Roger Letsch / 23.02.2019 / 06:15 / Foto: Pixabay / 53 / Seite ausdrucken

Der Kulturpessimismus der Klima-Alarmisten

Greta Thunberg hat wieder zugeschlagen, diesmal bei ihrer Rede auf der Zukunftskonferenz in Brüssel. Wieder einmal zeigt sich, dass die Welt neben den Indifferenten, denen es völlig egal ist, was politisierte Teenager von sich geben, in drei Gruppen eingeteilt ist. Da sind die Bewunderer, nicht nur die gleichaltrigen Mit-Schulschwänzer, die ihre Hoffnungen auf Greta projizieren. Dann natürlich die Spötter, die das alles für einen Marketing-Gag halten und dem lauten aber oberflächlichen Aktivismus einen Vogel zeigen und dann noch die Mitfühlenden, die die Eindimensionalität von Gretas Agenda und ihre Instrumentalisierung unter dem Aspekt des Kinderschutzes beklagen. Ich selbst bin schon auf die religiöse Komponente in Greta Thunbergs Bewegung und die Selbstermächtigung eingegangen, die entfernt an Jeanne d’Arc erinnert.

Doch richtete sich deren Wirken auf die Restauration eines Herrschertums, während Greta heutige Herrschaftsstrukturen in toto abwatscht und mit ihren Forderungen nach schlagartiger vollständiger Dekarbonisierung keine restaurative, sondern in der Konsequenz eine kulturpessimistische Grundhaltung zeigt: Alles ist schlecht, alles muss enden. Die Abgründe, in die solches Denken führen kann, kamen mir schlagartig bekannt vor, als ich bei der Rede in Brüssel sah, was für einen aufmerksamen Zuhörer Greta in dem hinter ihr sitzenden Jean-Claude Juncker hatte. Es gibt wohl neben Ignoranten, Jüngern, Spöttern und Beschützern Gretas noch eine weitere Gruppe – und der wird langsam angst und bange.

Ich glaube nicht, dass Greta von Jean-Jacques Rousseau bisher mehr als nur gehört hat, so viel Historisches lässt sich in vier Schultagen gar nicht unterbringen (und heute war erst Donnerstag, und dank Brüssel-Auftritt war der auch schulfrei). Aber vieles in Gretas Bestimmtheit und dem Absolutheitsanspruch, der in all ihren Reden zum Ausdruck kommt, erinnert mich an eben jenen Wegbereiter der Aufklärung, dessen Ideen in höherer Dosierung aber auch Wegbereiter der dunklen Seiten der französischen Revolution wurden.

Während gesellschaftlichem und technischem Fortschritt zugeneigte Denker neben sich einstellenden positiven Entwicklungen auch immer Nebeneffekte und Nebenwirkungen ins Kalkül zogen, verstand Rousseau die menschliche Geschichte als einen fortwährenden Niedergang, der nur durch ein in jeder Hinsicht neues Denken und Handeln aufzuhalten sei. Handlungen, die nicht zu perfekten Ergebnissen führen, seien letztlich schlechte Handlungen. Es gelte folglich, das perfekte Staatswesen zu errichten, in dem der einzelne Mensch nicht mehr als fehlbares, individuelles, aber auch mit universellen Rechten ausgestattetes Wesen zu gelten hat, auf das sich die Politik beziehen muss, sondern in dem der Mensch nur Echoraum einer absoluten Idee ist. Zu abstrakt? Dann stellen Sie sich einfach einen Bienenstaat vor, dort wirkt die Idee Rousseaus perfekt – inklusive der Tatsache, dass die einzelne Biene keine Ahnung davon hat, wie die Idee eigentlich lautet. „Besser für die Biene”, würde der alte Meister aus Genf wohl sagen.

