Ein „konstruktiver Journalist“, dem es dem Selbstverständnis nach weniger um Fakten, sondern um Werte geht, wird wissen: Clan-Kriminalität ist wohl eher ein migrantisches Phänomen. Es zu skandalisieren und zu bekämpfen würde daher nicht etwa deren Opfer schützen, die auch in Not geratene Flüchtlinge sein können, sondern nur den Rechten helfen. Ein Vertreter dieser Zunft, der Magnus Klaue in der Jungle World eine sehr lesenswerte Kritik gewidmet hat, teilte sich deshalb auf Twitter so mit:
Verstöße gegen das Nichtrauchergesetz, einige Gramm Marihuana und Kokain und „eine Ordnungswidrigkeitenanzeige auf Grund [sic!] eines Verstoßes gegen das Waffengesetz.“ Wenn das die große „Clan-Kriminalität“ in Deutschland sein soll, fühle ich mich in diesem Land sehr sicher. (13.01.19)
Nicht ganz so sicher wie der Urheber dieser Zeilen und Redaktionsleiter von Monitor, Georg Restle, der weniger „aufmerksamer Beobachter sozialer Entwicklungen“ sein, sondern vielmehr „als zivilgesellschaftlicher Leithammel“ (M. Klaue) fungieren möchte, fühlen sich der nun personengeschützte Rapper Bushido und seine Frau. Da der Abou-Chaker-Clan auf sie eine Säureattacke geplant haben soll und der Entführung seiner Familie verdächtigt wird, wurden der Clan-Chef und sein Bruder nun verhaftet.
Auch um das Sicherheitsgefühl des Opfers eines versuchten Ehrenmordes in Essen dürfte es schon besser bestellt gewesen sein. Der unglücklich verliebte Neunzehnjährige wurde brutal zusammengeschlagen, teilweise skalpiert und überlebte nur knapp. Doch da man im sogenannten Kampf gegen rechts eher weniger Gefahr läuft, Bekanntschaft mit einer solchen archaischen Brutalität zu machen, wird sich Restle auch weiterhin „in diesem Land sehr sicher“ fühlen – also dort gut und gerne leben, wo andere – zumeist übrigens Muslime – sich nicht einmal gefahrlos verlieben können.
Der ich-zentrierte Modus
Während Rosa Luxemburg noch darauf insistierte, dass die „revolutionärste Tat“ darin besteht, „laut zu sagen, was ist“, plädiert Restle dafür, über einen „werteorientierten Journalismus“ nachzudenken „statt permanent nur abbilden zu wollen, ‚was ist‘.“ Hier wie auch in seiner heldenhaften Selbstbeschreibung als „Journalist über den Tag hinaus“, mit der er berufliche Profession und zivilgesellschaftliche Initiative verschmelzen lässt, kündigt sich der ich-zentrierte Modus an, der charakteristisch für den neu erwachten „Antifaschismus“ ist.
Nur wer in erster Linie an sich selbst denkt, gelangt vom Gegenstand krimineller Clans unmittelbar zu seinem persönlichen Sicherheitsgefühl – wobei evident ist, dass er so schnell nicht ins Fadenkreuz gerät. Seine faktenbefreite Beschwichtigung verweist auf das Movens dieser neu erwachten „Antifaschisten“. Es geht ihnen darum, wie sie sich fühlen. Genau das ist der brutale Egoismus, den sie in anderen stets vermuten.
Indessen zeigt die Oberstaatsanwältin Petra Leister, dass es mutige Menschen gibt, die als Vertreter bürgerlicher Rechtsordnung das „antifaschistische“, mitunter psychotisch anmutende Spektakel der neudeutschen Linken nicht nötig haben. Weil letztere ausschließlich damit beschäftigt sind, durch Realitätsverleugnung das Wasser von den Mühlen der Rechten zu schöpfen, werden sie es Menschen wie Frau Leister eben auch nie reichen können.