Sylke Kirschnick, Gastautorin / 13.04.2023 / 16:00 / Foto: Gazamp / 12 / Seite ausdrucken

Der Mönch und die „Letzte Generation“

Savonarola war ein italienischer Dominikanermönch zur Zeit der Renaissance. Als Buß- und Verzichtsprediger jagte er seinen Zeitgenossen im Florentiner Dom Angst vor quälenden Höllenstrafen ein. Heute scheint es gedankliche Erben in Gestalt von „Fridays for Future“ & Co. zu geben.

Ein Mönch und die „Letzte Generation“. Schon richtig, ganz stimmig ist die Analogie nicht. „Fridays for Future“ und die „Letzte Generation“ sind keine armen, sondern wohlstandsverwahrloste Kinder, denen es außer an elterlicher Zuwendung nie an etwas gefehlt haben dürfte.

Savonarola war ein italienischer Dominikanermönch zur Zeit der Renaissance. Als Buß- und Verzichtsprediger jagte er seinen Zeitgenossen im Florentiner Dom Angst vor quälenden Höllenstrafen ein. Das war um die Mitte der Neunziger Jahre im ausgehenden 15. Jahrhundert. Kurz vor Luther also, der Savonarola für einen Heiligen hielt.

Die Päpste, die sich wie weltliche Herrscher aufführten, hatten damals Kinder und zahllose Geliebte, gaben Morde in Auftrag und spannen Intrigen. Die italienischen Städte – Mailand, Neapel, Genua, Venedig, Florenz und andere – bekriegten einander. Die Handels- und Bankiersdynastie der Medici war längst etabliert, sollte Päpste und Königinnen hervorbringen. Vor allem förderten sie Kunst, Wissenschaft und neue Technologien. Donatello, Botticelli, Michelangelo, Leonardo bildhauerten, malten, zeichneten, erfanden. Mit ihnen gewann der Humanismus Gestalt, der sich Bahn gebrochen hatte.

Fanatischer, vierzigjähriger Moralapostel

Konstantinopel war ein paar Jahrzehnte zuvor – 1453, um genau zu sein – an die Osmanen gefallen und das gespeicherte Wissen der Antike, die immer schon morgenländisch gewesen ist, ins Abendland abgewandert, wo es die Renaissance befeuerte. In Spanien und Portugal hatten die Reconquista, die überseeischen Entdeckungen und Eroberungen begonnen.

Und plötzlich trat in Florenz ein fanatischer, vierzigjähriger Moralapostel auf den Plan, heuerte Kinder und Jugendliche als Soldaten und Polizisten an, die den öffentlichen Raum kontrollierten und die Florentiner in Angst und Schrecken versetzten. Im berüchtigten „Fegefeuer der Eitelkeiten“, großen Verbrennungsaktionen auf dem städtischen Marktplatz, erstickte der Gottesstaat Savonarolas das süße Leben: „heidnische“ Schriften, Gemälde, Schmuck, Kosmetik, teure Kleidung, Spiegel, Mobiliar, Musikinstrumente, Noten, Kartenspiele und ähnliches, die die Kinder und Jugendlichen den Florentinern entweder abgenommen hatten oder die sie, eingeschüchtert und unter Druck gesetzt, selber herbeischleppten, wanderten in die Flammen.

Das Ganze richtete sich gegen die verweltlichte Kirche und gegen die Bürger. Im „Namen Christi“, dem die Maler und Bildhauer gerade begonnen hatten, ein menschliches Antlitz zu verpassen. Die hübschesten Heiligen sahen aus wie die teuersten Pflasterschwalben und die feschesten Stricher.

Eine noch traurigere Erscheinung

Ein Fan von Renaissancepäpsten, Grausamkeiten, Mord und Totschlag bin ich nicht. Ich hoffe, die heutigen Buß- und Verzichtsprediger sind auch ohne einen Cesare Borgia noch zu stoppen. Weiß auch gar nicht, wem ich heute die Rolle Girolamo Savonarolas geben sollte. Es gibt gegenwärtig einfach zu viele von ihnen.

