Die Sonne muss sehr tief stehen, denn das Jahrestreffen des WEF wirft lange Schatten. Wieder werden 5.000 Soldaten die 3.000 Delegierten des WEF Jahrestreffens vom 22. bis 25. Januar im schönen Schweizer Davos beschützen müssen. Wieder wird es Häppchen regnen und Weinchen kübeln, dass das Älplihorn wackelt. Da Donald Trump samt US-Delegation seine Teilnahme abgesagt hat, besteht auch keine Hamburger-Gefahr. Auch Macron kann wohl nicht kommen, die gelben Schutzwesten in seiner Staatskarosse konnten gerade nicht gefunden werden. Und die sind ja Vorschrift in Frankreich. Dafür nehmen Angela Merkel, Prinz William, Jair Bolsonaro und weitere Lichtgestalten der fröhlichen Weltzukunftsgestaltungsgilde teil.
Letztes Jahr befassten sich die 3.000 führenden Manager und 70 Staatschefs damit, „für eine gemeinsame Zukunft in einer fragmentierten Welt“ zu sorgen. Hat noch nicht so ganz geklappt. Ist aber nicht so schlimm, da die vielen anderen Treffen auch nichts weiterbrachten. So zum Beispiel im Januar 2016, da wurden „Krise und Zusammenarbeit, Wachstum und Stabilität, Erneuerung und Industrie sowie Gesellschaft und Sicherheit“ unter Anwesenheit von Kanzlerin Merkel bekakelt. Das Ergebnis kennen wir. Dieses Jahr ist Globalisierung 4.0 dran. Die sich für Weltführer halten, beabsichtigen die „Gestaltung einer globale Architektur im Zeitalter der vierten industriellen Revolution“. Drunter machen sie es nicht, die Häppchen kosten eben.
Vorsichtshalber ruft das WEF schon vor Beginn seiner diesjährigen Sause das Ende des Populismus aus – so eine Art linksgrüner Endsieg. Der Populismus gefährdete ja bekanntlich das Weltklima, die Weltökonomie und drohte mit einem verheerenden Weltkrieg. Doch keine Sorge, liebe Weltbevölkerung, der Populismus hat fertig. Das WEF verweist auf eine neue Umfrage unter 10.069 repräsentativ befragten Menschen aus 29 Ländern. In den Ergebnissen sieht es „eine Zurückweisung des Populismus“, und es fragt: „Ist es Zeit, Peak Populism‘ auszurufen?“ „Peak Populism“ würde heißen, dass der Populismus seinen Zenit erreicht hat – und er von nun an seinen Abstieg erleben wird.
Die Weltführer und die Grundrechenarten
Offensichtlich hapert es bei den Weltführern ein wenig an den Grundrechenarten. Dabei erscheint es doch irgendwie nicht so schwer, 10.069 durch 29 zu teilen. Trotzdem kommen die Eliten nicht auf die Idee, dass 347 Befragte höchstwahrscheinlich nicht so recht die Bevölkerung eines Landes wie Indien repräsentieren können. Oder – das ist nicht mal der halbe Bundestag, wenn denn nur der in Deutschland befragt worden wäre.
Doch der WEF hat tiefgründig recherchiert, und Welt Online berichtet folgsam: „Sind neue Zuwanderer gut für Ihr Land?“, wurden die Deutschen in einer internationalen Umfrage gefragt. Und pfui – lediglich 48 Prozent bejahten die Frage. „In China (70 Prozent) oder den USA (73 Prozent) lag dieser Anteil viel höher“. Da stechen gerade die Deutschen im internationalen Vergleich negativ heraus. „Hat Ihr Land generell eine Verantwortung, anderen zu helfen?“, ließ das WEF fragen. In keinem der 29 beteiligten Länder war der Anteil derer, die die Frage bejahten, so gering wie in Deutschland. Er betrug kaum mehr als die Hälfte, nämlich 54 Prozent. Vergleichbar niedrig war der Wert sonst nur noch in den USA (57 Prozent) und in Argentinien (58 Prozent).
In diversen anderen Ländern ist das Verantwortungsbewusstsein deutlich ausgeprägter. Führend verantwortungsbewusst sind die Bürger der Länder Indien, Indonesien, Pakistan, Bangladesch, Nigeria und Saudi-Arabien in ihrer Besorgnis um die Schwachen dieser Welt. Doch halt – ob den Machern der Umfrage bei dieser Rangfolge nicht irgendetwas aufgefallen sein könnte? Warum flüchten die Schwachen ausgerechnet aus den Ländern, wo ihnen am meisten geholfen wird? Oha, mein Aluhut fängt an zu glühen.
Ja, Ihr gierigen, bräunlich angehauchten Deutschen, das habt Ihr nun davon. Jetzt ist es rausgekommen, dass ausgerechnet Ihr reichen Säcke den Schwächsten der Welt nichts abgeben wollt. Eure Bundeskanzlerin wird wegen Euch in Davos vor Scham in den steinigen Alpenboden versinken. Ihr seid ja kaum wohltätiger als die Türken, Franzosen, Polen und Russen. Doch die schlimmsten Übeltäter sind die Italiener – jedenfalls laut WEF. Von denen finden nur 30 Prozent, dass „neue Zuwanderer gut für ihr Land sind“. Ob da die Einwohner der Vatikanstadt mitgefragt wurden?
Ich hingegen frage mich, hat Claas Relotius eine neue Stelle gefunden? Merkt eigentlich noch irgendein Redakteur in Deutschland, was für verlogenen Schwachsinn er da propagiert. Offenbar nicht, denn in der gleichen Ausgabe von Welt-Online stehen die Überschriften: „Städte und Gemeinden warnen vor „Wohlstandsverlusten“ bei AfD-Erstarken“ oder „Ungeimpfte sind so gefährlich wie Ebola“ und „CDU-Professor unter AFD-Verdacht“. Und die Meldung nicht zu vergessen, dass der niedliche Zwergspitz Boo an gebrochenem Herzen gestorben ist.