Cora Stephan / 22.06.2023 / 12:00 / Foto: Pixabay / 32 / Seite ausdrucken

Die Stimme der Provinz: Wie die Straßen, so die Krankenhäuser

Ach, man hat eigentlich so gar keine Lust mehr auf Doom and Gloom und möchte so gern mit triumphaler Geste auf etwas hinweisen, was noch funktioniert hierzulande! Aber was?

Unterwegs sein auf deutschen Straßen und Autobahnen hat Unterhaltungswert. Es wäre ja auch zu langweilig, wenn man einfach so vor sich hin fahren könnte, in angenehmem Tempo, nicht zu langsam und nicht zu schnell. Wie einschläfernd! Genau deshalb haben die irgendwie für irgendwas Zuständigen die Schlaglöcher erfunden, die Baustellen, die Brückenschäden. Kaum hat man sich an Tempo 130 gewöhnt, wird 80 angeordnet, weil eine der beiden Fahrbahnen wegfällt, was prompt zu einem der beliebten Staus führt, also zu Tempo 0, ein Stau, der im Radio nicht vorkommt, weil es so viele andere andernorts gibt.

Weshalb unsereins ins Grübeln kommt. Hieß es nicht vorher in den Nachrichten, dass Deutschland der Ukraine beim Wiederaufbau helfen wird? Eine „Wiederaufbau-Offensive“, wie die Außenministerin in passendem Jargon verkündet, eine „kolossale Aufgabe“? Ist das wirklich eine gute Botschaft oder eher eine Drohung?

Denn im Land der Lichter und Lenker klappt das schon lange nicht mehr, das Bauen, ob Neubau, Aufbau, Ausbau. Wie lange hat man gebraucht, um den Flughafen Berlin-Brandenburg zu errichten? Genau: 14 Jahre. Das hat Willy Brandt nicht verdient. Und erinnert sich noch jemand an Stuttgart 21, dieses sagenhafte Projekt, Deutschlands größte Baustelle seit 2010, ein Milliardengrab mittlerweile? Vielleicht geht der Bahnhof ja schon Ende 2025 in Betrieb, das wären nur sechs Jahre später als geplant.

Krankenhäuser auf dem Land sind erträglich

Ach, und der Wohnungsbau. 400.000 neue Wohnungen wollte die Ampelregierung jährlich bauen. Nun waren es mit 295.300 im Jahr 2022 zwar 1.900 mehr als im Jahr davor, doch das könnte daran liegen, dass fertiggestellt wurde, was längst in Arbeit war. Für die Zukunft sind die Aussichten ungut, was nicht nur an steigenden Zinsen liegt, sondern auch an fehlendem Material und fehlenden Arbeitskräften – und nicht zuletzt an einer unfassbaren Fülle an Bauvorschriften. Mal abgesehen davon: Wer will schon noch bauen, wenn völlig unklar ist, welchen Wärmewendeblödsinn Robert Habeck demnächst wieder erfinden wird? Hauptsache, wir bleiben ein einladendes Land, auch wenn wir die „schon länger hier Lebenden“ kaum noch unterbringen können.

Ach, man hat eigentlich so gar keine Lust mehr auf Doom and Gloom und möchte so gern mit triumphaler Geste auf etwas hinweisen, was noch funktioniert hierzulande! Anekdotische Evidenz: Krankenhäuser auf dem Land sind erträglich, weil das handfeste Pflegepersonal aus der Region kommt und der nette Arzt aus Belarus so gut Deutsch spricht, dass er den Patienten versteht, was keineswegs in jedem Krankenhaus der Fall ist.

Doch die Freude hält nicht lange. Nicht die Patienten, sondern die Krankenhäuser sind in Not. Sie sind notorisch unterfinanziert dank gestiegener Sach- und Personalkosten. „Für das Jahr 2022 gaben bereits 72 Prozent der befragten Krankenhäuser einen Verlust an, für 2023 erwarten 85 Prozent und für 2024 sogar 86 Prozent der befragten Kliniken ein Defizit.“

Die vom Gesundheitsminister Karl Lauterbach verkündete Finanzierungsreform bleibt diffus und wird Krankenhausschließungen nicht verhindern. Staatliche Hilfen? Gibt es schließlich für alles Mögliche, wir haben’s ja. In diesem Fall offenbar nicht. Oder? Wie wäre es mit den Milliarden aus dem Coronaschutzfonds?

In einer alternden Gesellschaft braucht man mehr, nicht weniger gut ausgestattete Krankenhäuser. Doch das wäre gewiss egoistisch gedacht! Was gilt schon das Leben älterer Menschen, wenn es um die Rettung der Menschheit geht? Na also. Der Coronaschutzfonds wird in „Klimaschutzfonds“ umbenannt und Deutschland kann wieder von sich behaupten, ein Vorbild für die ganze Welt zu sein. Kollateralschäden müssen hingenommen werden, Genossen!