Praktische Maßnahmen der Gleichmacherei

Rousseau leitete daraus seine Idee vom „Allgemeinen Willen“ ab, der „volonté générale“, den er in seinem Hauptwerk „Vom Gesellschaftsvertrag oder Prinzipien des Staatsrechts“ als absolut, unfehlbar und gerecht definierte und dem sich alle freiwillig und von einer anonymen Vernunft beseelt unterordnen würden. In der Theorie klingt das vernünftig und utopisch zugleich. Geht man mit dieser Idee des Absoluten jedoch auf die Praxis los, in der man es ja nun mal nicht mit einer diffusen Anzahl indifferenter Menschen, sondern mit höchst unterschiedlichen Individuen zu tun bekommt, gleitet die schöne Idee schnell in den Totalitarismus ab.

Denn die Frage, wer im Besitz der absoluten Wahrheit ist, die zur Ausführung (um nicht von Exekution zu sprechen) gelangt, ist nicht Ergebnis eines mühsamen Erkenntnisprozesses und von Versuch und Irrtum, sondern wird ‚ex cathedra’ verkündet. Wer die Idee formuliert, hat einen Vorsprung, den er besonders wirksam durch die Verfolgung und Diskreditierung abweichender Ideen bewahren kann. Der Klimawandel und die Vorstellung, dass nur der Mensch als Verantwortlicher dafür in Frage komme und dass jede Debatte darüber zu unterbleiben habe, ist eine solche Idee.

Die politischen Erben Jean-Jacques Rousseaus, etwa Robespierre oder Saint-Just, die seine Ideen in praktische Politik verwandelten, sich im Besitz der absoluten Wahrheit wähnten und somit den „allgemeinen Willen“ formulieren und auslegen zu dürfen glaubten, gingen den Weg des Totalitarismus bis fast zum Ende, dem zum Glück noch deren eigenes Ende vorausging. Die Vorstellung, man könne die Menschen durch eine Idee in einen unschuldigen Naturzustand zurückversetzen, in dem alle Unterschiede und Ungerechtigkeiten enden würden und die Korruption einer aristokratischen Oberschicht durch die Tugend erleuchteter Männer abgelöst würde, schnitt mehr als nur Ideen und Gedanken ab. Sie trennte auch Köpfe von Hälsen, die außer zum Kopfschütteln zu keiner weitergehenden Kritik in der Lage waren oder sich für gänzlich unpolitisch und damit unbeteiligt hielten.

Der Mensch an sich sei gut, meinte Rousseau, aber er vergesse es im Laufe seines Lebens und seiner Erziehung und Anpassung an das System immer wieder. In diesen „Naturzustand des Guten“ jedoch durch praktische Maßnahmen der Gleichmacherei, Enteignung, Zwangskollektivierung und Sprachzensur tatsächlich zurückfinden zu können, diesen Wahn kann man Rousseau nicht anlasten, wohl aber denen, die – bewusst oder unbewusst – als seine Vollstrecker angetreten waren und glaubten, ihren Meister in ihrer Konsequenz noch überflügeln zu können. Je einfacher und glatter eine Idee, umso leichter lässt sie sich absolut setzen.

In der Zeit des Tugendterrors der französischen Revolution waren die Ideen glatter als der Stahl, der seinen Kritikern deren Köpfe vor die Füße legte, und auch heute geht es – wenn auch (noch) weniger blutig – um nichts weniger als das physische Ende dessen, was der glatten Idee der Klimarettung im Weg steht. Industrie: weg, Individualverkehr: weg, sichere Stromversorgung: weg. Kennzeichnend für den blinden Eifer ist zudem, dass man sich sogar der Erörterung der möglichen Folgen dieser Politik konsequent verschließt. Hätte man versucht, mit Robespierre über die Dekrete zu disputieren, die tausenden Franzosen das Leben kosteten, wäre das Wort „Verrat” mit Sicherheit schon im ersten Satz seiner Antwort ausgesprochen worden.

Selbstmord aus Angst vor dem Tod

Juncker, der sich Gretas Rede samt Politikerschelte lächelnd anhörte und auch an den Stellen artig applaudierte, an denen Politikern wie ihm ordentlich die Leviten gelesen wurden, erinnert ein wenig an die Salons in der Mitte des 18. Jahrhunderts, als der Adel den Ideen Rousseaus und seiner Adlaten begeistert applaudierte und, wie die Politiker von heute, den Schauder doppelt genoss – nämlich gleichzeitig im Publikum zu sitzen und im aufgeführten Stück erdolcht zu werden.

