Sehr geehrter Herr Grimm, Ihr Titel liess mich aufschrecken und veranlsst mich (Bj1958) aus meiner Schule zu erzählen: Wir haben natürlich auch Geschichte gelehrt bekommen. Auch über Juden. Gelernt hatte ich, dass Juden aus dem Orient kamen und in Gettos/Judenviertel lebten. Dass Juden in Wirlichkeit seit dem römischen Reich in Europa lebten, eingebürgert waren und damit in Wirklichkeit unsere eigenen Landsleute, habe ich erst erfahren, als ich mich vor 15 Jahren privat mit deutscher Geschichte beschäftigte und auch von der Aufklärung und der Haskala erfuhr. Kurzum: auch in der mittl.Reife der 70er wurde noch vermittelt, dass Juden Fremde und keine eigenen Landsleute waren. Ihr Titel müsste also heissen: Sind Juden jetzt heute wieder Fremde? Ihre abschliessende Anmerkung über Fremdenhass spricht hierbei Bände….gut geschrieben! Wohlgemerkt 2017…72 Jahre nach dem Holocaust.
Bei den Eliten herrscht eine beklemmende Mischung aus geschichtlicher/kultureller Unkenntnis, was das Judentum und Israel angeht, und einer Feigheit, die ihresgleichen sucht. Zeichen für Antisemitismus gibt und gab es schon immer. Dass erst Fahnen brennen müssen, damit sich Frau Merkel gemüßigt sieht, erst ihren (pardon) „Innenminister“ vorzuschicken, um sich dann selbst mit einer lauwarmen (beschämenden) Aussage an die Öffentlichkeit zu trauen, spricht Bände. Schade nur, dass die alltäglichen körperlichen wie verbalen Angriffe, denen sich Juden hierzulande wieder vermehrt aussetzen müssen, nicht so öffentlichkeitswirksam ins Bild gesetzt werden können, wie eine brennende Fahne. Die ist letztlich nur in Zeichen dafür, dass Antisemitismus wieder zum ganz normalen Alltagsbild in Deutschland gehört, ohne dass sich die Mitverantwortlichen darum groß scheren.
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