Stefan Frank / 21.10.2019 / 16:00 / Foto: DonkeyHotey / 19 / Seite ausdrucken

Die Wahlen in Kanada und der Islam

In vielen kanadischen Moscheen wurden die Gläubigen dieser Tage dazu aufgerufen, sich an den Parlamentswahlen zu beteiligen. Auf der anderen Seite versuchen radikale Kleriker, über die sozialen Netzwerke im Internet mit harscher Rhetorik das Gegenteil zu erreichen: Alle Kandidaten seien „Feinde der Muslime“ und Unterstützer von „Homosexualität“ und „Zionismus“, darum dürften Muslime nicht wählen gehen, sagen sie.

Die heute stattfindenden Wahlen zum Unterhaus werden darüber entscheiden, ob der seit 2015 regierende Ministerpräsident Justin Trudeau von der Liberalen Partei Kanadas im Amt bleibt oder ob sein konservativer Herausforderer Andrew Scheer neuer Regierungschef wird. Buchmacher sehen Trudeau vorn. In Umfragen aber liegen beide großen Parteien nahe beieinander, bei etwa 32 Prozent.

Ein gutes Abschneiden wird der sozialdemokratischen NDP unter ihrem Vorsitzenden Jagmeet Singh prognostiziert; sie könnte auf über 20 Prozent kommen und am Ende mitentscheiden, wer neuer Premier wird. Auch die grüne Partei hat zuletzt an Zustimmung gewonnen.

Muslime zur Wahl animieren

Da sehr unterschiedliche Personen und Programme zur Wahl stehen und der Ausgang der Abstimmung offen ist, ist mit einer hohen Wahlbeteiligung zu rechnen – das zeigt auch die gegenüber 2015 deutlich höhere Zahl von Kanadiern, die in diesem Jahr von der Möglichkeit Gebrauch gemacht haben, schon vor dem Wahltag zu wählen.

Seit Monaten arbeitet die muslimische Bürgerbewegung The Canadian Muslim Vote daran, möglichst viele Wahlberechtigte unter den rund 1,5 Millionen kanadischen Muslimen dazu zu animieren, wählen zu gehen. Schon im April hatten 69 Imame im ganzen Land in einer koordinierten Aktion Muslime dazu aufgerufen, sich an den Wahlen im Oktober zu beteiligen. In zahlreichen kanadischen Moscheen finden Informationsveranstaltungen statt, bei denen die Kandidaten der Parteien sich vorstellen.

In einer Moschee in der Hauptstadt Ottawa kamen am Samstag über hundert Zuhörer, um sich zu informieren. „Wir sind keine Parteiorganisation. Für uns ist dies eine Bildungsveranstaltung für die Community, sagte Ahmed Ibrahim, Präsident der Ottawa Muslim Association, gegenüber einem Reporter des Fernsehsender CBC. „Wir sehen, dass viele Leute nicht wissen, für wen sie stimmen sollen. Wir helfen ihnen, ihre eigene Entscheidung zu treffen.“ Er hoffe, dass dies möglichst viele Muslime dazu ermuntere, wählen zu gehen, so Ibrahim.

Salafistische Propaganda gegen die Wahlen

Ganz anders sehen es einige salafistische Kleriker, die über die sozialen Netzwerke vor dem Wählen warnen. Einer von ihnen ist Scheich Younus Kathrada, ein früherer Imam der Dar-al-Madinah-Moschee in Vancouver. Gegen ihn wurde 2005 ermittelt, nachdem er Juden als die „Brüder von Affen und Schweinen“ bezeichnet und gesagt hatte, es werde niemals Frieden zwischen Muslimen und Juden geben, sondern einen endzeitlichen Krieg. Im Dezember 2018 machte er Schlagzeilen, als er in einer über das Internet übertragenen Predigt gesagt hatte, wenn Muslime Christen „Frohe Weihnachten“ wünschten, dann sei das „schlimmer als Mord“.

Auf Facebook hat Kathrada rund 11.000 Follower. In einer Freitagspredigt, die auf den YouTube-Kanal der Muslim Youth Victoria (Victoria ist die Hauptstadt der kanadischen Provinz British Columbia) hochgeladen und von der Medienbeobachtungsstelle MEMRI übersetzt wurde, sagte er am 11. Oktober:

„Lasst mich Euch im Hinblick auf diese Wahlen eines sagen: Wenn Ihr plant, wählen zu gehen, dann erinnert Euch daran, dass zwei Engel auf Euren Schultern sind, die alles aufzeichnen, was Ihr tut und sagt. Diese Wahl ist ein Zeugnis und wird aufgezeichnet werden. Am Tag des Jüngsten Gerichts werdet Ihr vor Allah stehen und darüber befragt werden. Wenn Ihr plant, wählen zu gehen, bereitet Euch zuerst die Antwort auf die Frage vor: Was werde ich Allah sagen, wenn Allah mich fragt: ‚Du hast für jenen dreckigen Nichtmuslim gestimmt, wieso?’ Er oder sie billigt Homosexualität, die Allah von über den sieben Himmeln her für verboten erklärt hat. 