Denn was die Aktivistin Thunberg fordert, ist nichts weniger als das sofortige Ende einer Zivilisation, die sie – ähnlich wie die Rousseau nacheifernden Politiker des 18. Jahrhunderts – auf dem völlig falschen Weg sieht. Da ist nichts umzubauen und zu verändern, da muss abgeschaltet, verboten, umerzogen und vernichtet werden. Nicht das bei Politik und Medien so beliebte Nudging, das sanfte Schubsen oder das Verlocken mit Teilhabe an der sicheren Mehrheitsmeinung oder Vergünstigungen für Wohlverhalten ist Gretas Mittel, ihres hört angesichts der Forderung nach sofortiger 80-prozentiger Emissionsreduzierung auf den Namen „Cutting“. Erst wenn Industrie, Verkehr und Zivilisation diesen Haircut unter der Dekarbonisierung-Guillotine verpasst bekommen haben, könne die Menschheit gerettet sein. Das ist die Forderung nach Selbstmord aus Angst vor dem Tod.

Jede technische oder gesellschaftliche Errungenschaft wird, weil sie nicht perfekt ist, kritisiert und verworfen. Dass dieses Denkmuster, das uns Atomausstieg, Veganismus, Grenzwerthysterien, Impfgegner und Energiewende beschert hat, sich ausgerechnet in einem Land wie Deutschland wie Grippe verbreitet, das doch erwiesenermaßen gerade von der Perfektionierung von bestehender Technik seit Jahrzehnten lebt und profitiert, statt diese – wie anderswo auf der Welt – einfach durch komplett neue und vielleicht bessere Erfindungen zu ersetzen, erstaunt mich immer wieder aufs Neue. Jede Notwendigkeit der technischen Perfektionierung, die sich im Betrieb und nach einiger Anfangseuphorie bei der Benutzung einer beliebigen Technologie zeigt, wäre ein genuin deutsches Betätigungsfeld.

Die letzten Male, dass uns das gelang, waren die Drucktechnik, technische Anlagen wie Gasturbinen und die Automobilindustrie. Die Weiterentwicklung der Kernenergie hin zu passiv sicheren Anlagen ohne Jahrmillionen gefährlichem Abfall erfolgt in China und Russland. Statt die CO2-Abscheidung bei konventionellen Kraftwerken (falls man das tatsächlich für wichtig hält) zu verbessern, steigen wir komplett aus der Technologie aus, unsere Gaskraftwerke, die die effektivsten der Welt sind, laufen aufgrund der Energiepolitik defizitär und werden von Subventionen statt von Innovationen am Laufen gehalten, und die Automobilindustrie treiben wir auch gerade in den Ruin (Elektro-Autos) oder gleich ins Ausland.

Es mag den beteiligten Schulschwänzern nicht klar sein, aber um Deutschlands CO2-Emissionen um 80 Prozent zu senken, dürfte man hierzulande die Windräder noch nicht einmal zusammenschrauben, die sich anstelle der kohle- und kernkraftbetriebenen Dampfturbinen drehen sollen. Auch die chemische Industrie, Maschinenbau, Automobilindustrie, Bauindustrie, Handwerk und Verkehr kämen vollständig zum Erliegen und mit all dem auch die Arbeitsplätze mit der größten Wertschöpfung und dem größten Exportpotenzial.

Ganz unabhängig davon darf die Frage nach möglicherweise sogar positiven Effekten des leicht höheren CO2-Gehalts der Luft und berechtigten physikalischen Zweifeln an den Modellen des IPCC kaum noch gestellt werden, will man sich nicht der Aufforderung aussetzen, sich an einen klinischen Psychologen zu wenden. Momentan gibt es noch eine gewisse Anzahl an Politikern, die trotz aller medienwirksamen Versprechen und Ströme von Tinte unter Klimaabkommen und Absichtserklärungen davor zurückschrecken, der Menschheit gleich morgen den Stecker zu ziehen. Für die nähere Zukunft muss das aber nicht so bleiben.

