Ihre Rezepturen sind sehr probat, Herr Etschelt, alle Achtung und besten Dank! Und was das Übrige anbelangt, frage ich mich, wo das ganze Gendergefasel eigentlich hinführen soll. Darf man bald nicht mehr “Italiener” sagen sondern “italiano”, nicht mehr “Franzose” sondern “Francais”? Auch nicht mehr Ami für den US-Bürger, Tommy zum Engländer, (sagt ja auch keiner mehr). Denn nicht anders verhält es sich mit dem Zigeuner, da unseren Breiten eben das ungarische “Zsigany” schwer zu lesen und zu sprechen fällt. Der Sänger singt es übrigens selbstverständlich in Kàlmans Operettenlied auch nicht richtig, denn “Komm Zsigany, komm Zsigany, spiel mir was vor…” müßte etwa gesprochen werden “Komm, Ziganj…” - und das geht kaum von der Zunge, also singt er es wie “Komm, Zigan, komm Zigan,...” - Und wie heißen wir Deutschen nicht überall: Tedeschi, Alemanos, Nimiezkij, Germans… Und eine abwertende Bedeutung wäre bei jedem einzelnen an den Haaren herbeiziehbar.
Wandervolkschnitzel, Wandervolksauce, der Wandervolkbaron… Wenn die das so wollen, bitte. Fahrvolkschnitzel etc. ginge auch. Aber wahrscheinlich, kommt das dann demnächst auch auf den Index.
Zum „Mohr im Hemd“ eine kleine und vielleicht doch auch ergänzende Episode. In diesem Frühjahr besuchte ich wie immer meine in der österreichischen Thermenregion lebende Verwandtschaft. Auf einem Ausflug ins Piestingtal kamen wir in den Ort Gutenstein, von wo ein Abstecher uns zu der Wallfahrtskirche „Mariahilf“ führte. Wie es sich gehört, lud ein großes Gasthaus just vor der Kirche zur Einkehr ein, auf Tafeln handschriftlich mit Kreide Tafelspitz, Wiener Schnitzel etc. angeboten. Wer aber kann sich mein Entsetzen vorstellen, als ich da auch noch den „Mohr im Hemd“ angepriesen sah! Aber der Clou kommt noch. Die Kirche betretend fand dort gerade unter sehr geringer Beteiligung ein Gottesdienst statt, der – und nun halten Sie sich fest – von einem schwarzen, farbigen oder wie soll ich mich korrekt ausdrücken, Geistlichen zelebriert wurde. Der Priester, wohl Angehöriger des angeschlossenen Serviten-Ordens, faszinierte mich durch seine auch ohne Mikrophon deutlich zu verstehende Sprache, mit leichtem Akzent. Zudem stimmte er den unbegleiteten Gesang mit intonationssicherer schöner Stimme an, wie ich sie so kaum von hiesigen Pfarrern gewohnt bin. Leider konnte ich den Herrn Pfarrer nach der Messe nicht daraufhin befragen, ob er sich durch den „Mohr im Hemd“ diskriminiert und beleidigt fühle. Was mich angeht: ich kenne nur wenige Süßspeisen, die mich so überzeugen wie eben dieser Afroafrikaner im Hemd.
“Neger” war früher definitiv kein Schimpfwort in Deutschland. Es war allgemein üblich. Oder welches Wort haben Sie gemeint? Bei der ganzen geheimnisvollen, kultursensiblen Abkürzerei ist ja jetzt Raten angesagt.
Danke für das Rezept. Noch immer bin ich der Meinung, dass man etwas nach jemandem benennt um ihn zu ehren, nicht ihn zu beleidigen. Aber wenn es so sein soll, dann bitte auch konsequent für alle. D.h. z.B. die Umbenennung von Amerikanern, Berlinern, Wiener Schnitzel, Hamburgern, Frankfurtern, Nürnbergern, Wiener Würstchen, etc.
also, wenn schon zigeunerschnitzel rassistisch beleidigend sein soll - dann aber erst recht das WIENER schnitzel!!! eine umbennung ist hier dringendst nötig - und wenn es das bumsdeutsche oberverfassungsgericht entscheiden müsste! kein wiener schnitzel mehr, bitte! diese verhöhnung der wiener (s. WIENER würstchen, zb.!) ist zehnmal schlimmer als alle roma&sinti;-tunken zusammen. eigentlich hiess/heisst das wiener schnitzel ursprünglich mailänder schnitzel (wo die austro-habsburgischen truppen es überhaupt 1848/49pp. kennenlernten… heute noch in italien oder spanien ‘milanese’, nicht ‘vienesa’ ... und, eh ich es vergess’: wenn schon, denn schon: das zigeunerschnitzel gemäss dem vollständigen rezept (s. oben) zubereiten, bitteschön! nicht die variante zigeunerrostbraten mit karamellisiertem (!) paprika! schmeckt scheusslich und ist ausserdem noch krebserregend (wie alles karamellisierte glumpert:)) ... oder ‘igel in lehmpackung’... DAS ist nämlich eine echte zigeunerdelikatesse. und mich wundert, dass bislang noch kein bobo-nobelschuppen auf diese idee gekommen ist: ‘igel a la carmen.
