Ulli Kulke / 23.08.2023 / 06:00 / Foto: Montage Achgut.com / 43 / Seite ausdrucken

Die Zwei im irren Germanistan

Henryk M. Broder und Reinhard Mohr liefern in ihrem neuen Buch „Durchs irre Germanistan. Notizen aus der Ampel-Republik“ eine Momentaufnahme des Öffentlichen Raums zur Halbzeit der Ampelregierung. Sie spielen eine Art Lümmel von der letzten Bank, die mit bissigem Humor und kleinen Gemeinheiten die Einlassungen von den Volkserziehern am Pult vorne kommentieren.

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Die meisten von uns lesen Zeitung, schauen Fernsehen, hören Radio. Je nach Charaktertypus oder auch Gemütsverfassung nehmen wir den alltäglichen Wahnsinn aus Politik und Gesellschaft, der uns da oft genug entgegenspringt, entweder mit Zorn, Sarkasmus, Achselzucken auf – oder eben auch mit Humor. Wohl dem, der den Unterhaltungswert zu genießen vermag von Meldungen wie dieser, die gerade erst, Mitte August, zirkulierte: „WDR stellt Warntafeln vor ‚Otto-Show‘-Wiederholungen. Manche Passagen könnten heute als diskriminierend betrachtet werden.“ Oder: „Baerbock bezeichnet Stromnetz als Energiespeicher: Das sei alles ausgerechnet.“ Oder: „Klimakleber im Ferienflieger nach Thailand.“

Manch Beneidenswerter kann ja sogar bei der Nachricht genüsslich lachen, dass der Ex-Vizekanzler Steinmeier der Ex-Kanzlerin Merkel den höchsten Orden des Landes verleiht – wegen guter gemeinsamer Regierung. Oder, dass selbsternannte Seenotretter ihren wahren Betriebszweck den Medien offenherzig mitteilen: Deutschland endlich ein Ende zu bereiten, indem sie immer mehr Flüchtlinge ins Land holen, um Schluss zu machen mit Rassismus und Abschottung („Schluss mit Weißbrot“). Obwohl all das ja eigentlich Anlass zum Heulen oder zur Zornesröte böte, da braucht es fast schon Galgenhumor.

Wir können uns heutzutage kaum noch retten vor solchen und ähnlichen Nachrichten. Sie bestimmen unsere geselligen Runden, die Unterhaltungen beim Frühstückstisch, die Telefongespräche, die Sozialen Medien. Sie mögen Randglossen sein zwischen den Themen Ukrainekrieg, Wirtschaftskrise, Klimahysterie und zunehmendem Staatsversagen, aber sie spiegeln die Stimmung im Land wider, so lächerlich sie im einzelnen daherkommen. Doch sie sind auch Ausdruck jener grünen Deutungshoheit im Land, die seit Beginn der Merkel-Ära das Land erobert hat. Paradox zunächst, weil die Grünen zu der Zeit gar nicht mehr an der Regierung beteiligt waren. Weniger paradox, wenn man berücksichtigt, dass die Kanzlerparteien CDU/CSU bereitwillig das grüne Erbe angetreten haben, weil sie sich tragen und schieben ließen von gleichgesinnten Redaktionen in Presse, Funk und Fernsehen.

Momentaufnahme zur Halbzeit der Ampel-Koalition

Wir möchten sie uns, nicht zuletzt wegen dieses Unterhaltungswertes, alle merken, jene grotesken Meldungen. Doch es sind zu viele, und man verlöre da schon den Überblick – wenn er jetzt nicht erschienen wäre, der Reiseführer durch diesen täglichen Wahnsinn: „Durchs irre Germanistan. Notizen aus der Ampel-Republik“ (ab morgen im Achgut-Shop bestellbar). Geschrieben von zwei erfahrenen Experten für dieses ganz spezielle Land: Henryk Broder und Reinhard Mohr, nicht nur kundig in diesem Topos, sondern Garanten vor allem auch für nachhaltige Kurzweil. 60 Essay-Miniaturen auf 224 Seiten, die dem Leser entlang allfälliger Peinlichkeiten am Wegesrand jenes Germanistan anschaulich näherbringen, in Farbe. Eine Art Nachschlagewerk zum Thema „Politische Korrektheit“ und all ihren Blüten.

