@ Gabriele Schäfer: Was Sie bezgl. Japan und Spanien sagen, kann ich nur bestätigen. Auf Regionalstrecken in SP müssen (!) Sie zusammen mit der Fahrkarte eine Reservierung kaufen, Sie kriegen also garantiert einen Sitzplatz. Berufswegen durfte ich in den 90ern das japanische Bahnsystem genießen (!). Die DB kloppt sich stolz wie Bolle auf die Schulter, wenn sie`s hinkriegt, ICEs im Stundentakt fahren zu lassen. In Japan fährt der Shinkansen auf der Hauptstrecke Tokyo-Osaka alle 10-15 Minuten, Züge sind permant voll, mit Sitzplatzreservierung. Parallel dazu zusätzliche “Bummelzüge” mit mehr Halten. Mittlerweile gibt es noch schnellere Züge als den Shinkansen. Man muss die Bahnhöfe in Tokyo oder Kyoto gesehen haben! FFM oder Köln dagegen sind popelige Kästen. Ich hatte immer Hochachtung davor, wie die Japaner es hinkriegen, Dutzende Millionen Fahrgäste auf den dicht befahrenen Hauptstrecken zu befördern.
Der desaströse Zustand der Bahn spiegelt lediglich den Zustand dieses täglich mehr herunter kommenden “besten Deutschlands aller Zeiten” wider. Noch Fragen?
@ U.Hering: Widerspruch !! Sie sagen, mit Privatisierung von “Bundespost DHL und Telekom ... stiegen die Preise und sanken die Leistungen.” Wie haben Sie eigentlich noch in den 70ern telefoniert? Preise waren hoch solange der Telefonladen das Monopol hatte! 200 DM für die Einrichtung eines neuen Anschlusses, später 65 DM. Mit monatelanger Wartezeit. Sie durften nicht einmal einen im Ausland gekauften Apparat mit mehr Komfort anschließen. Sie bekamen nicht mal eine detaillierte Abrechnung über alle Telefonate, Einsprüche gegen überhöhte Rechnungen wurden permanent abgewiesen wg. des “Anscheinsbeweises” der posteigenen Tickerzähler. Dieser betuliche, kartellmäßige Beamtensaftladen musste endlich zerschlagen werden! Dieser Laden hätte auch noch das Internetzeitalter verpennt.
In den späten 80ern und in den 90ern sollte der große Staatsbetrieb Post mit Brief-/Pakettransport, Telefonie und Postbank zerlegt und privatisiert werden. Was im Wesentlichen auch geklappt hat, auch dadurch, dass Dritte endlich in diese Märkte einsteigen konnten nach Abschaffung der Monopole. Warum klappt das nicht bei der Bahn? Naja, als erstes hätte man die Infrastruktur mit Schienennetz und Bahnhöfen vom Betrieb des rollenden Materials trennen müssen. Ersteres als System staatlicher Vorsorge steuerfinanziert betreiben, und den Rest der DB in gleichrangige (!) Konkurrenz dem Wettbewerb treten lassen. Aber diese Lösung war halt politisch nicht korrekt und mit den Sozen nicht zu machen. Selbst heute werden private Betreiber vom “privatisierten” Big Brother benachteiligt.
Die Frage ist doch, lässt sich heutzutage ein nationales Schienenverkehrssystem überhaupt profitabel betreiben? Schon allein bei der Infrastruktur (Gleis- u. Signaltechnik, Bahnhöfe) erscheint mir der erforderliche Aufwand derart immens, dass die Bahn gegenüber dem Straßen- und Luftverkehr immer im Nachteil ist. Sind die legendären Bahnsysteme in der Schweiz und Japan (jawohl, auch Japan), die ich in den 80ern / 90ern genießen (!) durfte, profitabel oder auch nur mit massiver staatlicher Unterstützung zu betreiben? Fakt ist doch, dass weit, weit vor der “Privatisierung” Strecken im ländlichen Raum stillgelegt wurden und damit die Verlagerung des Verkehrs auf die Schiene ein alberner Wunschtraum zur Volksverarsche ist.
Sehr geehrter Herr Weller, zunächst danke ich für Ihre freundliche Zustimmung und möchte mit erlauben, noch eine weiterführende Frage zu stellen: Warum steht eigentlich die von Marcus Agrippa in Rom gebaute Kuppel nach rund 2.000 Jahren noch, während eine durchschnittliche Autobahnbrücke in Deutschland (gleichfalls aus Beton) keine 50 Jahre mehr durchhält?
Herr Mehdorf hat die Bahn kaputt gespart und von einer Bahn an der Börse geträumt. Mit seinem Einsparwahn und falscher Strategie hat er die Basis für den Niedergang der Bahn gelegt. Williger Helfer war der damalige Bundesverkehrsminister Tiefensee, der sich seinen Platz im Aufsichtsrat des angehenden Börsenneulings (wurde Gott sei Dank nie umgesetzt) ausgemalt hatte. Fairerweise muss man sagen, dass kein Verkehrsminister und keine Bundesregierung sich den wirklichen Erfordernissen der Bahn angenommen hatte und annehmen wird. Hinzu kommt die von der EU forcierte Aufteilung der Bahnsparten. Früher hieß das Motto der Bahn „Alle reden vom Wetter, wir nicht“, und man konnte die Uhr nach der Bahn stellen. Heute heißt das Motto „ Fährst Du schon, oder wartest Du noch“, und es wird gewettet, ob ein Zug in der angegebenen Reihenfolge in den Bahnhof einlaufen wird. Man kann die Reihe der Fehltritte der Bahn beliebig fortsetzen, leider wird sich nichts ändern. Denn wer ändern will, muss da anfangen, wo „der Fisch zuerst zu stinken“ anfängt: am Kopf. Allerdings wird sich am Kopf, Bahnvorstand und Verkehrsminister, nichts ändern: alle leben hervorragend mit den bestehenden (Miss-) Verhältnissen!
Fallen denn die alten dieselelektrischen Lok’s aus DDR- Zeiten auch dem “Verbrenner - Verbot” zum Opfer? Ebenwürdige Teile scheinen ja auch flächendeckend noch nicht in Sicht zu sein! Böse Zungen behaupten, die konnten auch ohne Schienen fahren .... vielleicht, wie die “Bahnen” zwischen den Strandpromenaden” an der Ostsee - auf Gummireifen .... MfG
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