“Das N-Wort war schon immer als Beleidigung gedacht, beim Z-Wort ist das weniger eindeutig.” - Weder noch oder Sowohl als auch. Nicht erst durch das genussvolle Verfolgen der sehr guten us-amerikanischen Fernsehserie “Mad Men”, die in den 60ern/70ern spielt und die sich vordergründig mit Moden und Marotten im Wandel der Zeiten, hintergründig aber sehr einfühlsam mit gesellschaftlichem Wandel beschäftigt, weiß ich, dass “Neger” einst das durchaus gebräuchliche und nichtwertend benutzte Wort für Menschen von Farbe war. Das änderte sich dann im Laufe der Zeit und ich kann es durchaus nachvollziehen, dass der “Neger” heute als Beleidigung empfunden wird. Das hat auch mit der Lebendigkeit der sich auf natürliche Weise allmählich verändernden Sprachgewohnheiten zu tun. ... Danach gab es die, die aus Trotz und - jetzt erst recht! - “Neger” sagten, weil sie sich eine Bevormundung verbaten. Diese Phase dürfte mittlerweile abgeklungen sein (findet u. a. in mir beim “Negerkuß” jedoch ihre Fortsetzung). - Die Mitteilungszwang-Ossis, die sich - insbesondere im Kommentarbereich eines sich als “politisch inkorrekt” verstehenden Blogs - heute gegenseitig bei der Häufigkeit der Nennung des Neger-Begriffs zu übertrumpfen trachten und dabei wähnen, der Rest der Leserschaft/Welt würde den vermeintlichen Mehrwert ihres schriftlich Erbrochenen hierdurch besonders wertschätzen oder sonstwie spannend, erfrischend oder interessant finden, verwenden den Neger-Begriff selbstredend in beleidigender Manier! - War es nicht sogar der letzte ARD-Nazi Dieter Nuhr, der gesagt hatte, dass er wisse, dass der Begriff von der betreffenden Bevölkerungsgruppe als beleidigend empfunden werde und dass er den Begriff allein darum nicht verwendet? - Warum wir allerdings nicht mehr Zigeuner sagen dürfen, wo die Zigeuner sich i. d. R. doch selbst so nennen und stolz darauf sind, verstehe ich genauso wenig wie warum “Farbige” sagen rassistisch sein soll, “People of Color” (am. engl. für “Farbige”) aber nicht.
Sehr geehrter Herr Etscheid! Ihrem kulinarisch-semantischen Beitrag möchte ich voll zustimmen, mit einer Ausnahme. Sie schreiben: “Das N-Wort war schon immer als Beleidigung gedacht”. Welches N-Wort meinen Sie? Nigger oder Neger? Wie alle wissen, leiten sich beide Ausdrücke vom lateinischen “niger” = schwarz her, ersterer wurde wirklich oft in herabsetzender Weise gebraucht. Er hatte meines Wissens aber eher in den USA eine negative Konnotation und spielte in Deutschland praktisch keine Rolle. Anders verhält es sich mit dem “Neger”. Diesen Begriff durfte man unwidersprochen verwenden. Er findet sich in der Literatur (“Pippi Langstrumpf”, “Die Radiosängerin”, “Tom Sawyer” usw.) und als Gattungsbegriff in der Musik (Negro Spiritual). Dann schwappte von den USA her die Empörungswelle nach EUropa. Seitdem ist “Neger” wie viele andere, neutral oder harmlos gemeinte Begriffen (Mohr, Eskimo, Indianer) sprachpolizeilich verboten. Wenn ich früher den Lieblingsspruch meiner Mutter (“Das würde ich nicht tun, auch wenn man mir einen nackten Neger auf den Bauch binden würde”) zitierte, erlebte ich Schmunzeln. Heute schnappen die Leute nach Luft, wenn sie das hören. Lassen Sie sich weiterhin Negerküsse, Mohrenköpfe, Zigeunerschnitzel und Venusbrüstchen sowie Nonnenfürzchen schmecken! H.Heider
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