Jordan B. Peterson, Gastautor / 20.10.2021 / 10:00 / 9 / Seite ausdrucken

112-Peterson: Wenn Dein Image größer ist als Du selbst

Jordan B. Peterson sprach mit Hollywood-Star Matthew McConaughey über sein Buch „Greenlights oder die Kunst, bergab zu rennen“, das in den USA zum Bestseller wurde.

Matthew McConaughey: Wenn man berühmt wird, gibt es einen Punkt, an dem man sich fragt: Was genau an meinem Ruhm ist eigentlich mein eigener Anteil? Inwiefern habe ich meinen Erfolg meinem eigenen Wert zu verdanken, dem, was mich als Mensch ausmacht? Bei mir war es zumindest so und gelegentlich stelle ich mir diese Fragen noch heute. Es ist eine echte Herausforderung, sich losgelöst von seinem Ruhm zu betrachten. Man fragt sich: „Was ist echt und was verdanke ich bloß dem Erfolg an der Kinokasse? Wie viele von denen, die sagen, dass sie mich lieben meinen es ernst? Mist, meine neue Freundin meldet sich plötzlich nicht mehr bei mir. Liegt das etwa daran, dass meine letzten zwei Filme gefloppt sind?“

Jordan B. Peterson: Wenn man einen Ruf hat, der ein Eigenleben führt, wird es sehr schwer, zwischen sich selbst und diesem Image zu unterscheiden. Dies ist einer der Fallstricke des Ruhms. Oft kann man beobachten, wie sich Leute für ihren Ruf opfern. Prominente fangen an, zu Imitatoren ihrer eigenen Person zu werden. Ich würde sagen, dass dies ein tragisches Schicksal ist.

Matthew McConaughey: Naja, ich würde sagen, die Frage lautet auch hier: Wedelt der Hund mit dem Schwanz oder umgekehrt? Ich wollte nie, dass der Erfolg mich in der Hand hat. Ich wollte immer berühmt für das sein, was mich als Menschen ausmacht.

Jordan B. Peterson: Ja, aber aus Ihrem Buch lese ich heraus, dass Sie versucht haben, sich von Ihrem Ruhm zu befreien und zu diesem Zweck beispielsweise gerne mit Ihrem Wohnmobil unterwegs sind. Ich war sehr erstaunt zu erfahren, dass Sie bereit waren, ein Leben aufzugeben, das die meisten Menschen wohl als Spitze der kultuellen Errungenschaften bezeichnen würden. Sie verlassen regelmäßig diesen Rahmen wie jemand, der all diesen Luxus nicht kennt.

Matthew McConaughey: Nachdem ich berühmt geworden war, war ich wie erschlagen von all den Optionen, die sich mir plötzlich boten und die sozusagen zwei Tage vorher noch undenkbar gewesen wären. Plötzlich bestand meine Welt nur noch aus Zusagen. Man machte mir Angebote, die ich früher ohne zu zögern angenommen hätte, doch nun war ich in der Position, wählen zu können.

Als Konstrast zu dieser Fülle fahre ich regelmäßig in Regionen, wo niemand mich oder meine Filme kennt, wo es noch nicht einmal Elektrizität gibt, wie zum Beispiel in Teilen Südamerikas oder in Mali. Wenn ich solche Orte nach 22 Tagen verlasse, dann weiß ich, dass die Menschen, die mich zum Abschied umarmen, es ehrlich meinen.

Jordan B. Peterson: Ein weiteres Problem mit der Art von Ruhm, die Sie genießen ist, dass es sehr schwer sein muss, zwischen Leuten zu unterscheiden, die etwas von Ihnen wollen und Leuten, die Sie wirklich gern haben. Wahrscheinlich ist es selbst für die anderen schwer, sich über die eigene Motivation im Klaren zu sein. Ruhm ist nicht einfach. Auch nicht von außen, zum Beispiel für Familienmitglieder. Sie beschreiben ja auch, wie etwa Ihre Mutter zum Fangirl mutierte. Spätestens das ist ja mehr als beunruhigend.

