzt beim Autofahren und Wohnungheizen einsparen. Wie es sich für einen Grünen gehört, durch Verbote von Motoren und Gasheizungen. Koste es, was es wolle – natürlich die Bürger. Und natürlich sind die Zielvorgaben auf diesem Gebiet genauso unrealistisch wie auf dem Stromsektor. Es gibt weder die materiellen Ressourcen noch die Fachkräfte zur Umsetzung. 

Die deutschen Vorreiter haben schon eine Vorbildrolle. Nämlich der Welt als Beispiel zu dienen, wie man es nicht machen sollte. Im Jahr 2019 erschien im Wall Street Journal ein Artikel über die deutsche Energiepolitik mit dem Titel „World’s Dumbest Energy Policy“ („Die dümmste Energiepolitik der Welt“). Im Artikel wird aufgezeigt, dass „unzählige Milliarden“ in „unzuverlässige Wind- und Sonnenenergie“ geflossen sind und dass Deutschland nach dem Abschalten von Atom- und Kohlekraftwerken „wahrscheinlich Kohlekraft aus Polen und der Tschechischen Republik importieren wird“. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass die Energiewende weder ökonomisch noch ökologisch Sinn macht.

Die Welt schüttelt nur den Kopf über die deutschen Vorreiter und ihre Großmäuligkeit.

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Gerd Koslowski / 09.04.2023

Der wirtschaftliche Abstieg ist eingeleitet, ohne reichliche preiswerte Energie wird er noch richtig Fahrt aufnehmen. Dann wird auch absehbar die Mäuligkeit kleiner werden.

G. Zülken / 09.04.2023

In den grünen Stuben der Redaktionen der vereinigten Mainstreamsender wird die grüne Politik gemacht, dem die Masse der verblödeten Deutschen bedingungslos folgt. Alles andere ist Natzi grundböse und muss ausgegrenzt werden. Und wer will schon Natzi, grundböse sein und ausgegrenzt werden? Niemand! Und so kommt es, dass alle, zumindest die Meisten, diesem Blödsinn, der in den grünen Amtsstuben erfunden wurde und von den Nichtskönnern der politischen Obrigkeit mit Brachialgewalt in Szene gesetzt wird, für das einzige Wahre halten und diesem Schwachsinn bedingungslos folgen!

Otto Nagel / 09.04.2023

Herr Haferburg, mich treibt nur eine Frage rum. Sie in Frankreich, ich in Spanien; sind wir weit genug weg von diesem Dummland, um nicht doch noch erwischt zu werden von der baldigen Großen Implosion ? Müssen wir unser Schulrussisch wieder rauskramen und weit nach Osten rennen ? Und das schnell ?

Ludwig Luhmann / 09.04.2023

VORSICHT! Wer so redet, dass Greta begeistert zustimmen würde, befindet sich automatisch als Klimawandelgläubiger in einer Art umwelt-woken circulus vitiosus!:”(...) Alle selbstgesetzten Ziele der Energiewende werden gerissen. Jahr für Jahr sinkt die Anzahl der Beschäftigten in der Ökobranche, ist Job-Abbau in der energieintensiven Industrie zu verzeichnen, der Netzausbau liegt deutlich hinter dem Plan, der Windausbau hinkt nach, der Primärenergieverbrauch steigt, der Stromverbrauch sinkt nicht, der Strompreis steigt weiter in Richtung Eiskugel pro Kilowattstunde, ebenso wie die CO2-Emissionen. Die deutschen Kernenergie-Ausstiegs-Vorreiter liegen weit vorn im Kohlendioxid-Ausstoß pro Kopf, mit über acht Tonnen pro Kopf rund doppelt so hoch wie ihre Kernkraftnachbarn in Frankreich mit vier Tonnen. Deutschland ist schon lange kein Vorreiter mehr, sondern wurde durch die Energiewende zum „Klimakiller“. Alle Selbstverpflichtungen Deutschlands, die immer die Vorgaben der EU übertrafen, sind nichts als großsprecherische Ankündigungen, die nicht eingehalten werden können. Ob Merkel oder Scholz, ob Altmaier oder Habeck – die regierungsamtlichen Vorreiterziele sind nichts als Makulatur, unerreichbare Ziele. Die Verkünder wissen das, sind aber trotzdem dafür. (...)”—-—- “LOL!” -das war das perfekte LOL! an der perfekten Stelle!—- Ich sage es nochmal: Das “Klima” ist nichts anderes als ein statistischer, alter modellierter Mittelwert. Nur das Wetter ist konkret real. Außerdem sollte man sich beim ersten Anflug von Klimahysteriegläubigkeit sofort mit der Kambrischen Explosion beschäftigen und lernen, dass es unsere gesamte Tierwelt wahrscheinlich gar nicht geben würde, wenn die CO2-Konzentrationen vor über 500 Millionen Jahren nicht bei bis über 6000ppm lagen. - Leider glauben sehr viele, sehr gebildete Menschen an die Klimalüge. Und noch vor etwa 50 Jahren hieß es, dass die Welt den KÄLTETOD sterben würde. Was hat man zu der Zeit eigentlich in der DDR geglaubt?