Insoweit ist es auch eine Momentaufnahme des Öffentlichen Raums zur Halbzeit der Ampelregierung. Knapp zwei Jahre nach dem Ende der Ära Merkel „zeigt sich das wahre Erbe der Ex-Kanzlerin, die derzeit jede Menge Staatspreise, Bundesverdienstkreuze und sonstige Ehrungen einstreicht. Die Probleme treten geradezu clusterartig auf. Die Realität schlägt mit Macht zurück, ob bei der verteidigungsunfähigen Bundeswehr oder der verfehlten Energiepolitik, ob in Sachen Flüchtlingskrise, Migration und Integration, Digitalisierung, Bildung und Wohnungsbau“.

Die Cluster werden nicht kleiner, sie breiten sich aus, bis sie sich überschneiden. Hinzu kommen mittlerweile eine sich anbahnende Wirtschaftskrise, die Spaltung der Gesellschaft – und das Anwachsen einer rechten Partei in manchen Bundesländern zur Nummer eins, mit der man nicht sprechen, schon gar nicht zusammenarbeiten, die man nur in die Tonne treten darf.

„Irrsinn von Staats wegen“

All das liegt am Grundsätzlichen, oder, einfacher formuliert: „In einem Land, in dem Minderleister wie Claudia Roth, Frank-Walter Steinmeier und Manuela Schwesig politische Karrieren machen konnten, Richard David Precht als Philosoph gilt und Robert Habeck den Ludwig-Börne-Preis bekommt, in einem solchen Land ist etwas schiefgelaufen, irreversibel.“ Broder und Mohr haben ja Recht: der „Irrsinn von Staats wegen“ sei nur noch „mit Humor zu nehmen“. Doch „Humor gehört auch zur Mangelware in der Ampel-Republik, denn Ironie und Sarkasmus passen nicht zur woken, politisch korrekten, achtsamen, diversen und nachhaltigen Gesellschaft, die niemanden zurücklassen will und eben deshalb nicht vorwärtskommt. Man kennt das vom Schulwandertag. Zum Ausgleich soll Cannabis legalisiert werden, denn selbst im Land der ‚feministischen Reflexe‘ und verordneten Regenbogenfahnen geht es nicht ganz ohne gute Laune, auch wenn sie aus der Tüte kommt.“

Das mit der Schule passt bestens ins Bild. Letztlich hat sich Germanistan seit der Ära Merkel zumindest streckenweise in eine Besserungsanstalt verwandelt. Täglich werden neue Begriffe auf den Index gesetzt. Bezeichnungen bestimmter Ethnien zum Beispiel, die vor gar nicht so langer Zeit andere Bezeichnungen, die schon länger tabu waren, ersetzten. Jetzt sind auch sie tabu. Nicht mal zur Dokumentation dürfen sie mehr ausgesprochen werden, so dass spätere Generationen dereinst rätseln werden, was sich hinter jenem „N-Wort“ überhaupt für ein Wort verbarg.

Damit nicht genug: Die deutsche Sprache insgesamt sogar wird qua Amt und gegen jeden zuständigen fachlich-kompetenten Rat umgekrempelt. Wer sich an Schule und Universität nicht daran hält, wird in die Ecke gestellt, Nachsitzen, Punktabzug. Die biologischen Geschlechter werden als nicht mehr zeitgemäß aufgehoben, „Selbstbestimmungsgesetz“ der Ampel sticht Wissenschaft. Geht es so weiter, ist Familie, Vater, Mutter nur noch eine auslaufende Begrifflichkeit.

Kapitel in der Besserungsanstalt

Broder und Mohr spielen in dieser Besserungsanstalt jetzt eine Art Lümmel von der letzten Bank, die mit bissigem Humor und kleinen Gemeinheiten die Einlassungen von den Volkserziehern am Pult vorne kommentieren. Beide sind einschlägig vorbelastet. Broder durch seine provozierenden Blogs auf Achgut und Büchern wie „Wer, wenn nicht ich“ über „Deutsche, Deppen, Dichter und Denker auf dem Egotrip“. Mohr unter anderem mit seinem sarkastischen Essay in Buchform: „Deutschland zwischen Größenwahn und Selbstverleugnung. Warum es keine Mitte mehr gibt“, sowie seine Kommentare in der NZZ und Welt.

