Die gelungene Notwasserung im Hudson River, eine Meisterleistung des Piloten Chesley Sullenberger, sowie die erfolgreiche Evakuierung der Passagiere aus dem Flugzeug durch die Crew, und die Bergung der Betroffenen mit Hilfe der Boote der Küstenwache und der Fährschiffe, signalisieren uns überdeutlich die Rückkehr der von der Erlebnisgesellschaft voreilig verabschiedeten Realität.
Hier konnte durch Leistung, Ethos und Erfahrung eine Katastrophe vermieden werden. Wie das möglich war? Sullenberger, der Pilot, ist 57 Jahre alt, er hat 40 Jahre Flugerfahrung, nicht zuletzt als Kampfpilot. Die drei Flugbegleiter sind „Veteranen“ der Fluggesellschaft US-Airways.
Fazit: Erfahrung zählt! Das sei en passant auch unseren Unternehmen gesagt, deren Anstellungspolitik immer häufiger im Zeichen des Jugendkults und der Selbstdarstellung steht, und damit unsere Gesellschaft arm an Wissen und Kunstfertigkeit gemacht hat.
So konnte der Dilettantismus in allen Bereichen Fuß fassen. Seine erfolgreichste Zeitgeistmaske ist der Egotrip. Man organisiert seine Prominenz eigenhändig durch Omnipräsenz. Als höchste Herausforderung gilt das Dschungelcamp.
Wenn einer Fernbedienung und Chipstüte zu den Koordinaten seines Lebenswandels erklärt, sollte er auch mit den Folgen dieser Entscheidung rechnen. Dirk Bach als das erkennen, was er ist, nämlich ein frühes Symptom der Depression.
Das Hinterhältige an der Erlebnisgesellschaft ist, das sie vorgibt, die Realität zu überwinden, als könnte man das Denken durch Würfeln abkürzen, den Bausparvertrag durch den Lottogewinn ersetzen.
Die Erlebnisgesellschaft erklärt in dreister Manier die Ausnahme zur Regel, und die Regel zur Ausnahme. Selbst die Billigmarken der Textilindustrie sprechen in der Werbung für ihre Massenkollektionen den Individualismus ihrer Kundschaft an. Das Prädikat ist zum Aufkleber verkommen.
Eine solche Gesellschaft lebt im Wechselbad von Lethargie und Hysterie. Da sie jedes Problem als Entzug oder zumindest Entzugsgefahr wahrnimmt, ist sie unfähig die real existierenden Herausforderungen zu meistern.
Zeit, Dirk Bach abzuwählen und sich Chesley Sullenberger zuzuwenden.