112-Peterson: Frauen und das Patriarchat

Im Folgenden geben wir einen Auszug aus einem Gespräch zwischen Jordan B. Peterson und Charlie Kirk, dem Gründer der konservativen studentischen Non-Profit-Organisation "Turning Point USA" wieder.

Charlie Kirk: In gewisser Weise sind es heute die erfolgreichen Frauen, die den männlichen Archetypus verkörpern. Sie sind außerordentlich verantwortungsbewusst und besetzen viele wichtige Positionen schneller als Männer. Sie erreichen im Westen mehr Abschlüsse an den Universitäten, werden seltener Mutter oder wenigstens später. Und natürlich kann man darüber streiten, ob es nicht berechtigte Gründe dafür gibt.

Jordan B. Peterson: Ich glaube vor allem, dass der Ausdruck des männlichen Geistes bei Frauen nicht so verunglimpft wird. Frauen werden nicht beschuldigt, zum Patriarchat beizutragen, selbst wenn sie Positionen in der Gesellschaft einnehmen, die man für vollkommen patriarchalisch halten würde, was sehr eigenartig ist. Frauen, die beispielsweise ein Jurastudium absolvieren und dann als Unternehmensanwältinnen arbeiten, sind also nicht wie Männer der Unterstellung ausgesetzt, dass ihre Tätigkeit den Untergang des Planeten befördert.

Ich nehme an, dass sie aufgrund ihres Geschlechts als Führerinnen der Rebellion gegen den patriarchalischen Geist angesehen werden, auch wenn das, was sie tun, strukturell auf dasselbe hinausläuft. Das heißt also, dass die männliche, klassisch männliche, symbolisch männliche Sehnsucht nach hierarchischer Produktivität und nach Wettbewerb bei Frauen belohnt wird, aber nicht bei Männern, was ebenfalls sehr pervers ist, weil es konzeptionell keinen Sinn ergibt.

Kirk: Nun, es macht Sinn in der postmodernen Sichtweise, die davon ausgeht, dass Frauen damit nur die Unterdrückung durch die Männer rückgängig machen. Der Zweck heiligt also die Mittel. So wird es betrachtet. Wenn Frauen Männern Macht wegnehmen ist es demnach positiv. 

Peterson: Bei dieser Sache gibt es allerdings einen kuriosen Aspekt, den ich auch in meinem Buch "12 Rules for Life" bespreche. Ich habe mir einige der Daten von Pew Research angesehen. Ich erinnere mich nicht genau an die Zahlen, aber in den letzten 15 Jahren ist der Prozentsatz der jungen Frauen, die angeben, dass sie heiraten möchten, erheblich gestiegen. Wie gesagt, aus dem Stegreif weiß ich nicht mehr die genaue Zahl, lass es um 50 Prozent gewesen sein, in jedem Fall eine Menge. Gleichzeitig ist dieser Wunsch bei jungen Männern fast in gleichem Maße zurückgegangen. Und nun kommt das Bemerkenswerte, etwas, worüber ich auch mit meiner Tochter gesprochen habe: Wenn du junge Frauen fragst, was sie wollen (nun, vielleicht noch nicht mit 19 oder 20, da herrscht wahrscheinlich noch ein großes Durcheinander in ihren Köpfen aufgrund dessen, was ihnen erzählt wurde), dann antworten sie natürlich, dass sie Karriere machen wollen, in dem Sinne wie sie sich das jeweils denken – so weit, so gut.

Aber: Sie wollen auch eine Partnerschaft, und zwar in der Regel eine monogame, dauerhafte. Und sie wollen die Möglichkeit, Kinder zu bekommen. Und was dann kommt, ist so gut wir vorprogrammiert. Ich möchte noch vorne wegschicken, dass ich das, was auf diesen Wunsch folgt, mein ganzes bisheriges Leben lang beobachten konnte, denn ich habe viel mit Frauen gearbeitet. Und was sich immer wieder abspielte, ist, dass Frauen, wenn sie sich ihren Dreißigern nähern, weniger von ihren Karrieren, sondern mehr und mehr vom Wunsch nach einer festen Beziehung und einer Familie bestimmt werden.