Die einzelnen Klein-Kapitel kommen daher, als würden sie die beiden Autoren von hinten mit der Zwille nach vorne zum Lehrerpult schießen, zack, zack, eines nach dem anderen, um sie in der Klasse zu verteilen, unter die Leute zu bringen. Auch wenn sie sich natürlich in Unschuld wiegen in ihrer Einleitung: „Wir wollen keine schlechte Stimmung verbreiten. Im Gegenteil. Wir beobachten, protokollieren und resümieren mit viel Liebe zum Detail das, was in diesem merkwürdigen Land vorgeht und viele Zeitgenossen ratlos bis wütend zurück lässt.“ Ratlos etwa, wenn zum Beispiel einer der Lehrer, Robert Habeck, vorne einmal alle seine eisernen Lebensgrundsätze über Bord wirft und en passant bemerkt: „Die Ukraine wird an der Atomkraft festhalten. Das ist völlig klar – und das ist auch in Ordnung, solange die Dinger sicher laufen. Sie sind ja gebaut.“ Was sich ja so anhöre, meinen die Autoren, als würden die „Brennstäbe dort aus Buchweizen und Kuhdung hergestellt“.

Welche Kapitel in der Besserungsanstalt vorn zuerst an die Tafel krachen und welche zuletzt, ist dabei nicht entscheidend. Man kann das Buch von vorn nach hinten oder von hinten nach vorn lesen, gerade das macht es so bekömmlich. Nach dem Abschnitt mit der Kritik am störenden Lärm mindermusikalischer Straßenmusikanten in den Restaurants der Bunten Republik folgt unmittelbar die Schönrechnerei der Inflation durch EZB-Präsidentin Lagarde. Systematiker könnten das bekritteln. Wer sich dagegen unterhalten lassen will, genießt es.

Risse in der politischen Korrektheit

Die Kritik der beiden Autoren richtet sich gegen Äußerungen, Maßnahmen oder eben auch Ignoranz von Politikern, Institutionen wie auch von den immer präsenteren Organisationen der öffentlich bezahlten, ja fast schon beamteten Zivilgesellschaft gleichermaßen und im Wechsel. Ich höre schon die Stimmen, die jetzt einwenden werden, dass es sich bei dem Beschriebenen vielfach nur um Einzelstimmen, versehentliche Äußerungen, unbedeutende Einlassungen handele. Selbst wenn es so wäre, so repräsentieren sie doch besser als alles andere den politisch korrekten, aber schrägen Basso Continuo, der durch die Flure unserer Anstalt öffentlich dröhnt und immer noch den Ton angibt.

Es hätte sich deshalb an der einen oder der anderen Stelle vielleicht gelohnt, den Reaktionen auf jene Erklärungen oder Vorgänge Einzelner in den klassischen Medien, vor allem auch den Öffentlich-rechtlichen nachzugehen. Erst das Hätscheln der „Letzten Generation“ durch die Medien und Politiker macht die Nötigungen und Erpressungen von Gesellschaft und Staat zum richtigen Skandal. Und erst das unterschwellige oder ganz offene Verständnis zum Beispiel, das die Heerscharen diverser Regierungsbeauftragter dem größten Schwachsinn erbieten, macht ihn so salonfähig, etwa bei dem Anspruch, Bücher von Schwarzen dürften nur noch von Schwarzen übersetzt oder lektoriert werden.

Das Buch kommt in einer Zeit auf den Markt, in dem die quasi selbstverständliche Akzeptanz politischer Korrektheit und der nahezu fehlende öffentliche Widerspruch deutliche Kratzer bekommen hat. All die Bewandtnisse, die Broder und Mohr benennen, sind zur Zeit mittelbar oder unmittelbar Antreiber, die die AfD in den Umfragen dieser Tage stark machen, weil vielfach nur ihr der ernsthafte Wille zugebilligt wird, gegen diese größten Auswüchse der politischen Korrektheit zu Felde zu ziehen. Die Erfahrung mit der Union während der 16 Merkeljahre, in denen sich dieser Unsinn weitgehend unbehelligt ausbreiten konnte, sowie das nach wie vor auf der mittleren bis höheren Funktionärsebene dominante Merkellager und dessen Querschüsse gegen eine Neuausrichtung der Partei unter Friedrich Merz – all das lässt sie für einen Großteil ihrer früheren Wähler noch nicht wieder zu einer Alternative werden.

