Gehn wir Tauben vergiften -meine Güte - das waren noch Zeiten! Unvergleichlich seine Stimme, wenn er Tiefschwarzes mit einer lächelnden Stimme darbot. - Nein, Herr Bechlenberg, so unbekannt war dieser Charmeur nicht. Danach kam nur Nachgemachtes., bis auf Reinhard Mey, aber anders.
Ach, wie vermisste ich ihre Beiträge und jetzt endlich so ein Hammer, der mich umso mehr daran erinnert, was ich an Autoren wie Ihnen habe. In stiller Verehrung…
Ich gestehe. Ich muss meine Bildungslücke leider eingestehen. Ich kannt ihn wirklich nicht. Danke das Sie ihn mir näher gebracht haben. Sehr “brutal” aber auch sehr gut dieser Humor.
Zu Kreislers Hochzeiten war ich noch nicht geboren, aber ich habe Einiges von ihm gehört und gesehen. Vieles ist genial, witzig, frech und böse, keine Frage, trotzdem habe ich ein gespaltenes Verhältnis zu ihm. Mag sein deshalb, weil ich ihn das erste Mal hörte, im extrem linken Asta meiner Alma Mata, unter dem Jubel der linkesten Idioten, die ich kannte und wo ich jahrelang der einzige “rechte” Referent war. Denn irgendwie wurde ich trotz, oder gerade wegen, aller erlogenen Schmutzkampagnen immer wieder gewählt. Aber das wäre jetzt eine andere Geschichte. Das nächste Mal nahm ich Kreisler als Cover-Version der Bochumer Punk-Band Kassierer wahr, auch das war, besonders ab 2 Promille, definitiv sehr launig. Ja, er hielt und hält unserer Gesellschaft gnadenlos den Spiegel vor, aber den Anarchisten nahm ich ihm irgendwie nie ab und wollte selbst auch nie einer sein. Das glaubte ich schon eher Charles Bukowski, auch wenn der mehr schrieb, als sang. Beide schätze ich auch heute noch sehr, so ähnlich wie ich Sie schätze Herr Bechlenberg, denn ich glaube, dass was uns vier verbindet ist, dass wir alle relativ kluge Misanthropen sind, bzw. waren, deren Leben nie so liefen, wie sie eigentlich sollten. Trotzdem hat keiner von uns je seinen Humor und seine Lebenslust verloren und wir suchen und finden Wege, es der Gesellschaft und sei es auch nur im Kleinen, heim zu zahlen. Am Ende nennt man das Kultur, oder gar (Alters-)Weisheit und so ist auch das ein wichtiger Beitrag zur Gesellschaftsentwicklung. Einige Jahrhunderte früher wären wir wahrscheinlich Alchemisten, Druiden, Magier, Skalden, oder Narren geworden.
Joh mei, der Herr Bechlenberg, a herzliches Servas, Herr Privatier. Schön, mal wieder was von Ihnen zu lesen und dann auch gleich wieder einen Nekrolog. Fesch. Aber der Kreisler hat’s auch verdient. Erinnere mich noch, als ich das erste Mal seine “Tauben” gehört habe. konnte mich vor Lachen kaum halten.
Lieber Archi W. Bechlenberg, wir haben Ihre Beiträge vermisst!!! Danke für diese kleine Erinnerung an einen Wiener Anarcho-Kabarettisten, der mit seinem rabenschwarzen Humor, verpackt in bis zur Schmerzgrenze fröhliche Gesangsstücke unvergessen bleibt. Es gibt offensichtlich einige wenige Dinge, die in der guten Alpenluft und dem Wiener Kaffeehausschmäh bei den Habsburgern an der Donau besser gedeihen als im vom preußischen Kadavergehorsam geprägten “Schland” der Moralapostel. Na wenn man es recht bedenkt, fallen einem nach und nach doch mehr Beispiele ein, als es dem eigenen Regionalstolz gelegen kommt ... . “Land der Berge, Land am Strome, Land der Äcker, Land der Dome, Land der Hämmer, zukunftsreich! Heimat bist du großer Söhne, Volk, begnadet für das Schöne, vielgerühmtes Österreich. Vielgerühmtes Österreich.”
Ein wunderbarer Musiker und Satiriker, unübertroffen.
Kreisler hatte auch ein amerikanisches Pendant: Tom Lehrer. Die beiden haben vermutlich die Story vom Taubenvergiften entweder voneinander geklaut oder gemeinsam entwickelt (Poisoning pidgeons in the park). Das läßt sich jedoch nicht klären. Es ist auch egal, sie sind beide Spitzenqualität bei den Zynikern.
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