Tatsächlich werden heutzutage mehr Blindgänger gefunden, was auch daran liegt, dass immer weiter in den Boden eingegriffen wird. Und was im Hochbau der Architekt ist, das ist im Tiefbau halt die Fliegerbombe. Wobei “Abwurfmunition” keineswegs die einzige bedrohliche Kriegsaltlast ist, ob nun auf Aufklärungs-Luftbildern erkennbar oder per Notabwurf “irgendwo” entsorgt. (Allein auf dem westeuropäischen Kriegsschauplatz gingen den Alliierten 40.000 Flugzeuge verloren, davon 22.000 Bomber.) Fast überall in Deutschland fanden 1944/45 auch Kämpfe am Boden statt, Artilleriegeschosse, Handgranaten, Werfermunition und vieles mehr sind nicht detoniert oder wurden von sich auflösenden Truppenteilen in den Wald gekippt. Nachdem man infolge einiger unschöner Vorfälle die Einsicht gewann, dass dies ein überall - und nicht nur in Großstädten - präsentes Problem darstellt, wird seit einigen Jahren bei Baumaßnahmen mit mehr Nachdruck sondiert.
Rollläden helfen nicht gegen Einbruch.
@Roland Müller: das ist mal eine geniale Pointe!
Hier in Deutschland gibt es peinliche Figuren, die sich Antideutsche nennen und die Bombenangriffe der Alliierten beklatschen. Das haben übrigens auch die Nazis gemacht, weil die die mittelalterlichen Altstädte durch moderne Architektur ersetzen wollten. Es geht durchaus noch deutlich zynischer: Bei einer Konferenz über Landminen habe ich mitbekommen, dass die Ausrüstung für Minenräumer teilweise von den Firmen kommt, die die Landminen herstellen.
2 Mio t Bomben ... Blockbuster zum Dächer abräumen ... Brandbomben ins Innere ... Klar, und dann das Narrativ, es ginge nur darum, Hitler auszulöschen. Und das Volk? Etwa Kollateralschaden?! So langsam finde ich, sollte man die Geschichte richtig schreiben. Wo sind also die Investigativen, die auch mal die sehr unbequemen Fragen stellen?
Was will uns der Autor sagen? Das es besser sei, die gefundene 6Zentner-Mine lustig in die Baggerschaufel zu nehmen, sie mit dem anderen Gerölls auf einen LKW zu donnern, mit dem dann durch die Stadt zu kariolen, sich vor einer Schule von einem anderen LKW rammen zu lassen, anschließend die ganze Ladung zum Recyceln in die Steinmühle oder wahlweise zur Altschrott-Gewinnung in die Presse zu kippen ??? Und wie cool ist das denn, den Kindergarten auf eine bekannte Luftmine zu bauen und sich zu freuen, wenn nach lautem Knall die Lieben am Fenster vorbei durch die Luft fliegen ??? Mir fielen auf Anhieb tausend andere Dinge ein, die mich beim Blick auf Deutschland aufregen würden, Bombenentschärfungsbegleitumstände garantiert nicht!
Wir kommen nach ca. 75 Jahren Luftangriffen und Bombenabwürfen an die Grenze der „Haltbarkeit“ der im Boden liegenden Blindgänger. Eisenoxid/Rost und Materialverschleiss. Entweder sie gehen hoch oder nicht. In den Meeren sieht es viel schlimmer aus. Da tropft alles ins Wasser. Hochachtung vor den mutigen Experten, die diese Dinger bei Entdeckung entschärfen. Und ganz allgemein: Überall, wo verheerende Kriege geführt wurden, liegen Blindgänger in Böden und Meeren.
Die kampfmittelräumdienste sind in der ist die letzten Facharbeiter, die wissen, dass Fehler tödlich sind. Sie passen nicht mehr in eine zeit, die im Zuge einer weinerlichen gleichmacherei den Fehler einfach abschaffen wollen. Klar ist, dass das eine Spezies Mensch ist, die sich heute nur noch in Spuren finden laesst. Die Jungs und maedels kennen sich daher auch bundesweit. Und reisen schon mal zu begraebnissen von Kameraden, die meist eher symbolische bestattungen sind. Wo gilt denn sonst noch das Media in Vita? Allein in Hessen werden 500 kleine oder groessere bomben pro Jahr entschaerft oder kontrolliert gezündet. Also 1,5 pro Tag. Der Krieg ist nicht vorbei, es wird nur nicht mehr geschossen. Er ist nie vorbei.
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