112-Peterson: Hölle und Transzendenz

Die Dinge, die Schmerz und Leid transzendieren, sind realer als Schmerz und Leid selbst.

Was transzendiert das Leiden? Die ewigen Wahrheiten. Die höhere Natur des Menschen ist das Gegenmittel zu katastrophalem Leiden. Sie ist die Antithese zur Hölle.

Worin besteht dieser Gegenpol? Handelt es sich um etwas Reales? Nun, wenn Schmerz und Leid real sind und man sie durch Treue zu einer höheren Ordnung transzendieren kann, dann ist diese höhere Ordnung ihrerseits nicht nur real, sondern sogar realer als der Schmerz selbst.

Um diese höhere Ordnung genauer zu definieren, denke ich an Jung, der sagte, dass Christus ein Symbol des Selbst sei. Wie transzendiert man also das ewige Reich des Leidens? Wie entkommt man der Hölle, was übrigens dieselbe Frage ist. Vielleicht mit einer freiwilligen Selbstopferung?

 

Dies ist ein Auszug aus einem Video von Jordan B. Peterson.

Foto: Gage Skidmore CC BY-SA 2.0 via Wikimedia Commons

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Thomas Szabó / 05.07.2023

Der Mensch ist kein sehr intellektuelles Wesen. Seine Denkfähigkeit ist schwach. Er ist nicht imstande das Göttliche, das Höhere in Worte zu fassen. Aber auf der Ebene der Emotionen, der Ästhetik kommt er dem Göttlichen am nächsten. (Wie ein kleines Kind, das nicht imstande ist seinen Eltern seine Gefühle in Worten zu schildern, ihnen aber eine Kinderzeichnung macht.) In der Antike sagte man, die Schönheit kommt dem Göttlichen am nächsten. Die Schönheit vermittelt einen Eindruck vom Göttlichen. Die Schönheit selber ist zwar “göttlich”, aber sie ist nur die Vermittlerin, die Botschafterin, die Verpackung, die Gutes, Böses, Dummes, Kluges bergen kann. Das selbe gilt für das Gefühl. Das Gefühl kann “göttlich rein” sein, der Intellekt dahinter kann dürftig oder gar schmutzig sein.

Thomas Szabó / 05.07.2023

Das was an der Religion am wertvollsten ist, ist die Verpackung. Wenn ich einen Koran in die Hand nehme, ein wunderschönes grünes Buch mit entzückenden goldenen Ornamenten, einer zauberhaften Kaligraphie, fühle ich mich dem Göttlichen, dem Übermenschlichen, dem allgemein Menschlichen, dem höheren Prinzip näher. Die Ernüchterung kommt erst, wenn ich den Text lese. So lange du den Koran nicht gelesen hast, nur seine durch die Jahrhunderte erschaffene vollkommene Schönheit bewunderst, bist du verzückt. Das wertloseste an der Religion ist ihre Botschaft, die Theologie. Die gotischen Kathedralen, die bunten Glasfenster, die märchenhaften Moscheen, die Kirchenmusik, gregorianische Chorale, der Ruf des Muezzin, die rituellen Gebete der Juden, die frommen Rituale aller Religionen, die Heilige Messe, Händels Halleluja… der Mensch kommt dem Göttlichen auf der künstlerischen, ästhetischen, emotionalen Ebene am nächsten. Der Mensch sublimiert seinen Glauben, sein Gefühl, seine Liebe, seine Ahnung vom Transzendenten in der äußeren Form. Auf der rein intellektuellen, theologischen Ebene versagt er.

Sam Lowry / 05.07.2023

Nachtrag: Und die beste Freundin fragt mich heute, ob die 13 Stockwerke in dem Haus, in dem sie arbeitet, zur Reinkarnation reichen… ich bin grad satt von ihrem Müll!

Sam Lowry / 05.07.2023

Nee, vielleicht ist das Leben doch zu bizarr, es überhaupt zu verstehen, Herr Peterson. Ich erinnere auch noch gut an einen Bekannten aus der Bierdosenscene, der an der Kasse im Netto aus 10 Metern rief: “XYZ hat sich heute nacht in meiner Badewanne umgebracht.” Obwohl ich auch bereits wieder tief in die Dose geschaut habe, fand ich die Situation sehr seltsam, gelinde gesagt. Verstehen wir Taub-Stumm-Blinden überhaupt, was um uns herum passiert? Ich denke, nichtmal zu einem Promille. Da durchschlagen uns Millionen Neutronen ohne jegliche Wechselwirkung jeden Augenblick. Da ist ein Urknall vor ca. 13,9 Milliarden Jahren aus dem Nichts? Dadurch entsteht irgendetwas Bizarres, das sich “Ich” nennt. Und dieses “Ich” schmiert was ins Internet, was keinen interessiert… verstahns, Herr Peterson?

Sam Lowry / 05.07.2023

Gut, laut Gerhard Polt war es dann doch wenigstens ein gscheiter Suizid… “Gerhard Polt - Der Suizid” Youtube, 1 Minute…

Helmut Driesel / 05.07.2023

  Himmel und Hölle sind Erfindungen aus Eigennutz. Für eine spirituelle Beziehung zwischen Gott und Gläubigen sind sie überflüssig. Weder ein Leben nach dem Tode, noch Auferstehung oder Wiedergeburt sind notwendige Voraussetzung für eine Beziehung zwischen Gott und gläubigem Geschöpf. Viele Menschen auf der Erde glauben an die transzendierende Macht der Geister ihrer Ahnen. Und selbst die vielfach bewusst geübte Folklore des Ahnenkults ist ein Teil der realen, kollektiven Gegenwart und nicht frei von Transzendenz. Das Leid transzendiert sich selbst. Es benötigt keinen Gott und Schöpfer, um sich zu reflektieren. Und Gott benötigt das Leiden nicht. Im Gegenteil, wer das behauptet, macht sich der Manipulation verdächtig. Der künftige Umgang mit den KI wird die Menschen das lehren. Nicht fragen, was am Anfang war, sondern, was am Ende sein wird. Ein leichter Geruch nach schmorendem Draht.

Sam Lowry / 05.07.2023

Gestern hat sich der Partner meiner besten Freundin selbst geopfert, aus 30 Metern Höhe. Wie kann sie oder ich damit umgehen? Mit Humor sicher nicht…

Gerd Quallo / 05.07.2023

Wie halbwegs intelligente Menschen glauben können, ein Schöpferwesen hätte sich sein persönliches Kasperletheater geschaffen, werde ich nie verstehen. Aber ich spiele auch kein Age of Empire. Und vermutlich fehlt mir das nötige Bewusstsein für Transzendenz, weil ich keine Seele habe und deswegen in der Hölle braten muss.

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