Aber den Wiederaufbau der Ukraine – das schaffen wir!

Foto: Pixabay

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Carlo Mayer / 22.06.2023

Sie haben Recht, Herr Seiler, genau das ist nämlich die Hauptursache des kommenden Malheurs. Die Boomer gehen demnächst auf breiter Front in Rente, der Laden hier wird dann zusammenbrechen, vom Krankenhaus bis zum Ingenieurbüro ist kein qualifizierter Nachwuchs mehr in Sicht, weil die Boomer nicht nur kaum Kinder bekommen haben, sondern in ihrer baldigen Rente auch noch das letzte Stück vom übrig gebliebenen Wohlstand verfrühstücken werden. Sie werden die Kreuzfahrtschiffe, die Ferienflieger und die Edelrestaurants stürmen und nach einem letzten großen Wohlstandsfeuerwerk ein abgewracktes Land hinterlassen. Die Boomer haben aus Bequemlichkeit, aus Selbstverwirklichungsgedöns und aus Angst vor Wohlstandsverlust keine Kinder bekommen. Das ist jetzt die Quittung. 60 Jahre ein nie gekannter Wohlstand in Deutschland und dann eben Ende Gelände. War im alten Rom schon so. Sklaven von auswärts werden es nicht richten, sie werden niemals die eigenen Landeskinder ersetzen können. Wir sind ziemlich verloren.

Hans Meier / 22.06.2023

Machen wir es doch so wie die Auswanderer, die in die neue Welt zogen. Gehen wir auf Trecks, spannen Ochsen und Mulis an, rasten in Wagenburgen. Wer nähen kann versorgt größere Wunden. Wer Musik machen kann spielt auf, und am Lagerfeuer werden wir dann zutraulicher, denn sonst gibt es keine Babys mehr. Wir müssen als Kontinal-Europäer ja nicht nur zu der Cowboy-Kultur Sympathie haben, wir haben zwar eine eigene originäre die sogar wesentlich älter ist, als nur acht Generationen beinhalten. Das dokumentieren schon unsere historischen Kunstwerke. Wir sollten ergo die MacDonalds-Kultur-Einfluß-Name wie eine Überflüßigkeit betrachten, so wie Micki-Mouse und Eiscreme oder eine Vermischung von Heimatlosen umherschweifenden Einmännern die keine Scheide für ihr Messer haben.

K.Schönfeld / 22.06.2023

Wir bezahlen mit unseren Kassenbeiträgen seit 20 Jahren jedes Jahr mehr für tote Windmühlen als für lebende Krankenschwestern. Krankenhäuser müssen erst ihre Stromrechnung bezahlen, was übrig bleibt, ist fürs Personal, was auch immer mehr für die eigene Stromrechnung berappen muss. Zu Coronazeiten hat man öffentlich Krokodilstränen vergossen fürs unterbezahlte Personal, nur um paar Monate später die ständig steigende CO2 Steuer auf den Strompreis zu packen und eine menschenwürdige Bezahlung auf den Sankt Nimmerleinstag zu verschieben.

K.Schönfeld / 22.06.2023

Ich habe mal einen Artikel gelesen von einem der Planer von Stuttgart 21. Der ging Anfang dieses Jahrhunderts davon aus, dass der ganze Spaß 11 Mrd kosten würde, danach verließ er das Projekt und man erzählte was von 3 Mrd und erhöhte die Zahl in ‘homöopathischen’ Dosen.

Michael Schweitzer / 22.06.2023

Frau Stephan,von Wilhelm Busch Wenn wer sich wo als Lump erwiesen so schickt man in der Regel diesen, zum Zweck moralischer Erhebung in eine andere Umgebung. Die Luft ist gut, die Lage neu, der alte Lump ist auch dabei.

A.Schröder / 22.06.2023

Das Land hat fertig, auf breiter Front. Die einzige und logische Konsequenz aus Volk-Nicht-Denken-Wollen. Statt KI kam ND.

Sam Lowry / 22.06.2023

ALLE die, die nicht AfD gewählt haben, bitte mal aufhören zu jammern. Wie bestellt, so geliefert! So ist das, un nich anners. Punkt.

Frank Mora / 22.06.2023

Gebaut, wie bestellt. In Sachsen hat die Landesregierung (CDU, SPD B90Gr) zum Jahr 2021 die Grunderwerbssteuer um 2 Prozentpunkte erhöht. Kommt zu Inflation, Bauzinsen, Elektroheizung und Vorschriftenwahn on Top. Jetzt betteln sogar die großen Immobilienfritzen (Gröner, Göpel) um Staatszuschüsse. Die Müllers und Meiers nicht bekommen werden.

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