Andreas Rochow / 09.04.2023

Mein Heizungsinstallateur, der mir vor einem Jahr die “modernste und ökologischste” Niedertemperatur-Gasheizung eingebaut hat, erzählte, dass er einen Kunden schon 6 Monate auf den Einbau einer Wärmepumpenanlage warten lassen muss, weil nicht alle erforderlichen Bauteile zu beschaffen seien. Aber das muss und will Herr Habeck nicht wissen. Und auch der Kommunist Jürgen “Dosenpfand-Eiskugel” Trittin, hat keine Strafverfolgung oder Lohnkürzung zu befürchten. Die gäbe es nur, ließe man sich mit der AfD ein oder nähme an einer Friedensdemo ein. Die Stunden der Wahrheit wird kommen, auch wenn der Staatsfunk den zerstörerischen Politikdarstellern 24/7 “spiegelt”, alles sei vom Feinsten ist und die Welt beneide uns um unsere linksgrün-feministische Politik. Im Zweifelsfall können wir uns mit Putins Wirtschaftsschikanen und mit seinem Krieg herausreden. Und Omi Angela “Vorreiter” Merkel mischt mit unserer Duldung und unserem Geld weiter in der Neuen Weltordnung mit, als wäre nichts gewesen. Sollte es wider Erwarten mit ihrer Deindustrialisierung nicht klappen, dann hat die Kalergie-Preisträgerin (2011) noch ihre ethno-rassistischen und andere Baustellen mit Chancen auf den Nobelpreis. Ihre schöne neue Welt wird die Nation und die Demokratie nicht mehr kennen und wie vor 1000 Jahren mit Holz heizen…

Ludwig Luhmann / 09.04.2023

@Karl Mistelberger / 09.04.2023 - “Bei der deutschen Energiewende handelt es sich offensichtlich um eine nichtmilitärische Spezialoperation.” - Für mich passt das in mein Konzept vom globalen Hybridkrieg.

Sam Lowry / 09.04.2023

“Umfrage: Mehrheit der Deutschen hält AKW-Abschaltung für falsch”. Gibt es eigentlich eine einzige politische Entscheidung FÜR das Volk?

Bernhard Freiling / 09.04.2023

@Ulla Schneider # Bleiben Sie bitte auf dem Teppich. Alles was bei Dual Fluid bisher funktioniert, sind Berechnungen. In England wurde an diesem Reaktortyp Ende der 1960er Jahre geforscht. Mitte der 70er wurde die Forschung daran ad acta gelegt. # Jetzt sind wir 50 Jahre weiter und dem Vernehmen nach sollen Gelder für den Bau eines Prototyps eingeworben werden. Von der ersten Kernspaltung bis zum Prototyp eines Kernreaktors dauerte es, trotz Krieg, 13 Jahre. Am Dual Fluid bastelt man jetzt schon seit über 50 Jahren rum. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Ich wünsche den Beteiligten jeden Erfolg. Die Technik scheint faszinierend. Im Hinterkopf aber habe ich, daß der Erfolg ebenso durchschlagend sein könnte wie bei der Kernfusion. Egal zu welchem Zeitpunkt ich auch nachfrage: in 30 Jahren wird der erste Reaktor Strom liefern. Ist das eine neue Investitionsmöglichkeit für die Freunde von Cargolifter und batterie-elektrisch angetriebenen Fliewatüts? # Trotzdem oder gerade deshalb: Allen hier frohe Ostertage.

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