Meine letzte Radioerfahrung war ‘Delta-Radio’, wahlweise gesendet aus Kiel oder irgendwann mal auch aus einem Hamburg-Ableger. Keine Kuschelmusik, sondern eher ein bisschen härter - genau deswegen mein jahrelanger Favorit. Leider im Herbst 2015 abgedriftet, da sie ständig Jingles brachten: ‘Refugees welcome!’. Zwischen jedem Lied, jeder Sendung. Gleichzeitig sah ich diese Männerströme, die zu Zehntausenden jeden Tag ungefiltert und ungeordnet über die nicht mehr vorhandene deutsche Grenze flossen. Ich habe das mit Entsetzen wahrgenommen. Und gleichzeitig blökte mir mein bis dahin Lieblingssender alle fünf Minuten in den Kopf ‘Refugees welcome!’. Ich habe dann nach ein paar Wochen das Radio abgeschaltet - und nie wieder angemacht. Schade um die Mucke, die mir seitdem vielleicht entgangen ist.
Sehr geehrter Herr Bechlenberg, ich bin auch mit der “Kleinen Dachkammer” aufgewachsen. Beim Lesen Ihres heutigen Antidepressivums sind viele Erinnerungen hochgekommen. Rückblickend finde ich es erstaunlich, dass man als Kind schon einen Draht für diesen höheren Blödsinn hatte. Ulrich Roski ist leider viel zu früh verstorben. Unvergesslich, wie er in “Do it yourself, selbst ist der Mann” die Tapete an die Wand genagelt hat. Es fehlen noch Schobert und Black in Ihrer Auflistung. Lange Jahre habe ich den Deutschlandfunk gehört. Das ist auch vorbei. Es geht nur noch der “Sonntagsspaziergang” am Ende eines ausgedehnten Frühstücks. Schaltet man allerdings zu früh ein, muss man sich durch Sektenfunk und Interview der Woche mit unsäglichen Politikern quälen.
Volle Zustimmung, mir geht es ebenso. Da ich mir meine ersten Radios selbst gebastelt habe, war die Beziehung umso inniger, der Abschied schmerzlich. Eine Korrektur muss sein: Senderwahl beim erwähnten Taschentransistor erfolgte nicht mittels Potentiometer sondern mit Foliendrehko. Und das Radio mit Phase auf Antenne muss ein uralter Allstromempfänger mit U- Röhren gewesen sein. Ach ja…
Lieber Herr Bechlenberg, bei mir bestreiten gleich drei relative teure Anlagen ( Panasonic, Harman/Kardon und Bose im Auto) eine leistungslose Existenz. Warm, trocken und immer mit 230 oder 12 Volt versorgt. Nur ab und zu müssen sie in der Betriebsart CD/DVD sozusagen einen Ein-Euro-Job ausführen. Sämtliche Tasten für AM/FM sind mit Spinnweben wie im Amazonas-Gebiet überzogen, die Antennenkabel von der Korrosion aufgezehrt. Seit gefühlten 300 Jahren als Ing. im Außendienst, habe ich bis vor zwei Jahren sogar “Deutschlandfunk” (!!!) gehört. Dieser wird wohl kurzfristig in “Buntlandfunk” umbenannt werden. WDR, NDR, RBB? Fehlanzeige. Grauenhafte Musik aus der Elektro-Tüte eines wohl global tätigen 0815-Orchesters, Themen wie das Leben von moslemischen “Määdchen in der Pubertäät” oder die Story einer erfolgreichen “Kapitäänin”. Das haut auch der fettesten Box den Tieftöner raus. Unsägliche, alltagsferne Sprache, Belehrungen und exzessives Gutmenschentum vertreiben den letzten gutwilligen Zuhörer. Vorbei die Zeit eines Peter Urban im NDR, für dessen Sendung alles stehen und liegen gelassen wurde. Vorbei die Zeit des Hörgenusses, der Entspannung, der Information. Willkommen im Club des “Demokratierundfunks” a la ARD. Und die Privaten sind auch nicht besser, oftmals nur ein bisschen “tiefer”, hinsichtlich des Niveaus, nicht des Klangs. Insbesondere den ÖR-Laut-und Buntsprechern gehört umgehend der GEZ-Stecker gezogen. Und wenn die Privaten sich in die marktwirtschaftliche Insolvenz funken, tut das dem Äther gut und reduziert die gefährliche Verstrahlung der Umwelt.
