Kolja Zydatiss / 26.03.2021 / 06:25 / Foto: Pixabay / 89 / Seite ausdrucken

Ausgestoßene der Woche: Herzchen

Die erste Ausgestoßene der Woche ist eine Polizistin auf einer Corona-Demo in Kassel. Die junge Beamtin wurde dabei fotografiert, wie sie freundlich schaut und mit den Fingern eine Herz-Geste formt, in Richtung einer Demonstrantin mittleren Alters, um deren Hals ein Plakat mit der Aufschrift „Schützt unsere Kinder vor diesem Wahnsinn!“ baumelt. Die Polizei hat gegenüber Focus Online bestätigt, dass die Aufnahme echt ist und eine Polizistin aus Hessen zeigt.

Am vergangenen Wochenende waren in Kassel rund 20.000 Menschen gegen die Corona-Politik der Bundesregierung auf die Straße gegangen. Der Publizist und Blogger Boris Reitschuster schreibt zur Kontextualisierung des Vorfalls, andere Teilnehmer der Kundgebung hätten ihm berichtet, dass Demonstranten wiederholt den Polizisten kleine Herzchen überreicht hätten. Er selbst habe ein solches Verhalten allerdings nicht beobachten können. Wie dem auch sei: Die Geste war deeskalierend, freundlich, zutiefst menschlich.

Ob sie einen Verstoß gegen das Neutralitätsgebot für Polizeibeamte darstellte, sollen die Rechtsexperten der Polizei beziehungsweise die Gerichte beurteilen. (Laut Focus Online überprüft die Polizei derzeit gründlich, welche Konsequenzen zu ziehen sind. Berichte in den sozialen Medien, die Beamtin sei schon vom Dienst suspendiert worden, seien falsch). In diese Kolumne habe ich die junge Polizistin vor allem aufgrund des abgedrehten Social-Media-Shitstorms aufgenommen, der sich über sie ergoss, und der mich ziemlich ratlos zurücklässt.

„Exekutive verbrüdert sich mit intellektueller Unterschicht“

So twitterte Thüringens Landesvater Bodo Ramelow (Die Linke): „Ein verstörendes Foto! PolizeiBeamtin [sic] zeigt mit Ihren Händen Herz, solidarisiert sich mit dieser Demonstrantin, die offensichtlich gegen die gerichtlichen Auflagen verstößt, die AHA Regeln missachtet und den Schutz vor der Pandemie als Wahnsinn bezeichnet.“ Die linksidentitäre Aktivistin und Autorin Sibel Schick schrieb: „Polizistin, die mit Coronaleugner*innen sympathisiert, ist keine Überraschung. Dass Polizist*innen rechts sind, ist durchaus bekannt. Wichtiger finde ich die Selbstverständlichkeit, mit der sie ihre Sympathie zeigt. Dass sie offenbar glaubt, keine Konsequenzen fürchten zu müssen.“

Der Rechtsanwalt und CDU-Politiker Dieter Breymann teilte auf Twitter mit: „Es ist widerlich, wenn sich Exekutive mit intellektueller Unterschicht verbrüdert. Da bekomme ich Angst um das demokratische und kultivierte Deutschland.“ „Wenn Cops ihre rechtsradikalen Freund:innen beim Querdenken treffen“, twitterte @Alert4_Alert4. Für den Nutzer @Deprifrei weckte die Geste der Polizistin gar „ungute Erinnerungen ans Dritte Reich“. In dieselbe Kerbe schlug auch @MarioHJahn: „Da marschieren Querschwurbler und Neonazis gegen unser Grundgesetz. Wenn sich Polizisten damit solidarisieren, wird das eine neue SA.“ Vielfach wurde auf Twitter die Entlassung der Beamtin gefordert.

