Hallo zusammen, das Thema bedingungsloses Grundeinkommen ist komplexer, als man glaubt. Aktuell ist es selbstverstaendlich, das ein kausaler Zusammenhang zwischen Erwerb und Einkommen besteht. Fuer den Teil ohne Erwerb gibt es Almosen, welche mit riesigem buerokratischen Aufwand und unter Schikanen verteilt werrden. Möchte man eine Formel ueberpruefen, setzt man sehr grosse und sehr kleine Werte ein und schaut, was passiert. Welche Ergebnisse ergeben sich bei extremen Eingangsparametern ? Aktuell erfolgt ein sehr schneller Abbau von Arbeitsplaetzen bei gleichzeitiger Konzentration von Kapital und Produktionsmitteln. Machen wir einmal das Gedankenspiel Arbeitsplaetzte -> 0 und Eigentuemer -> 1. Was wuerde dann passieren ? Es gaebe eine Person auf dieser Erde, die Milliarden von Konsumguetern prodiziert, die aber keine Kunden mehr finden, da Einkommen an Erweb gekoppelt ist. Das funktioniert nicht. Zur Loesung dieses Problems koennte man nun jede Menge sinnloser Arbeitsplaetze schaffen, Irgendwaspruefer, fuer Irgendwasbeauftragte, Irgendwasverwalter, Klimadozenten, Genderfachkraefte etc. Die waeren zwar auch von Transferleistungen abhaengig, haetten aber das Gefuehl, eine wichtige Aufgabe zu erfuellen. Die Produktivleistung der Bevoelkerung wuerde also darin besteh, sich gegenseitig zu schikanieren. Das bedingungslose Grundeinkommen waere eine weitere Option. Jeder bekaeme einen Grundbetrag, wer mehr moechte, muss sich was einfallen lassen. Ich bin ueberzeugt davon, das sehr viele Menschen dann nicht apathisch vor dem Fernseher sitzen, sondern irgendetwas sinnvolles tun werden. Die Frage bei diesen Modellen ist, wo das Geld herkommen soll. Aktuell wird primaer Arbeit besteuert. Man muesste also auf die Besteuerung von Produktion umstellen. Die jenigen, denen die Produktionsmittel gehoeren, muessten also einen Grossteil ihrer Einkuenfte abgeben, damit dieses Geld in Form von Transferleistungen auf die Einwohner verteilt wird, damit diese sich wiederum Gueter kaufen koennen. Man kann sich vorstellen, das die “Leistungstraeger” das natuerlich nicht akzeptieren werden. Mittelfristig ist das Verschwinden von Arbeit in den hochentwickelten Indistriestaaten das primaere Problem. Man wird irgendwann eingestehen muessen, das weniger als 10% der Einwohner genuegen, den Laden am Laufen zu halten. Mal so ein paar Stichworte: Automatisierung, KI, autonome Fahrzeuge, Onlinehandel, 3D Drucker. Alleine im Bereich der autonomen Fahrzeuge wird es eine riesen Katrastrophe geben, Taxifahrer, LKW-Fahrer, Boten, alles Jobs ohne Zukunft. Die Einfuehrung der technisch primitiven Elektrofahrzeuge wird ein Blutbad in der Automobilindustrie verursachen. Der Onlinehandel kann mit den Komponenten KI und autonome Fahrzeuge komplett automatisiert werden. Das wuerde den Tod des kompletten Einzelhandels bedeuten, Unmengen an Jobs gingen verloren. Die Jobs, die bleiben, werden immer anspruchsvoller und komplexer. Der erste Versuch (alle Produktionsmittel in einer Hand, alle anderen leben von Transferleistungen) ist grandios gescheitert. Er wurde bekannt unter dem Namen Paradies 1.0. Vermutlich gab es zu wenig sinnvolle Beschaeftigung. Der zweite Versuch MUSS mittelfristig angegangen werden. Die technische Entwicklung ist aktuell dabei, Fakten zu schaffen. Laesst man das einfach so laufen, kommt es zur sozialen Katastrophe. Von daher sollte ergebnisoffen und ohne Haeme diskutiert werden Gruss