Generation „Greta“ – keine Kompromisse

So unerträglich grüne Moralapostel wie zum Beispiel Katharina Schulze auch sein mögen, die Bahncard predigen, aber selbst ein Flugmeilenkonto im sechsstelligen Bereich haben und dann auch noch die Chuzpe besitzen, stolz von ihren Ausgleichszahlungen bei atmosFair zu berichten, die sie nur deshalb leisten können, weil sie vom Steuerzahler ausreichend alimentiert werden – diese Politiker stehen zumindest noch teilweise in der Realität, auch wenn sie es gar nicht gern haben, wenn das Licht der Öffentlichkeit darauf fällt. Die Generation „Greta“ jedoch könnte, sofern sie nicht noch rechtzeitig von der Realität des echten Lebens „korrumpiert“ wird, die nächste Politikerkaste stellen, und die wird keine Kompromisse mehr mit der Realität schließen und die „reine Idee“ von der zur Unschuld und ins vortechnische Zeitalter zurückzuführenden Menschheit mit Gebot und Verbot exekutieren.

Die dafür notwendige staatliche Allmacht mit umfassendem Durchgriff auf alle Aspekte des Lebens jedes Einzelnen, für den dann alles geregelt, alles festgelegt und durchgeplant ist, wird bereits errichtet. Hier schließt sich der Kreis zu Rousseau: Für dessen Idee des „allgemeinen Willens“ bedurfte es auch eines völlig bindungslosen Menschen, eines staatsunmittelbaren Wesens, der keine Herkunft, keine Kultur, keine private Sphäre und keine Familie kennt und nur einer absoluten Idee verpflichtet ist. Linke bezeichnen diesen Zustand gern als Freiheit, weil sie den Zwang darin nicht sehen wollen, der zur Verwirklichung angewendet wird.

Hat man für diejenigen, die sich dem Gleichschritt entziehen, aktuell noch ausgrenzenden Spott zur Hand, indem man sie als „Klimaleugner“ oder Schlimmeres bezeichnet, gibt es keine Garantie dafür, dass in Zukunft nicht die recht wirkungsarme Stigmatisierung einer wie weit auch immer gehenden „Exekutierung” Platz machen muss. Erste Forderungen, „Klimaleugnung“ unter Strafe zu stellen, wurden bereits erhoben.

In Soyeners Roman „Der Chirurg Napoleons“ heißt es: „Der gefährlichste Mensch ist derjenige, der nur eine einzige Idee hat. Und Robespierre hatte nur eine einzige Idee.“ Doch das ist nicht ganz vollständig. Die Welt ist schließlich voll von Erfindern, Weltverbesserern, Künstlern und Unternehmern, die genauso auf eine Idee fixiert sind. Das muss also nichts Schlechtes sein und führt beim Scheitern auch nicht immer in Katastrophen. Die Idee muss schon eine politische sein, und die wird erst gefährlich, wenn zwei weitere Bedingungen erfüllt sind. Wenn sich die Idee nämlich als etwas präsentiert, das noch nie gewagt wurde, deren Zeit aber nun gekommen sei und ihr zudem die Hebel der Macht eher nachgetragen werden, als dass sie diese erobern müsste.

Die kompromisslosen Schulschwänzer und Dekarbonisierer von heute haben nur diese eine Idee und wenn sie, vom politischen und medialen Applaus getragen, in fünf bis zehn Jahren an politische Mandate gelangen sollten, träfen sie gerade in der EU (falls die dann in ihrer aktuellen Form noch existiert) auf einen zentralisierten Superstaat mit maximaler Handlungskompetenz, der sich jeder Kontrolle durch die Mitgliedstaaten oder deren Bürger längst entzogen hat. Das wollen wir alle mal nicht hoffen, aber spätestens dann könnte Juncker das joviale Applaudieren und uns das mitleidige Lächeln und der Spott angesichts solcher halsabschneiderischen Reden wie der von Greta in Brüssel gründlich vergehen.

