Ein guter Text für mich aber zu sehr aus der “die armen Frauen”-Perspektive und etwas weltfremd. Ich habe als ehemaliger Polizeireporter einige Stephanies kennengelernt. Die deutschen Mädchen, die auf den Strich gegangen sind, haben es letztlich alle getan, weil man so (scheinbar einfach) deutlich mehr Geld verdienen kann, als wenn man arbeitet. Keine wurde gezwungen, allenfalls überredet. Das fällt bei “Zwangsprostitution” immer gerne unter den Tisch, weil das kann man ja nicht den Männern in die Schuhe schieben. Es ist einfach falsch zu behaupten, alle Frauen die in diesem Gewerbe zwischen Puff und Porno “arbeiteten” seien bedauernswerte Opfer des Patriarchats. Das älteste Gewerbe der Welt würde allein mit Zwang niemals funktionieren. Frauen kontrollieren Männer mit ihrer Sexualität. Auch im Puff. Den Reiz etwas zu verkaufen, anstatt es für einen Döner zu verschenken, ist eines der Argumente der Anwerber. Und es greift. Nicht umsonst nennen Prostituierte die Ehe den Hausfrauenstrich. Man muss ja sehen, die Einsteiger sind junge Mädchen, denen man eben viel erzählen kann. Ich habe schon mit einigen Gewerblichen gesprochen, die mir das bestätigt haben. Sie machen die Regeln. Wenn man mal genau hinguckt. Wer zahlt denn im Puff? Und wer geht da hin? In großer Zahl sicher Männer, die sonst keine Chance haben. Wer erklärt wohl den Anwärterinnen, das ist ein ganz easy Job? Die anderen Prostituierten. Ja, heißt es dann gerne, Bordelle für Frauen gäbe es ja nicht. Warum wohl. Warum sollte ein Frau denn auch für Sex zahlen. Das hat sie schlicht nicht nötig. Ich habe mal einen Zuhälter gefragt, wieso eine Frau denn heute noch den Zuhälter braucht. “Die Existenz gibt sicher auch einen gewissen Schutz, aber ist eben auch gut zu wissen, das man jemanden hat, der hinterher an allem Schuld ist.”
Vielen Dank für diesen Artikel. Mich wundert nichts davon, im Gegenteil: Mit etwas Fantasie, Empathie und Menschenkenntnis kann sich jeder halbwegs vernünftige Mensch vorstellen, wie der Beruf von Prostituierten in der Realität aussieht und was da so alles abläuft. Mich überrascht eher, wie naiv und verwundert so viele Menschen sind, wenn man sie mal darauf hinweist. Es gibt ja auch dieses lächerliche Pseudoargument, die Verfügbarkeit von Prostituierten würde Frauen vor Vergewaltigung schützen. Als wenn der menschliche (weibliche) Körper als käufliche Ware in irgendeiner Weise besser wäre als Vergewaltigung bzw. die potenziellen Täter zu mehr Respekt gegenüber Frauen “erziehen” würde. Was mich jedoch am allermeisten bei diesem Thema generell stört, ist der totale Mangel an Selbstliebe, -akzeptanz, -respekt und -verantwortung vieler Frauen. Warum lässt man sich so etwas bieten? Warum lässt man sich offenbar mit jedem x-beliebigen Mann ein? Warum verkauft man sich selbst als Ware? Und dann sollen natürlich wieder andere das Problem lösen. Nein, Frauen müssen endlich einmal lernen, für sich selbst einzustehen und sich nicht für dumm verkaufen zu lassen. Da kann ihnen niemand helfen, sie müssen es endlich selbst tun!
“...sie zeigen eine sexuelle und psychische Verwahrlosung, die in der Geschichte der Menschheit bisher beispiellos ist.” Zur psychischen Verwahrlosung der Unterschicht siehe Bücher/Aufsätze von Theodore Dalrymple. – Die alte Linke (“das Sein schafft das Bewusstsein”) würde “dem Kapitalismus” und damit “der Bourgoisie” die Schuld geben, da der Kapitalismus jede menschliche Beziehung zur “Warenbeziehung” gemacht hätte. Die heutige neue Linke hingegen, repräsentiert durch den linksliberalen Intellektuellen, die in den angeblich so bourgoisen Werten nichts als Unterdrückung erkennt, befördert durch ihre Ideologie der Gleichwertigkeit von allem mit allem diese Verwahrlosung selbst. – Der Autorin, Frau Sievers, meinen Dank für diesen Artikel.
