@Markus Hahn. Ja. Diese Frage stelle ich mir auch immer. Die Frage ist ja nicht: Warum scheitern Menschen, Staaten, Systeme, sondern: Warum gelingt überhaupt irgend etwas? Für‘s Scheitern finden Sie ganze Bibliotheken an Erklärungen, aber wo steht das Gelingen drin? Was sorgte dafür, dass ein Galilei irgendwelche Gewichte vom schiefen Turm von Pisa runterwarf - und damit schon vor knapp 450 Jahren postulierte, dass eine Feder genauso schnell wie ein Stück Blei nach unten fällt. In mir steckt natürlich kein Galilei, aber ich meine, zumindest mich in Frage zu stellen zu können, neu auszumessen, neu zu tarieren. (mit der katholischen Kirche werde ich es nicht aufnehmen) Macht das „uns“ aus? Ich vermute, neben Bildung sind frisches Wasser, eine Kanalisation und eine zumindest ausreichend gute Ernährung die Gegebenheiten, die gewährleistet sein müssen, um überhaupt irgendwie aus der Armut zu entkommen. Reicht das aber aus, ein selbstständiges Leben leben zu können? Was passiert mit der Kanalisation, wenn sich die weißen „Götter“ zurückziehen?
Ich kannte eine alte Frau die jahrelang als Entwicklungshelferin in Bangladesch unterwegs war, Diese Frau, nett, gebildet, musikalisch. lieb, bekam immer einen Wutausbruch, wenn jemand kirchliche oder staatliche Entwicklungshilfe lobend erwähnte. Sie sagte “Da kommen die und sagen “ach du arme Wurscht, da hast du was du brauchst” und kommen sich ganz toll vor, merken aber nicht, dass sie erwachsene Leute wie kleine Kinder behandeln!” Ich frage mich ob diese nicht zu leugnende Tatsache nicht einfach mit der weitverbreiteten Kinderlosigkeit, bzw dem sofern man welche hat, nicht mit ihnen leben, sondern sie so früh wie möglich fremdbetreuen und fremderziehenlassen, zusammenhängt. Mir scheint dass der kinderlose, bzw die eigenen Kinder anderen Leuten gebende Mensch irgendwo mit seinen Bemutterungs- bzw Beschützerinstinkten hin muss und dann sucht er/sie sich halt die aus, die sich nicht wehren können, bzw die Situation nicht begreifen und sich deshalb nicht wehren wollen.
Wie sehr wir uns unterscheiden sah man in einer TV Doku. Ein Wächter(mit Bogen!)wurde befragt:Der Krieg war gut,da gab es immer Arbeit! Reporter:Hattest du keine ANgst vor den Bomben? Afrikaner:Nein,wir gruben uns Löcher,da passiert nichts… Reporter:Und wenn du nicht töten willst? Afrikaner verwundert:Warum sollte ich nicht töten wollen?Im Krieg ist der Tod gefragt,nicht das Leben…
Dass man davon ausgeht, die Afrikaner können es nicht, ist doch ziemlich rassistisch? Is ja gut gemeint? Herrenmensch-Allüren? Afrika hat die Kolonialisierung abgeschüttelt und insbesondere Schwarzafrika wollte für selbst verantwortlich sein. Die Bodenschätze versprachen blühende Landschaften. Nicht einmal 50 Jahre her, dass Politiker und Künstler (u.a. Bob Marley, der allerdings ein Mischling war.) mit afroafrikanischem Migrationshintergrund weltweit alle Afrikaner aufriefen, heim in den Mutterkontinent zu kehren und den anderen “Farben” mal zeigen, wer es wirklich drauf hat. Da sollte man sich einfach gar nicht einmischen. Wissenschaftlich betrachtet, verfälscht man so das Ergebnis. Mit den Rückkehrern hat man allerdings nur ideologisch Verblendete anwerben können. Die anderen blieben da, wo sie waren. Denn dort lebten sie immer noch besser als am Busen von Mama Afrika. Das afrikanische Land mit den besten Lebensverhältnissen für Schwarze war ausgerecht der Apartheitsstaat Südafrika. Jetzt ist Südafrika frei, die Schwarzafrikaner (übrigens auch eingewandert) haben das Sagen. Gewalt am Limit, Lebensverhältnisse außer für ein paar Kleptokraten schlechter, deutlich schlechter. Woran in SA übrigens immer noch “Die Weißen” schuld tragen. Was nicht rassistisch ist? Alles weitere auch zum Thema Spenden: Harald Schmidt: “Der hat Neger gesagt.”