Zuerst erschienen auf Roger Letschs Blog Unbesorgt.

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Leserpost

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Frank Just / 23.02.2019

Ist eine abweichende Meinung erlaubt? Merken der Autor und die Kommentatoren eigentlich nicht, dass sie genau das tun, was sie sonst nicht müde werden, irgend welchen angeblichen “Linksgrünen” vorzuwerfen ? Ein Mensch leistet sich eine nicht genehme politische Meinung und wird daraufhin wegen seines Alters, seines Äußeren und seiner psychischen Eingeschränktheit diskriminiert und lächerlich gemacht. Offensichtlich in Ermangelung von Argumenten bezeichnet man ihn als “geistig gestört” und unterstellt ihm, fremdgesteuert zu sein. Der “Gretaismus” sei vergleichbar mit der NS-Ideologie und gehöre weltweit verboten. Seine Eltern werden in Sippenhaft genommen, weil sie die politischen Aktivitäten ihrer Tochter nicht bremsen oder in die “rechten” Bahnen lenken, sie gehören entmündigt. Selbiges gilt für die “Zustimmer” und “Bewunderer”, denen direkt abgesprochen wird, die Konsequenzen ihrer Forderungen zu überblicken. All dies sagt einiges über die Schreiberlinge. Es zeigt mir aber auch, dass Greta Thunberg so falsch nicht liegen kann. Und was Rousseau als Kronzeuge für die öffentliche Verunglimpfung einer 16jährigen anbetrifft. Darüber wollen wir besser gar nicht reden.

Hartmut Runge / 23.02.2019

Also Herr Letsch, in einem Bienenstaat - vorgestellt oder real - wirken keine Ideen. Aber dass nur am Rande. Tatsächlich bin ich jedoch immer wieder fasziniert davon, wie bürgerliche Ideologen revolutionäre Prozesse beurteilen. Dass dem Terror eines Robespierre oder der Ermordung der russischen Zarenfamilie ein schier unendlicher Terror durch die unumschränkte Diktatur der Herrscherfamilien in Frankreich und Russland vorausging, wird stets ausgeblendet. Offenbar Ist es immer nur dann Terror, wenn sich die Macht der Gewalt gegen die herrschenden Eliten richtet. So gesehen war übrigens schon Robin Hood ein Terrorist. Über evolutionäre oder revolutionäre Wege zur Erlangung der Macht wurde ja schon viel gestritten, doch selbst der gute Hayek hatte nicht genug evolutionäre Geduld für das freie evolutionäre Spiel der Kräfte in der Demokratie. Er sah das Problem “Greta” quasi voraus und entwickelte Modelle, die bei genauer Betrachtung totalitären Strukuren nicht unähnlich waren. Kein Wunder also, dass sein Schüler Milton Friedmann konsequenterweise gleich den Weg in die (Markt)-Freiheit über die faschistische Diktatur (Chile) wählte. Offenbar verlieren die Freunde der freien evolutionären Entwicklung immer dann die Geduld, wenn sich ihrer Vorstellung von einem freien Markt etwas entgegen stellt. Das Problem liegt in einem Denkfehler: ein freier Markt ist eben immer auch ein freier Markt für die Ideen - und die laufen nun mal nicht immer in die gewollte Richtung. Ob mit Greta, der mexikanischen Grenze zu den USA oder der erhofften Osmose-Grenze (alle Freiheiten für die Freien aber möglichst dichte Grenzen für die Freiheitsuchenden) um Europa, irgendwie scheint das Modell Freiheit seine Grenzen zu haben. Wie wäre es denn, wenn die Freunde der Freiheit hier mal etwas mehr Vertrauen ins freie Spiel der Käfte an den Tag legten und ihre sonst bei jedem Rgulierungsversuch ins Feld geführte Mündigkeit des Verbrauchers eInmal Ernst zu nehmen?

