Giuseppe Gracia, Gastautor / 07.05.2019 / 06:21 / Foto: Mark Ahsmann / 70 / Seite ausdrucken

Christenverfolgung in Zeiten der Selbstverachtung

Gemäss dem aktuellen Verfolgungsindex der Hilfsorganisation "Open Doors" werden weltweit bis zu 200 Millionen Christen verfolgt. Lebensbedrohlich ist das Leben für Protestanten, Katholiken oder Orthodoxe in Nordkorea, wo etwa 300.000 Christen ihre Religion verleugnen müssen, während 70.000 Gläubige in Gulags interniert sind. In Afghanistan, Ägypten, Somalia, Sudan, Pakistan, Eritrea, Libyen, Irak, im Jemen und im Iran gibt es täglich Gewalt gegen Christen, Diskriminierung, Ausgrenzung, Benachteiligung und Schikane durch den Staat oder gesellschaftlichen Druck.

Die Organisation "ADF International", vernetzt mit den Vereinten Nationen, der OECD und dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte, hilft verfolgten Christen mit juristischen Experten. In Indien etwa gewannen Partneranwälte schon mehr als 200 Fälle, in denen sie Pastoren, Bischöfe, Missionare oder Familien pro bono verteidigten, die aufgrund ihres Glaubens vor Gericht standen. Das Hilfswerk "Kirche in Not" spricht von der "grössten Christenverfolgung seit 2000 Jahren".

Einige Fachleute und Organisationen interpretieren die Entwicklung rein geopolitisch, andere machen islamistische und nationalistische Bewegungen in Afrika, Asien und im Mittleren Osten dafür verantwortlich. "In vielen Ländern treiben Islamisten die Radikalisierung grösserer Bevölkerungsteile voran und stürzen sie in Krieg und Chaos," schreibt "Open Doors". Nach den neusten Terroranschlägen in Sri Lanka betonte Volker Kauder, Ex-Fraktionschef im Deutschen Bundestag: "Das ist leider kein Einzelfall. Ich sehe mit grosser Besorgnis die wachsende Christenverfolgung im gesamten asiatischen Raum. Nationalistische Bewegungen von Buddhisten, Hindus und Muslimen werden immer militanter."

Neben dieser physischen, rohen Form der Christenverfolgung gibt es aber auch in den USA oder in Europa eine subtile Form der Verfolgung. Dies zeigt ein aktueller Bericht des “Observatoryon Intolerance and Discrimination against Christians”, eine Dokumentationsstelle, die von der OSCE konsultiert wird. Jährlich werden Hunderte von Fällen gesammelt, vom Arzt, der sich weigert, Abtreibungen durchzuführen und deswegen keinen Job mehr hat, über den Politiker, der gegen die Homoehe votiert und dessen Karriere daraufhin stillsteht.

Gebet als "grobes Fehlverhalten"

Der Bericht zeigt auch, wie christentumsfeindlich das Klima etwa an Deutschen Universitäten geworden ist. Christlichen Gruppen, die nicht missionieren, sondern nur ihre Perspektive in politische, geistesgeschichtliche oder gesellschaftliche Debatten einbringen wollen, wird nicht nur die Anerkennung in Studentenräten verweigert, sondern man verbietet ihnen den Gebrauch von Campuseinrichtungen, das Verteilen von Flyern oder die Durchführung von Veranstaltungen.

Ein Beispiel aus Frankreich: 2017 hat die Nationalversammlung ein Gesetz gegen das „Verbreiten von irreführenden Informationen“ zur Abtreibung verabschiedet. Seither darf man nicht mehr sagen, das werdende Leben sei von Beginn weg menschlich oder man müsse Frauen vor dem „Post Abortion Syndrom“ warnen. Im Grunde muss man per Gesetz „Pro Choice“ statt „Pro Life“ sein, womit alle Websites von Lebensschutzbewegungen kriminalisiert werden.

Ein Beispiel aus England: eine christliche Krankenschwester wurde trotz langjähriger Verdienste wegen „groben Fehlverhaltens“ aus dem staatlichen Gesundheitsdienst entlassen, nachdem sie mit Einverständnis der Patienten über den Glauben gesprochen oder gelegentlich Gebete als Hilfe für die Vorbereitung auf Operationen angeboten hatte. In Schweden darf in einem christlichen Privatkindergarten auf Druck der regionalen Regierung vor dem Essen überhaupt nicht mehr gebetet werden. 