Lassen wir mal alle unsinnigen, linken Gedanken einer Katja Kipping und Migrationsproblematik außen vor. Durch die aktuellen digitalen Entwicklung mit ihren immensen Ausmaßen auf unsere Arbeitswelt kommen wir um Überlegungen wie dem Grundeinkommen gar nicht herum. In den nächsten Jahrzehnten wird es weder Müllmänner, Fließbandarbeiter, Postzusteller, Bankangestellte, Verkäuferinnen an Kassen, Bauarbeiter, Steuerberater, selbst Ärzte in Bereichen, um mal einen kleinen Ausschnitt zu präsentieren, nicht mehr geben. Vielen Menschen ist noch gar nicht bewußt wie rasant u. extrem die technischen Entwicklungen hier voran schreiten. In allen Bereichen werden Computer, Roboter, 3D-Drucker u.v.m Einzug halten. Man könnte z. B. die maschinelle Arbeit in irgend einer Form besteuern. Aber es würde hier zu weit führen das Ganze zu vertiefen. Wenn wir uns aber nicht heute schon Gedanken hierzu machen um Lösungen für die Zukunft zu entwickeln, wird irgendwann das soziale Chaos ausbrechen.
Im Vergleich zu den Vorschlägen der Linken zum bedingungslosen Grundeinkommen war der real existierende Kommunismus ja regelrecht realitätsnah. Ein bedingungsloses Grundeinkommen sorgt wohl eher dafür, dass fähige, gut ausgebildete Menschen das Land verlassen und nicht Ausgebildete und Arbeitsunlustige angezogen werden. Ohne Zwang sind solche lebensfremden Systeme wohl kaum durchführbar. Und dann wären wir wieder an der Stelle, an der wir schon waren und die wir doch eigentlich nicht mehr wollten, oder?
Wenn das “ein Grundeinkommen von durchschnittlich 200 Euro pro Monat [ ...], [...] universelle, bedingungslose Basis [...] , [...] differenziert auszugestalten: Je nach Lebenshaltungskosten [...], für jüngere Menschen niedriger und für Ältere höher ....” tatsächlich so wörtlich in ihrer (Katja Kippings) Anfrage steht, hat Sie das “Bedingungslos” im Begriff “bedingungsloses Grundeinkommen” schon nicht verstanden! Wenn es je nach Lebenshaltungskosten, nach Alter, etc. “differenziert” werden soll, ist es nicht mehr bedingungslos! Dann ist es NIX! Bedingungslos wäre es nur wenn ALLE jeden Monat (nun, man könnte es natürlich auch jährlich auszahlen, bloß dann hätten viele am Ende des Geldes wahrscheinlich noch viel Jahr übrig) die gleiche Summe bekämen, gleichgültig wo er wohnt, wie alt, etc.! Eine Frage hat man - aber vielleicht habe ich es nur nicht gesehen/gelesen - mir noch nicht beantworten können: Muß der der nur GE (nein, nicht Göring-Eckart) bezieht, für Kranken-, Alters- oder Arbeitslosenversicherung zahlen, oder ist das “mit drin”?
Danke für die Mühen der Gegenargumentation ! Man könnte allerdings auch fragen, was Sie von Ewiggestrigen, heißen sie nun Kipping oder all denen, die rot sind, wie die Claudia, eigentlich anderes erwarten als verponnene, ideologiegetränkte Vorschläge. Ich befürchte also, dass es mit dem “blassrosanen Einhorn” nix wird.
