Sollte Rot, Grün, Gelb sich nun bald irgendwie einigen und bald zum Regieren anfangen (lieber nicht), befürchte ich (Gott sei Dank), dass dieses Dreigestirn nicht lange regieren wird. Kann dann wirklich sein das wir nach spätestens 2 Jahren Neuwahlen bekommen. Da passt nämlich hinten und vorne nichts zusammen. Dieses ungeschickte Wahlergebnis (wenn man es so nennen will) ist eigentlich nur das Ergebnis der langen Merkel Amtszeit. Es wusste keiner mehr was er überhaupt wählen soll. Vielleicht fällt es ja dem einen oder anderen bald mal wieder ein, mit wem man besser fährt, sobald die Fahrer mal ausgetauscht wurden. Wer ein Lastenfahrrad bestellt kann halt nicht erwarten mit einem Benz abgeholt zu werden.
Tja, es wird spannend mit diesem “Gespann”. Hüben die SPD mit ihren Rezepten aus der ideologischen Mottenkiste, drüben die grünen Weltverbesserer mit Ahnung von gar nichts und Meinung zu allem, und dazwischen irgendwo die FDP, traditionell auch der Ökonomie verpflichtet. Mal schauen, wie lange sich das so halten kann und wird. Schon das Geschacher um die Ministerpöstchen dürfte eine gewaltige Zerreissprobe darstellen, von der Wirkung ideologischer Scheuklappen auf eine möglichst gemeinsam abgestimmte Vorgehensweise und das politische Tagesgeschäft ganz abgesehen. Nicht ohne Risiko für die FDP, aus dem drohenden Politchaos als Verlierer herauszugehen und die “Windfall”-Stimmgewinne der jüngsten Bundestagswahl umgehend wieder zu verlieren. Den Wähler wird die “Ampel” in jedem Fall enttäuschen, ob zuletzt pro SPD, Grüne oder FDP eingestellt. Was nicht bedeuten soll, dass es CDU/CSU besser machen würden, weiss Gott nicht - dafür wäre Zeit genug gewesen, zuletzt qualvolle 16 Jahre lang. Mein Fazit: gewählt wurde erneut etwas, was den längst anstehenden, grundlegenden politischen Kurswechsel in Deutschland keinesfalls wird bewältigen können. Wenn wichtige Themen (innere Sicherheit, unkontrollierte Zuwanderung, Euro- und EU-Krise, Infrastrukturschäden, Bildungsdefizite, Personalmangel in Gesundheit und Pflege, Energiepolitik, Bündnisfragen, usw. usw. usw.) im Wahlkampf bewusst ausgespart werden, und zwar sowohl von CDU/CSU als auch von SPD, Grünen und FDP, dann wird niemand ernsthaft daran glauben können, dass eben jene Themen nun konkret angegangen und gelöst werden sollen. Ein “Weiter so” in Kombination mit “Schlimmer noch”, dies steht zu erwarten, in jeder denkbaren Farbkombi Schwarz, Rot, Grün oder Gelb.
Die FDP ist als kleinster Koalitionspartner in einer Zwangsjacke, in der wohl niemand gern stecken würde. Christian Lindner ist in der großen Gefahr, alles aufzugeben, was sie einmal ausgemacht hat und damit ihre Wähler zu verlieren und auf der anderen Seite muss er seine Mitstreiter bedienen, die endlich an den Trog wollen. Ihn selbst lockt das Finanzministerium, das bei ihm mit Sicherheit besser aufgehoben wäre als bei einem Robert Habeck, der die Auffassung vertritt, mit einer Erhöhung der Grundsteuer würden sich die Eigentümer bereichern!? Bei den Coronamaßnahmen enttäuscht die angeblich immer für Freiheit eintretende FDP allerdings auf das Äußerste. Der Liberalismus scheint verloren, holen wir ihn zurück!!
Die wichtigste Frage bleibt aber unbeantwortet: Steht die FDP noch für Liberalismus? Oder nur für Opportunismus?
Das alles stimmt leider, hat aber einen größeren Kontext. Nicht umsonst hat der Kohl-Biograph Hans-Peter Schwarz die EU als einen „großen Kindergarten“ bezeichnet. Alles, was wir derzeit erleben, die monokausale „Klimapolitik“, die hemmungslose „Geldpolitik“, die blindwütige „Coronapolitik“ und die grenzenlose „Flüchtlingspolitik“, ist Ausdruck einer infantilen Mentalität, die mit purem Trotz reagiert, sobald sie auf Grenzen stößt - Grenzen der Realität, genannt die normative Kraft des Faktischen, die hier aber nicht mehr normativ wirkt, sondern destruktiv.
Ich frage mich wirklich, wenn man mit einem Morphing-Tool genau die Mitte zwischen Habeck und Baerbock einstellen würde, ob dann Lindner herauskommt. Aber ich höre ja schon das grüne Gras wachsen.
Der Witz war gut: Die FDP soll das Monster zügeln, sprich Grüne/SPD. Ich lache mich schlapp. Gerade die FDP. Die FDP hat gerade folgendes sinngemäß gesagt. Es ging um 2G und was auch immer. Sie sagte, dass man aufpassen müsse, dass es keine gespaltene Gesellschaft gäbe und dass die Ungeimpften nicht die Intensivbetten belegen würden und ein Krebskranker keines mehr bekommen würde. FDP!!! Ich übersetze das mal in leichte Sprache: Soll heißen: Ungeimpfte spalten die Gesellschaft und sind am Tod von Krebskranken schuld. Und so etwas soll irgendetwas von Merkel Angeleiertes zügeln? Die FDP macht munter mit! Wenn die FDP etwas ist, dann Steigbügelhalter und Mittäter.
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