Solche geschichtsblinden, NS-relativierenden Einlassungen sind der (vorläufige?) Höhepunkt der seit Monaten zu beobachtenden gesellschaftlichen Polarisierung und rhetorischen Eskalation rund um das Thema Corona. Fast von Anfang an erklärte die politisch-mediale Klasse Coronagehorsam zum obligatorischen Guten und Kritik an den einschneidenden Eindämmungsmaßnahmen zum absoluten Bösen, um zwei Begriffe der französischen Kulturkritikerin Chantal Delsol zu nutzen. Mit dem Ergebnis, dass Kritik und die Erörterung von Alternativen zur immer schwerer zu rechtfertigenden harten Lockdown-Politik fast ausschließlich der Querdenken-Bewegung und der AfD überlassen wurden, bei denen tatsächlich fragwürde, zum Teil rechtsextreme Akteure mitmischen.

Und so betrachtet die staatstragende, im weitesten Sinne „antipopulistische“ Wagenburg, die sich heute von der Merkel-CDU bis zur Linkspartei erstreckt, von der Oettinger Brauerei bis Indymedia, jegliche „Corona-Kritik“ (aka „Verharmlosung“, aka „Leugnung“) als einen gefährlichen, staatsfeindlichen Neo-Faschismus, und eine hessische Herzchen-Polizistin wird zur Verräterin an der demokratischen Ordnung. Die sich für aufgeklärt und kritisch haltenden Kreise in diesem Land können offenbar nur noch die Platte „Antifaschismus“ auflegen, und diese hat auch noch einen Sprung, wie so manche Schüssel.

„Unreflektierte Kindheitserinnerungen“

Ausgestoßen ist diese Woche auch Bettina Jarasch. Die Spitzenkandidatin der Berliner Grünen sagte auf dem Landesparteitag im Gespräch mit Landesparteichef Werner Graf, sie wäre als Kind gern „Indianerhäuptling“ geworden. Laut einem Bericht der BILD sorgte diese Aussage für „Irritationen und Kritik“. Der Begriff „Indianer“ sei eine Bezeichnung, die sich die Ureinwohner Amerikas nicht selbst gegeben hätten, erklärt die Zeitung. Politisch korrekter wäre die Antwort „ich wollte Häuptling in einem Stamm der amerikanischen Ureinwohner werden“ oder „... der indigenen Völker Nordamerikas“ gewesen. Später hielt Jarasch auf dem Parteitag eine Rede, in der sie unter anderem für diskriminierungsfreie Sprache warb, und die auch die heute obligatorische Entschuldigung und Selbstkritik enthielt. Mit Bezug auf ihre Aussagen sprach die Spitzenkandidatin von „unreflektierten Kindheitserinnerungen“. „Auch ich muss dazu lernen.“

Auch ein CDU-Politiker hat diese Woche Probleme bekommen. Der hessische Wirtschaftswissenschaftler, Ministerialrat und Schriftsteller Martin Heipertz, der sich noch im Februar erfolglos um eine Bundestagskandidatur in Frankfurt bemüht hatte, trat am vergangenen Samstag bei der bereits erwähnten Corona-Demo in Kassel auf. In seiner Rede kritisierte Heipertz die Corona-Politik seiner Partei und sprach sich gegen Impfungen aus, „weil alle derzeit verfügbaren Impfstoffe auf Abtreibungen beruhen“, wie er im Nachgang auf seiner Internetseite erklärte. „Die CDU missbraucht den Namen des Herrn, aber der Herrgott wird ihr das nicht länger erlauben.“ Nachdem der Politiker auf den Vorschlag des Frankfurter CDU-Vorsitzenden Jan Schneider, die Partei freiwillig zu verlassen, nicht einging, beantragte der Kreisvorstand der Frankfurter CDU ein Parteiausschlussverfahren.