Auch deshalb begegnen uns so viele in Panik, Angst und Schrecken versetzte Kinder und Jugendliche, die Katastrophenszenarien an die Wand malen und Weltuntergangsstimmung verbreiten, bei „Fridays for Future“ und der „Letzten Generation“. Verzweiflung? Ja, aber nicht über die Klimapolitik, sondern über ihre offenkundig überforderten Eltern und Großeltern, die ihre Sprösslinge auch noch vermarkten, anstatt ihnen Wege in die Beschäftigung mit Umwelttechnologien zu eröffnen, die sie weiterentwickeln und an denen sie tüfteln könnten. Vorausgesetzt, sie besuchen die Schule und demonstrieren an Wochenenden.

Die „Letzte Generation“ ist eine noch traurigere Erscheinung. Stellen ihre besten Jahre in den bezahlten Dienst von Fanatikern, die sie nur vorübergehend ernähren werden. Brechen Ausbildung und Studium ab, um ins berufliche Nichts zu steuern. Auf Anerkennung und Respekt dürfen sie nicht hoffen. Weil alles, was sie tun – einschließlich der Urlaubsreisen zwischen den Klebe-Aktionen – beim Rest der Bevölkerung schlecht ankommt.

Es fehlt bloß an Tempo

Die Kinder und Jugendlichen von „Fridays for Future“ und der „Letzten Generation“ haben keinerlei Sach- und Fachverstand, keinerlei handwerkliche Fertigkeiten und Fähigkeiten und werden irgendwann genauso schnell im weißen Rauschen verschwinden, wie sie daraus aufgetaucht sind.

Ihre Forderungen – Tempolimit und 9-Euro-Ticket – zeigten doch, dass sie von dem, wofür sie vorgeblich eintreten – das Klima – nicht das Geringste verstehen. Haben Sie Luisa Neubauer schon mal reden gehört? Die spricht in atemberaubender Geschwindigkeit so viel Unsinn, dass sie sich nicht mal für eine Funktionärskarriere bei den Grünen empfiehlt. Denn dort muss man den servierten Quark breittreten, um die Stattlichkeit eines Dostojewskischen Großinquisitors wenigstens zu simulieren.

Klar, die Zeiten für Savonarolas Kinderarmee sind heute nicht mehr so günstig. Vor fünfhundert Jahren wären die Leute aus ihren Autos gestiegen und hätten sich danebengeklebt und die Museumsdirektoren von Florenz bis London hätten die wertvollsten Kunstwerke unter dem Beifall der Massen zu Klebestationen gebracht. Heute landen die Kids vor Gericht. Es gäbe keinen Fortschritt? Quatsch! Es fehlt bloß an Tempo.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Sylke Kirschnicks Blog.

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Leserpost

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Ludwig Luhmann / 13.04.2023

“Die Kinder und Jugendlichen von „Fridays for Future“ und der „Letzten Generation“ haben keinerlei Sach- und Fachverstand, keinerlei handwerkliche Fertigkeiten und Fähigkeiten und werden irgendwann genauso schnell im weißen Rauschen verschwinden, wie sie daraus aufgetaucht sind.”——Es handelt sich bei diesen Kindern und Jugendlichen um “nützliche Idioten”. Diese Leute werden vom Staat vorsätzlich ge- und missbraucht. Man lässt sie im Glauben, Täter bzw. “Aktivisten” zu sein, obwohl auch sie einfach nur Opfer in einem dreckigen Zersetzungsspiel sind.

Jan Blank / 13.04.2023

Halbherziges Klimagetue! Ich empfehle als Protestform die Selbstverbrennung. Aber bitte mit Biosprit…....

giesemann gerhard / 13.04.2023

fff - fanciulle for future. Sie bangen ebend um ihre künftigen Gebärfreuden. Irgendwie haben sie recht.

Thomas Szabó / 13.04.2023

Eine Generation regressiver Versager setzt auf Verzicht, Armut, Stagnation, Verfall. Eine Generation progressiver Schaffer löst die Probleme und verdient sich dabei eine goldene Nase.

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