Ihr denkt, sie wollen Euer Bestes? Ich habe Euch schon gesagt, was Allah sagte: ‚Niemals werden [die Juden und Christen] mit Euch zufrieden sein.’ Sie werden weiterhin gegen Euch arbeiten. Ihr kämpft eine Schlacht, die Ihr nur verlieren könnt. Sie sind alle böse. Jeder einzelne von ihnen. Es mag einige seltene Umstände geben, wo wir sagen würden: ‘Okay, das Wählen nützt uns.’ Diese [Wahl] gehört nicht dazu! Sie sind alle böse und dreckig. Wisst Ihr, dass jeder von ihnen, ohne Ausnahme, die Zionisten gegen den Islam und die Muslime unterstützt?“

„Demokratie widerspicht dem Islam“

Ein anderer salafistischer Kleriker, der über die sozialen Netzwerke in englischer Sprache zum Boykott der kanadischen Parlamentswahlen aufruft, ist Kamil Ahmad, der angibt, islamische Studien an der Universität Medina betrieben zu haben und Assistenzprofessor einer gewissen Islamic Online University zu sein. Auf deren Website erfährt man über ihn, dass er in Toronto geboren wurde und derzeit in Saudi-Arabien lebt. Auf Facebook hat Ahmad über 10.000 Anhänger.

In einem Posting vom 14. Oktober, das er auch auf seine Website gestellt hat, schreibt Ahmad, Muslime müssten sich vor Augen halten, „dass das demokratische System menschengemacht ist und dazu konzipiert, Menschen legislative Rechte in allen Sphären des Lebens zu geben“. Es sei „eine Regierungsart, die dem Islam zuwiderläuft, da sie uns Menschen die Möglichkeit gibt, Gesetze zu erlassen, die den Gesetzen entgegenstehen, die Allah für uns erlassen hat.“ Die „zeitgenössischen Gelehrten, die die Teilnahme an demokratischen Wahlen als unerlaubt oder sogar gleichbedeutend mit kufr [Unglaube]“ betrachteten, hätten „gute Gründe für diese Meinung und darum sollten ihre Ansichten nicht als unbedeutend abgetan werden“.

Das islamische Recht kenne die Abwägung von maṣāliḥ (Vorteil) und mafāsid (Schaden), die es Muslimen gestatten könne, an demokratischen Wahlen teilzunehmen, wo dies „islamischen Interessen“ nütze, so Ahmad. Die Voraussetzung dafür seien aber „islamische Interessen, die wirklich und nicht eingebildet sind, messbar und nicht vage. Wo realistische und erreichbare islamische Interessen nicht definiert sind, gibt es keine Rechtfertigung für einen Muslim, für eine Partei zu stimmen, deren Ideologie dem Islam völlig entgegengesetzt ist.“ Dies sei bei allen der großen Parteien der Fall. Als Beispiel nennt auch er die von allen kandidierenden Politikern angeblich unterstützte Homosexualität.

Bei den letzten kanadischen Parlamentswahlen im Jahr 2015 lag die Wahlbeteiligung unter Muslimen laut der Nachwahlbefragung des Meinungsforschungsunternehmens Mainstreet Research bei etwa 79,5 Prozent. Das war ein deutlicher Anstieg gegenüber den 46,5 Prozent vier Jahre zuvor und elf Prozentpunkte über der offiziellen Wahlbeteiligung der Gesamtbevölkerung von 68,5 Prozent.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei Mena-Watch.

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Sabine Heinrich / 21.10.2019

Dass inzwischen auch in Kanada der Islam massiven Einfluss hat - das wusste ich nicht - und das erschreckt mich! Mein Wissensstand bis vorhin war, dass Kanada rigorose Einwanderungspolitik betreibt und Leute - Kanadier (!) in einigen Provinzen keine Chance haben, einen (guten) Job zu erhalten, wenn sie “nur” Englisch, aber nicht Französisch sprechen. Aber Muslime haben alle Rechte? Verrückte Welt!

Thomas Schmidt / 21.10.2019

Wann werden die Leute erkennen dass Politik irrelevant ist, wenn es um Demografie geht, und dass es hier letztendlich um verschiedene Stadien der Übernahme von Ländern durch Muslime via Geburtenrate und Zuwanderung geht? In einigen Ländern bereits vollendet (Kosovo), in anderen gerade jetzt vor der Explosion der exponentiellen Entwicklung befindlich (Deutschland, Frankreich ...) und bei anderen erst im Anfangsstadium (Kanada ...). Offensichtlich sind die Menschen nur durch eigene Schmerzen lernfähig, und im Zangengriff moderner Propaganda gar nicht mehr zu selbständigen Denken fähig. Schauen Kanadier nicht nach England und Frankreich, um ihre triste Zukunft zu sehen, und jetzt sofort, wo es noch geht, gegenzusteuern? Erkennen sie nicht, dass hier Petrodollars ihre Eliten bis zur Unkenntlichkeit geschmiert haben, und sich Korruption mit feindlicher linker Ideologie vermischt? Populationsbiologie ist beim Menschen genauso schlicht und primitiv wie bei Tierarten, und genauso mathematisch präzise vorhersagbar, ganz im Gegensatz zum Klima.    

