Stefan Frank / 25.11.2022 / 16:00 / Foto: Achgut.com / 7 / Seite ausdrucken

BDS Boston solidarisiert sich mit Terrororganisationen

Die internationale Israel-Boykottkampagne BDS macht sich Sorgen um ihr Image, denn eine ihrer Untergruppen spricht zu offen aus, was von der propagierten Gewaltfreiheit der Bewegung zu halten ist.

Eine Splittergruppe der Israelboykott-Kampagne BDS bereitet der Mutterorganisation Kopfzerbrechen, weil sie sich in der Öffentlichkeit zu offen an der Seite von Terrororganisationen zeigt. Wie Mena-Watch im Juni berichtete, gibt es im Dunstkreis von BDS Boston das sogenannte Mapping Project (Kartierungsprojekt).

Damals veröffentlichte BDS Boston eine von anonymen Autoren des Mapping Projects erstellte visualisierte Feindesliste. Sie enthält Namen und Anschriften von Firmen, Stiftungen, Zeitungen und sogar Krankenhäusern, deren Schuld darin bestehen soll, Unterstützer Israels und des „US-Imperialismus“ zu sein, wobei das Mapping Project dazu aufruft, gegen diese Feinde vorzugehen und sie zu „demontieren“. 

Neben Organisationen stehen auch einige natürliche Personen auf der Liste, etwa der Gouverneur von Massachusetts, Charlie Baker, sowie US-Senatorin Elizabeth Warren und US-Senator Ed Markey. Durch die Veröffentlichung von Namen und Adressen von jüdischen Gemeindemitgliedern und jüdischen Institutionen soll die jüdische Gemeinde Bostons eingeschüchtert und bedroht werden. Dazu Mapping Project wörtlich:

„Wir haben Adressen veröffentlicht, Funktionäre und Führer genannt und Verbindungen abgebildet. Diese Entitäten existieren in der physischen Welt und können in der physischen Welt gestört werden. Wir hoffen, dass die Leute unsere Karte verwenden, um herauszufinden, wie sie sie effektiv zurückdrängen können.“

Außer Sprechern jüdischer Organisationen übten etliche Kongressabgeordnete Kritik an BDS Boston. Seth Moulton (Demokraten, Massachusetts) schrieb auf Twitter:

„Die jüdische Gemeinde so ins Visier zu nehmen, ist falsch und gefährlich. Es ist unverantwortlich. Dieses Projekt ist eine antisemitische Feindesliste mit angehängter Karte.“

Ritchie Torres (Demokraten, New York) twitterte:

„Die BDS-Bewegung hat ein 'Mapping-Projekt' zusammengestellt, das jüdische und 'zionistische' Institutionen verschiedener Übel in der amerikanischen Gesellschaft bezichtigt. Jemanden zum Sündenbock zu machen ist ein häufiges Symptom des Antisemitismus, der im Kern eine Verschwörungstheorie ist.“

Schlecht für die PR

Selbst die BDS-Führung distanzierte sich von dem „Kartierungsprojekt“. Mahmoud Nawajaa, Generalkoordinator des BDS-Nationalkomitees, schrieb im Anschluss einen Brief an BDS Boston. Dieser Brief wurde kurz darauf Aaron Bendler vom Jewish Journal zugespielt und von diesem auf Twitter veröffentlicht. Nawajaa forderte darin BDS Boston auf, die Karte aus dem Internet oder „die Abkürzung BDS aus dem Namen zu entfernen“. Seine Begründung:

„Das Mapping Project benennt nicht-strategische Namen und 'physische Adressen' von Institutionen und Einzelpersonen als Ziele und verbreitet Botschaften, die Sätze wie 'Widerstand in all seinen Formen' enthalten. Indem ihr BDS im Namen eurer Gruppe habt und dennoch Botschaften verbreitet, die indirekt für bewaffneten Widerstand eintreten und euch mit Gruppen zusammenschließt, die dies tun, habt ihr gegen eine Schlüsselrichtlinie unserer Bewegung verstoßen.“

Inzwischen preisen die Mitglieder des Mapping Projects, die von BDS Boston öffentlich als „unsere Freunde“ bezeichnet werden, unverhohlen terroristische Aktionen. Als die US-Sektion des Jüdischen Nationalfonds (KKL-JNF) am 5. November in Boston ihre Nationalkonferenz abhielt, demonstrierten vor dem Veranstaltungsort Menschen, die sich als Anhänger des Mapping Projects zu erkennen gaben. 

