Ein beängstigender Artikel. Da kann man nur hoffen, das diese Fake-Ärzte nur ihre hier auch so zahlreich niedergelassenen Landsleute “behandeln”, würde ja auch mehr Sinn machen von wegen keine Sprachbarriere und so… Und dann noch: der Link zu “in Niedersachsen sind knapp 3.700 Ärzte aus Drittstaaten tätig”, ist fehlerhaft und führt nicht dorthin wo beachsichtigt. Bitte korrigieren. Danke.
Ich bin als deutscher Facharzt im englischprachigem Ausland tätig. Den Aufwand, der nötig war um von den hiesigen Behörden die Erlaubnis zum praktizieren zu erhalten kann man nur als beispielloses bürokratisches Hürdenrennen bezeichnen. Im Hinblick auf die mit meinem Beruf verbundene Verantwortung muss man dies allerdings als gerechtfertigt bezeichnen. Im Einzelnen musste ich folgende Nachweise mit Vorlage der Originale erbringen (alles in Übersetzung durch einen amtlich vereidigten Übersetzer): Staatsangehörigkeit, polizeiliches Führungszeugnis ausgestellt von der Regierung meines Heimatbundeslandes (insgesamt sieben Mal über einen Zeitraum von zwei Jahren! Ich hätte ja direkt nach einer Straftat auswandern können und es kann schon so lange Zeit vergehen bis eine Straftat ins Vorstrafenregister Eingang findet), mein medizinsches Schlussexamen, Bescheinigung meiner Medizinischen Fakultät, dass ich tatsächlich im von mir angegeben Zeitraum immatrikuliert war, Bescheiningung der Internationalen Behörde, bei der alle Universitäten weltweit registriert sind, die die Anerkennung haben Ärzte auszubilden, dass meine Fakultät internationalen Standards entspricht, Approbation als Arzt, Dokument meiner Facharztanerkennung, Anerkennung der Doktorwürde, Unbedenklichkeitsbescheinigung meiner deutschen Ärztekammer, lückenloser Lebenslauf mit detaillierter Beschreibung meiner Tätigkeiten (in meinem Falle sieben Seiten), alle Arbeitszeugnisse (mehrere dutzend Seiten), ausführliche Referenzen von drei deutschen Facharztkollegen, mit denen ich jüngster Zeit zusammengearbeitet hatte, Bescheinigung aller Zusatzqualifikationen, die ich im Laufe meines Berufslebens erworben hatte, Sprachtest für englisch auf hohem akademischen Niveau. Telefoninterview mit zwei Medizinprofessoren meines Gastlandes, die von der hiesigen Ärztekammer bestellt wurden, Vorlage eines Arbeitsvertrages bei einem hiesigen Krankenhaus, aufwändiges Antragsverfahren für ein Arbeitsvisum. Es erfolgt einer Internetrecherche über jede Information, die über mich im “www” verfügbar ist. Persönliche Vorstellung bei der lokalen Ärztekammer. Meine Tätigkeit als Krankenhausarzt erfolgte dann unter Supervision durch zwei von der lokalen Ärztekammer eingesetzte, angesehene Facharztkollegen über ein ganzes Jahr, deren positive Beurteilung schliesslich zu meiner bedingungslosen Facharztanerkennung in meinem Gastland geführt hat. Damit war ich noch sehr gut bedient. Die Mehrzahl meiner deutschen Kollegen, die einen guten beruflichen Standard haben, gemessen an deutschen Verhältnissen, müssen hier das gesamte (sehr anspruchsvolle) medizinische Staatsexamen nachholen (mit Untersuchung von Patienten und ausführlicher Beurteilung vor einer Prüfungskommission!). Einige müssen sogar die gesamte mehrjährige Facharztausbildung nochmals durchlaufen. Die obigen Artikel geschilderten Verhältnisse in Deutschland können im Vergleich dazu nicht mehr nur als trauriger Witz bezeichnet werden, sie sind absolut skandalös! Selbst in einem Land der dritten Welt werden höhere Anforderungen gestellt. Viel Glück mit den Neurochirurgen aus Allepo, die alle ihre Pässe und Dokumente auf der Flucht verloren haben! Aber zum Glück haben sie ja alle nicht ihr smart phone vergessen, das ihnen den richtigen Weg weist in das Land ihrer Träume.