„Die Ausgrenzung und das negative Stereotypisieren von Christen sind inakzeptabel. Christentumsfeindlichkeit darf in Europa nicht salonfähig werden,“so Martin Kugler, Präsident des „Observatory”. Interessant dabei ist, dass auch Papst Franziskus von einer "höflichen" Christenverfolgung in Europa gesprochen hat. Diese sei "verkleidet als Kultur, getarnt als Moderne, als Fortschritt". Eine Einschätzung, die der päpstliche Gesandte in Bern, Erzbischof Thomas Gullickson, auf Anfrage bestätigt: „Es gibt in Europa Diskriminierung von Christen. Man kämpft gegen die christliche Idee von Ehe und Familie, die natürlichen Unterschiede von Mann und Frau, gegen den Lebensschutz für Kinder im Mutterbauch oder vor Euthanasie am Lebensende. Es ist ein Kampf gegen das Christentum als geistige Wurzel des Westens."

"Eine fast unheimliche Nichtbeachtung"

Trotz der dramatischen Zunahme der weltweiten Christenverfolgung behandeln viele westliche Medien und Politiker das Thema entweder gar nicht oder nur am Rande. Gemäss dem Linzer Bischof Manfred Scheuer handelt es sich um "eine fast unheimliche Nichtbeachtung." Und der Chefredakteur der Catholic News Agency Deutschland, Anian Christoph Wimmer, sagt: "Die Christenverfolgung ist eine blutige Realität, die westliche Politiker und leider auch Bischöfe und andere Katholiken ausblenden, ja, mit wohlfeilen Worten abspeisen. Ich fürchte, es werden viele Kirchen brennen, auch in Europa, bis dieses eigentliche Problem eingestanden und angepackt wird." 

Auffällig ist, dass man in öffentlichen Debatten, aber auch in populären Filmen oder Serien  glaubenstreue Christen oft als rückständig und fundamentalistisch darstellt. So, wie die Medien auch den „Marsch fürs Leben“ oft mit verblendeten Reaktionären und „Abtreibungshassern“ gleichsetzen. Da passt es ins Schema, wenn in Schweden eine sozialdemokratische Politikerin 2017 kein Problem damit hat, Djihadisten mit Abtreibungsgegnern zu verglichen, während in Deutschland der ZDF-Moderator Klaus Kleber den Katechismus der katholischen Kirche auf die gleiche Stufe wie die Scharia stellt. Das fördert ein Klima, in dem Christen, die einen Job zu verlieren haben, sich hüten, öffentlich zu ihrem Glauben zu stehen oder entsprechende Artikel auch nur zu liken. 

Vielleicht ist das einer der Gründe, warum Kardinal Francis George, Erzbischof von Chicago, vor einigen Jahren sagte: "Ich erwarte, im Bett zu sterben, mein Nachfolger wird im Gefängnis sterben und dessen Nachfolger wird als Märtyrer auf einem öffentlichen Platz sterben." Eine düstere Prognose, die man natürlich nicht teilen muss. Sicher aber ist, dass das Ermorden, Vergewaltigen, Verbrennen, Attackieren, Stigmatisieren und Ausgrenzen von Christen kaum je einen medialen Aufschrei auslöst, einen Mahnmarsch, eine grosse Solidaritätskundgebung. Einen Aufschrei, der andererseits selten ausbleibt, wenn es nicht um Christen geht, sondern um bedrohte Muslime, um «Me too», Donald Trump oder den Klimawandel.

Es herrschen offensichtlich Doppelstandards. Ein Phänomen, das der deutsch-israelische Psychologe und Autor Ahmad Mansour nach den islamistischen Anschlägen in Sri Lanka so kommentierte:

"Bei den Anschlägen in Neuseeland (Christchurch) sucht man die Zusammenhänge zwischen den Tätern und der rechtsradikalen Ideologie! Muslimfeindlichkeit und sogar Islamkritiker sollen mögliche Ursache für die Gewalt sein. Und jetzt in Sri Lanka? Jetzt haben die islamistischen Attentäter gar nichts mit der Religion zu tun? Obwohl sie sich darauf berufen? Obwohl manche Theologie mehrfach Gründe für den Hass und die Abwertung von Anderen (Christen, Juden) liefert. Man ist nicht bereit, bei islamistischen Anschlägen überhaupt Zusammenhänge zu erwähnen, sie dürfen nicht existieren!"

