Jeshua ha nozri und der Glaube an ihn ist das eine, Kirche als Institution andererseits hieß schon immer Machtstreben mit Hilfe der weltlichen Macht und Stützung der weltlichen Machtausdehnung. Gegen widerspenstige Sachsen und Slawen, Indianerstämme, die der Landnahme entgegenstanden und zu missionierende Negerkinder waren schon immer Bibel und Schwert, Gewehr oder Peitsche die Mittel der Wahl zur Verbreitung des „wahren Glaubens“. Dass Vertreter anderer Religionen es genau so hielten, machtbes nicht besser. Aber man darf nicht glauben, dass die Kirchen sich erst heute dem Zeitgeist andienen, „Zeitgeist“ war seit Einführung des Christentums als Staatsreligion des Imperium Romanum.
Freitag war es, glaub ich, da war ich zu Fuß einkaufen gewesen und hörte auf dem Rückweg, es dunkelte schon, ein verlockendes Glockenspiel, also nicht Gebimmel, sondern Melodie, von Richtung der Jesuitenkirche her, der wohl bedeutendsten Barockkirche Südwestdeutschlands, erklingen. Ob die das mit Tonband machen oder ob ein Computer die Glocken steuert, das weiß ich nicht. Jedenfalls lauschte ich angetan und kam bis zum Eingang. Ein Blatt mit einer schwarzen Maskenabbildung und dem fetten Befehl “Maskenpflicht!” klebte Disharmonie verbreitend an der ansonst wunderschön gehaltenen alten Pforte. Aha, dachte ich mir, kein Gottesdienst, sondern eine Maskenpflicht wird hier gefeiert. Niemand tritt doch mit Hund- und Hasenschmutz im Gesicht vor deinen Gott? Es sei denn, dessen Name ist Corona! Ich schwenkte die innere Glastüre auf, hielt sie mit dem Fuß offen und sprach, mit offenem Gesicht in der Türe stehend, jenes berühmte Gebet der Christenheit, welches ihr der Jude damals auf den Weg durch die Jahrtausende mitgegeben hatte, welches mit dem Ruf “Vater” beginnt und mit den Worten “Herrlichkeit in Ewigkeit” abschließt. Da trat von innen wohl der Teufel an mich heran, ich konnte ihn wegen seiner Maskerade nicht richtig erkennen. Jedenfalls hatte er ein unheiliges Wasser in einer Plastikflasche mitgebracht, richtete deren Sprühkopf auf mich und setzte zu einem empörten “SIE ...!” an. Na, dachte ich, was wird das jetzt wohl für eine Predigt geben und unterbrach ihn mit einem lautstarken “Schweig, du Antichrist!” Boom, das saß. So rettete ich mich beherzt aus diesem Schlund der Hölle und brachte mein eingekauftes tägliches Brot nach Hause. Amen.
@Michael Müller Ich stimme Ihrem Kommentar absolut zu. Dennoch erscheint mir das Problem der katholischen Kirche zu sein: sie sieht sich als von Christus gegründet, wird aber von Menschen geführt, die alle Größen und Schwächen haben wie wir alle. In der Geschichte des Christentums gab es große Geister, Denker und Heilige, jedoch auch geradezu Verbrecher. Und doch hat auch Herr Ratzinger trotz seines beschämenden Versagens tiefe Gedanken in etlichen seiner Schriften niedergelegt, die mich u.a. vor bald 30 Jahren veranlaßten, wieder in die katholische Kirche zurückzukehren. Und ich bleibe dabei. Gerade jetzt, denn ich hoffe sehr, daß die Oberen endlich die Lehre aus diesem selbstverschuldeten Desaster ziehen! Im übrigen: auch unseren Polit-Hanseln sieht man über ihr Vertuschen und lockeren Umgang mit der Wahrheit schon mal großzügig hinweg. Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein.
@Sirius Belt: Geht’s nicht etwas differenzierter? Wieviele Kirchenoberen und Kirchenunteren kennen sie denn so gut, dass sie mit solchen Allgemeinverurteilungen um sich werfen dürfen? Ihr Kommentar ist mir als Nichtkirchenmitglied um einiges zu platt
Die Haltung der Kirche kann man gut bei Dostojewski, Der Grossinquisitor nachlesen. Jesus wird nicht mehr gebraucht und soll verschwinden. Ich habe schon einige kennengelernt, die jetzt nach Jahrzehnte aus der Kirche ausgetreten sind.
Sicher, DIRK JUNGNICKEL, habe ich davon “gehört”, Bonhoeffer wurde sogar im UNRECHTSSTAAT genannt und stellen Sie sich vor, auch sein Gedicht “Von guten Mächten….” was er vor seiner Hinrichtung geschrieben hat, ist mir bekannt, tragischerweise kurz vor der Befreiung von den Nazis. Diese beiden und noch andere kritische Geister sind nun mal die Ausnahme !! In der Regel waren die meisten “GOTTESDIENER” immer die Unterdrücker und Ausbeuter. Ich brauche keine Kirche, um an GOTT zu glauben. Was die “karitativen Leistungen” betrifft , die können auch nur mit der KIRCHENSTEUER der Gläubigen geleistet werden. Oder glauben Sie wirklich, der ENORME Reichtum des Vatikans (WARUM besitzt der ein EIGENS FINANZAMT??) wird dazu benutzt ? Hören Sie bitte auf ,mir etwas zu unterstellen. Oder sind Sie etwa mit den SCHANDTATEN der KIRCHE, mit denen sie seit Jahrhunderten das Volk geknechtet und ausgebeutet hat, einverstanden ? Eine HEBAMME wurde, wenn das Kind bei der Geburt gestorben ist , als HEXE verbrannt. Aber das ist “harmlos” gegenüber dem, was die INQUISITIONEN angerichtet haben. Die Rückständigkeit der Kirche (Geschiedene dürfen nicht mehr mit “Gottes Segen” heiraten etc. ) Das Gebaren mancher Bischöfe, , jetzt wieder das anbiedern vieler “Diener” an den CORINASTAAT. Sie sehen “Ihre ” Kirche so, ich sehe das Gebaren der KIRCHE SO! Da sollte sich jede Diskussion erübrigen, abgesehn davon, Sie müssen meinen Text betimmt nicht “AUFWERTEN”
Weise Worte, Herr Nicolay! Bei diesbezüglicher Betrachtung des Fegefeuers von St. Egid in Klagenfurt stelle ich fest, dass die Purgation für etliche Kirchenfürsten und ihre Getreuen wohl eine Reise ohne Wiederkehr wäre.
Der letzte Satz: Chapeau!
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.