Entgegen dem Kommentator @Mertes kämpfte ich mich nicht durch das Buch “12 rules for life”, sondern laß es mit Genuss und Erkenntnisgewinn. Mehr kann ich von einem Buch gar nicht erwarten. Wer die Offenbarung für knapp 25€ erwartet, der ist auch sonst scheinbar nicht so leicht zufrieden zu stellen. In der heutigen Zeit allerdings ein Muss, sonst vertane Zeit? Zeit, welche gewisses Klientel im Überfluss zur Verfügung gestellt bekommt? Wie dem auch sei; hier kann ich dem Autor (also dem Peterson, nicht dem Mertes) nicht folgen - er wiederspricht sich selbst. Soll ich nun arbeiten um des Arbeiten Willens? Selbst wenn ich dabei vor Langeweile auf dumme Gedanken komme? Verantwortung zu tragen heisst nicht zwangsläufig nicht gelangweilt zu sein. So laß ich erst kürzlich von den Simultanübersetzern, welche im Grunde eine unglaubliche Verantwortung Inne haben, es dabei auch schon einmal zu “Aussetzern” mit gravierenden Folgen kommen kann. So auch bei irgendeiner Korea-Verhandlung vor den vereinten Nationen in den frühen 50’ern, was in zwischenzeitlicher ziemlicher Konfusion endete, da der Übersetzer einen Fehler machte und ein weiterer Übersetzer dem scheinbar in nichts nachstehen wollte und wiederum einen Übersetzungfehler machte. Und trotzdem, so verantwortungsvoll dieser Posten wohl auch sei, es gebe Spezialisten - und das sind diese Übersetzer wohl alle, sonst wären sie nicht auf diesem verantwortungsvollem Posten, welche neben dem simultanen Übersetzen nebenbei Zeitung lesen, weil es schlicht und ergreifend so super langweilig wäre. Mir geht es mittlerweile ja ähnlich. Lese ich doch Tag-Ein - Tag-Aus in diversen (nicht mit w/m/d verwechseln) Publikationen dasselbe, höre oder sehe von diversen Politikern dasselbe, und lese von diversen Kommentatoren ... dasselbe. Und ändern tut sich scheinbar rein ... NICHTS. Ist es also die Intention des Autors mir damit zu sagen: Arbeite irgendetwas, nur mach irgendetwas? Und wenn du vor Langeweile eingehst? NEIN, mache ich nicht!
Singen, Lesen, Tanzen: Die junge Generation begnügt sich damit, so zu tun als ob. Es genügt das „Posen“; Substanz ist nicht mehr nötig. Dann schnell ein Selfie gepostet und auf geht’s zur nächsten Fun-Challenge. – Auf der Strecke bleibt die Erfahrung, dass eine Fähigkeit die Kombination aus Begabung und regelmäßigem Training erfordert; statt dessen: Heute ist mir langweilig, da komme ich zur Probe, und das nächste Mal habe ich keinen Bock oder was anderes vor. – Freilich ist meine Vermutung, dass dies die Folge von 50 Jahren amerikanischer Ich-bin-OK-du-bist-OK-Pädagogik ist. – Seft-Esteem ist wichtig; aber wenn die Wertschätzung inflationär verschenkt wird, verliert der Jugendlichen jedes Maß. Er will nur noch, extrinsische Motivation, vordergründig anderen gefallen und kommt nie zur Erfahrung der intrinsischen Befriedigung. So züchten wir eine Generation, die ein Minimum an Ahnung mit einem Maximum an Selbstüberschätzung kombiniert; genannt Schneeflöckchen.
Das Leben an sich ist schon eine Herausforderung. Nicht nur das Alter ist nichts für Feiglinge. Psalm 90 Vers 10: “Das Leben währet siebzig Jahr…”. Der Volksmund weiß: ” Unter jedem Dach ein Ach”, “Jeder hat sein Päckchen zu tragen”. Gibt bestimmt noch mehr!
Das Problem ist doch nicht, dass man nicht erkennen kann, für das Gute kämpfen zu müssen. Das Problem ist, zu erkennen, was das Gute ist.
Lebendig fühlt man sich, wenn man schafft, wenn man gestaltet, wenn das eigene Tun eine positive Wirkung mit sich bringt. Wenn man anderen Menschen Freude schenkt, wenn man Momente des Glücks empfindet, ob in der Gemeinschaft oder allein. Glück entsteht im Tun und weniger im Bekommen. Eher im Sein als im Haben. Das Göttliche wirkt stets schaffend, verändernd, beruhigend. Das Leben ist, wie es ist. Wir nehmen es an, lesen darin, lernen daraus und reagieren, wenn es geht, ohne Angst. Wir meiden nicht das Risiko. Das Leben selbst ist das Risiko. Wir wirken. In den nächsten fünf Minuten kann ich zum Telefon greifen und jemanden ein Stück glücklicher machen. Das ist Kraft. Das ist Macht. Gehen wir das Leben also ruhig aktiv an. Wir haben eigentlich gar nichts zu verlieren.
Ich kämpfe mich gerade - da so viel gelobt - durch die 12 Rules und bin bislang enttäuscht. So wie auch in diesem kurzen Ausschnitt, nichts weiter als eine Aneinanderreihung von Banalitäten, von Selbstverständlichem. Wer will erzählt bekommen, was er schon weiß? 100% der Leute nehmen die Tabletten nicht, die ihnen verschrieben wurden? Etwas viel für meinen Geschmack, aber ok viele sind da nachlässig. Die Typen mit dem besten Body, der höchsten Intelligenz und der meisten Kohle bekommen die besten Frauen? Aha, aber irgendwie keine neue Erkenntnis. Wer sich keinen Herausforderungen stellt, verkümmert? Das ist ja mal wegweisend. Was soll das?
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