Diese beobachtete Ungleichbehandlung ist nichts Neues und gereicht in der öffentlichen Wahrnehmung fast immer den Christen zum Nachteil und nährt den Verdacht, dass grosse Teile unseres Establishments tatsächlich einen "Kampf gegen das Christentum als geistige Wurzel des Westens" führen. Die Frage ist nur, warum eigentlich?

Es läuft auf kulturelle Selbstverachtung hinaus

Könnte es mit dem sogenannten Multikulturalismus zusammenhängen, der nach wie vor viele Anhänger hat? Zu dieser Weltanschauung gehört die Vorstellung, dass alle Kulturen gleichwertig sind. Das Problem: wie soll man auf dieser Grundlage die Tatsache erklären, dass die westliche Zivilisation für den Rest der Welt seit Jahrzehnten offenbar so attraktiv ist, dass immer wieder Millionen von Migranten aus nicht-westlichen Kulturen herkommen, aber nicht umgekehrt? Hat es damit zu tun, dass nur im christlich geprägten Westen die Menschenrechte entstehen konnten und heute ein Grad an Freiheit und Massenwohlstand existiert, wie die Geschichte ihn noch nie erlebt hat? 

Doch Anhänger des Multikulturalismus lassen keine Überlegenheit der freien Welt gelten. Vielmehr kritisieren sie einen militärisch-ökonomischen Imperialismus, mit dem andere Kulturen angeblich seit Jahrhunderten an den Rand der Weltgeschichte gedrückt und ausgebeutet werden. Deswegen gehört zur Weltanschauung des Multikulturalismus immer ein Schuldeingeständnis für die "verbrecherische" Vorherrschaft des Westens – und eine entsprechende Suche nach den Opfern dieser bösen, patriarchalen Kultur.

Populäre Opfergruppen sind Frauen, Menschen mit nicht-weisser Hautfarbe und nicht-heterosexueller Orientierung. Diese Gruppen werden regelmässig nicht nur von westlichen Soziologen, Historikern oder Politikern dazu benutzt, den Westen anzuprangern, sondern auch von Kulturschaffenden und Journalisten. Das Ganze läuft auf eine kulturelle Selbstverachtung hinaus, bei gleichzeitiger Idealisierung fremder Kulturen und Ethnien. Man könnte sagen: es handelt sich um eine kollektive Depression von Leuten, die es nicht als Privileg und Verdienst ihrer Vorfahren ansehen, der westlichen Gesellschaft angehören zu dürfen, sondern die damit ein Problem haben. 

Was aber bedeutet das am Ende für die Christen selber? Für die Familien, die Gemeinschaften, die Kirchen? Sie müssen damit rechnen, dass man ihr brutales Leiden und Sterben in Afrika, Asien und dem Mittleren Ostenseitens Europa weiterhin mehrheitlich ignoriert, ja dass man dieses Leiden insgeheim sogar als Sühne für den bösen, patriarchalen Westen ansieht. Und dass die Diskriminierung und Ausgrenzung von bekennenden Christen in Europa weiter zunehmen wird. Vielleicht müssen sich die Christen schliesslich schmerzhaft daran erinnern, dass Verfolgung und Kreuz seit jeher zum Christentum gehört haben. Schon im römischen Reich wurden die Christen, eine kleine, damals fremdartig anmutende Minderheit, von Römern wie Griechen belächelt, verachtet und auch gehasst.

Auf eindrückliche Weise ist dies festgehalten im "Brief an Diognet", eine von einem Unbekannten verfasste Schrift aus der frühchristlichen Literatur, wahrscheinlich aus dem 2. oder 3. Jahrundert. Darin wird erklärt, dass die Christen der Antike weder durch Heimat noch durch Sprache oder Sitten von den übrigen Menschen verschieden gewesen sind, dass sie sich an allem wie Bürger beteiligt haben. Es wird erklärt, dass jede Fremde für den Christen damals ein Vaterland und jedes Vaterland eine Fremde gewesen ist, und dass diese Leute wie alle andern geheiratet und Kinder gezeugt, die Geborenen aber nicht ausgesetzt haben, wie das damals offenbar üblich gewesen ist. Zum Schluss heisst es im Brief: "Sie weilen auf Erden, aber ihr Wandel ist im Himmel (...) Sie werden missachtet und in der Missachtung verherrlicht; sie werden geschmäht und doch als gerecht befunden. Sie werden gekränkt und segnen, werden verspottet und erweisen Ehre. Sie tun Gutes und werden wie Übeltäter gestraft. Sie werden angefeindet wie Fremde und verfolgt; aber einen Grund für ihre Feindschaft vermögen die Hasser nicht anzugeben."

