Ich bin mit Ihrem Artikel - wie eigentlich immer - völlig einverstanden. Nicht einverstanden bin ich mit der Höhe und der Bemessung der Steuerbeträge und wie verantwortungslos der Staat mit unserem Geld umgeht. Dagegen muß man sich wehren.
Thema verfehlt? Das Problem ist doch nicht die “Hinterziehung” (also die Weigerung des Opfers, an den Räuber auszuliefern), sondern die Steuern! Sie sind schlicht zu hoch und es sind deren zu viele. Alles andere ist nur serviles Geschwätz von Etatisten. Ein durchschnittlicher Arbeitnehmer hat eine Abgabenquote von 70%!
Göring-Eckardt ist nicht mehr Parteivorsitzende der Grünen. Die Neue heißt Simone Maria Peter, frühere Angestellte bei Eurosolar.
Nachdem ich heute Abend Beckmann gesehen habe, muss ich vielleicht Abbitte leisten. Die Hysterie betreffend Steuerhinterziehung ist in Deutschland vielleicht dem Menschenbild, respektive dem Staatsverständnis der Deutschen geschuldet. Und das ist ein zutiefst kollektivistisches. Es ist ja geschichtlich erwiesen, dass das Individuum in Deutschland nie einen grossen Wert hatte, “demokratische” Scheinentwicklungen zum Trotz. Wenn ich Torsten Gümbel- Schlagmichtot reden höre, Wirtschaftsspionage gegen Schweizer Firmen sei Notwehr, und kein einziger deutscher Teilnehmer dieser Diskussion fühlt sich bemüssigt, ihm auch nur in Ansätzen zu widersprechen, dann heisst das schon etwas. Die Ansicht, dass Vermögen zuerst dem Staat gehört und dass der Rest dann vielleicht dem reuigen Erbsünder bleibt (den man dann ja immer noch als Gierlappen beschimpfen darf) scheint tief im deutschen Selbstverständnis verankert. Alles natürlich unter dem Deckmantel der “Gerechtigkeit”. Dies selbstverständlich offensichtlich geschichtsblind- unwissend, was in Deutschland in den letzten hundert Jahren so alles als “gerecht” empfunden wurde. Wenn ich ein Fräulein Friederich in ihrer Naivität daherschwafeln höre, und auch da wird ihr nicht im geringsten widersprochen (außer, dass der böse Mann in der Runde sie auf ihre Naivität hinweist- und das war kein Deutscher), da wird es dem ausländischen Beobachter so langsam unwohl. Dies ist wahrscheinlich auch der Grund, weshalb so viele Deutsche bei uns scheitern, abgesehen davon, dass sie sich nicht vorstellen können, dass bei uns zwar eine sehr ähnliche Sprache gesprochen wird, die Schweiz aber doch Ausland ist. Es ist vor allem das Staatsverständnis, dass uns unterscheidet. In der Schweiz gibt der Bürger dem Staat das Recht, etwas zu tun. In Deutschland gibt der Staat dem Bürger das Recht, etwas zu tun. Weiter auseinanderliegen könnte ein Staatsverständnis nicht. Und das führt dann zu “Diskussionen”, wie sie bei Beckmann heute abend geführt wurden.
Noch was zu Ihrem Beispiel Skandinavien, lieber Herr Ederer. Abgesehen davon, dass ich in so einer totalitären Gesellschaft nicht tot über dem Zaun hängen möchte, haben Sie das Beispiel schlicht nicht fertig gedacht. Man kann nämlich nicht nur durch Steuerhinterziehung zu Reichtum kommen, sondern auch durch Diebstahl. Wäre es denn nicht konsequent, dass jeder Käufer seine Quittungen dem Staat abgeben müsste (oder zumindest eine beglaubigte Kopie- ei das würde sogar Arbeitsplätze für Notare bringen), damit der Nachbar, dem das neue Auto aufgefallen ist, auch kontrollieren kann, ob es nicht geklaut ist? Muss ja nur bei der Gemeinde vorbeigehen und kurz mal nachschauen. Wär das nicht toll? Und das Diebstahl die Allgemeinheit schädigt, werden Sie doch wohl nicht bestreiten. Prostitution finden vor allem die Schweden ja auch nicht so toll. Auch dass ließe sich mit einer kleinen Liste auf der Gemeinde bekämpfen. Frauen müssten nur ihre Besucher (selbstverständlich mit Begründung des Besuchs) in einer kleinen Liste eintragen, dann könnte der Nachbar, dem häufige Männerbesuche aufgefallen sind, nur auf der Gemeinde vorbeigehen und… Holla die Waldfee, wäre das eine gerechte Gesellschaft!
Auffällig ist, dass in Deutschland auch sonst vernünftige Menschen beim Thema Steuerhinterziehung komplett austicken. Steuerpranger? Super. Wie wärs denn mit einer Hitliste (selbstverständlich mit Foto und Anschrift) der größten Sozialhilfebetrüger? Selbstverständlich sollten sämtliche Kriminelle mit Namen, Anschrift und Foto veröffentlicht werden, oder nicht? Wieso haben Sie, lieber Herr Ederer denn das nicht gefordert? Wieso so selektiv? Auf der anderen Seite wird selbstverständlich das Pendant zur Hinterziehung, die Steuergeldverschwendung, weiterhin als lässliche Sünde angeschaut, oder, lieber Herr Ederer, wie erklären Sie sich, dass es keine Talkshows gibt, in denen die strafrechtliche Bestrafung eines Herrn Wowereit oder eines Herrn Platzeck gefordert wird? Seltsam, nicht wahr? Denn wenn es um das Maß der Schädigung der Allgemeinheit ginge, müsste z.B. Uli Hoeness noch eine ganze Weile stricken, bis er die Schadenshöhe erreicht, die diese zwei Herren zu verantworten haben. Borjans und Konsorten bedienen sich krimineller Methoden, um den Gottseibeiuns beizukommen, werden aber wiedergewählt. Und wird in den Medien Deutschlands die Legitimität dieser Aktionen besprochen, braucht man regelmäßig einen Schweizer, der darauf hinweist, dass sich so ein Gebahren mit dem Rechtsstaat wohl doch nicht so ganz vereinen lässt. Nur ganz nebenbei, eine gute Sparmaßnahme für NRW wäre doch, sich Richter zu sparen, die eine Hausdurchsuchung genehmigen müssen- heure doch einfach einen Einbrecher an, der macht das viel unkomplizierter und finanziert sich selber. Besonders witzig ist übrigens, wenn treuherzig versichert wird, dass wenn all die pösen Steuerhinterzieher die hinterzogenen Steuern bezahlen würden, die Steuerbelastung für alle gesenkt würde. Das ließe sich doch bereits jetzt überprüfen: Wurde denn bei Rekordeinnahmen bisher Steuern spürbar gesenkt? Nein? Oder wurde einfach noch mehr ausgegeben? Ups, zweiteres ist der Fall. Macht ja nichts, es geht schließlich um “Gerechtigkeit”. Und da hat, wie die Geschichte zeigt, der Deutsche noch nie Spaß verstanden.
Nein. Eine Offenlegung der Steuererklärungen und damit auch der Vermögensverhältnisse der Bürger wäre ein weiterer Schritt zum Etatismus europäischer Bauart und ein Zacken mehr zum allgegenwärtigen und fürsorgenden Staat. Was wir brauchen ist genau das Gegenteil.
Ebenso sollten Amtsträger, die Steuern verschwenden, öffentlich an den Pranger und dann vor Gericht gestellt werden- genauso wie man es mit Personen, die Steuern hinterziehen macht.
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