Waltraud Köhler / 23.02.2019

“Der Mensch an sich sei gut, meinte Rousseau” aber darin irrte Rousseau gewaltig. Der Mensch in seiner Reinform ist weder gut noch schlecht. Er ist ein Egoist. Betrachten wir einmal Babys und Kleinkinder aus einem möglichst neutralen Blickwinkel so erkennen wir recht bald, dass für sie nur ihr eigenes Wohl und Wehe zählt, nur die eigenen Bedürfnisse, die möglichst schnell befriedigt werden sollen. Dann lernt ein Kind Stück für Stück, ob es mit Schreien, Aufstampfen etc. eher etwas erreicht, oder mit Schmusen und Abgeben. Es wird eine Kulturschicht übergezogen. So lernt ein Mensch Stück für Stück was er tun muss zur Befriedigung seiner Bedürfnisse. Neben den Grundbedürfnissen, Essen, Trinken, Wärme, Schlaf gibt es auch das Grundbedürfnis des sozialen Kontakts. Der Mensch lernt recht früh, dass er sozialen Kontakt am leichtesten erhält wenn er mit der Masse schwimmt. Die Masse unserer Kinder sind nur Gleichalterige. Seit den ersten Kitatagen sind sie nur mit Gleichaltrigen zusammen. Erwachsene sind nicht zur Erfüllung des sozialen Kontakts zuständig sondern zur Erfüllung der restlichen Bedürfnisse. Für viele ändert selbst das Erwachsenwerden nichts an dieser Einstellung. Wird die Masse gewalttätig wird es jeder Einzelne auch, weil er den sozialen Kontakt weiterhin erhalten will.

Dr. Gerhard Giesemann / 23.02.2019

@Christian Geller: Greta ist nicht gestört, sie ist vielleicht die Einzige in dem ganzen Zirkus, die sensibel genug ist etwas zu bemerken. So fragt sie sich unbewusst, wie konnten die Alten es zulassen, dass sich die Menschheit seit 1950 verdreifacht hat und dass sie bis 2050 vervierfacht sein wird. Sie hat erkannt - unbewusst - dass das nicht gut gehen kann. Die Folgen sind zu beobachten, von mir aus am Anstieg von CO2 in der Luft von ca 330 ppm um 1950 auf inzwischen ca 380 ppm. Welche Rolle das spielt fürs Klima, sei dahingestellt, sicher ist: WENN der Mensch schuld daran ist, so weniger davon. Das wäre unabhängig von dieser CO2-Debatte ein Segen für alle Erdenbewohner. Der Mensch ist kein qualitatives, sondern ein rein QUANTITATIVES Problem. DAS bewusst zu machen ist nicht Aufgabe von Greta, sondern die der Älteren - damit die Jungen sich daran orientieren können, wenn es für sie spruchreif wird. Man kann den Club of Rome dafür kritisieren, dass er mit seinen Prognosen nicht immer recht hatte - aber in the long run hat er genauso recht wie die Jungen von heute. Das dumme Argument von der “Überalterung” von wem auch immer spricht ein vorübergehendes Phänomen an - denn die Jungen von heute sind die Alten von morgen. Nachhaltig ist nur: Innehalten, weniger Kinder weltweit (also 1,5 pro Frau wie in Europa und Japan etwa) und denken an das Umweltproblem Nr. 1 mit “KKK”: Kinder, Kühe, Kettensäge. Uralter Spruch, gerne vergessen, trotzdem wahr wie ehedem.

Thomas Taterka / 23.02.2019

Regel Nummer 1 : Zudringlichkeiten sind generell zurückzuweisen. Regel Nummer 2 : Klugscheisser fressen zuerst ihre eigene Medizin. Regel Nummer 3 : Keine Diskussion mehr mit Leuten, die andere ” erziehen ” wollen. Regel Nummer 4 : Prüfung der Geldquellen dieser Leute. Regel Nummer 5: Bedingungslose Offenlegung. Wo sind die ” Fleischtöpfe ” für wen ? Regel Nummer 6 : Diskussion über Geld,  nichts sonst. Kostenrechnung. Tatsächlicher Nutzen für den Zahler. Regel Nummer 7: Frage an alle : ist das von Nutzen ? Soll das fortgesetzt werden ? Wenn ja,  warum? USW. Jede Frage aufs Geld runterversachlichen. ” Idealismus ” ist ein Arbeitsmarktproblem . .