Umfragen zu einzelnen Themen wie Migration, Innere Sicherheit, Energie, Gendersprache, Identitätspolitik und anderes mehr zeigen, welche Chancen, ja, welche Mehrheiten CDU/CSU hier ohne Not nach wie vor verschmähen. Das Buch von Broder und Mohr wiederum zeigt nicht zuletzt ihnen, in der Nähe welcher Lächerlichkeiten sie zu Recht verortet bleiben, wenn sie sich von solchen Erblasten aus jenen 16 Jahren nicht aufrichtig trennen und sich zu einer Trennung nicht auch öffentlich bekennen. Daniel Günther und Hendrik Wüst sollten eines geschickt bekommen. Mit der Zwille.

„Durchs irre Germanistan. Notizen aus der Ampel-Republik“ von Henryk M. Broder und Reinhard Mohr erscheint im Europa Verlag. Sie können das Buch ab sofort im Achgut Shop bestellen.

 

Ulli Kulke, geb. 1952, war Gründungsmitglied der taz, zwei Jahre lang entwicklungspolitischer Referent, später Wirtschaftsredakteur bei der Zeitschrift „natur“ in München und baute später die Meereskulturzeitschrift „mare“ als Stellvertretender Chefredakteur und Textchef mit auf. Von 2001 bis 2016 war Kulke als Reporter und Autor bei der Zeitung „Die Welt“ und „Welt am Sonntag“ angestellt. Seither ist er freier Journalist und Buchautor teils preisgekrönter Werke. 

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A. Ostrovsky / 23.08.2023

Ich erfahre gerade von einem Seilbahnunfall, bei dem in einem anderen Land mit “istan” Schüler über Stunden in Lebensgefahr waren, weil von drei Seilen zwei gerissen waren. Der Staat/das Militär, der zuerst ein Handlungsmonopol beanspruchte, versuchte mit untauglichen Mitteln (Hubschrauber) die Rettung, gefährdete aber eher, dass auch das letzte Seil noch reist, weil die Gondel durch den Hubschrauber in Schwingung kam. Die Rettungsversuche Einheimischer, die dann endlich zugelassen wurden, waren mit Seilrutschen erfolgreich. Alle Personen konnten gerettet werden. Der Staat in Form der Regionalregierung erklärte nun, dass alle Seilbahnen überprüft werden sollen und die unsicheren stillgelegt. Das ist eine Blaupause für generelles Verhalten des Staates, auch in Germanistan. Zuerst Nachlässigkeit bei der Überwachung der Zuverlässigkeit, allenfalls Korruption bei Zulassungen, dann im Falle eines Falles untaugliches, dann totalitäre Regelungswut deren einzige Option das Betriebsverbot ist. So war es auch bei der Abschaltung der AKW in Germanistan. Der grundsätzliche Konstruktionsmangel, dass im Fall einer (Not-)Abschaltung von außen Strom für die Kühlpumpen gesichert werden muss (obwohl ein Kraftwerk ja theoretisch zur Stromerzeugung dient), dann wenn es irgendwo knallt, totalitäres Verbieten. Wie hätte nun der Betreiber diesem Szenario entgegen wirken können? Das ist die andere Tragödie. Statt den Mangel der Anlage zu beheben, hat man den Staat mit Gummiknüppeln gegen jene instrumantalisiert, die eine BEHEBUNG des Mangels gefordert haben. Damit schloss sich der Kreis. Die Betreiber können damit nichts anderes erwarten. als das zwingende totalitäre Konzept des Staates. Dabei wird neuerdings sogar behauptet, nicht die CDU-Regierung Merkel hätte die Abschaltung erzwungen, sondern die Grünen, die während der 16 Jahre, in denen es nicht zum Besseren gewendet wurde, in der Opposition waren. Der Betreiber zeigt auf die Grünen! “Totalistan”!