Matthew McConaughey: Ja, es gab eine Zeit, ungefähr acht jahre lang, wo ich eine Mutter gebraucht hätte, am anderen Ende des Telefons aber ein Fan saß. Sie schien mehr an meinem Ruhm zu hängen als ich selbst.

Jordan B. Peterson: Genau daran erkennt man die Kraft des Ruhmes. Natürlich hat sich Ihre Mutter für den Menschen interessiert, der Sie vor dem Erfolg waren. Aber selbst sie war überwältigt. Und das ist nicht überraschend. In gewisser Hinsicht beruht das gesamte Hollywood-System darauf, überwältigenden Ruhm zu produzieren. Es ist vielleicht nicht alles, aber auf jeden Fall die treibende Kraft, um die Leute ins Kino zu locken. Und wie unwiderstehlich es wirkt, sieht man an der Reaktion Ihrer Mutter. Hat sich diese Situation eigentlich von selbst aufgelöst, hat sich Ihre Mutter an Ihren Erfolg gewöhnt?

Matthew McConaughey: Ich würde sagen, wir beide haben uns daran gewöhnt. Ich erlangte schließlich einen Punkt in meiner Karriere, an dem ich stabil genug wurde, um meiner Mutter ihren Überschwang nachzusehen. Soll sie halt mit jedem Reporter auf dem roten Teppich schnattern und irgendwelche Geschichten von früher zum besten geben. Das meiste, was sie erzählt, ist ja liebenswert. Unterm Strich kann ich sie nicht ändern. Wir haben heute aber ein sehr gutes Verhältnis.

Jordan B. Peterson: In jedem Fall ein eindrückliches Beispiels dafür, wie sich Ruhm in die tiefsten Beziehungen eingräbt.

Dies ist ein Auszug aus einem Gespräch zwischen Jordan B. Peterson und Matthew McConaughey. Hier geht's zum Auszug und hier zum gesamten Gespräch.

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Leserpost

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Frances Johnson / 20.10.2021

Sympathisch. Er ist ein sehr guter Schauspieler. Ob er sich bewusst ist, dass er extrem gut aussieht und manche Fans ihn deswegen mögen? Das ist dann auch nicht ganz echt. Fans können nicht unterscheiden zwischen der Person als Illusion und der Tatsache, dass sie die Person gar nicht kennen. Die Mutter erschüttert mich. Ich habe ihn kennengelernt in “Die Jury” und fand ihn brillant. Er ist ein Privatier. Er lebt mit Faru und Kindern in Texas, nicht in New York oder Hollywood. Ich finde ihn sympathisch, meine, dass er ein guter Schauspieler ist und kenne ihn nicht, Fakt.

Reinmar von Bielau / 20.10.2021

Allright allright allright… Matthew ist einfach ein klasse Typ, der für seine offen vorgetragene konservative Haltung in Hollywood nicht überall geliebt wird. Nebenbei: sein Kumpel Woody Harrelson ist auch dieses nach Texas gezogen.