“Die Studentin, die sich für die Knochenarbeit im Imbiss oder Supermarkt zu fein ist, gehört schließlich zur beliebtesten narrativen Freierfolklore.” Das ist tatsächlich Freierfolklore aber das gibt es tatsächlich auch. Neben Freierfolklore gibt es natürlich auch Feministinnen-Folklore, nämlich dass alle Prostituierten gedemütigte und versklavte Frauen seien. Auch das ist gibt es. Jeder/jede hat sein/ihr Klischee, die Wirklichkeit ist vielgestaltiger. Jetzt wollen beide, die Freier und die Feministinnen, Ihre Folklore zur alleinigen Wahrheit erheben.
Hätte. nicht gedacht, dass sich jemand diesem Thema nochmal annehmen würde. Es scheint die „große Politik nicht zu interessieren“. Waren es nicht die Grünen, die federführend bei der „Liberalisierung“ waren und letztlich dafür gesorgt haben, dass die institutionelle Prostitution mit all ihren widerlichen Auswirkungen (Menschenhandel/Zwangsprostitution, Flatrate-Bordelle etc.) Deutschland zu einem europaweit bekannten Mekka für Sex-Touristen gemacht hat, die herkommen und das ausleben, was in ihren Heimatländren verboten ist? Wo bleibt denn hier das große „Europa“, die allmächtige (nichtgewählte) Kommission?
Ein wichtiger Hinweis auf ein wichtiges Thema mit ein paar Schwachpunkten. Wichtig, weil hier knallhart aufgedeckt wird, was sogenannte Liberalismus bedeutet und in was für Abgründe er führt. Gerade die Achse-Autoren, sollten sich gut durchlesen, was hier steht. Entfesselte Freiheit führt direkt in den Exzess. Schwachpunkte sind die Stellen, wo Frau Sievers ihre eigene Sicht mit einbringt: Gleich am Anfang ein Hinweis auf sexuelle Praktiken und dass die meisten Frauen das pauschal ablehnen würden. Bitte Frau Sievers - mir ist z.B. BDSM auch völlig fremd. Aber man muss doch zur Kenntnis nehmen, dass es dafür eine riesige Nachfrage von beiderlei Geschlecht gibt. Natürlich wollen Prostituierte das nicht mit x-bleibigen Freiern ausführen. Es wäre aber schon etwas unterkomplex, wenn man die menschlichen sexuellen Neigungen auf alles nicht-schmerzhafte eindampft. Und weiter unten führen Sie dann noch als Gründe für Prostitution die sexuelle Unbedarftheit der Frauen an, die ja nie etwas anderes als Dienstleistungssex kennengelernt hätten. Das entspricht vielleicht ihrer feministische Sicht. Aber sie widerlegen das ja selbst im vorletzten Absatz. Allein der hemmungslose Liberalismus hat diese Zustände geschaffen. Ohne die Annerkennung der Prostitution als 0815-Job hätten wir 10 mal weniger Freier und wesentlich weniger Abgründe. Bleiben wir doch bitte einfach bei den Fakten.
Stimme nicht zu. Bei JEDER Dienstleistung, die man primär ausübt um Geld zu verdienen und nicht aus reinem Spaß, ist eine gewisse Art von “Prostitution” dabei, und zwar bei Frauen wie bei Männern, die diese Tätigkeit ausüben. Oder glaubt Frau Sievers, dass es Spaß macht, Mülleimer zu leeren, die Kanalisation zu räumen oder in der Pflege die Fäkalien wegzuräumen (es gibt noch viele andere Beispiele)? Ich sehe den qualitativen Unterschied dieser Tätigkeiten zu Sexarbeit nicht wirklich und verstehe nicht, warum Sexarbeit im 21. Jahrhundert immer noch stigmatisiert werden sollte, wenn sie von Frauen freiwilllig als Einkommensquelle gewählt wird.
Liebe Frau Sievers, ich lese seit längerer Zeit ihre geistreichen Beiträge und bei fast allen Gedanken von ihnen kann ich nur nickend und lächelnd zustimmen. Ihr heutiger Artikel allerdings unterscheidet sich diametral von meinen 15 Jahren Berufserfahrung als Sexarbeiterin in Berlin. Ich kann ihnen versichern, dass für mich das einzige Ärgernis in diesem Job die neidischen, mobbenden Kolleginnen waren, die mich bestahlen, bei Gästen über mich hetzten oder sogar meine Kondome mit Nadeln perforierten. Es ist meiner Meinung nach für niemanden hilfreich natürliche menschliche Bedürfnisse und das älteste Gewerbe der Welt zum Bösen unter der Sonne zu erklären.
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