Daß der ökonomische Sachverstand der Linken sich auf dem Niveau ihres frühkindlichen Weltbildes bewegt wußte ich immer. Aber die hier zitierte Wunschliste der roten Katja hat selbst mir die Sprache verschlagen. So what. Weit schlimmer als die (erwartbaren) Phantasien roter Klassenkämpfer finde ich, daß auch Leute, die es besser wissen müßten, dem „bedingungslosen Grundeinkommen“ das Wort reden. So z.B. Prof. Thomas Straubhaar, Chef des Wirtschaftsforschungsinstituts HWWI. Er interpretiert ein solches Einkommen als Variante der u.a. von Ökonomen der Chicagoer Schule schon in den 70 ern ins Spiel gebrachten „negativen Einkommenssteuer“. Mit dem Argument, es bündele die bestehenden Ersatzeinkommen und vereinfache die bisherige Sozialgesetzgebung. Straubhaar übersieht: Der entscheidende Unterschied zwischen der bereits existierenden Grundsicherung Hartz lV und dem „bedingungslosen Grundeinkommen“ ist nicht, daß letzteres weniger bürokratisch wäre, sondern daß es eben ohne Vorbedingung, sich um einen Job zu bemühen, gezahlt würde. Auch wenn man z.B. jung, gesund und arbeitsfähig ist. Entsprechend sähen die Empfänger eines solchen Geschenkes zu Lasten all jener, die Arbeit n i c h t scheuen, dann auch aus.
Über diesen Artikel könnte ich mich kaputt lachen oder gleich aus dem Beitrag von Herrn Sarrazin daneben zitieren: “...ehe im Nichtstun Demotivierung und Radikalisierung einsetzen.” Als langjähriger Arbeitsscheuer, der regelmässig ins Hemd getreten werden musste, um überhaupt einer lohnwürdigen Tätigkeit nachzugehen (weil ich halt immer größere Pläne und staatstragend Wichtiges vor hatte), kann ich definitiv bestätigen, dass man hier in unserem schönen Sozialstaat mit 650E monatlich voll alimentiert ein Leben hat wie ein Hund. Ich kenne auch nur Leute, die freiwillig und umsonst gar nichts leisten würden außer sich selbst einen Gefallen. Die fixe Idee mit dem Grundeinkommen ist aber nicht auf dem Mist der Linken gewachsen, darüber kann man sich in der Forumsdikussion zur damaligen Bundestagspetition gut informieren. Ich möchte soweit gehen, zu behaupten, im Kippingschen Sozialismus wäre gerade dafür kein Platz - im DDR-Sozialismus gab es ja nicht einmal sowas wie Sozialhilfe. Volkswirtschaftlich ließe sich ein Grundeinkommen von einigen hundert Euro mit Sicherheit organisieren und finanzieren, aber nur im geschlossenen System, also im einfachsten Falle national. Um so effizienter, je hermetischer das System nach außen abgeriegelt ist. Das Hauptproblem dabei: Alle Kreisläufe und Regulationsmechanismen, Rückkopplungen, Inflation, Mieten, Preise usw. werden sich etwas nachstellen und Abstände zwischen Einkommen werden sich nachjustieren. Bis sich alle Wirkungen und Effekte wieder marktwirtschaftlich ausgeglichen haben. Ich finde aber, Faulpelze der einfachen Art, aber besonders auch Intellektuelle, die sich in Windschatten und toten Winkeln des Staates mit Vorgaukelung von Aktivität und allerlei Hokus-Pokus auf Staatkosten einen Lenz machen, gibt es genug. Das muss man nicht organisieren.
Das BGE (im übrigen keine Erfindung von Katja Kipling) wird in sehr vielen Modellen vorgeschlagen. Es geht davon aus, dass der (mitteleuropäisch sozialisierte) Mensch mehrheitlich auch dann erwerbstätig sein will, wenn man ihm nicht mit H4 Demütigungen droht. Dem Postboten müssten dann eben bessere Arbeitsbedingungen angeboten werden, sonst hat er die Freiheit, auf etwas anderes umzusatteln, was ihm mehr Spass macht. Würde das funktionieren, könnte man sich die teure Besozialwirtschaftung jeder nicht Erwerbstätigen oder Bedürftigen sparen. Dass so ein Modell nicht für Einwanderer gelten kann, ist klar.
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