Giuseppe Gracia (51) ist Schriftsteller und Medienbeauftragter des Bistums Chur. 

Dieser Beitrag erschien zuerst in der Weltwoche (Schweiz).

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Gerhard Schuster / 07.05.2019

Ein evangelikaler Christ, der sich für die weltweit verfolgten Christen einsetzt, sagte mir mal, dass das Leid der Christen schrecklich sei, aber dass das Leiden eben zum Christentum gehört und schlussendlich die Erlösung bringen würde. Er selbst könne das Leid nur mildern. Ich kann seine Worte und das, was er mir mit diesen gesagt hat, hier nur schlecht wiedergeben, aber für klang das so, als ob Christen über ihre Verfolgung froh sein sollten bzw. sind, da es ihre Bestimmung ist, die ihnen die Erlösung bringt. Seit ich diese Sichtweise kenne, wenn auch selbst nicht teile, habe ich eine Erklärung für das Stillhalten der beiden großen Kirchen und deren gleichzeitige Unterstützung der Islamisierung.

Stefan Zorn / 07.05.2019

Schlimm, schlimmer, am schlimmsten! - Egal welche Religionsfahne weht, es geht immer um Macht und Einfluss in der, oder sogar über die Gesellschaft. - Die einzige Chance für die Menschheit besteht in der weltweiten radikalen Abschaffung sämtlicher Religionen, oder zumindest der Zugangangsverweigerung für Unterachtzehnjährige zu denselben, um es den Menschen zu ermöglichen wenigstens ohne diese bewusste Verblendung ihrer Hirne heranwachsen zu können.

Th.F.Brommelcamp / 07.05.2019

Aufstieg und Zerfall einer Religion geht immer Zeitgleich mit der dazugehörigen Kultur und der Bereitschaft diese zu verteidigen.  1897 wäre auf die Ermordung der Christen in Sri Lanka Europa weit anders Reagiert worden, obwohl sich schon der innere Zerfall der Kultur zeigte, die sich letztendlich in eine neuen heutigen Klimareligion der westlichen Welt mündet. Die neue Religion kommt der protestantischen Apologetentum mit dem Sozialismus am nächsten und beschleunigen den Zerfall der westlichen Demokratien.

Fritz kolb / 07.05.2019

Und dann stehen Kirchenfiguren wie der Herr Bedfort unter Strom auf der Kanzel und reden bedingungsloser Toleranz gegenüber Muslimen das Wort, nehmen wie auch Kollege Marx auf einer Reise nach Jerusalem demutsvoll das Kreuz ab und verleugnen immer wieder ein klares Bekenntnis zu unseren westlichen Werten. Multikulturell will er sein, die Nation als individuelles Staatsgebilde lehnt er ab. Obwohl sein Salär und das seiner Kollegen vom deutschen Kirchensteuer-Zahler kommt, der das immer noch scheinbar völlig kritiklos aufbringt. Was für mich als säkular aufgewachsener Mensch sowieso völlig unverständlich ist. Seine Schwestern im Geiste wie seine sehr trinkfreudige Vorgängerin und die theologisch halbgebildete KGE, die muslimische Migranten als Großen Gewinn für unsere Gesellschaft tituliert, bestätigen eindringlich, wie unheilbar krank diese Christenverwaltung mittlerweile ist.

Norbert Rahm / 07.05.2019

Diese Verachtung gegenüber der eigenen Kultur und das Ignorieren von Terror und Unrecht sind in der Tat leider fester Bestandteil unserer heutigen Un-Kultur geworden. Das “darüber spricht man nicht” System gehört auch dazu. Mitleid mit Christen und Juden gibt es fast nicht. Aber man kann diese stark kritisieren, falls sie es wagen sollten nach einem Raketenbombardement auch mal zurückzuschlagen. Die Liebe, Toleranz und Ignoranz von Politik und Medien wenn es um gewalttätige Islamisten geht ist unglaublich. Da wird nicht recherchiert und angeklagt. In Notre Dame war man sich in den Massenmedien von Anfang an sehr schnell eilig, ein Kurzschluss, wo es keine Leitungen gab. Die Brandserie im Rest Frankreichs hat man auch bewusst ausgeblendet. Kurz, heute kuscht man vor bösen Übeltätern und haut kräftig mit auf harmlose und schwache Opfer. Es ist widerlich und ich will gar nicht erst erwähnen müssen, wie weit so eine Einstellung von christlichen Werten entfernt ist!