Sie verlangten die „Auflösung“ des JNF und skandierten die Forderung nach einer „Intifada“, also nach einer neuen Welle tödlicher Gewalt gegen israelische Juden. Schon einige Tage zuvor hatten sie im Internet ihre Solidarität mit der palästinensischen Terrorgruppe „Höhle der Löwen“ erklärt, die seit August im Raum der West-Bank-Stadt Nablus zahlreiche nächtliche Überfälle und Terrorangriffe verübt hatte.

Das ist nicht das Bild, das BDS einem breiten Publikum im Westen vermitteln möchte. Es ist keine Frage der Moral, sondern der PR. Im Westen gibt man sich einem naiven Publikum gegenüber gern gemäßigt. BDS-Vertreter nutzen zur Eigenbeschreibung Begriffe wie „Zivilgesellschaft“ und „gewaltfrei“.

Naheverhältnis zu Gewalt und Terror

Dabei ist bekannt, dass einige Mitglieder von Organisationen, die BDS unterstützen, auch Mitglieder von Terrororganisationen sind und sogar Mordanschläge verüben – man denke etwa an Samer Arbid, einen der beiden Haupttäter bei dem tödlichen Bombenanschlag auf Rina Shnerb. Die 17-jährige Israelin war am 23. August 2019 bei einem mit einer ferngezündeten Bombe verübten Terroranschlag in der Nähe der Ein Bubin-Quelle nordwestlich von Jerusalem getötet worden. Ihr Vater Rabbi Eitan Shnerb und ihr Bruder Dvir überlebten die Explosion mit Verletzungen. 

Einige Wochen später verhafteten israelische Sicherheitskräfte den 44-jährigen Samer Mina Salim Arbid. Arbid gehörte nicht nur der Terrororganisation PFLP an (ein Video zeigt ihn bei einer offiziellen PFLP-Veranstaltung), sondern war, wie sich bald herausstellte, in der Organisation Addameer tätig, die auch von der deutschen Heinrich-Böll-Stiftung finanziert wird

Die Mission von Addameer ist es, Terroristen und andere Straftäter zu unterstützen, die wegen Gewalttaten gegen Israelis inhaftiert sind. Addameer ist zudem Teil der BDS-Bewegung. BDS-Gruppen in Westeuropa laden immer wieder Terroristen der PFLP zu Veranstaltungen ein. Die israelische Regierung hat zahlreiche personelle Überschneidungen zwischen BDS-Gruppen wie Addameer und dem Terrorismus dokumentiert.

Eine offene Huldigung des Terrorismus allerdings ist nicht das, was die BDS-Führer dem westlichen Publikum präsentieren wollen. Am liebsten meiden sie das Thema. Äußern sie sich aber und glauben, dass sie sich an ein sympathisierendes arabisches Publikum wenden, klingen sie auch nicht anders als die Leute vom Mapping Project. BDS-Wortführer Omar Barghouti etwa antwortete im Jahr 2010 in einem Interview mit dem palästinensischen Literaturmagazin Al-Adab auf die Frage, ob er für ein Ende des „bewaffneten Widerstands“ – gemeint war die Ermordung israelischer Juden – eintrete:

„Nein, wir haben auf jeden Fall ein moralisches und juristisches Recht auf bewaffneten Widerstand gegen die militärische Besatzung unseres Landes, selbst nach internationalem Recht, solange wir legitime Ziele angreifen, also die Besatzung, Siedler und Menschen, die bewaffnet sind. … Der Widerstand ist keine Ideologie oder ein Dogma. Wir können nicht neutral sein, sondern müssen über Arten des Widerstands nachdenken, die sich für unsere Situation und unsere Ziele eignen.“

Auch Zivilisten darf man also laut Barghouti ermorden, solange man behauptet, sie seien „Siedler“. Die Frage der Gewalt ist also nichts, was die BDS-Führung und das Mapping Project entzweien müsste. Es geht wohl eher um die Frage, wo beziehungsweise gegenüber wem man spricht. Barghouti macht es wie einst Jassir Arafat: Er erzählt Westlern das, was sie hören wollen, gibt sich also moderat. 

Die Anfänger vom Mapping Project, so fürchtet die BDS-Führung wohl, haben das noch nicht verstanden. Sie könnten den Hass auf Juden und die Affinität zum Terrorismus zu offen zur Schau stellen – um am Ende womöglich die Früchte jahrelanger Anstrengungen von BDS gefährden, beides gegenüber dem westlichen Publikum zu verbergen.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei Mena-Watch.

Foto: Achgut.com

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Wilfried Düring / 25.11.2022

‘Diesem System keinen Mann und keinen Pfennig!’ Ich zitierte Dr. Karl Liebknecht; Mitbegründer der KPD; erschossen 1919.

