Der Prinz und der Brexit

Hier ein weiterer Grund, warum es so schade ist, dass England die Europäische Union verlässt: Er heißt Prinz Philip, ist 97 Jahre alt und schon fast so lange mit der Queen verheiratet. Aber um die eheliche Ausdauer soll es hier nicht gehen. Prinz Philip ist ein leidenschaftlicher Autofahrer. Das sieht man gerne in einer Zeit der Anti-Auto-Religion und ihrer nimmermüden Missionare. Aber darum soll es nur am Rande gehen.

Prinz Philip ist – um es in schönem Beamtendeutsch zu sagen – ein lebensälterer Mitbürger. Und zwar ziemlich fortgeschritten. Und immer noch ein leidenschaftlicher Autofahrer. Sogar die Obamas mussten sich von ihm mal kutschieren lassen, obwohl sie sonst von professionelleren und jüngeren Chauffeuren gefahren werden.

Aber Philip fährt auch gerne alleine, und dies nicht schüchtern. Also fuhr der 97-Jährige in der Nähe des Schlosses Sandringham so flott um eine Ecke, dass sein Geländewagen umkippte und einen Zusammenstoß verursachte. Natürlich große Aufregung. Ein Passant zieht den alten Prinzen aus dem darnieder liegenden Auto. Die Insassinnen des gegnerischen Autos müssen kurz wegen leichter Verletzungen ins Krankenhaus. Aber auch darum soll es hier auch nicht in der Hauptsache gehen.

Warum ich diese Geschichte rekapituliere: Es geht ums Blasen. Ich finde es einfach wunderbar, dass die örtlichen Polizeibeamten, wie afp berichtet, es sich nicht nehmen ließen, ihren Prinzen ins Röhrchen blasen zu lassen. Und der gute alte Prinz ließ es sich nicht nehmen, das Röhrchen an den hochadeligen Mund zu führen und ordnungsgemäß hineinzupusten.

So stelle ich mir ein modernes Königtum vor. Man hat gewisse Privilegien. Zum Beispiel das, mit 97 Jahren noch ein bisschen Juan Manuel Fangio spielen zu dürfen. Aber man folgt brav dem Auge des Gesetzes, wenn dieses streng auf einen blickt. Die Fahrerin des anderen Autos musste blasen, und der Prinz musste blasen. So gehört es sich. Ich bin mir nicht sicher, welcher kontinentale Großkopferte sich in der gleichen Lage ohne riesigen Aufstand der gleichen demokratischen Disziplin unterwerfen würde. Und auch nicht jeder Polizist würde sich trauen, was sich die Polizisten, vom Prinzen nicht über Gebühr beeindruckt, getraut haben. 

Der Ordnung halber sei erwähnt, dass beide, die Fahrerin und der Prinz, nüchtern waren. Blutprobe wegen Alkoholgenusses überflüssig. Aber das ist nicht der Hauptgrund, warum ich den Verlust eines Landes mit einem solchen Prinzen und einer solchen Polizei bedauere.

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Leserpost

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Michael Stoll / 18.01.2019

Wenn ich 97 Jahre alt bin, haben die grünen Lutschpuppen das Autofahren schon lange verboten. Wegen der vielen Feinstaubtoten damals. Und die obligatorische Alkokol-Kontrolle ist dann Sache der Sharia-Polizei.

Sabine Schönfelder / 18.01.2019

Lieber Herr Bonhorst, seien Sie nicht traurig, ob eines Verlustes, der in der von Ihnen befürchteten Weise nicht eintreten wird. Das Land, kann ich Ihnen leichten Herzens versichern, geht nicht verloren. Auch der Prinz, eine wahrlich beeindruckende Persönlichkeit ( und da haben wir noch nicht seinen staubtrockenen, britischen Humor thematisiert) bleibt genauso knorrig wie wagemutig, ganz wie Sie ihn mögen. Selbst die Polizei wird ihren Prinzen für Gott und Vaterland ohne Ansehen der Person wieder ins Röhrchen blasen lassen, auch nach dem Brexit. England ist eben durch und durch eine authentische Demokratie.  Die Sonne wird trotzdem über England aufgehen und die Erde sich weiterdrehen. Auch bei einem ‘harten Brexit’. Relax, have a nice day!

Wilfried Cremer / 18.01.2019

Fred Hale ist mit 109 noch gefahren. 100 schafft auch so ein Prinz. Man sollte nur vorher die Gegend absperren und das Auto innen polstern.

Carl Schurz / 18.01.2019

Ich bezweifle, dass die meisten Deutschen Ihre Intention nur im Ansatz erkennen können. Auch ich bin traurig. God save the Queen and GB.

Werner Liebisch / 18.01.2019

Gerade lese ich von den geplanten Einschränkungen gegen die individuelle Mobilität und verspüre nun als Abstinenzler Lust, mir eine Flasche Gin in den Rachen zu kippen. Wann hört der Einschränkungs-Terror gegen den gemeinen Bürger auf? God save the individuelle Mobilität…

Ulrich Habermann / 18.01.2019

Sehr gut geschrieben, Herr Bonhorst. Ich bin fast ganz Ihrer Meinung, muss aber mal Bezug nehmen auf Ihren letzten Satz. Nein, wir werden dieses Land nicht verlieren, es geht uns nur voraus. Die EU in Ihrer jetzigen Form wird eine kurze Episode der Weltgeschichte bleiben. Bisher sind alle zusammengepressten Staatenbündnisse zerbrochen. Der Kitt wird hoffentlich nicht mehr lange halten.

Ludeloff Klaus / 18.01.2019

Bei ähnlichen Situationen in unserem Land wären gewiss Rauschmitteltests empfehlenswert.  Schließe ich mal so aus Äußerungen von prominent in den Medien vertretenen Politikdarstellern, bei denen man sich regelmäßig fragen muss: Was haben die denn geraucht? Und es wäre nicht uninteressant zu erfahren, wie die Umweltaktivisten in England die hartnäckige Autofreude des Prinzen kommentieren. Oder fährt Philipp Elektro, was ich angesichts seiner Persönlichkeit eher nicht annehmen würde?

Bechlenberg Archi W. / 18.01.2019

Das wäre der Höhepunkt meiner Autofahrerzeit: einmal mit Prince Philip zusammen zu stoßen. Es wäre mir auch egal, wer schuld ist.

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