Wolfgang Richter / 21.10.2019

Und sich immer bewußt machen, daß der / dieser Islam zu Kanada, wie auch zu Deutschland gehört. Wer von den Politdarstellern so wenig intelligent ist, das Wesen dieser religiösen Ideologie zu verstehen, sollte zum Wohle seines Landes kein öffentliches Amt bekleiden dürfen. Und Wähler sollten erkennen, daß sie so jemanden nicht in ein Amt wählen sollten, um Schaden vom Staatswesen abzuwenden.

Wolfgang Nirada / 21.10.2019

Solche Sprüche primitiver Islamisten müssten eigentlich Demokraten, Christen und Juden scharenweise auf die Straße treiben incl. Lichterketten, Konzerte gegen Homophobie, Mahnwachen, keinen Millimeter nach Mekka gegrönemeiert, “wehret den Anfängen” - Demos a la Pegida… Aber diese Kanadier sind ja so feig und dumm… Bis die was merken… Könnte den Deutschen nie passieren…

Marc Stark / 21.10.2019

KA, wie die 2% Prozent in CA ticken. Solange in solcher relativen Prozent-Zahl zur Gesamtbevölkerung üben Muslime idR stillschweigende Taqqiyya aus, “passen sich an”, lassen die säkularisierten, prowestlichen Muslime (Ex-Mulsim-TV AMIR nennt sie ABFÄLLIG “Kultur-Muslime”) (Ähnlich wir mit “Kultur-Marxisten”), relativ in Ruhe. Sie schweben unter dem Radar, vereinzelt hört man hier und da “unglaubliches”, von Zwangsheirat, Ehrenmord, Genitalverstümmelung…. Judenhass und Homophobie… aber hey, das wird sich verwachsen, ist der allgemeine Tenor. Es “verwächst” sich, wenn die Muslime 5-10% haben. Aktuell bei uns. Ein typisches Beispiel für eine “Hidschra” also eine Eroberung “OHNE” das “Schwert”! Dann beginnen sie zu fordern!  . Und zwar immer unverhohlener wie billiger sie Siege erringen können. Es ist nie genug, immer findet sich eine neue “Diskremeinierung”! Und je dekadenter desto dreitser können die Forderungen sein! Bei uns brauchen sie kein Schwert, bei uns brauchen sie nur noch die Tränendrüse und Toleranzbesoffenheit der übersatten, wohlstandsverwortlosten, degenerierten Gesellschaft, deren Lieblingshobby der Selbsthass ist! Entweder man drückt pur auf die Tränendrüse und wenn das nicht reicht, dann schlägt man halt zu”. So “verzweifelt, wie man ist, so traumatisiert, so ohnmächtig…. muss der Dekadente auch dafür für die armen Opfer Rechtfertigungen finden…. DIESES Gewalt ist immer nur Ausruck einer öhnmächtigen, aber doch gerechtfertigen Wut, zu verabscheuen, aber andrerseits nur zuuuuuu verständlich” Ab 20% werden Muslime so langsam richtig ungemütlich. Das “Verständniss”, die “Toleranz” schwinden allmählich, und je mehr die Gutmeinenden erkennen das hier ein neuer HERRENMENSCH seine Ziele durcdrücken will, die Taqiyya also ...umso mehr setzen sie offene Gewalt! Obzwar eine “Minderheit”, sind sie ab diesem Punkt die einzige GESCHLOSSENE Mehrheit inmitten einer fragmentierten Mehrheit, die nur noch kleinere “geschlossene” Mehrheiten kennt!

Peter Krieger / 21.10.2019

Das war unerwartet. Da liest man nichtsahnend einen Artikel, und plötzlich merkt man, dass die Salafisten kapiert haben, wie der Hase läuft, und man mit diesen eigentlich zusammenarbeiten sollte.

Thomas Weidner / 21.10.2019

„Demokratie widerspicht dem Islam“. Hoffentlich lesen das alle in Deutschland. Von den Parlamentariern bis Pegida, von ARD bis ZDF.

S.Schmitt / 21.10.2019

Wir Homosexuellen sind Gottes kleiner Scherz. Immerhin werden wir selten gerne gesehen und trotz vergangener Versuche auch den letzten “Gestörten” zu eliminieren, wachsen wir wie Unkraut einfach wieder nach. So ein Pech aber auch für die heterosexuellen Normalos, dass diese Pest, die immerhin im Zuge der Überbevölkerung keine neuen Sprösslinge in die Welt setzen kann, sich einfach nicht auslöschen lässt. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Eltern “normal” waren ist zudem relativ hoch.  Lediglich bei den Muslimen sind wir noch beliebter: Es gibt zahlreiche Länder, wo es unsereinen an den Kragen geht und das sprichwörtlich!

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