In Jena fordert die Grüne Jugend indessen die Umbenennung oder Entfernung von Objekten, die nach dem deutschen Mediziner, Zoologen und Philosophen Ernst Haeckel (1834–1919) benannt sind. „Vor zwei Jahren, zum 100. Jahrestag Ernst Haeckels, veröffentlichte die Friedrich-Schiller-Universität die ‚Jenaer Erklärung’. Diese besagt, dass das Konzept der ‚Menschenrassen’ Ergebnis von Rassismus und nicht dessen Voraussetzung ist. Aufgrund Haeckels Überlegungen zur ‚künstlichen Züchtung’ des Menschen in modernen Gesellschaften gilt Haeckel als Wegbereiter der Eugenik und ‚Rassenhygiene’ in Deutschland. Nationalsozialistische Ideolog:innen zogen seine Aussagen später als Begründung für ihren Rassismus heran“, zitiert die Thüringische Landeszeitung die Begründung der Jugendorganisation.

Anlässlich des Internationalen Tages gegen Rassismus am vergangenen Sonntag brachten Mitglieder der Grünen Jugend Jena Ergänzungsschilder an Erinnerungsstätten Haeckels an. Die Jugendorganisation fordert unter anderem die Umbenennung der Jenaer Ernst-Haeckel-Straße, des Ernst-Haeckel-Platzes, sowie die Entfernung des Ernst-Haeckel-Steins. Außerdem solle der Stadtrat eine Expertenkommission einberufen, um alle örtlichen Straßenbenennungen fundiert wissenschaftlich zu überprüfen.

Canceln bei der Vogue

Im sozialen Netzwerk LinkedIn machte Thomas Wilckens die Entdeckung, dass eines seiner Postings zum Thema Corona-Impfungen unsichtbar gemacht worden war. Der in München lebende Mediziner und Unternehmer hatte einen Beitrag der britischen BBC zu Impfstudien mit Kindern geteilt, und auf Englisch dazu geschrieben: „Moderna beginnt damit, die Covid19-Impfung an Kindern und Babies zu testen. Vor einem Jahr wäre das undenkbar gewesen. Eine Studie in einer Population, die fast null Risiko hat, d.h. keinen Nutzen von der Impfung hat. Und auch für die Ausbreitung der Pandemie spielen Kinder keine bedeutende Rolle.“ So etwas verstößt offenbar gegen die Community-Richtlinien von LinkedIn. Wilckens belegte die Löschung mit einem Screenshot, den er auf Twitter veröffentlichte.

Und auch in der englischsprachigen Welt wurde diese Woche eifrig zensiert und gecancelt. Bei der Teen Vogue konnte die 27-jährige schwarze Journalistin Alexi McCammond ihre neue Stelle als leitende Redakteurin nicht antreten. Es waren Tweets ausgegraben worden, die die Amerikanerin vor 10 Jahren, also im Alter von 17 Jahren, geschrieben und schon längst wieder gelöscht hatte. In einem scherzte sie, dass sie googeln würde, wie man vermeiden könne, am Tag nach einer wilden Party mit „asiatischen Augen“ aufzuwachen. In einem anderen Posting beschwerte sie sich über eine „dumme asiatische“ Lehrassistentin, die ihr bei einem Chemie-Test nur 2 von 10 Punkten gegeben hatte.

Das geht nicht, befanden viele von McCammonds zukünftigen Mitarbeitern. Mehr als ein Dutzend wandten sich in einen offenen Brief an Vogue-Chefin Anna Wintour und forderten McCammonds Rausschmiss. Auch die „Asian American Journalist Association“ sowie zahlreiche Anzeigenkunden übten Druck auf den Verlag Condé Nast aus, der die Vogue und Teen Vogue herausgibt. Die Journalistin beendete die Debatte um ihre Person schließlich selbst, indem sie sich auf Twitter entschuldigte und ihren Rückzug von dem Posten erklärte.

In Kanada wurde vor einigen Tagen Robert Hoogland verhaftet, weil er angeblich gegen behördliche Auflagen verstoßen hat, die Geschlechtsumwandlung seiner 15-jährigen Tochter in der Öffentlichkeit nicht zu kritisieren und die Tochter statt mit „sie“ als „er“ anzureden. Der Teenager identifiziert sich als „Transgender“ und lebt bei seiner Mutter, die sich von dem Vater getrennt hat. Als Hoogland vor rund einem Jahr erfuhr, dass seine Tochter beabsichtigte, mittels einer Hormontherapie ihr Geschlecht zu wechseln, klagte er gegen die Mutter. Das Gericht verfügte damals, dass der Kanadier nicht mehr mit den Medien über den Fall reden und den Wunsch seines Kindes nicht „sabotieren“ dürfe. Am 12. April soll der Prozess gegen Robert Hoogland beginnen. Ihm drohen nach eigenen Angaben bis zu fünf Jahre Haft.

