Achgut.tv / 24.02.2020 / 06:06 / 89 / Seite ausdrucken

Broders Spiegel: Schäbiges Instrumentalisieren

Nach dem Massaker in Hanau hätte man vielleicht einen Moment schweigen können. Stattdessen begann sofort das lautstarke politische Instrumentalisieren, während bei anderen, ähnlich schrecklichen Taten – zu Recht – vor Instrumentalisierung gewarnt wird. Und unabhängig vom eigentlichen Mörder gibt es hier einen Sündenbock, auf den alle Schuld geladen werden kann. Aber wem wird das nutzen? Den trauernden Hinterbliebenen dieses Massakers und den Verletzten ganz gewiss nicht. Dem gesellschaftlichen Klima wird es auch nicht helfen. Und wahrscheinlich am Ende nicht einmal den Parteien, die sich davon jetzt einen kurzfristigen Gewinn erhoffen.

Von Henryk M. Broder erschien am 8. November 2019 das Buch „Wer, wenn nicht ich – Henryk M. Broder“. Der Autor befasst sich darin mit „Deutschen, Deppen, Dichtern und Denkern auf dem Egotrip“. Das Buch kann im Achgut.com-Shop bestellt werden. Die dritte Auflage ist ab sofort lieferbar.

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Jutta Geiger / 24.02.2020

Lieber Herr Broder, man kann ihnen gar nicht oft genug danken für Ihren unermüdlichen Einsatz, für Ihre so klaren Worte, deren Wahrheitsgehalt doch JEDEM einleuchten sollte. In Ihrem Beitrag wird wieder einmal sehr deutlich, woran dieses Land krankt. Aber was können wir dagegen tun? Ich phantasiere jetzt mal so vor mich hin: Henryk M. Broder gründet eine Partei mit dem Namen LIEBE (falls es nicht schon eine gibt, die so heißt - ansonsten halt PEACE). Wie angreifbar wäre diese Partei? Schon alleine wegen des Namens? Ich stelle mir unsere Demos vor mit Bannern, auf denen nur das Wort LIEBE und das Parteisymbol steht. Mehr ist nicht nötig. Keine Reden, keine Parolen. Nur da stehen und unsere Banner hoch halten und schweigen. Vielleicht hinterher Flyer auslegen. Sich unserer Demo entgegen stellend sehe ich die Antifa mit ihrem Hass und Hetze und Nazi Geschrei. Müsste das nicht etwas auslösen, bei den Menschen? Ich weiß, ich träume… Doch die Hoffnung stirbt zuletzt.

Harald Oczko / 24.02.2020

Am meisten geht mir schon seit langem und nicht erst vor dem Hintergrund der derzeitig mal wieder aus gegebenem Anlass wohlfeilen hysterischen Stimmung der hierzulande ewige Haltungsjournalismus auf den Senkel. Die Medien sollten alles sein, nur keine Hofberichterstattungsmaschinerie des politischen Mainstreams. Statt der latenten Beihilfe zur Instrumentalisierung des mit populistischen Kalkül betriebenen Aktionismus der bundesdeutschen Nomenklatura sollte sie sich vielmehr auf deren Kontrolle beschränken. Aber vielleicht ist die statt dessen schon länger gegenteilig zu beobachtende Entwicklung auch nur noch ein Kollateralschaden der deutschen Wiedervereinigung, so wie Henryk M. Broder das schon völlig korrekt in Sachen Merkel angemerkt hat.

Detlef Rogge / 24.02.2020

Politische Meinung bildet sich nicht im luftleeren Raum. Solange der metapolitische Raum vom politisch-medialen Komplex dominiert ist, besteht keine Chance auf Transport vernunftbestimmten Denkens in den öffentlichen Diskurs. Alle geschätzten Leser wissen es. Daran ändern auch Achse und Tichy bedauerlicherweise so gut wie nichts, die AfD wird unter diesen Bedingungen stets eine Marginalie bleiben, immerhin eine lästige. Was bleibt einem ansonsten? Renitenz und Querulanz des schlechten Verlierers.

Dietmar Blum / 24.02.2020

Herr Broder, um zu diesem Schluß zu kommen, bedarf es grundsätzlich EINEM: Anstand und Respekt! Charaktereigenschaften, die ich allerdings dieser Bagage abspreche.

Wolf Köbele / 24.02.2020

Schäbigkeit, Leichenfledderei! Die Schranzen frönen einem Niedertrachtsexhibitionismus. “Schaut her! Ich kann noch niederträchtiger sein!” schreien Roth, Özdemir und - nicht “Konsorten”, sondern: Komplizen!