Höre auch kaum noch Radio. Allerdings hat das neben den angebotenen Programmen und Inhalten und dem selber Älter werden auch etwas mit den technischen Veränderungen zu tun: Größere Speichersysteme in Form von Netzwerksstemen sind mittlerweile um wenig Geld zu bekommen. Und größere Musiktitelsammlungen mit einigen 10.000 Titeln und Alben aufwärts, die sich auch nicht so schnell im Inhalt wiederholen, lassen sich dank heuitger Möglichkeit der Datenbeschaffung schnell, günstig und umfangreich zusammenstellen. Dazu gibt es als Ergänzung noch diverse “Internet-Radios”, die würde ich nur am Rande als klassisches Radio bezeichnen. Denn dort gibt es viele Programme welche auf jedes Gequatsche gerne verzichten. Also die gerade nicht die Internet-Version der herkömmlichen Radioprogramme darstellen. Und die 24/7 das spielen was man hören will. Musik in tausend verschiedenen Variationen und Mischungen - gerne auch Musik aus dem nicht US-dominierten Sektor, sondern beispielsweise aus Fernost-Asien. Dank Internet kein Problem. Wird einer dieser “Internet-Streams” mal zu monoton, na, es gibt genug weitere und nur ein paar Mausklicks weit entfernt.
Danke für diesen herrlich nostalgischen Text! Auch ich habe schöne Erinnerungen an „unseren“ hiesigen Hessischen (nunmehr eher „hesslichen“) Rundfunk. So etwa an die allsonntäglichen „Kinderstunden“ der 50er und frühen 60er Jahre, so etwa an das mehrteilige Hörspiel nach Mark Twains „Tom Sawyer“, der daraufhin sozusagen meine „Einstiegsdroge“ in die Welt der Literatur wurde. Später auf meiner allmorgendlichen Fahrt zur Arbeit aus dem Autoradio die Klassik zum Tagesbeginn mit kompetenten Moderatoren, die bald durch Figuren ersetzt wurden, die wohl schon Sport- oder Kochsendungen moderiert hatten, dazu ein musikalisches Gemischtwarenprogramm aus weichgespülter Semiklassik und Popmusik fadester Sorte. Auch bei mir wird der Apparat nur noch am Morgen eingeschaltet zwengs dem Wetter, aber das kann man ja mittlerweile via Internet abrufen. Ich schalte die Kiste also für einige Minuten pro Tag wohl mehr aus Trotz ein, um für meinen Zwangsbeitrag (Demokraturabgabe!) auch etwas geliefert zu bekommen! Wenn da wenigstens noch das wahrlich magische Auge wäre!
Neulich in der Autowerkstatt. Um das Auto gleich wieder mitnehmen zu können, drückte ich mich da rum, bis der Ölwechsel erledigt war. Es dudelte die ganze Zeit das Radio, die Autoschrauber wollten nicht ohne Musik auskommen. In regelmäßigen Abständen die übliche Propaganda, in der DDR gab es das Wort “Rotlichtbestrahlung”, das dort zwar in anderem Zusammenhang gebraucht wurde, aber durchaus prima passt. Von Dieseltoten (ich mußte grinsen, angesichts der abgasschwangeren Luft in der Montagehalle!) bis zu klimarettenden Schulschwänzern und rassistischen Grenzbefestigungen kam das ganze Propagandaprogramm zum Einsatz. Ich dachte so bei mir: bleibt das folgenlos, wenn man regelmäßig mit solchem Mist zugetextet wird, während man eigentlich seine Aufmerksamkeit woanders hat? Oder sickert der Mist allmählich und unkontrolliert ein? Radio scheint mir sehr geeignet zu sein als Manipulationsmittel, mehr noch als Fernsehen, weil man seine Aufmerksamkeit woanders hat und die Manipulation ungefiltert ins Hirn sickert.
Geht mir auch so… man KÖNNTE ja Moderatoren, Nachrichten und dubiose Studiogäste auf leise stellen und sich nur die Musik anhören. Aber auch darauf verzichte ich. Wenn ich einmal im Monat Radio höre, bekäme ich vielleicht mal einen neuen Song zu hören, ansonsten wird tagein, tagaus immer das selbe gespielt: Die größten Hits der 80er und 90er. Auf JEDEM Sender.
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