Danke für den Artikel, der mehrere, seit Jahren vor sich hinschwelende ungelöste Probleme berührt: Warum herrscht ein Mangel an deutschen bzw. in Deutschland ausgebildeten Ärzten für Krankenhäuser und Arztpraxen? Warum müssen deutsche und andere gestandene Fachärzte, 6 Jahre Studium, 4 und mehr Jahre Weiterbildung zum Facharzt, mehrjährige nachgewiesene fachärztliche Tätigkeit, in USA und CD nochmals durch Curricula und Examina ihre Qualifikation nachweisen, während in Deutschland nach oben geschildertem guten Glauben verfahren wird? Warum müssen deutsche Patienten in der Notaufnahme englisch und mit Händen und Füßen radebrechen, um sich dem diensthabenden Arzt verständlich zu machen? Warum müssen die restlichen verbliebenen deutschen Ober-und Chefärzte jeden Schritt und jeden Arztbrief kontrollieren und kommt doch mitunter Murks beim behandelnden Hausarzt in der Praxis an? Warum haben Politik und Krankenkassen seit Jahrzehnten zugunsten einer Konzernmedizin, Ketten von Kliniken, Ambulanzen, Rehaeinrichtungen, Pflegeheimen unter Rendite-Gesichtspunkten den Ärzten die freiberufliche Tätigkeit in der eigentümergeführten Praxis verekelt? Jetzt heult man Krokodilstränen über den Landärztemangel. Warum werden für Kontrollitis, online-Anbindung der Arztpraxen, Wirtschaftlichkeitsprüfungen und Regresse gegen Ärzte ein Heidengeld verbrannt und in der Patientenversorgung soll gespart, gespart, gespart werden? Warum raten immer mehr gestandene deutsche Hausärzte ihren Kindern ab, Medizin zu studieren und die elterliche Praxis zu übernehmen?
Vor einigen Jahren gab es einen riesigen Skandal, weil die falsche Ärztin Cornelia E., die zwar Medizin studiert hatte und auch als Ärztin gute Arbeit leistete, keine Approbation hatte. In der heutigen Fakedemokratie gibt es so viele Fakeärzte, dass niemand mehr genau weiß, wieviele es sind. Die Leidtragenden sind die Patienten, deren Leben auf dem Spiel steht. Es sind aber auch die echten Ärzte mit ausländischen Namen, denen die Patienten nicht mehr vertrauen.
Soviel zum Fachkräftemangel. Wer träumt nicht davon sich irgendwann mal die Herzklappe von einem tunesischen Gärtner oder einem syrischen Friseur wechseln zu lassen, die hantieren ja auch ständig mit Schneidwerkzeugen herum…
Mit solchem Zuvorkommen durften Spätaussiedler und Kontingentflüchtlinge in den 1990er Jahren nicht rechnen. Und dass obwohl sie nachweislich aus hochentwickelten Ländern kamen, mag man von jenen politisch halten, was man will.
Ist das verwunderlich? Wenn jemand auswandern möchte, heißt es ganz schnell “ja aber die schlechte medizinische Versorgung”. Hier gibt es auch einen guten Indikator dafür, wie der Wissensstand von “Medizinern” sein könnte. Nach Thailand fliegt die halbe Welt und tatsächlich ist das Niveau moderner als in Deutschland. Länder wie Syrien oder Afghanistan stehen aber nicht unbedingt für eine vertrauensvolle medizinische Behandlung. Mit Unwissenheit kann es nichts zu tun haben, scheinbare Ärzte aus solchen Ländern anzuerkennen. Entweder ist es den Verantwortlichen schlicht egal (dann haben sie den falschen Beruf) oder sie sind ideologisch stark belastet (was sein muss, muss sein, was nicht sein darf, ist auch nicht). Auch dann haben diese Menschen den falschen Beruf. Und damit kämen wir zu einem Problem, das sich in allen Bereichen widerspiegelt: dieses Ignorieren von Fakten und das ideologische Schönreden fällt diesen Menschen (und der Gesellschaft) dauernd auf die Füße, denn nirgendwo können die Gesetze der Schwerkraft (übertragen auf andere Bereiche wie Bildung, Fakten etc.) einfach ausgesetzt werden. Damit haben Ideologen aber ein Problem. Daher fand ich den Begriff “postfaktisch”, der sich eigentlicvh gegen vermeintlich Rechte wenden sollte, so treffend für die vorherrschende Ideologie im Mainstream. Und sie werden immer von der Realität eingeholt. Aber für manche Menschen zu einem viel zu hohen Preis.
Dieser Eklat reiht sich nahtlos in die seit Jahren von der Politik betriebene Destruktionsmaschinerie des deutschen Gesundheitswesens. Schon Ullala hatte die Verdrängung der FÄe aus der Niederlassung gefordert, an der mindestens mit Mitteln passiver Ignoranz stetig gearbeitet wird. Inzwischen berichten Krankenschwestern, sie müssten die Entlassungsbriefe ihrer Assistenzärzte korrigieren, die kaum Deutsch lesen oder schreiben und manchmal kaum sprechen könnten. Die SPD und linke sog. soziale Parteien geben diesem System mit einer Forderung nach Gleichbehandlung der GKV und P-Patienten durch downsizing in die Holzklasse für Alle darüber hinaus den Todesstoß. Und das Alles geschieht mit Kenntnis unserer Funktionäre, denen, wie in der Politik, das Hemd näher ist als die Hose. Ausweg: Weniger unnötige Medizin, mehr Geld für Schwestern, Pfleger und Ärzte bei besserer Work-Life-Balance, Schluss mit Ärztebashing und mal die fragen, die sich mit sowas auskennen. Dann klappts auch mit dem deutschen Nachwuchs.
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