Wer sich auf „ gute Freunde“ ( Russland/ USA)verläßt, ist verloren. Lesetipp: Franz Wefel: Die vierzig Tage des Musa Dagh.
Es ist ein alter Konflikt (siehe 1918 bis 1923). Die Sowjets haben hier nicht willkürlich Grenzen gezogen. Ich wunderte mich zu DDR-Zeit, wenn in der “Aktuellen Kamera” Nachrichten zu Auseinandersetzungen in dem sowjetischen Nagorny Karabach berichtet wurde.
Wahrscheinlich wird sich in Kürze ein Flüchtlingsstrom von Armenien aus in Richtung Deutschland in Bewegung setzen.
Ein derart einseitiger und simplistischer Beitrag ist der AdG nicht würdig. Bei allem Bedauern für das Leiden der Zivilbevölkerung sollte nicht vergessen werden, dass die Karabach-Armenier durchaus nicht nur Opfer, sondern auch Täter war - letzteres wohl noch mehr als die Azerbaidschaner. Ende der 1980er Jahre lebten in Karabach selbst immerhin ca. 30% Muslime, die noch vor dem “Unabhängigkeitsreferendum” vertrieben wurden. 1992 kam dann der Krieg, Karabach-Milizen besetzten mit Hilfe der armenischen Armee über 20% des azerbaischanischen Territoriums und vertrieben über eine Million Azerbaischaner. Vielleicht hätte man damals aus einer Position der Stärke einen für beide Seiten fairen Kompromiss erreichen können (z.B. Rückzug aus den besetzten Territorien und Gebietstausch), aber stattdessen setzten die ultranationalistische Regime in Jerewan und Stepanakert auf “Grossarmenien”. Das rächt sich nun. Man sollte auch nicht vergessen, dass Armenien bis zur Wahl des amtierenden Präsidenten kaum weniger korrupt und autoritär regiert würde, als Azerbaischan. Dass nun gerade die erste wirklich demokratische Regierung in Jerewan für die Fehler ihrer Vorgänger büssen muss, ist tragisch. Zu hoffen bleibt, dass nicht wieder die Radikalen die Macht übernehmen, vor allem aber, dass Baku vernünftig genug ist, nun nicht seinerseits eine Politik der ethnischen Säuberung zu betreiben.
Dass den Armeniern - wieder einmal - Unrecht geschieht, scheint der Fall zu sein. Das zeigt, dass Gewalt überall dort neue Fakten schaffen kann, wo ihr keine Gegengewalt Grenzen setzt. Diese Einsicht, die im Kleinen wie im Großen gilt, ist ein paar tausend Jahre alt. Mn nennt sie deshalb auch Abel ´ sches Gesetz. In der konkreten Situation eine Intervention “des Westens” zu fordern, ist natürlich Unsinn. Wie sollte sie gehen, wer sollte sie durchführen? Wer das Bedürfnis hat, für Armenien zu kämpfen, wird dort gewiss als Freiwilliger willkommen sein. Eine Art von deutscher “Verantwortung” für die Not der Armenier zu konstruieren, ist Unfug. Deutschland hatte im Ersten Weltkrieg, als die türkische Regierung die Armenier brutal verfolgte, keine Möglichkeit, diese Verfolgung zu verhindern. Immerhin konnte sie dort, woe sie solche Machtmittel hatte, nämlich in Palästina, ähnliche Greuel an den dortigen Juden verhindern. General von Falkenhayn und Oberst Kress von Kressenstein haben sich dabei ausgezeichnet. Mehr dazu bei Schwake, Norbert, Deutsche Soldatengräber in Israel, Münster, 2008.
Ist aber auch blöd gelaufen, daß die Situation dieselbe, wie im Osten der Ukraine ist. Rußland hat sicher keine Probleme, Armenien zu schützen, will aber nicht.
Ein uralter Menschheitstraum: Das Töten von Menschen!
Seit Beginn des Konflikts in der Spätzeit der SU haben beide Seiten ethnisch gesäubert was das Zeug hielt. In Arzach bzw. Karabach hat man mal eben Gebiete mit eingegliedert, welche so gut wie ausschließlich von Azeri bewohnt waren und so das Territorium verdoppelt (und die Bevölkerung dort vollständig vertrieben). Hoffen wir, dass sich das nicht mit den Armeniern von Karabach wiederholt. Die EU und USA müssen hier unzweideutige Ansagen machen. Schade, dass wir derzeit keine ernstszunehmende Außenministerin haben und in den USA ein Mann regiert, der Hilfe bei Schuhebinden braucht. Auf Sympathien von Seiten von Putins KGB-Kirche würde ich nicht zählen, gelten die Armenier doch seit dem 5. Jh.den “Orthodoxen” im engeren Sinn als häretisch. Und als großrussisch-faschistische Bewegung hat man dann doch eher Symapthien für einen Kadyrow.
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