An dem neuen Bundespräsidenten Joachim Gauck wird in der Regel sein dem Diplomatenjargon konträres Pathos gelobt. So, wenn er in Israel dem dortigen Staatsoberhaupt und Doyen der Politik, Schimon Peres, zuruft: „Wir danken Gott, dass es Sie gibt.“ Früher nannte man das zwar ein hohles Pathos, im Zeitalter der Piraten aller Art und jeden Schlags ist es aber wohl zum Atout avanciert.
An Außenministern fehlt es uns im Augenblick wahrlich nicht. Da wäre der Nominelle, Westerwelle, dessen Reisetätigkeit von den Medien kaum noch registriert wird, tritt er doch als Überbringer von Grußbotschaften auf, die ebenso gut von Fleurop oder einem anderen einschlägigen Unternehmen erledigt werden könnten. Vor allem aber ist es die Kanzlerin, die mittlerweile die gesamte Agenda zur Chefsache erklärt hat.
Bis hierher sind es politische Claims. Zum Dritten im Bunde wurde spätestens seit der aktuellen Israelreise der neue Bundespräsident Gauck. Ihm fällt die Aufgabe zu, Deutschland zu repräsentieren, nicht bloß dessen politische Klasse. Er ist gewissermaßen der Beauftragte der Nation für die Pflege des Selbstbewusstseins oder, traditionell gesagt, der Seelsorger.
Natürlich lässt sich eine Menge gegen die Verhältnisse in der zionistischen Staatsgründung vorbringen. Vor allem gegen die Siedlungspolitik und deren rowdyhaften Verteidiger, den israelischen Außenminister Lieberman. Ihm zugeschriebene Zitate zirkulieren in wahren Hitlisten im Internet.
Das Beste von Lieberman ist aber nicht gleich Israel. Und man sollte sich auch nicht von den Themen der Israelkritiker einschüchtern lassen, sondern vielmehr ihren Vorschlägen für die Lösung des von ihnen angemahnten Problems nachgehen.
Auch dem kritischen Gauck fällt nicht viel zur Sache ein. Er spricht im Einklang mit seinem Gastgeber Peres von einem dauerhaften Frieden und von der Einrichtung zweier Staaten, die kooperieren. Wie das gehen soll, sagt er nicht. Zwischen Israel und den Palästinensergebieten sind Epochen.
Israel ist, trotz rasanter Einwanderung, ein funktionstüchtiger moderner Staat und eine Gesellschaft, in der es zumindest Module westlicher Prägung - wie Tel Aviv - gibt, ein säkularer Staat, dem allerdings bald religiöser Fundamentalismus auch Grenzen setzen könnte.
Die Palästinensergebiete hingegen, Gaza und das Westjordanland, sind verwahrloste Territorien, in denen Warlords der Fatah und der Hamas Waffenfetischismus und Vetternwirtschaft perpetuieren.
Auch wenn Israel seine unpopulären Vorhaben aufgeben sollte, wird sich an der Situation der Palästinenser kaum etwas ändern. Die palästinensische Frage ist nicht allein das Ergebnis der israelischen Staatsgründung. Sie ist, vor allem anderen, Teil der arabischen Gesamtverirrung in den letzten Jahrzehnten.
Führt man sich die Realität vor Augen, ist die Zwei-Staaten-These ein Treppenwitz der Geschichte. Wenn die beiden Palästinensergebiete eine Chance haben sollen, müssten sie sich an die Nachbarstaaten Ägypten und Jordanien anschließen. Das sollte auch der Pfarrer bedenken, bevor er die Predigt beginnt.