Wolfgang Meins / 15.02.2018 / 06:18 / Foto: Pixabay / 41 / Seite ausdrucken

Die große Angst vor Fake-Ärzten aus Drittstaaten

Wolfgang Meins.

Kurz vor Weihnachten hatte das Deutsche Ärzteblatt noch eine stimmungsvolle Nachricht für seine Leser parat: Sechzehn „geflohene“ Ärzte hätten in Hessen die Approbation erhalten und dürften nun uneingeschränkt als Mediziner in Deutschland arbeiten. Sechs Wochen später nennt der Präsident der Bundesärztekammer, Montgomery, es „überhaupt nicht mehr tragbar“, Berufszulassungen und Approbationen nur auf der Grundlage von Sprachprüfungen und nach Kontrolle der eingereichten schriftlichen Unterlagen auszusprechen.

Man müsse zum Beispiel ausschließen, so Montgomery weiter, „dass Menschen als Arzt tätig werden, die sich in ihren Heimatländern Zertifikate gekauft haben, ohne jemals die Universität besucht zu haben“. Auch habe man mittlerweile festgestellt, „dass das Qualitätsniveau einiger Drittstaatler (also Personen aus dem Nicht-EU-Ausland) so schlecht ist, dass man es mit der alleinigen Überprüfung der Dokumente und durch Kenntnisprüfung nicht auseichend feststellen kann“.

Gefordert wird eine obligatorische Prüfung auf Niveau des zweiten Abschnitts der Ärztlichen Prüfung, also der schriftlichen Prüfung nach dem 10. Fachsemester (sogenanntes „Hammerexamen“) und der mündlichen nach dem anschließenden praktischen Jahr. Montgomery kündigt zügige Gespräche mit der Gesundheitsministerkonferenz an, denn für Änderungen seien entsprechende Beschlüsse der Gesundheits- und Bildungsministerkonferenz erforderlich.

„Anerkennungstourismus aus strukturschwachen Ländern“

Der Bundesärztekammer-Präsident hält den Ball ansonsten eher flach. Statt einer markigen Presseerklärung – wie zum Beispiel zur Altersfeststellung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen – belässt er es bei einem Gespräch mit dem Deutschen Ärzteblatt, das darüber knapp berichtet. Wahrscheinlich ist das ganze eine Reaktion auf die kurz vorher erhobenen entsprechenden Forderungen der Präsidentin der Niedersächsischen Ärztekammer, Wenker. Die ist schon länger in dieser Sache unterwegs und kritisierte bereits im Mai 2017 „den im Kielwasser des Flüchtlingsstroms entstandenen Anerkennungstourismus aus strukturschwachen Ländern“.

Dazu muss man wissen, dass es bundesweit 22 regionale Approbationsbehörden gibt, die getrennt vor sich hin prüfen. Erst seit September 2017 existiert als Pilotprojekt eine zentrale Gutachtenstelle für Gesundheitsberufe – also nicht nur für Mediziner – mit einem geplanten Arbeitsvolumen für 3.000 Anträge pro Jahr, die in enger Kooperation mit den Landesbehörden die eingereichten Unterlagen prüfen soll.

Es handelt sich keinesfalls um ein zahlenmäßig unbedeutendes Problem: Allein in Niedersachsen sind knapp 3.700 Ärzte aus Drittstaaten tätig. Allerdings stieß die Initiative der dortigen Ärztekammer, zum Schutz der Patienten die bestehenden Zulassungsregeln für Drittstaatärzte zu verschärfen, auf Ablehnung bei der niedersächsischen Gesundheitsministerin Carola Reimann (SPD). Sie berief sich dabei auf die Bundesregierung, die die derzeitigen Anerkennungsregeln auch für gelungen halte.

Dilettierende Drittstaatärzte im Krankenhaus

Was nun in den letzten beiden Jahren, in welcher Häufigkeit, konkret vorgefallen ist, dass sich der Bundesärztekammer-Präsident Sorgen um das Patientenwohl machen muss, ist bisher kaum öffentlich geworden. Eine Ausnahme findet sich hier in der Neuen Westfälischen. Ansonsten scheint die Medien das Thema nicht zu interessieren. Diese Art von Skandalen schätzt man dort offenbar nicht besonders.

Ab und an hört man natürlich das ein oder andere von den geschätzten Kollegen und ist dann jeweils froh, nicht mehr in verantwortlicher Position im Krankenhaus tätig zu sein. Aber natürlich haben weder Aufsichtsbehörden noch Krankenhäuser oder dilettierende Drittstaatärzte ein Interesse daran, ihre Verfehlungen öffentlich zu machen.                