Karl Vogel / 23.08.2023

Die Frage ist: Soll man (1) lachen, wie die Herren Broder und Mohr es nahelegen, oder soll man (2) weinen über den selbstverschuldeten Untergang eines Landes, in dem man einstmals tatsächlich gut gern lebte, oder soll man (3) in Wut geraten ob dieses Untergangs, oder soll man sich (4) ganz doll freuen, was ja nicht so verschieden ist von (1)? Antwort: Es kommt drauf an. Z.B. bei (4): Die Anyways, die über die nötigen Mittel verfügen, werden auch dann noch in Gated Communities in Ruhe leben können, wenn das Land als Ganzes längst libanonisiert ist, ihre (hoffentlich) gut gebildeten, polyglott erzogenen Kinder suchen dann ihr Heil im Ausland, wohin die Eltern nachfolgen, sobald es gar zu arg wird in Germanistan.  Die übrigen gutgelaunten Untergangsherbeisehner werden sich hingegen noch umschauen, wenn sie sich z.B. von ihren Beamtenpensionen nichts mehr kaufen können. Interessant auch Option (3): Hat es wirklich noch Sinn, in Wut zu geraten und den Untergang aufhalten zu wollen? Wäre es nicht vernünftiger, die Verluste zu realisieren und zu prüfen ob die verbliebenen Ressourcen ausreichen, um anderswo von vorn zu beginnen? Falls diese Prüfung negativ ausfällt hat man die Wahl zwischen (2) und wirklicher Wut, was Bürgerkrieg bedeutet, wenn genügend viele sich so entscheiden.

Jörg Themlitz / 23.08.2023

@J. Mueller: Interessant, “Die Harzreise” von Heinrich Heine. Darin zeigt ein kleiner Junge auf das Dorf “Lerrbach” [sic] und spricht: “Dort wohnen…und die weißen Mohren.”, Albinos; Lerbach liegt zwischen Osterode und damals noch getrennt Clausthal Zellerfeld. Als meine Kinder noch klein waren, liefen an unserem Gartenzaun von ihrem Weg von der S-Bahn zu einer Forschungseinrichtung japanische Wissenschaftler / Studenten entlang. Meine Kinder und die Japaner hatten einander große Freude. Meine Tochter fragte: “Papa was sind denn das für schwarze Menschen?” So ändern sich die Zeiten. “Sagen Sie nichts, es kann (und wird) alles gegen Sie ausgelegt werden.”

Rainer Niersberger / 23.08.2023

Auch dieses, zweifellos gut geschriebene und sicher auch unterhaltsame Buch wird seinen Leser qua Bestaetigung ihrer eigenen Eindruecke ein angenehmes Gefuehl im Elend vermitteln.  Es wird und soll aber am politlogisches Hiatus nichts aendern. Dieser besteht nachhaltig und gepflegt in der Verweigerung der eigentlichen Ursachen der Entwicklung in den Verfall und damit untrennbar zusammenhängend in der Verzweiflung ueber das Versagen der Mitte. Der psychische Befund ueber die Ausschlaege der “deutschen Seele” ist das eine, die Frage des politischen Umgangs und der politischen Konsequenzen daraus das andere. Weder helfen hier Appelle, noch die irrationale Hoffnung auf die Partei der Mitte. Zu erkennen, dass die Probleme aus dieser sogen Mitte entstanden und nun von dieser keinesfalls geloest werden, ist offenbar nicht zu erwarten. Einige Gesellschaften in Europa sind da etwas weiter. Ob sie es schaffen, ist allerdings noch offen.  Die Wende wird ohne eine (Sellner) Reconquista nicht zu schaffen sein. Diese wird, ob es den Mittigen passt oder nicht, von “rechts”, genauer von der neuen Rechten, nicht mit den alten zu verwechseln, kommen oder sie wird gar nicht kommen. Da wuerde ich, nicht wettaffin, sogar eine kleine Wette wagen.  Von oder aus der der Mitte kam schon immer politisch wenig bis nichts, was in der Logik der Nichtposition begruendet ist. Rationalität, so notwendig sie implizit ist, ist keine Politik, keine Position und kein Programm.  Das politische Verschwinden der Liberalkonservativen ist folgerichtig. Entweder gewinnt der gruene Zeitgeist, seine Metapolitik und daraus folgend dieser Politik, elitär und kapitalistisch unterstuetzt, oder der Neuen Rechten gelingt die Wende. Die oder wir. Kompromisse, etwas von Beidem oder Allem, gibt es hier nicht. Etwas, was der Mittige weder begreifen kann, noch will.