Reinmar von Bielau / 25.11.2022

Spannend! Und immer wieder tauchen woke amerikanische Multimilliardäre als Unterstützer solcher Organisationen auf. Ein Schelm…

Patrick Meiser / 25.11.2022

Na ja, wenn ich mir die Stuttgarter Nachrichten (online) vom 12.10.2022 so durchlese, warum diese zu einem Boykott von Pink Floyd-Legende Roger Waters in München aufriefen, da kann ich nur den Kopf schütteln : R. Waters hat die Dinge beim Namen genannt - Biden ist ein Kriegsverbrecher und die NATO hat den Ukraine-Konflikt provoziert. Davon ist kein Wort falsch. Was diese Boston-BDS jetzt angeblich gesagt haben soll oder nicht kann einmal dahin stehen, fest steht, Israel ist der einzige Staat, der im Nahen Osten über Atomwaffen verfügt - insgesamt über 80 Atomsprengköpfe. Und Israel ist keine anerkannte Atommacht. Worüber regt ihr euch hier bei der Achse also auf ?

Wilfried Düring / 25.11.2022

@Marc Blank: Nur so! Selbstverständlich IST der BDS (nicht nur in Boston) selber eine Terror- und Verbrecher- Organisation und gleich und gleich gesellt sich halt gern. Wir müssen da ja nur an den bunten-deutschen Kulturbetrieb, die sogenannte ‘Documenta’ (Kassel) dieser Ampel-Regierung ,die (nicht mehr nur) klammheimliche, sondern regelrechte diebische Freude der deutschen Terror-Unterstützer aller Farben und Sorten,  die im Ergebnis mörderischen Anschläge der verzerrend ‘Aktivisten’ genannten deutschen Klima-Verbrecher oder die niederträchtige Hetze gegen die Ungeimpften denken. Rußland hin; Krieg her. Wir müssen endlich unser letztes bisschen Mut zusammenkratzen, und uns dem Kultur-Kampf stellen! Der Feind - völlig enthemmt, erbarmungslos und JEDER Niedertracht fähig - steht im EIGENEN Land und ein inzwischen mafiotisch agierendes System ist NICHT reformierbar! Kein Vergeben; kein Vergesssen!

Hans-Peter Dollhopf / 25.11.2022

Herr Frank. Die dem Projekt BDS zugrunde liegende Annahme ist, dass Juden “von Natur aus” darauf beschränkt wären, “Geschäfte” zu machen, wodurch man zu jeder Gelegenheit bei jedem einzelnen jüdischen in Erscheinung treten nur zu boykottieren, de-finanzieren und sanktionieren bräuchte, um ihren wesentlichen Kern ihrer “wahren” Existenz zu treffen. Die BDS-Waffe gegen Israel ist auf diese Annahme zugeschärft: Sie soll den Juden in seiner derart vorausgesetzt gegebenen “genetischen Natur” treffen und zerstören! Für die Antisemiten von der BDS gibt es keine Juden, die morgens aufsteht und zu ihrer harten Arbeit bei der kommunalen Müllabfuhr zu gehen. Boykottieren, de-investieren und sanktionieren zielen auf das doch sehr alte Judenbild vom Juden als Blutsaufer. Die Juden Israels sind an jedem Tag der Woche hart arbeitende Menschen in den Unternehmen und Fabriken der Industrie, der Landwirtschaft und allen Gewerbes. Schon einmal bemerkt, daß Israels Gesellschaft eine breite Arbeiterklasse hat??? Und wie in jedem modernen Land arbeiten auch Israelis sowohl in, wie für einen überbordenden öffentlichen Sektor (war vor dem Likud schlimmer gewesen). Am Shabbat geben sie alle gemeinsam einfach von HaSchem per Gesetz verordnete Ruhe! So seit über siebzig Jahren auch nun schon im Land Israel. BDS wird erfolglos bleiben, weil man die reale Natur des täglichen Lebens jüdischen Menschen nicht begriffen hat (der orthodoxe gesellschaftliche Teil nochmal gesondert). Aber wer seine nach außen projizierten eigenen Vorurteile am anderen bekämpft, zerstört der sich mangels Realitätsbezug nicht selbst? Good night und Shabbat Shalom.

Marc Blenk / 25.11.2022

Lieber Herr Frank, nach meinem Verständnis ist der BDS selbst eine Terrororganisation. Dafür muss man ja nicht selbst Hand anlegen. Man orchestriert Tat und Propaganda. Man lässt töten.

Franz Klar / 25.11.2022

Gut , daß die Achse solche bahnbrechenden Artikel zweitverwertet !

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