„Rule, Britannia“ ist „potenziell diskriminierende“ Äußerung

Aus Großbritannien kommt die sehr bedenkliche Meldung, dass das größte Außenwerbungsunternehmen der Welt, JCDecaux mit Sitz in Neuilly-sur-Seine, Frankreich, dem im Zuge der Corona-Pandemie gegründeten Unternehmensverband Recovery verboten hat, seine Werbeflächen für eine Lockdown-kritische Kampagne zu nutzen. Die von Recovery entworfenen Plakate weisen auf die verheerenden Konsequenzen von Lockdowns für die psychische Gesundheit hin. Das ist angeblich zu „politisch“ für JCDecaux. Der Blog Guido Fawkes weist darauf hin, dass JCDecaux in den vergangen Jahren allerlei politische Kampagnen zugelassen hat, darunter Corona-Botschaften der britischen Regierung. Das wirkliche Problem ist also, dass Recovery einfach die „falsche“ Meinung zu Lockdowns vertritt.

Und auch an der schottischen Aberdeen University gibt es eine Ausgestoßene der Woche. Die 19-jährige Politik- und Geschichtsstudentin Elizabeth Heverin nahm an einer Online-Diskussion über die Präsenz der britischen Armee auf dem Uni-Campus teil. In Großbritannien besuchen Soldaten oft Universitäten, um für die Armee als Arbeitgeber zu werben. Das finden einige ausländische Studenten offenbar irgendwie nationalistisch und unangemessen.

„Wenn sie sich in Gegenwart des britischen Militärs unwohl fühlen, warum kommen sie dann an eine britische Uni?“, tippte Heverin in den Webchat. Wenige Minuten später postete sie die patriotische Losung „Rule, Britannia“ (auch der Titel eines beliebten patriotischen Liedes). Wegen dieser „potenziell diskriminierenden“ Äußerung darf die Studentin nun für zwei Wochen nicht die Gebäude und Dienste der Studierendenvertretung nutzen und an keinen Debatten teilnehmen.

 

Mehr vom Autor dieser wöchentlichen Kolumne Kolja Zydatiss zum Thema Meinungsfreiheit und Debattenkultur lesen Sie im Buch „Cancel Culture: Demokratie in Gefahr“ (Solibro Verlag, 20. März 2021). Bestellbar hier.

Foto: Pixabay

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Sabine Meyer / 26.03.2021

Diese angebliche Demutsgeste der Frau Bundeskanzler ist reines machtpolitisches Kalkuel. Ich vergleiche sie mit all den afrikanischen Potentaten, die ueber Jahrzehnte an der Macht kleben, denn diese Power, das darnieder knieen des Souveraens vor so einem Autokraten und Diktator korrumpiert fast jeden Menschen. Sie macht Deutschland zu einem Bananenstaat. So irgendwie kann ich nicht glauben, dass sie sich zurueckzieht im September. Menschen die so lange an der Macht waren, geben dies nicht so einfach auf. Das zeigt der Wissenschaftliche Dienst des Bundestages, wenn dort schon recherchiert wird, ob die Wahlen verschoben werden koennten, dann habe ich die Ahnung, dass diese eiskalte, emotionslose Frau die Macht wieder an sich ziehen will. Das zeigt sich ganz schnell, als sie am naechsten Tag ihrer angeblichen Entschuldigung, versucht Ausreisen nach Mallorca oder andere Laender zu unterbinden.  Zu einer Entschuldigung gehoeren zwei, einer der bittet und der andere der die Entschuldigung akzeptiert. Ich akzeptiere diese Nebelkerze, diese gestammelte Luege nicht. Das muss der Wissenschaftliche Dienst ermitteln, wie und ob die Ausreisen und Wiedereinreisen zu bewerkstelligen waeren. Muss man jetzt wie zu alten Zeiten der DDR Ausreiseantraege stellen?Aber es gibt noch einen Hoffnungsschimmer, ein Berliner Richter, Dr. Pieter Schleiter,  hat vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe Klage gegen die staatlichen Corona-Maßnahmen eingereicht. Man kann nur hoffen, dass er nicht diffamiert oder sogar seines Postens enthoben wird. Ich habe meine Bedenken, denn Merkel hat dort ihren Gespusi installiert, den Juristen und Politiker Harbarth, keinerlei Erfahrung als Richter, aber treuer Merkelianer.  