Marcel Seiler / 07.05.2019

Bei aller Liebe zur Toleranz: Bald wir Europa bestimmte Formen des Islam verbieten müssen. Europa wird Imame, die die grundgesetz- und menschenrechtswidrigen Teile des Korans und der Hadithe lehren und die die Überwertigkeitsattitüde des Islams gegenüber Nichtmuslimen verbreiten, bestrafen oder ausweisen müssen. Ebenso solche, die in Parallelgesellschaften “Recht” sprechen, welches an unserer Grundordnung gemessen Unrecht ist. Islamische Vertreter werden dann ebenfalls von “Religionsverfolgung” sprechen, obwohl es sich um die nur legitime Verteidigung unserer Gesellschaftsordnung handelt. Was dann?

Stefan Michael / 07.05.2019

Lieber Herr Garcia, vielen Dank für Ihre klaren Worte. An einem Begriff stoße ich mich aber, obwohl ich ihn bis vor kurzen auch verwendet habe. Es ist die „kulturelle Selbstverachtung“, die nicht nur Sie bei den Multi-Kulti-Apologeten und Linken diagnostizieren. Diesen Ansatz halte ich mittlerweile für falsch; meines Erachtens treffen weder „Selbstverachtung“ noch „Kultur“ den Kern des Phänomens. Zum einen verachten und hassen die sich ja nicht selbst - die verachten und hassen uns, uns Katholiken vor allem. Und deren Begriff von der eigenen Kultur ist simpel bis gruselig: Er umfasst Denkwürdigkeiten wie regionales Essen, globale Konsumartikel sowie die „Menschenrechte“ auf Abtreibung, Euthanasie und politische Diskriminierung missliebiger Zeitgenossen. Ihre „Freiheiten“ glauben sie und ihre Vorfahren im Geiste gegen die katholische Kirche errungen zu haben, nicht etwa auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes. Zugegeben, die politischen Vertreter dieser bemitleidenswerten Zeitgenossen,  die heutige Linke, der Feminismus und der politische Liberalismus (und nicht zu vergessen: die atheistischen Rechtsextremen) sind vor allem religiös ungebildet - die kennen die christliche Theologie häufig nicht und wollen sie auch nicht kennen. Das unterscheidet sie von früheren Antiklerikalen. Gefährlich sind sie trotzdem. Diese Anti-Christen gehören nicht zu meiner Kultur, die halte ich für Marionetten des Antichristen.

Bärbel Schneider / 07.05.2019

Einige mögen tatsächlich wegen der westlichen Werte kommen. Vermutlich kommen aber die meisten, um anstrengungslos den westlichen Wohlstand zu genießen. Die offenen Grenzen machen es möglich. Da den Neuankömmlingen - ebenso wenig wie den einheimischen Linken und Grünen - der Zusammenhang zwischen den westlichen Werten und dem Wohlstand klar ist und unsere Werte nicht verteidigt werden, kommen sicher auch viele, um den Westen zu islamisieren. Ich kann verstehen, dass sie sich für überlegen halten, weil sie glauben müssen,  Allah habe ihnen einen kampflosen Sieg über die Ungläubigen gegeben, indem er ihrer Führung den Verstand verwirrt habe: Welches normale Land - es sei denn, es habe eine schwere Niederlage erlitten - würde die Feinde seiner Kultur zu sich einladen, sie von seinen Bürgern finanzieren lassen und ihnen - wie immer mehr Vorfälle beweisen - gestatten, die Einheimischen zu mißhandeln? Man muss sich nur einmal einschlägige Gerichtsurteile und die Berichterstattung über Einheimische und Fremde - besonders im Bereich der Kriminalität - ansehen, um zu erkennen, dass vor allem die jüdischen Deutschen, aber auch alle anderen deutschen Nichtmuslime inzwischen Bürger minderen Rechts im eigenen Land sind.

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