Bundesverkehrsminister Scheuer und Staatsministerin Bär stellen mit dem „Demonstrator“ die „Vorstufe für einen Prototyp des Lufttaxis“ in einer an Peinlichkeit nicht zu übertreffenden Show vor. Es beginnt mit einem Defilee der Honoratioren: Der örtliche Sparkassendirektor ist gekommen, um die Minister-Hände zu schütteln, der Bürgermeister des benachbarten Manching und die ansässigen Landtags- und Bundestagsabgeordneten drängeln sich auf der Bühne wie einst das ZK der SED vorm Roten Rathaus. Oberbürgermeister Christian Lösel trägt die goldene Amtskette.
Es wird von 10 runtergezählt und dann kommt der große Moment: Verkehrsminister und Staatsministerin für Digitalisierung drücken auf den roten Knopf und es passiert: Nichts. Der Demonstrator fliegt nicht los. Nur Rauch verbreitet sich um ihn herum. Aber keine Angst, er brennt nicht. Denn der Theater-Nebelwerfer gehört heute zum unverzichtbaren Handwerkszeug eines jeden Politikers und Wirtschaftslenkers.
„Der Plan ist natürlich, für die allgemeine Bevölkerung einen schnellen unkomplizierten Lufttransport anbieten zu können“ sagt Vorstand Dr. Wolfgang Schoder von Airbus. Die Politik und Airbus müssen sich da mal absprechen, weil so ein Ding laut Grünen vom allgemeinen Bürger künftig ja nur dreimal im Jahr benutzt werden darf. Und hat Airbus nicht gerade 600 Millionen Euro des Steuerzahlers versenkt?
Von sich selbst hochbegeistert und unverdrossen von den Widrigkeiten der Realität tragen sich die Nebelmaschinen-Politiker ins goldene Buch von Ingolstadt ein. Und die frisch von der Zukunftsmesse aus Austin, Texas, eingeflogene Staatsministerin für Digitalisierung qualifiziert grinsende Skeptiker als „Bedenkenträgerinnen und Bedenkenträger“ ab: „Ingolstadt ist das neue Austin“.
Endlich löst die Politik die brennenden Probleme
Bär ist neben ihrem Hauptjob als Digitalisierungsministerin auch noch „Flugtaxiministerin“ im Nebenberuf. Es ist weit gekommen in Deutschland, wenn sogar Welt Online hinter vorgehaltener Hand kichert: „Bär beschwört den „Spirit“ von Ingolstadt, wo der OB schon mal vor dem „Innovation Counsel“ seine Ideen „gepitched“ habe. „Wir sind besser als wir oft glauben, dass wir sind“, sagt sie. Bär ist an diesem Tag eine Art Vertreterin, die die Zukunft verkaufen will: „Alle sollten die Tage zählen und sich fragen: Wann kann ich endlich damit fliegen?“, fordert sie“.
Ich persönlich glaube unbesehen, dass die Anwesenden fest daran glauben, besser zu sein, als sie sind. Der Verkehrsminister sieht noch in dieser Legislaturperiode den gesetzlichen Rahmen für Lufttaxis kommen: „Wir diskutieren jetzt schon über die Einflugschneisen am Münchner Flughafen“. So sollen Taxistaus am Himmel ausgeschlossen werden. Endlich löst die Politik die brennenden Probleme von Deutschland. Ob wohl beim Vorgespräch geistige Getränke vom Ingolstädter Holzfassl gereicht wurden? Der von einer Klingonen-Moderatorin mit groteskem Brimborium vorgestellte "Demonstrator" ist ein Lufttaxi, dass nicht fliegen kann.
Macht nichts, dann könnte das Ding ja auf dem BER betrieben werden, ohne fliegen können zu müssen und direkt neben der neuen deutschen Zeitmaschine mit Mondlicht aufgeladen werden. Ich sehe es schon vor meinem geistigen Auge: Im dichten Theaternebel erfolgt das Pseudoabheben des Demonstrators auf dem Pseudoflughafen BER in Anwesenheit der Pseudopolitiker Scheuer und Bär. Das ganze nennt man dann Theaternebelpolitik – ist ein gutbezahlter Job.
Vier Fluggäste von je 85 Kilo soll der Demonstrator mit einer Reichweite von 50 Kilometer befördern, von einer 650 Kilo schweren Batterie gepowert. Da freut sich doch der Ingenieur – die Batterie wiegt das Doppelte wie die Passagiere. Dann kann der Demonstrator starten, direkt vom klimaneutralen Europa-Flugzeugträger namens „Annegrete die Erste“ mit 5.000 Galeeren-Rechten an den Riemen.
Peinlich war gestern. Merken unsere Visionäre denn überhaupt noch etwas? Ab, zum Arzt.