Wir kommen nach ca. 75 Jahren Luftangriffen und Bombenabwürfen an die Grenze der „Haltbarkeit“ der im Boden liegenden Blindgänger. Eisenoxid/Rost und Materialverschleiss. Entweder sie gehen hoch oder nicht. In den Meeren sieht es viel schlimmer aus. Da tropft alles ins Wasser. Hochachtung vor den mutigen Experten, die diese Dinger bei Entdeckung entschärfen. Und ganz allgemein: Überall, wo verheerende Kriege geführt wurden, liegen Blindgänger in Böden und Meeren.
Die kampfmittelräumdienste sind in der ist die letzten Facharbeiter, die wissen, dass Fehler tödlich sind. Sie passen nicht mehr in eine zeit, die im Zuge einer weinerlichen gleichmacherei den Fehler einfach abschaffen wollen. Klar ist, dass das eine Spezies Mensch ist, die sich heute nur noch in Spuren finden laesst. Die Jungs und maedels kennen sich daher auch bundesweit. Und reisen schon mal zu begraebnissen von Kameraden, die meist eher symbolische bestattungen sind. Wo gilt denn sonst noch das Media in Vita? Allein in Hessen werden 500 kleine oder groessere bomben pro Jahr entschaerft oder kontrolliert gezündet. Also 1,5 pro Tag. Der Krieg ist nicht vorbei, es wird nur nicht mehr geschossen. Er ist nie vorbei.
Die alliierten Bomben waren offenbar von recht mieser Qualität. Nichts mit Qualität made in Germany. Die Anzahl der Blindgänger wird nur noch von der Hippie-Regierung in Berlin übertroffen.
Und keine Spur von “Extinction Rebellion”. Müssten doch vorbeugend alle Areale mit vermuteten Blindgängern weiträumig und dauerhaft evakuiert werden!
@Alexander Rostert, ein ehemaliger Arbeitskollege erzählte mir vor einigen Jahren, dass in seinem Heimatort in Brandenburg,ähnlich wie in London vorgegangen wurde. Nach dem Krieg konnte man nicht so wählerisch sein, und hat über der Bombe das Häuschen wieder aufgebaut. Der Keller wurde vorsichtig zugeschüttet,und gut..
Am 22. November 1943 wurde das Mietshaus meiner Berliner Großmutter bei einem nächtlichen Luftangriff durch Maschinen des RAF Bomber Command durch Bombentreffer vollständig zerstört. Meine Großmutter soll eine der Wenigen gewesen sein, die sich aus dem Luftschutzraum des eingestürzten Hauses habe retten können. In den von Prof. Laurenz Demps herausgegebenen „Berichten der Hauptluftschutzstelle Berlin 1940 - 1945“ (1. Auflage 2012 Berlin) sind dazu u.a. folgende Aufzeichnungen erhalten geblieben: „…Bericht der Hauptluftschutzstelle Berlin datiert vom 1.12.1943 über den 152. - 157. Fliegeralarm im Zeitraum vom 22.11. - 26.11.1943 („Battle of Berlin“): 6.000 Gefallene, 20.000 Verwundete, 400.000 Obdachlose. Total zerstört wurden 104.613 Wohnungen. Fliegeralarm in der Nacht vom 22. zum 23.11.1943: 19.30 - 21.12 Uhr und 22.09 - 22.30, Anzahl der eingesetzten Flugzeuge der RAF. 670, davon 25 Totalverluste, Abwurfmunition: 1.132 t Sprengbomben und 1.331 t Brandbomben. Die Angaben zur Anzahl der Luftkriegstoten unter der Berliner Bevölkerung während der gesamten Dauer des Krieges schwanken zwischen 30.000 und 49.000. …“
Herr Müller- Ulrich. Ja, das ist eine traurige Hinterlassenschaft, die noch stärker Beachtung finden müsste. Zuerst daher nur der Dank an die tollen Männer und Frauen, die seit 74 Jahren kontinuierlich diese Gefahr eindämmen. Leider sind noch gigantische Mengen dieser Hinterlassenschaften aus WK2 und 1, sowie anderer moderner Schlachten und Kriege weltweit ein riesiges Problem. Ihrer Ansicht, es handelte sich um ein deutsches Problem kann ich mich nicht anschließen. Bei den versenkten Giftgasgranaten in Nord und Ostsee aus dem 1. WK sehe ich eine große Gefahr für alle Anrheiner. Ein wenig mehr Recherche und Sie finden schnell Gefahrenherde, die jeden Blindgängerfund an Land bei weitem übertreffen.
Stimmt nicht ganz! Deutschland ist kein Sonderfall. In Ländern mit gleichem US-amerikanischem, militärischen Wirken, wie VIETNAM, LAOS und KAMBODIA liegen höchstwahrscheinlich noch mehr Bombenreste unentdeckt im Boden. Das NACHSUCHEN und BAUEN ist anders, unbürokratischer, geregelt. Die haben mehr Gottvertrauen. Das Zeugs ist bis 10 m tief—oder drei Stockwerke—in den Untergrund gegangen. In JAPAN wurde bis 1945 sehr viel mehr abgeworfen, jedoch sind bei felsigem Boden weniger Blindgänger entstanden. In AFRIKA sind es Millionen Bodenminen, die Unheil bringen, zumeist bei Erntearbeiten. Es ging dort um den Kampf für Frieden und Völkerverständigung, wie es eben der Minen Bestimmung ist. Amerika ist überall bekannt für den verschwenderischen Reichtum, den es aus geflügelten Füllhörnern zuweilen freigebig ausschüttet, Andere bombten nur deswegen weniger, weil sie ärmer sind. Wer hat, der tut es !
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