Michael Dost / 26.03.2021

Als Ausgestoßene sollte im Zusammenhang mit der Kassler Demo auch Nena genannt werden, die sich positiv dazu geäußert hatte und dafür ihren Tadel von der Q-Presse entgegennehmen durfte. Drohend wurde sie dabei mit dem Hiltmann, dem Naidoo und dem Wendler auf eine Stufe gesetzt. Wird also bald auch gepixelt. Zur Angelegenheit mit dem Indianerhäuptling ist zu bemerken, dass die Berufsantidiskriminierer sich hier als äußerst inkonsequent erweisen. Nach deren Theoriegebäude dürfte sich ja kein Angehöriger einer Gruppe zur Diskriminierung einer anderen äußern, da ihm die jeweiligen Diskriminierungserfahrungen fehlten. Ja selbst das Einfühlen z.B. durch Spielen einer farbigen Theaterrolle durch einen Weißen sei rassistisch. Über den Indianerhäuptling habe ich aber in mehreren Medienbeiträgen ausschließlich Einlasungen von Personen wahrgenommen, die ihrerseits gar keine äh… amercian natives sind.  Was maßen sich diese Rassisten mit dieser Instrumentalisierung da eigentlich an - culural appropriation at its finest. Ein weiterer Lehrsatz: Ob etwas Diskriminierung sei, enstcheidet nicht der Handelnde, mit seiner Absicht sondern der Betroffene kraft seiner Betroffenheit. Welch freche Hybris also von Leuten, die weder weiß noch alt noch Mann, wenn auch möglicherweise heterosexuell sind, mich wegen meines ihnen nicht zusagenden Gebrauchs guter deutscher Worte als Rassist zu diskriminieren?

A. Meier / 26.03.2021

..dem Wahlverlierer aus Thüringen macht in Sachen dummfreche Tweets so schnell keiner was vor. Ein Wendegewinner des letzten Jahres.. . Aber was solls, kommt Zeit, kommt R…e.

Albert Pflüger / 26.03.2021

“der Querdenken-Bewegung und der AfD überlassen wurden, bei denen tatsächlich fragwürde, zum Teil rechtsextreme Akteure mitmischen.” Was soll dieses Geschwurbel? Muß das sein? Wird auch z.B über SPD- Sitzungen zukünftig immer mit dem Hinweis berichtet, daß da “tatsächlich fragwürdige, zum Teil linksextreme Akteure mitmischen”? Muß man denn die Propaganda des politischen Gegners so sehr schlucken, daß man seine Kriterien bereitwillig ins eigene Weltbild einbaut? Ausgerechnet in einer Kolumne wie dieser? Das verstehe, wer kann!

