Peter Grimm / 10.02.2020 / 15:33 / Foto: Claude Truong-Ngoc / 103 / Seite ausdrucken

AKK geht – die Re-Merkelisierung der CDU kommt

AKK ist zwar noch aus keinem Amt geschieden, wird aber nach dem Sommer höchstens noch Verteidigungsministerin sein. Das ist sicher ein Amt, dessen Herausforderungen durchaus zur Vollzeitbeschäftigung genügen, aber die weitere Zusatzbeschäftigung als Parteivorsitzende hätte ihr die Chance auf eine Kanzlerkandidatur eröffnet. Auf die hat sie nun verzichtet und um die CDU herum blühen die Personalspekulationen.

Dass die Vorsitzende ihren Abschied auf Raten einleitet, ist eigentlich nicht überraschend. Nachdem sie sich als Parteivorsitzende in Thüringen nicht durchsetzen konnte, sondern letztlich die Entscheidungshoheit der Thüringer Parteifreunde akzeptierte. Daraufhin hatte sich bekanntlich die Kanzlerin eingeschaltet, um in ihrem Sinne für Ordnung in Thüringen zu sorgen und mit der Absetzung des Ostbeauftragten und Wirtschaftsstaatssekretärs Christian Hirte ein Exempel zu statuieren.

Dass ausgerechnet die Bundesvorsitzende die nächste sein würde, die ankündigt, ihren Posten zu räumen, damit hatte wohl niemand gerechnet. Auch der bei lauten Forderungen nach personellen Konsequenzen großzügige SPD-Vize Kevin Kühnert hatte bestimmt nicht an so etwas gedacht, als er nach der Hirte-Absetzung twitterte: „Der erste Trittbrettfahrer der blau-schwarz-gelben Schande muss gehen. Ihm werden viele folgen müssen.“

Nun geht Annegret Kramp-Karrenbauer und begründet ihren Schritt hintersinnig mit der Aussage, dass es wohl ein Fehler gewesen sei, Kanzlerschaft und Parteivorsitz voneinander zu trennen. Zwar sponn sie diesen Faden dahingehend weiter, dass sie anregte, der nächste Vorsitzende müsse auch Kanzlerkandidat werden. Doch vielleicht dachte auch mancher aus dem Publikum daran, dass doch Merkel wieder alles übernehmen solle. De facto hat sie es bezüglich von Thüringen schon getan.

Wie die nun eröffneten Kandidatenspiele bei den Christdemokraten ausgetragen werden oder wie sie ausgehen, da lässt sich zwar trefflich, doch nur wenig substanziell spekulieren. In dieser Zeit ist aber relativ klar, wo sich das eigentliche Machtzentrum der CDU befindet: im Kanzleramt in Berlin. Für die nächste Zeit haben wir es also mit einer Re-Merkelisierung der Christdemokraten zu tun.

Foto: Claude Truong-Ngoc CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons

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Leserpost

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Helmut Steinig / 10.02.2020

Schon 1957 ist die CDU mit dem Wahlslogan “Keine Experimente” in den Wahlkampf gezogen. Das war ja auch der Grund, der AKK als Merkel-Light den CDU -Vorsitz einbrachte. Warum soll sich seither was geändert haben? Also, da es mit AKK nicht so recht hingehauen hat, muß Merkel selbst noch mal ran, um die CDU und Deutschland zu retten. Ich sehe wieder voll Optimismus in die Zukunft.            (Der Allmächtige stehe uns bei. Was ist nur los bei uns im Land. Das wird ja jeden Tag verrückter)

Gudrun Dietzel / 10.02.2020

Herr Grimm, was glauben Sie, warum Merkel 2018 Kramp-Karrenbauer als Nachfolgerin ausgesucht und warum die Installation auf dem Hamburger Parteitag, knapp zwar, aber immerhin, funktioniert hat? Genau, weil Merkel und ihre Speichellecker es so und nicht anders gewollt, vorbereitet und durchgezogen hatten. Die eher schwache Dame aus dem Saarland war der Garant dafür, daß die Merkelisierung ungestört weitergehen konnte. Bis zum heutigen Tag. Deswegen ist Re-Merkelisierung, die Sie nun ausmachen wollen, Unfug. Es hat nur nicht so funktioniert, wie Merkel und Berater sich das vorgestellt hatten, weil sie sich in Kramp-Karrenbauer getäuscht hatten: Sie ist zwar dehnbar wie ein Weckglasgummi, aber doch unterbelichteter als sie sich das gedacht hatten.