R.Camper / 23.08.2023

Zum N- Wort kann ich als Ossi soviel sagen, dass es bis 1989, also bis zum Fall der Mauer, verwendet wurde, jedenfalls von mir, ohne dass mich jemand verbessert hätte. Ich hatte nämlich im Deutschunterricht, in der 4. oder fünften Klasse, das Buch „Neger Nobi” vom Kommunisten Ludwig Renn, als Pflichtlektüre. Ich wüsste auch nicht, warum ich heute dieses Wort nicht mehr verwenden sollte. Weil es den Linken auf einmal eingefallen ist, dass „man das nicht mehr sagt”. Gerade deswegen verwende ich es, zumindest so lange, bis es ein Gesetz gibt, was dieses Wort verbietet. Das Buch „Neger Nobi” gibt es auch heute noch, es heißt jetzt „Nobi”.

Paul J. Meier / 23.08.2023

Die Fortschrittskoalition, genannt Ampel, bei der alle drei Farben gleichzeitig in ihren schönsten Farben leuchten, ist eben ein Novum in der politischen Landschaft! Nur muss man die Farben ein wenig ordnen. Wirtschaft und Umweltschutz stehen auf tiefrot. Immigration auf tiefgrün. Der demokratische Erfolg der Opposition erzeugt ein tiefes Gelb vor Neid und Missgunst. Kein Bürger weiß genau soll er fahren, stehen bleiben oder auf Gelb hoffen, das Zünglein an der Waage, das dann doch hin und her springt, ohne Farbe zu bekennen? Die letzten Jahrzehnte haben ihre Spuren hinterlassen und die Zeichen stehen auf Zäsur! Gut wenn man das noch mit Humor wenigstens etwas erträglicher machen kann. Den Humor der ausländischen Kollegen und Medien zu ertragen, die sich über uns(!) lustig machen und nur noch Kopfschütteln oder den Vogel zeigen, ist dagegen schon schwieriger. Habt ihr(!) den Verstand völlig verloren, wird man da beispielsweise oft gefragt und dann spürt man diese Schadenfreude hinter vorgehaltener Hand, sie wollen ja nicht unhöflich sein. Tja, wenn die Klassenstreber abstürzen, freut das den Rest. Nur mit dem “IHR”, hab ich meine Probleme. Ich möchte bitte nicht mit dieser Fortschrittspolitik oder der absurd-lächerlichen Hybris, genannt auch Vorbildfunktion, in einen Topf geworfen werden.

Ralf.Michael / 23.08.2023

Nichts gegen ” das neue Buch “, aber lohnt sich das Schreiben überhaupt noch ? Der Interessentenkreis wird doch täglich immer kleiner ? Die Einen können nicht Lesen, weil in der Schule gefehlt, Die Anderen können obendrein die deutsche Sprache nicht ? Dritte und Vierte wollen einfach nicht, weil Mega-Out. Und Wer bitte liest heute noch Bücher ? Bunte Bilder ? Ja Bitte. ” Rückschritt, Verfall, Dekandez “, bisher waren meine Prognosen richtig, aber sowas von….Sei es drum, ich habe noch etwas Platz in meinen Regalen.

T. Schneegaß / 23.08.2023

Dass man dieses Land nur noch mit bitterstem Sarkasmus ertragen kann (Ironie tut es längst nicht mehr), ist zwar aus Schutz vor schweren psychischen Schäden unabdingbar, täuscht aber nicht über die tragischen Folgen des Irrsinns für unsere Nachkommen hinweg. Die Zerstörung Deutschlands auf allen Gebieten menschlichen Daseins hat eine Dimension erreicht, die wohl bereits jetzt irreparabel ist. Über den Zeitpunkt des endgültigen Todes dieser Nation darf spekuliert werden, die bisherige Zerstörung nahm täglich an Geschwindigkeit zu und machte das gestern noch Unvorstellbare bereits morgen wahr.

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