Manche Beschlüsse von Parteitagen oder Bundeskongressen gehen in der aktuellen Berichterstattung zunächst etwas unter, obwohl sie skandalös sind, und sorgen erst nach und nach für Unmut. So ist es jetzt mit einem Beschluss des Juso-Bundeskongresses von dem welt.de berichtet. Während die Medien zunächst vor allem den Abschied von Kevin Kühnert vom Amte des Vorsitzenden und die Wahl seiner Nachfolgerin im Blick hatten, beschloss der virtuelle Bundeskongress auf Antrag der bayerischen Jusos, die extremistische palästinensische Fatah-Jugend zur „Schwesterorganisation“ zu erklären. Allein der Umstand, dass die Fatah-Jugend das Existenzrecht Israels ablehnt, hätte normalerweise dazu führen müssen, diesen Antrag abzulehnen bzw. gar nicht zu stellen. Nun wurde er am Wochenende gestellt und bekam sogar eine Mehrheit. Das ist immerhin ein ehrlicheres Statement als geheuchelte Solidarität mit Israel.
Schließlich ruft die Fatah-Jugend die Welt zum Boykott des jüdischen Staates auf. Aber auch andere Formen des antiisraelischen Kampfes stehen auf der Agenda der neuen Juso-Schwestern. Während einer Demonstration der Fatah-Jugend im Westjordanland im Jahr 2018 hätten Mitglieder beispielsweise Sprengstoffgürtel-Attrappen getragen und zur Bekämpfung Israels aufgerufen.
Alexander Kudascheff, ehemaliger Chefredakteur der Deutschen Welle, habe auf Twitter kommentiert: „Unfassbar. Die ‚junge‘ Fatah als Berater der Jusos im Nahen Osten.“ Via Twitter hätten auch einige SPD-Mitglieder die Entscheidung der Nachwuchsgruppe scharf kritisiert. Stephan Schorn, 1. Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Eppelborn, habe geschrieben: „Ich bedauere zutiefst, dass ich mich als Sozialdemokrat auf diesem Planeten maximal 20.000 km von euch distanzieren kann.“
Namhafte SPD-Mitglieder hatten für die Kritik an den Jusos offenbar zunächst keine Zeit. Möglicherweise waren einige von ihnen zu beschäftigt damit, sich am AfD-Parteitag abzuarbeiten. Wie exklusiv dieser Vorstoß in extremistische Lager bei der Schwesternsuche ist, zeigt auch der Umstand, dass ausgerechnet Solid, der sehr weit links stehende Jugendverband der Linkspartei, via Twitter erklärt: „Wir solidarisieren uns übrigens nicht mit der Fatah-Jugend“. Wie wird nun eine SPD, die Thilo Sarrazin wegen seiner Islam-Kritik aus der Partei ausschloss, darauf reagieren, dass ihre Jugendorganisation die Schwesternschaft zu Israel-Hassern beschlossen hat?