Vermutlich ist Entwicklungshilfe auch nur “White Man’s Burden” im Gewande des modernen Gutmenschentums. Das mit der Exportförderung zugunsten des Westens glaube ich allerdings eher nicht, meinen Erfahrungen aus dem Maghreb zufolge dient sie eher der Förderung Chinas, (sowie dem Umsatz der Entwicklungshilfeunternehmen). Ob man Afrika überhaupt helfen kann, weiß ich auch nicht, vermutlich nicht, denn das Interesse an Problemlösungen vor Ort ist gleich Null, die einzige Perspektive die es gibt lautet: Auf ins Paradies Europa und zwar so schnell wie möglich.
Ich habe das vor ein paar Tagen im Kommentar zu einem Artikel, in dem es ebenfalls um Afrika und Entwicklungshilfen ging, bereits geschrieben. Man sollte die Leute mehr zur Selbsthilfe animieren. Almosen machen nur nach akuten Katastrophen oder anderen Härtefällen Sinn. Man hat die Leute in den letzten Jahren und Jahrzehnten regelrecht zu Bettlern mit entsprechender Erwartungshaltung erzogen. Man darf nicht nur fördern, man muss gleichzeitig fordern. Viele Projekte sollte man mehr in die Hände geeigneter Einheimischer legen. Langfristiges Ziel muss sein, dass die Entwicklunghilfe m.o.w. überflüssig wird. (Dann kann man sich damit nur leider nicht mehr profilieren.) Grausamen Diktatoren muss man auch mal Zugeständnisse abringen, sonst war`s das mit der finanziellen Unterstützung. Anders geht es einfach nicht. Die Mitleids- und Schuld-Tour darf nicht mehr ziehen. Außerdem sollte man Hilfsorganisationen etwas genauer auf die Finger schauen. An wen geht das Geld edler Spender? Welche Erfolge kann man vorweisen? Man bekommt manchmal doch eher den Eindruck, dass es Afrika ohne die zahlreichen selbstlosen Helfer vielleicht sogar besser ginge.
Afrika ist dauerhaft auf unsere Hilfe angewiesen, sonst hätten die Gutmenschen ja kein Betätigungsfeld mehr. Wäre es da aus klimatischen Gründen nicht eine gute Idee, Afrika nach Europa zu holen? Keine Kirchengemeinderätin müsste mehr in den Busch, wenn sie ein paar Selfies mit ihren Mündeln machen will. („Meiner ist aber ein ganz lieber…“) Katha bliebe mehr Kerosin übrig fürs Eisessen in Kalifornien, die Kobolde würden sich langweilen und überhaupt würde kein knappes CO₂ mehr unnötig verbraucht! Ende Sarkasmus.
Wenn nun die Vorstellung, es gelänge durch geeignete Förderung von außen eine gesellschaftliche Weiterentwicklung, eine aus besten Motiven geborene Schimäre bliebe? Wäre die Erkenntnis, dass eine autonome Entwicklung im gewünschten Sinne nicht möglich sei, rassistisch? Kann eine Lebenslüge gerechtfertigt sein, um anderen Kränkung zu ersparen? Wie hoch darf der Preis für diese Lebenslüge sein - materiell wie nicht materiell?
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