Gastautor / 10.04.2012 / 08:05 / 0 / Seite ausdrucken

Beim Zwiebeln der Häute

Alexander Wendt

Die Alterslyrik von Günther Grass erzeugt so eine Überfülle von Sekundärliteratur und Fußnoten, dass noch die dritte Generation von Germanisten ihr Auskommen haben wird. Um es mit den Mitteln des Meisters aus Lübeck zu sagen: Ein Lavastrom vorletzter Tinte wälzt sich auf uns zu. Jakob Augstein stellt rechtzeitig zu Ostern auf Spiegel Online fest, wer Günter Grass wirklich ist: “Er hat es auf sich genommen, diesen Satz für uns alle auszusprechen.“ Ein Ostermarschierer findet: „Günter Grass stellt Tatsachen ins rechte Licht.“ Kann man es schöner ausdrücken? Es mag schwierig sein, aber man kann. In einer Lage, in der zwar alles schon gesagt ist, aber noch längst nicht von allen, und sich wg. Ostern auch nicht jeder die passenden Sätze zurechtzulegen konnte, stellt Achgut schon einmal die wichtigsten Grass-Folgekommentare der kommenden zwei Wochen vor.

„Im Falle eines sehr unwahrscheinlichen iranischen Atomschlags gegen Israel können die verbliebenen Juden, denen ich persönlich alles Gute wünsche, selbstverständlich eine Resolution des PEN beantragen.“

Johano Strasser, Schriftleiter

„Lieber Herr Ach.. ähm, lieber Staatspräsident des Iran, der Wirbel der letzten Tage hat deutlich gezeigt, dass Sie zur Wahrung Ihrer Interessen in Deutschland keinen Dilettanten brauchen, sondern einen lupenreinen Fachmann.“

Gerhard Schröder, Fachmann


„Günter Grass hat der Sache des Antisemitismus schwer geschadet.“

Horst Mahler, zz. JVA Brandenburg

„Wir sind den Idealen unserer Jugend treu geblieben – wie Günter Grass.“

Anna-Lyda F., Ostermarschiererin

„Wie wir aus seiner Autobiografie wissen, hat Günter Grass bei der SS keinen einzigen Schuss abgegeben. Was wäre er für ein moralisches Vorbild für die verblendete israelische Soldateska!“

Eva Hecht-Galinski, Tochter, zz. Al Quds

„Andererseits würde ein iranischer Atomangriff die Apartheid in Hebron schlagartig beenden.“

Sigmar Gabriel, SPD-Dingens

„Was ich als israelischer Premierminister tun würde, wenn eine iranische Atomrakete im Anmarsch wäre? Wissen Sie, in meiner Regierungszeit habe ich ganz andere Krisen erlebt. Schon die Entscheidung, die ‚Panther’ nach Agadir zu schicken, fiel mir nicht leicht. Die FDP war keine Hilfe – die konnten Sie damals in der Pfeife rauchen. Naja, immerhin…“  (fade out)

Helmut Schmidt, Weltweiser


„Es muss doch möglich sein dieses verkackte Judendings einen Nazistaat zu nennen ohne das du gleich Ani…äh, Antisims…, quatsch, Antisemit, jedenfalls, meine ich.“

Kevin B., Pirat

„Das lächerliche Einreiseverbot wird Günter Grass natürlich nicht daran hindern, zu Pfingsten in den Himmel aufzufahren. Gott sollte sich entschuldigen.“

Jakob Augstein, Sohn und Gärtner

„Wenn Israel Einsicht zeigen und sich ins Mittelmeer zurückziehen würde, dann bräuchte der Iran doch gar keine Atombombe.“

Wolfgang Gehrke, Außenminister der Linkspartei

„Teitelboim, der Psychiater, kam schon mit miesester Laune im Himmel an, und sie besserte sich nicht gerade, als er von dem gestikulierenden Petrus in eine Ecke gezerrt wurde. ‚Doktor’, stieß Petrus hervor, ‚wir brauchen Ihre Hilfe - Gott ist meschugge geworden. Er hält sich für Günter Grass. ’Was hab ich damit zu tun’, meinte Teitelboim unwirsch…“ (fade out)

Maxim Biller, Kolumnist


„Meine Rolle als dreizehnfache jüdische Mama, die sich mit ihrer Mischpoke grade noch rechtzeitig durch den Schmuggeltunnel nach Ägypten quetscht, wird natürlich die härteste meines Lebens -  falls nichts anderes dazwischenkommt.“

Vroni Ferres, Darstellerin

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