Johannes Herbst / 24.02.2020

Harald Hotz: Ich denke nicht, dass der Begriff Lügenpresse angebracht ist. Die Schreiber und Redner sind voll mit sich im Reinen und glauben das Richtige zu tun. Eher handelt es sich hier um Cormfirmation Bias, also Überzeugungs-Verfälschung. Man sucht nach Dingen und Begebenheiten, die zur eigenen Überzeugung passen. Und man hat einen eingebauten Filter, der einen die Dinge so sehen lässt, wie man sie sehen möchte. Ein bisschen Lüge ist allerdings auch dabei. Nämlich dass man vieles überzeichnet und übertreibt, weil es ja um die Sache geht. Verstärkt wird das alles noch durch den sozialen Druck, der durch das Umfeld auf einen ausgeübt wird. Man möchte dazugehören und anerkannt sein. Und das sind alles keine logische Überlegungen und nüchternes Abwägen, sondern ein Verhalten, dass durch unser Unterbewusstsein gesteuert wird.

Hans-Lothar Fischer / 24.02.2020

Das Verbrechen in Hanau geschah an mindestens drei verschiedenen Orten, nämlich den beiden Bars und dem Wohnort des angeblichen Täters. Über die räumlichen Distanzen zwischen diesen Orten gibt es bislang keine näheren Informationen. Wurden Verkehrsmittel (Auto, Motorrad etc.) bei der Überwindung der Distanzen genutzt? Die Hypothese von einem Täter, der sich am Ende der Mordserie das Leben nahm, müsste von Kriminologen genau analysiert werden. Gab es Zeugen der Auseinandersetzungen vor und in den Shisha-Bars? Wie viele Schüsse wurden an den drei Tatorten abgegeben? Wie und wann hat >der Täter< seine Waffe nachgeladen?  Welche Distanzen musste der Täter zwischen den Tatorten zurücklegen und wieviel Zeit benötigte er dafür? Gibt es Zeugen? Handelt es sich möglicherweise um >Bandenkrieg<? Falls diese Hypothese zutrifft: Wie erlangten diese Täter die Wohnanschrift angeblichen Einzel-Täters? 

Peter Rosé / 24.02.2020

Sehr geehrter Herr Broder, das Instrumentalisieren geht noch munter weiter, denn jetzt tauchen erst die richtigen Hanau-Gewinnler auf, u. a. eine Natascha Strobl (Extremismus"Forscherin”) in der FR, die behauptet, das “Framing” der Presse nach der Silvesternacht 2015/16 (also die kritische Berichterstattung) habe den Rechtsextremismus gestärkt. Der Theologe Hauke Heidenreich meint in der taz, die mangelnde Vergangenheitsbewältigung sei schuld an Hanau. Unter mangelnder Vergangenheitsbewältigung versteht er offenbar die Aufarbeitung der bösen Vergangeheit Deutschlands ab ca. den ersten Einigungsbestrebungen nach Ende des Tausendjährigen Reichs. Dies hatte bereits 1905 ein gewisser Pastor Hoeck angefangen, als er seufzend zu Papier brachte, dass der “Nationalismus” (gemeint war die geistige Situation im Reich von 1789-1848) in Hamburg (von der Hamburger Kirche handelt sein Buch) zur Säkularisierung geführt habe. Aber erst danach waren z. B. Juden frei, und ein Gustav Mahler konnte später dort Generalmusikdirektor werden, ohne sich vorher taufen zu lassen. (In Preußen war zuvor bereits der Komponist Giacomo Meyerbeer zum Generalmusikdirektor ernannt worden). Dass Mahler sich dann katholisch taufen ließ, lag daran, dass er in Wien GMD werden wollte. Wien wollte aber nur einen Katholiken. Vor seiner Säkularisierung war Hamburg aber beinhart lutherisch, d. h. Staats- und Kirchenrecht waren seit 1529 nahezu identisch. Öffentliche Ämter konnten nur Lutheraner bekleiden. Gerade die evangelische Kirche, in anderen Gegenden des Reichs natürlich auch die katholische und calvinistische drangsalierten vor allem die Juden und redeten dem einfachen Volk eben jene Märchen von den Christusmördern etc ein. Es ist also einigermaßen grotestk, wenn ausgerechnet ein Theologe die mangelnde Aufarbeitung der deutschen politischen Vergangenheit beklagt! Mal sehen, wer noch Honig aus Hanau zu saugen gedenkt; sicher auch noch eine Frau Fatouan und ihre Schwestern.

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