Mein kulinarischer Fahndungsaufruf war erfolgreich. Einem Leser gelang es, das mutmaßliche Originalrezept von Rosalynn Carters „Cheddar Pecan Cheese Ring with Strawberry Preserves“ im Netz aufzutreiben.
Ich möchte in einer urlaubsbedingten Kurzausgabe dieser Kolumne den glücklichen Gewinner meines kulinarischen Fahndungsaufrufs bekanntgeben. Es ist der Achgut-Leser Holger Suppa aus Lübeck. Er gab den entscheidenden Hinweis, der auf die Spur einer Speise führte, die zu Zeiten der Präsidentschaft Jimmy Carters, hierzulande als „Erdnussfarmer“ bekannt, regelmäßig unter der Ägide von First Lady Rosalynn Carter (oben im Foto) im Weißen Haus serviert wurde und dem jüngst verstorbenen, langjährigen Chefpatissier Roland Mesnier Schweißperlen des Entsetzens auf die Stirn trieb, wie er in seinem politisch-kulinarischen Enthüllungsbuch „Sucré d‘ Etat“ offenbarte.
Unserem Leser gelang es, das mutmaßliche Originalrezept von Rosalynn Carters „Cheddar Pecan Cheese Ring with Strawberry Preserves“ im Netz aufzutreiben. Darin enthalten ist auch eine Zutat, die in der bisherigen Berichterstattung im Dunkeln geblieben war: Mayonnaise. Sie dient dazu, dem Grundbestandteil des Gerichts – grob geriebenem, möglichst reifem Cheddarkäse – die zur Formung eines Ringes notwendige Geschmeidigkeit zu verleihen. Cheddar ist nämlich ein Hartkäse! Allerdings multipliziert sich dadurch der ohnehin schon hohe Nährwert dieses Südstaaten-Magenfüllers. Ein weiteres Rezept, bei dem der Cheese Ring noch mit Cayennepfeffer gewürzt wird, findet sich hier.
Ob es sich dabei um eine in den Südstaaten der USA – die Carters stammen bekanntlich aus Georgia – allgemein verbreitetes Gericht handelt oder um eine hauseigene Kreation, bleibt weiter unklar. Jedenfalls soll der Cheese Ring schon in den frühen Siebziger Jahren, als Carter Gouverneur von Georgia war, populär geworden sein. Seine Beliebtheit steigerte sich während seiner kurzen Präsidentschaft. „During those years, you couldn’t go to an event in Georgia with more than three people present and not find this cheese ring on the buffet“, heißt es auf Lana Stuarts Foodblog. Nach Carters wenig spektakulärer Regierungszeit (1977-–1981) geriet er wieder in Vergessenheit, bevor sich Mesnier seiner voll Abscheu erinnerte.
Ich werde demnächst im Rahmen eines Experiments Varianten der Grundmasse des Cheddar Cheese Rings herzustellen versuchen und sie mit den verschiedenen, in diversen Publikationen erwähnten Beigaben anreichern. Über das Ergebnis dieses Geschmackstests werde ich Sie, werte Leser, nicht im Unklaren lassen. Obligatorisch sind offenbar rohe, milde Zwiebelstücke, geröstete Pekannüsse und Erdbeermarmelade sowie Crackers als Beilage, doch auch Kapern und Sardellen werden in unterschiedlichen Quellen unter die Käsemasse gemischt. Die Crackers erinnern mich an den legendären Inspector Columbo aus Los Angeles, der zu seinem heißgeliebten Chili stets Crackers verzehrte, in einer Folge zum Schrecken seiner kulinarisch versierteren Verdächtigen. Lana Stuart empfiehlt eine spezielle Art von „Toastet Sesame Crackers“. Bei uns wird man auf handelsübliche Ware zurückgreifen müssen.
Achgut-Leser Holger Suppa schrieb mir folgendes: „Beim Lesen Ihres Artikels bei ACHGUT dachte ich mir: Dieses 'Monster', dieses 'Alien', dieser 'Moby Dick der Patisserie' muss doch zu finden sein!“
Georg Etscheit schreibt jetzt auch für www.aufgegessen.info, den von ihm mit gegründeten gastrosophischen Blog für freien Genuss.