Alexander Seiffert / 10.02.2020

Merkel ist ein Taktikbiest. Ihr “Rückzug”, das konnte man schon damals ahnen, war keiner. Ganz im Gegenteil, Sie ließ die Zweite Reihe ins Rampenlicht. Sie agiert im Hintergrund während die Anderen haften müssen für kleinste Fehler und sich gegenseitig zerfleischen. Statt wie in den Jahrzehnten zuvor A-Anwärter gezielt wegzubeißen, tun es jetzt ihre domestizierten B Anwärter gegenseitig. Die CDU ist zum Zombie verkommen. Der innerparteiliche Kompromiss muss nicht mehr zwischen den konservativen Strömungen der Basis getroffen werden, sondern sich auf Merkels implizierte Extra-Basis ausrichten, die seit der Flüchtlingskrise weit ins Linke Lager reicht, hinweg durch alle Redaktionen bis zur Antifa hinein. Merkel hat die Demokratie permanent Schach-Matt gesetzt. Das ist vermutlich der Hauptgrund, weshalb keiner der möglichen Anwärter jetzt aus der Deckung kommt. Weder jene, die Merkels Machtfülle erben wollen, noch jene die einen Kurswechsel möchten (sofern es letztere gibt, mein Tipp wäre Merz). Man muss sich das mal vorstellen: Eigentlich reicht es den Hut in den Ring zu werfen, einfacher war die Kanzlerschaft nie zu kriegen und das gesamte CDU-Führungspotential steht den ganzen Tag lang still und rührt sich nicht. Allein diese Stille bezeugt die Angst vor unserer Kaiserin.

Rupert Reiger / 10.02.2020

So wird rechts von Merkel noch mehr Platz für “neue”. Das hat nichts damit zu tun, ob man das gut heißt oder nicht, das hat damit zu tun, dass dem so ist. Bis zu den nächsten Bundestagswahlen wird das passiert sein. Die CDU wird auch diese dann als koalitionsunfähig bezeichnen. Das schiebt dann die CDU nach links und vernichtet die SPD, weil links von der SPD schon wer ist.

Petra Wilhelmi / 10.02.2020

Wieso eine Remerkelisierung? Sie war doch schon immer die Parteivorsitzende. AKK war ihre Strohpuppe im Vordergrund.  Ich denke, dass die Frau auch nie eine Chance hatte, ihr vielleicht doch irgendwo in der hintersten Ecke verkramtes, vorhandenes Potenzial zu zeigen. AKK hatte nur die Dresche einzustecken und dafür wurde sie installiert. Meinen Respekt hätte sie gehabt, wenn sie sofort gegangen wäre. Aber ich suche etwas völlig anderes: Wo ist die Wortmeldung der Werteunion? Die haben einfach so hingenommen, dass Herr Hirte rausgeschmissen worden ist? Keine Solidarität mit einem Mann, der einfach nur im Rahmen demokratischer Verhältnisse gehandelt hat? Für mich hat sich diese sogenannte Werteunion damit geoutet, dass sie nur ein Sonnenscheinverein ist, ein Verein, der nur den Mund aufmacht, wenn man in trauten Verein unter seinesgleichen ist und alle Gäste geladen sind. Pah

Nico Schmidt / 10.02.2020

Sehr geehrter Herr Grimm, leider tritt die falsche Dame zurück. Die richtige Dame wird wohl noch eine Amtszeit ansteuern. Frau Dr. Merkel ist wirklich mit Teflon beschichtet. MFG Nico Schmidt

K.Sauer / 10.02.2020

  Wer sich mit einer FDJ-Funktionärin ins Bett legt, darf sich nicht wundern wenn er im Kommunismus aufwacht.

Harald Hotz / 10.02.2020

Mein Favorit ist Armin Laschet. Der wäre optisch der geeignete Nachfolger: geschlechtslos, die Hosenanzüge dürften passen, man müßte also keine neuen schneidern, nur ein bißchen was an der Frisur machen und fertig ist die Merkelkopie;-) Das demente Wählerklientel der CDU wird den Unterschied garnicht bemerken. - Was bei der SPD den Untergang beschleunigt hat, könnte die CDU retten: eine Entscheidung der Basis. Nur leider kennt man dieses Wort im Adenauerhaus garnicht.

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