“So kam es zur verheerenden Fehleinschätzung, es gebe nach dem Abzug der NATO noch Monate Zeit bis zu einem endgültigen Sieg der Taliban.” Ist es im Endefekt nicht egal, 10 Tagen oder 10 Monaten? Aber nur diesen Vorwurf zeigt, dass mann nirgendwann einer ” demokratisierung Afghanistans” glaubte. Deshalb: wozu 20 Jahren Krieg? Das konnte sich mann doch sparen! Oder…
“Unentschuldbar ist der Verrat an jenen Afghanen, die der Präsenz des Westens vertrauten, als Hilfskräfte oder Übersetzer dienten oder sich anderweitig als Kollaborateure exponierten. ” Wenn überhaupt, dann war das Leben der Kollaborateure auch schon während der Besatzungszeit “gefährdet”, die Taliban haben immer gewusst wer mit den Deutschen zusammenarbeitet !; warum hat es nicht schon während der Besatzungszeit größeren Angriffe auf Kollaborateure und deren Familien gegeben ? weil sie nicht nur “für” die Deutschen gearbeitet haben sondern auch für die Taliban ??
Diese Lehren zu ziehen, ist nicht allzu schwer. Es stand von Anfang an fest, dass das deutsche Engagement in Afghanistan ein Fiasko wird. Ich war vor 20 Jahren und bin es heute immer noch der Meinung: Zaun drumherum und zusch… Das trifft auf noch mehr Länder zu, die es nicht geregelt bekommen, so viel Nachwuchs zu zeugen, wie sie ernähren können. Ich war in Riad in einem Baumark - der letzte Nagel war aus den USA. Ohne den Westen gehen die dort nach wenigen Monaten mit Keulen aufeinander los. Aber zu so einfachen Einsichten sind unsere hohen Frauen und Herren nicht fähig. Schlimmer sind die Einsichten, die hier im Lande bei der leider blinden Masse gezogen werden. Habe gestern im “Freundeskreis” Diskussion um den zukünftigen Bundeskanzler und die Wahlabsichten anhören müssen. Grausig. Sie werden angesichts der vielen Fiasken der bisherig Regierenden in die Wahlkabine gehen und um noch mehr Fiasken betteln.
Diese Hilfskräfte sind dich nur Opportunisten, die westliche Kohle wollten. Kann man sehr gut auch anderenorts beobachten, bspw bei der Rettung der Tropenwälder. Da wird mit NGO’s und Projekten zusammen gearbeitet, solange die Kohle fließt, ist das Projekt vorbei, wird der Wald sofort an Holzfirmen verscherbelt. Wir “retten” diese Hilfskräfte vor dem Islam, jede Wette dass sie dann in Deutschland versuchen werden, den Islam mit der Brechstange gegen westliche Bräuche durchzusetzen?
Was Sarrazin unter intellektuell, organisatorisch, moralisch schreibt, lässt sich doch problemlos auf fast jeden Politikbereich übertragen, z.B. die Klimapolitik. Das ganze lässt sich schlicht unter Realitätsblindheit zusammenfassen, die Welt wird durch eine ideologische Brille gesehen. Nicht fehlende Informationen, z.B. vom BND, waren das Problem, sondern dass störende Informationen grundsätzlich ignoriert bzw. uminterpretiert werden. Größenwahn ist es. Wie kleine Kinder weigern sie sich anzuerkennen, dass es Probleme gibt, die man nicht “lösen” kann, mit denen man leben und möglichst vernünftig umgehen muss. Das sind doch keine individuellen “Fehler” von Merkel oder sonstwem, sondern das ist ein kranker Zeitgeist. Demokratieaufbau in Afghanistan durch Genderbeauftragte - wer glaubt, dass soetwas geht, der hat einen Dachschaden. Menschen sind eben nicht gleich!
Und wir Bürger in D wollen uns ja auch keine fremde Kultur aufdrücken lassen. Friedliches Zusammenleben ist etwas Anderes. Und etwas unendlich Wertvolles. Für friedliches Zusammenleben steht m. E. unser demokratischer Rechtsstaat. Aber selbst dafür braucht es Intellekt und Organisation. Moral nenne ich nicht. Sie wird inzwischen verdreht und dient als Begründung für Alles und Nichts. Die Machthaber und Aktivisten sollten viel öfter über das Sprichwort nachdenken “Was Du nicht willst, das man Dir tu’, das füg’ auch keinem anderen zu.” Ich verstehe, dass jetzt argumentiert wird, D habe sich “den Bündnispartnern” nicht entziehen können. Aber so ist das nur eine Behauptung. Und sie entschuldigt nicht, dass D anscheinend weder ausreichend eigenen Intellekt noch ausreichend eigene Organisation oder ausreichend eigene Moral in den sich anbahnenden Abzug eingebracht hat. Im Gegensatz zu Frankreich. Und die Situation zeigt m. E., dass das gemeinsame “kriegerische” Auftreten nicht klappt.
Das alles basiert auf der naiven Annahme, dass die Kriegsziele verfehlt wurden. Was waren aber die Kriegsziele? Vielleicht waren sie ja anders formuliert, als man uns Tölpeln weismachen will. Es ist wahrscheinlich, dass in Afghanistan derzeit nur das Schmierenstück eine chaotischen Abzuges aufgeführt wird, hinter der Kulissen aber ganz andere Dinge laufen. Alle herkömmlichen Erklärungsversuche basieren auf der Annahme, dass “die da Oben” Dummköpfe sind. Wer sowas annimmt, steckt selbst in der Falle der Dummheit.
Find ich auch! Nur eines passt gar nicht. Wenn wir anderen Staaten, in unserer weltbekannten Oberlehrerhaftigkeit, u.a. die „parlamentarischen Demokratie“ aufzwingen wollen, so sollten wir doch vorher selbst erst mal einen Grundkurs darin besucht haben. Auch sollte man erkennen können welchen tollen Nutzen die „parlamentarische Demokratie“ hat. Da meine ich jetzt nicht den Nutzen für die Parlamentarier selbst. Nachdem sich ja nun die sog. „Ministerpräsidentenkonferenz“ etabliert braucht es den ganzen Pseudoparlamentarismus nicht mehr. Abnickdackel gibt es günstiger bei Amazon. Und nachdem auch in Rekordzeit grundlegende rechtsstaatliche Prinzipien zu Grabe getragen wurden sparen wir nochmals darin, dass wir mit Kriegen nicht mehr andere davon überzeugen müssen.
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