Stephan Bender / 20.10.2021

Nun, wir können es diese Woche nicht ertragen, und auch ihre Freunde wollen keine weitere Tirade: Ich hoffe auf einen anderen, besseren Tag, um zu hören, was sie zu sagen hat! ... Nämlich alles über die Persönlichkeitskrise, die Du bekommen hast, als es total angesagt war: Aber jetzt hast Du Frust und Herzschmerz, (und deshalb sprechen sie von einer Persönlichkeitskrise.) ... Aber jetzt versuchst Du, jemand anderes zu sein: Nein, Du musst etwas tun, willst Du jemand sein, zum Bespiel eine Kuh wow wows! ... Und Du denkst an die Zeiten, in denen Du Dir jedes Gramm reingezogen hast, und wie schade es sein muss, wenn Du anfängst zu schreien und zu schreien! Du musst all den Zeiten widersprechen, über die Du geflogen bist und die Dich doch entwickelt hat! ... (Denn Du warst ein Schmetterling!) ... Alles über diese Persönlichkeitskrise, die Sie bekommen haben, als es angesagt war, aber jetzt hast Du Frust und Herzschmerz. ... Und bist Du eine Primaballerina an einem Frühlingsnachmittag, dann verwandle Dich jetzt in den Wolfsmann und heule den Mond an, hooowww! ... Jetzt mit all den Daumen drücken, die der Mutter Natur sagen: „Du, Deine Spiegel werden mit all Deinen Freunden verstopft, die Persönlichkeit beginnt sich zu vermischen!“ ... Persönlichkeit ist, wenn Dein Geist beginnt zu verschmelzen mit dem Persönlichkeitseindruck eines Freundes, von dessen Freund, von einem Freund, von einem Freund, von einem Freund. ... Die Persönlichkeit fragt sich, wie sich Prominente jemals getroffen haben! ... (Schalten Sie jetzt ein und finden Sie es im Fernsehen heraus!) ... Persönlichkeitskrise, Du hast sie bekommen, als es angesagt war: Frust und Herzschmerz ist alles, was Du noch hast, also mach Dir keine Sorgen! Persönlichkeitskrise, weine bitte nicht, es ist doch nur eine Persönlichkeitskrise! Bitte hör nicht auf: Nur, weil Du wie eine Persönlichkeit gehst, spricht man von Deiner Persönlichkeit! (David Johansen - Personality Crisis, 1972, youtube)

Jörg Haerter / 20.10.2021

Ich muss dabei immer an “Im Auftrag des Teufels” denken, starker Film.

Thomas Taterka / 20.10.2021

Herr Luhmann!  - In seinen letzten Lebensjahren hat Otto Sander einen Philosophen gelesen ( siehe YouTube ) , der in einer Zeit der gegenseitigen Metzelei von Christen in Frankreich gelebt hat, zwangschristianisiert war , Politiker wurde , eine Textgattung wiederbelebt hat und in seiner kürzeren zweiten Hälfte des Lebens ein Werk hinterlassen hat , das nicht nur zu einer Lieblingslektüre Shakespeares wurde , sondern auch meiner irdischen Wenigkeit . Manchmal , besonders aber in Zeiten grosser Verwirrung ist es nicht unsinnvoll , in einen ferneren Spiegel zu schauen , um zu erkennen , wer man sein kann oder sein will . - ICH werde zu keinem Lynchmob gehören , ” jetzt nicht und überhaupt nicht ” ( Nobody’s fool , 1994 )

Sabine Lotus / 20.10.2021

Peterson macht neuerdings in Spritzbegeisterung. Sollte man nicht annehmen, der hätte nach seiner ‘Entgiftungsflucht’ nach Russland irgendwas gelernt? Und so fallen sie, Scheibchen für Scheibchen…

Volker Kleinophorst / 20.10.2021

Man weiß doch nie genau, warum man begehrt ist. Aber natürlich spielen Status, Optik, Geld… eine Rolle. Das ist doch eine Binse. Niemand kommt zu dir und sagt: “Du bist häßlich, pleite und niemand mag dich. Ich habe meine leben lang auf dich gewartet.” Zu “Ich hätte eine Mutter gebraucht und bekam einen Fan.” Die Mutter ist halt stolz auf den Sohn. Und: Wie alt war Matthew McConaughey, als er nach seiner Mami rief? Spielt wohl nur den taffen Kerl. @ L. Luhmann Hatte ich auch gelesen. Hätte von McConaughey mehr erwartet. Aber wes Brot ich ess, des Lied ich sing. Das gilt auch für Outlaw-Darsteller.

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