Zum Autor: Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. Wolfgang Meins ist Neuropsychologe und Arzt für Psychiatrie und Neurologie sowie außerplanmässiger Professor für Psychiatrie (UKE-Hamburg). Zuletzt tätig als gerichtlicher Sachverständiger im sozial- und zivilrechtlichen Bereich.

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Jens Schuler / 15.02.2018

Die oft unzureichende wenn überhaupt vorhandene “ärztliche” Qualifikation mancher “Kollegen” ist ein bereits seit über 10 Jahren bekanntes und spührbares Problem. Auch im Raum meiner Heimatstadt sind deswegen manche “Ärzte” unter Beobachtung. Die zuständigen Politiker haben sich hier bestenfalls durch Nichthandeln und Wegsehen bemerkbar gemacht - kein Wunder, da diese selber wohl kaum mit derartigem Personal in Konsultationskontakt kommen werden. Ein konkreter Fall 2018 war die Aberkennung der Tätigkeitserlaubnis bei nicht adäquater Qualifikation nach DREI JAHREN als Gynäkologin im Akutkrankenhaus. Wir mußten während des Studiums bei jeder Staatsprüfung bzw. jedem Staatsexamen beginnend mit der Geburtsurkunde über Abiturzeugnis nebst “Scheine” und Vorprüfungszeugnis alles immer wieder komplett vorlegen. Man fühlt sich hier -neben der Gefahr für das Patientenwohl - als Arzt deutlich - Verzeihen Sie den Ausdruck - verarscht! Die hiesige, schon länger hier lebenden Ärzteschaft darf sich dafür ersatzweise mit sinnlosem Bürokratiewahn und Zwangsfortbildungen herumschlagen - von eben den selben betriebsblinden Politikern erdacht. MfG Dr. med. Jens Schuler

Kurt Schröder / 15.02.2018

Seit Dr. Dr. Clemens Bartholdy wissen wir, dass auch ehemalige Briefträger sich nahtlos und unauffällig als falscher Arzt in der Psychiatrie bewähren können - in dem Fall sogar wiederholt und mit Beförderung zum Chefarzt. Wäre es denkbar, dass falsche Ärzte aus den korrupten Staaten des Orients und Afrika (siehe Transparenzindex) gefälschte Approbationen hier in NRW (wo sonst?) anerkennen lassen und in Deutschland als Ärzte arbeiten? Die Frage war nur rhetorisch. Natürlich muss man das annehmen! Deutschland unterläuft damit die von den “schon länger hier Lebenden” zu erfüllenden hohen Ausbildungsstandards und riskiert die Volksgesundheit. Wir rackern uns ab und den Goldstücken werden die gefakten Ausbildungsbescheinigungen auf dem Silbertablett serviert. Armes Deutschland.

Susanne antalic / 15.02.2018

Als ich nach Deutschland, aus der eh. CSSR gekommen bin, wurde nicht einmall meine Abitur anerkannt, musste wiederholt werden, erst dann dürfte ich Medizin studieren. Wie sich die Zeiten endern, man macht für die Neubürger alles, damit sie sich wohlfühlen und es ist wurscht, wenn andere krepieren. Haupsache die Ideologie stimmt.

Rainer Nicolaisen / 15.02.2018

Hierzulande ausgebildete Ärzte gehen ins Ausland, da Arbeitsverhältnisse und Bezahlung z.T. ziemlich unerfreulich sind, der daraufhin folgende Ärzteimport spült natürlich viele minderqualifizierte, dafür billigere hierher. Warum wohl arbeiten 3,5 Mio. (OECD) der bestausgebildeten Deutschen im Ausland? Welch Verlust an Knowhow und Kapital !!!

beat schaller / 15.02.2018

Herr Meins, Danke für diese interessante Information, die wieder mal nicht wirklich für die Menschen die hier” gut und gerne leben” gemacht ist. Schön, dass sie trodem zu uns kommt. Es wird ja immer besser. Deutschland kann sich ja gar nicht noch mehr auflösen! Wer, das nimmt mich wunder, wer hat für solches Vorgehen die Verantwortung? ....Aber es spielt wohl sowieso keine Rolle, weil das ja bloss das Fussvolk betrifft. Die Politiker werden sicher in Privatkliniken und von einheimischen behandelt. Vielleicht müsste ein neues Gesetz her, das in solchen Fällen der Anerkennung ,für die ersten 5 Jahre der Arbeit , nur Eingriffe an Politikern und Beamten zu lässt und erst danach auch am Fussvolk operieren darf. Höchste Zeit, endlich auf die Strasse zu gehen. b.schaller

Florian Bode / 15.02.2018

Wer durch die deutsche Mühle aus Studium/Examina/Weiterbildung/Qualitätssicherung und CME geht/ging, der kann sich nur wundern, auf welch hohem Niveau Medizin im Nahen Osten und in Afrika betrieben wird. Und das alles ohne germanische Bürokratie und Kammerwesen. Laßt uns alle neu lernen. Wir schaffen das!