Andreas Rochow / 26.03.2021

Ich war hocherfreut, dass Sie, verehrter Kolja Zydatiss, die französische Philosophin Chantal Delsol zitiert haben. Mit ihren brillanten und unbestechlichen Gedanken, ihrer bewussten Treue zu konservativen Werten und ihrer dezidierten Kritik am kulturzerstörenden linken Globalismus wäre ihr hier in Merkeld-D ein Platz in Ihrer Kolumne sicher. Die geringe Reichweite der französischen Sprache kann so gesehen als Glücksfall für Chantal Delsol angesehen werden. Sie wagt es nämlich, für intellektuelle humanistische und religiöse Traditionen einzutreten, gegen kommunistische Dystopien zu argumentieren und mit dem Unfug übernationaler Gerichtbarkeiten abzurechnen. Dank dem Kanadier Robin Dick als Übersetzer und dem Intercollegiate Studies Institute Wilmington, Delaware konnten ihre herausragenden Essays auch in englischer Sprache weite Verbreitung finden. Mit den globalen Folgen der Hybris fehlbarer, überforderter, ignoranter Menschen, befasst sich ihr Essayband “The Unlearned Lessons of the Twentieth Century”.  Wer ihr “Icarus Fallen” verschlungen hat, wird seine kritische Weltsicht durch die Lektüre des Nachfolgers weiter schärfen und Antworten finden auf die Frage, wie es soweit kommen konnte. Es verwundert nicht, dass Delsols Werk in Merkel-D bisher keinen Verlag für eine deutsche Ausgabe gefunden hat. Die US-Wissenschaftler sind hingegen noch nicht so konsequent, Denkarbeit, Argumente und Erkenntnisse jenseits des linken Mainstreams einfach zu känzeln.

Dr. med. Jesko Matthes / 26.03.2021

„Exekutive verbrüdert sich mit intellektueller Unterschicht“ ist allerdings ein köstlicher Bumerang von einem Bonmot, nichts anderes als eine vollkommen zutreffende Beschreibung für das Handeln der Politik im Deutschland der Ära Merkel.

M.Besler / 26.03.2021

Die Äußerungen über die Polizistin und die Gleichsetzungen zum Nationalsozialismus sind übertrieben und völlig unangemessen. ABER: Meiner Ansicht nach hätte die Polizistin dieses herzeln doch einfach unterlassen sollen. Wäre dies der Al Quds-Marsch oder eine linkradikale Veranstaltung gewesen und ein Polizist hätte den Teilnehmen so ein Herzchen gezeigt, wäre auf der ACHSE sicher große Empörung zu vernehmen gewesen. ZU RECHT! Es ist KEIN Akt von Deeskalation, wenn einzelne Polizisten sich mit -egal welcher Gruppe von Demontranten - solidarisiert und dies offen zeigt. Dieses Herzchen ist ein Zeichen der Sympathie und der Solidarität. Mindestens kann es von Aussenstehenden ganz klar so gedeutet werden. Das hätte die Polizistin wissen müssen.

Klaus Keller / 26.03.2021

Da weiß man ja gar nicht wo man anfangen soll. Ich beschränke mich auf die Impftests bei Kindern. Die Frage ist ggf wer warum einwilligt bzw einwilligen darf. Das Problem besteht auch bei Erwachsenen die ggf krankheitsbedingt nicht einwilligungsfähig sind. Einige Arzneimittel die bei Erwachsenen angewendet werden sind für Kinder ggf gar nicht zugelassen weil jedoch Tests heikel sind betritt man eine Grauzone. Also müssen Apotheker und Kinderärzte ein längeres Gespräch führen bevor sie für den Einzelfall eine Entscheidung treffen können zB wegen eines Kindes mit einer Herzerkrankung. Das Problem ist grundsätzlich interessant. Je strenger bei uns die Testkriterien werden desto wahrscheinlicher wird wohl das Tests im Ausland durchgeführt werden. Irgendwann fällt ggf das Stichwort chinesische Gefängnisse oder dergleichen. Wir sind dann immer gerne höchst moralisch weil man dies oder das ja nicht darf. Gleichzeitig wollen wir völlig nebenwirkungsfreie Arzneimittel. Für das Problem gibt es sicherlich eine Lösung. Ich hab sie leider nicht. PS Neu ist ggf das man über den Zielkonflikt schon gar nicht mehr sprechen darf. ggf weil die Doppelmoral deutlich wird. Diese Störung der Selbsttäuschung möchte man sich nicht zumuten, sie stört das narzisstische Selbstbild und das ist schmerzhaft.

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