Belo Zibé / 23.02.2019

«Wir sind laut, weil man unsere Zukunft klaut» , skandierte ein Stimmungsmacher in Pluderhosen und German Öko-Rastafari outfit durch ein wahrscheinlich «fair»  hergestelltes Megaphon, als Nachhut eines «Grethappenings» aus mehreren Schulklassen gestern um 10h. Wie erwartet hatte die überwiegende Zahl der Beklauten angesagtes Plastik an den Füssen. Und ich unterstelle beinahe jedem einen Snapchat-Instagram-Generator aus herkömmlicher Produktion in der Tasche .Aus zeitlichen Gründen konnte ich keine weiteren «Studien» vornehmen ,durfte aber später nochmals Weisheiten aus der Stimmungs- AG aufschnappen. Eine riesige« Fairtrade Bluetooth Box» brüllte klimaverändernden Frequenzmüll in der Hand des German Öko-Rastafaris. «Die Welt geht unter, aber wir machen Party», so sinngemäss seine frohe Botschaft.

Andreas Rochow / 23.02.2019

Die Infantilisierung der Klima-, EU- und Weltpolitik gerät ins Galoppieren. Dazu wird auch schon mal serienweise gegen Gesetze verstoßen. Um Kritik gegen diese Machenschaften von vornherein moralisch unmöglich zu machen, wird von den Eltern und politischen Unterstützern der Klima-Greta die Erkrankung der Aktivistin an einem Asperger-Syndrom in die Waagschale geworfen. Das Asperger-Syndrom ist eine selten diagnostizierte psychische Störung mit Bezug zum Autismus. Ein Merkmal kann die obsessive Beschäftigung mit einem einzigen Themenfeld sein. Weiterhin dominieren elementare Störungen der Emotionalität und der sozialen Einbindung. Die Erkrankten leben in ihrer eigenen Welt, werden oft als kontaktschwach und verhaltensgestört abgelehnt, leiden aber selten unter ihrer Isolation. Intelligenzmängel gehören nicht zu den Leitsymptomen. Ein verständnisvolles Umfeld kann Bedingungen schaffen, in denen sich der Asperger-Patient - das männliche Geschlecht überwiegt zahlenmäßig - mit seiner Sonderbegabung in den ersten Arbeitsmarkt einbringen kann. Dazu müssen die Neigungen entdeckt und individuell gefördert werden. Ein von Angst getriebener Missionsgeist (Monomanie, Gigantomanie) ist ausdrücklich nicht als förderwürdig anzusehen! Dem Druck, den die EU auf den Umgang mit Behinderung und Behinderten ausübt, ist geschuldet, dass die Inklusion aller an die Stelle eines Systems gestufter sonderpädagogischer Angebote getreten ist. Der “Behindertenbonus”, wie er bei vielen Stellenbewerbungen gilt, kommt allerdings nur bei gleicher Qualifikation der Bewerber zum Tragen. - Die Greta-Manie der EU-rokraten und Klimaalarmisten ist ein gefährliches Missverständnis und Missbrauch zugleich. Soll die Schulpflicht, eine wesentliche Errungenschaft europäischer Kultur, jetzt dem kranken Klimaalarmismus geopfert werden? Die Forderung “Kinder an die Macht!” ist verantwortungslos und antidemokratisch! Diesem Spuk muss ein Ende bereitet werden! Die Wahlen zum EU-Parlament sind eine gute Gelegenheit.

R. Nicolaisen / 23.02.2019

Paßt man im Umgang mit “Aspergern ” nicht auf und erklärt immer wieder alles umfassend,  befördert man ihren Hang zur Paranoia, da sie aus sich heraus die Welt nur eindimensional verstehen. Gretas Eltern haben deren Paranoia gezüchtet!

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