Alexander Rostert / 15.02.2018

Kaum sind die eigenen wirtschaftlichen Interessen der Ärzte durch qualifizierte oder unqualifizierte Konkurrenz berührt, wacht Montgomery auf und ist unter dem Deckmäntelchen des Patientenschutzes plötzlich völkerwanderungskritisch. Kürzlich hatte er noch die medizinische Altersfeststellung von MUFLs kritisiert. Da war ihm das Wohlergehen der MUFL-Opfer nicht wichtig genug. Aber da ging es ja auch nicht seiner eigenen Klientel an den Kragen.

Gerd Koslowski / 15.02.2018

Wie wäre es mit einer temporär tätigen Bundesbehörde zur zügigen Prüfung der Verdachtsfälle. Vieleicht kann man Gert Postel mit der Leitung beauftragen. Frank Abagnale ist schließlich auch ein gefragter Sicherheitsberater.

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Wolfgang Meins / 05.03.2024 / 06:15 / 75

„Vielfalt macht uns stark“ – So klingen Durchhalteparolen

Die Zuwanderung in die Sozialsysteme geht ungebremst weiter und Kritik daran wird vom "Kampf gegen rechts" und der "Verteidigung der Vielfalt" übertönt. Doch was sagen…/ mehr

Wolfgang Meins / 12.02.2024 / 06:15 / 79

Bestellte Rassismusforschung

Der von Familienministerin Lisa Paus beauftragte Nationale Diskriminierungs- und Rassismusmonitor hat gravierende methodische Schwächen. Es entsteht der Eindruck, dass ein bestimmtes Ergebnis erzielt werden sollte. Im Folgenden…/ mehr

Wolfgang Meins / 11.01.2024 / 06:15 / 97

Fehltage wegen psychischer Störungen auf Allzeithoch – Warum?

Nach einer aktuellen DAK-Analyse hat die Anzahl der Fehltage wegen psychischer Erkrankungen – pro 100 DAK-Versicherten – von 2001 bis 2022 insgesamt um etwa den…/ mehr

Wolfgang Meins / 08.01.2024 / 14:00 / 28

Die Politik und die dunkle Persönlichkeit

Sowohl Psychopathie als auch Narzissmus geht einher mit einem überdurchschnittlich hohen Interesse an Politik. So weit, so gut. Problematisch ist dabei allerdings, dass Narzissmus negativ…/ mehr

Wolfgang Meins / 19.12.2023 / 06:00 / 44

Wie die Forschung muslimischen Antisemitismus totschweigt

Selbst in einschlägigen Wissenschaftseinrichtungen ist das Thema des muslimischen Antisemitismus – egal, welche Facette davon – kaum präsent. Das Thema wird aktiv beschwiegen, die Beschäftigung…/ mehr

Wolfgang Meins / 20.11.2023 / 06:05 / 69

Die Selbstverliebten im Politbetrieb

Wie kommt es, dass sich selbst offensichtlich minderbegabte Politiker unfassbar selbstbewusst geben? Da ist zum einen der „grandiose“ Typus, vorrangig gekennzeichnet durch ein starkes Streben nach…/ mehr

Wolfgang Meins / 21.10.2023 / 12:00 / 40

Klimaschutz und Migration - ein linksgrüner Zielkonflikt

Ein Dilemma für die selbsternannten Weltretter: Die unkontrollierte Massenmigration nach Deutschland verschlechtert signifikant die globale, vor allem aber die deutsche CO2-Bilanz.  Zielkonflikte gibt es zahlreiche, sei es…/ mehr

Wolfgang Meins / 15.07.2023 / 10:00 / 68

Wie glaubhaft ist der medizinische Klimaalarm?

Die EU hat den heutigen 15. Juli zum Gedenktag für Opfer des Klimawandels erklärt. Auch etliche Mediziner sind derweil dabei, vor den Gesundheitsrisiken der Klimaerwärmung zu…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com