Kirk: Aber doch bestimmt aus biologischen Gründen, würde ich sagen.

Peterson: Natürlich steckt da eine biologische Notwendigkeit dahinter, denn Frauen müssen realtiv jung Kinder bekommen.

Aber es ist auch interessant, das ganze phänomenologisch zu betrachten. Denn selbst die Frauen mit hochkarätigen Karrieren, die ich bisher erlebt habe, erkannten, besonders in ihren frühen Dreißigern, dass eine Karriere ein ziemlich eindimensionales Unterfangen ist, selbst wenn es eine tolle Karriere ist. Denn auch tolle Karrieren sind immer noch Jobs, und tolle Karrieren sind auch sehr harte Jobs. Sie bedeuten 70 Arbeitsstunden pro Woche und volles Engagement. Und noch viel schwieriger ist es, so eine Karriere zu machen und immer noch ein Leben zu haben, eine Familie, eine partnerschaftliche Beziehung, Kinder, um die man sich auch noch kümmern kann, das ist eine sehr komplexe Aufgabe. Und hier haben wir das angekündigte Paradox: Genau die Dinge, die die Radikalen untergraben, wie die klassische Familie, sind eigentlich die Dinge, die Frauen am meisten wollen, besonders ab 30. Daher haben wir es hier mit einer Katastrophe für beiderlei Geschlechter zu tun.

Dies ist ein Auszug aus einem Gespräch zwischen Jordan B. Peterson und Charlie Kirk. Hier geht's zum Auszug und hier zum gesamten Gespräch.

Foto: jordanbpeterson.com

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Esther Burke / 18.09.2019

1975, als ich in meinen Zwanzigern und schön war (war mir allerdings gar nicht sicher bewußt), auf der Reise zu meinem Schatz, traf ich auf der irischen See an Deck auf William Ashtly, Birmingham : ein wilder Kelte,  Gesicht voller Schalk, Witz und Freundlichkeit. Man konnte gar nicht anders, als zurückzulächeln ! So kamen wir in ein kleines Gesprächsgeplänkel. W.A.: “If you had the choice between writing an book and having a child - what would you choose ?” - ich, wie aus der Pistole geschossen :“Both !!” Wir lachten uns schlapp ; W.A.:“I expected this !” Ja, natürlich wollte ich “Selbstverwirklichung”, Emanziption - aber doch nicht um den Preis der Bindung mit meinem “Lebensmenschen” und den möglicherweise hieraus entstehenden Kindern. Es war dann doch nicht möglich, beides - Karriere und Familie -  gut zu machen; war an beiden Fronten gefordert - öfters überfordert. Rückblichend wünschte ich, es gäbe einen Rechtsanspruch für jeden erwerbsfähigen Erwachsenen auf die 1/2 existenzsichernde Erwerbsarbeitsstelle, so dass für Jede n noch Luft, Spielraum bliebe für Familie, Neigungen, Interessen , von mir aus auch für Karriere, Konkurrenz etc.

Martin Wolff / 18.09.2019

Peterson hätte noch auf die Ursachen eingehen sollen, warum die Maenner immer weniger heiraten wollen.

O. Aufrecht / 18.09.2019

Männlicher Geist? Es ist interessant, dass der Glaube immer noch da ist. Schön. Gibt es Unterschiede zwischen weiblichen und männlichen Tieren/Menschen. Sicher, aber das bedeutet nicht, dass alles schön schwarz und weiß ist. Ein Persönlichkeitstest, den ich einmal machen durfte, bescheinigte mir mehr “männliche Eigenschaften”, als die meisten der getesteten Kerle. Es ist doch so, dass Frauen damals häufig für ihre Weiblichkeit verachtet oder wie dumme Wesen behandelt wurden (Stichwort: Nomina von “dämlich” und “herrlich”).Ich bin einerseits ganz froh, wenn so viele Schreiberlinge hier immer wieder bescheinigen, dass Frauen gar nicht mehr benachteiligt werden. Ist doch schön, dass es so viele Leute mit anderen Lebenswirklichkeiten gibt. Ich gönne es diesen Frauen und Männern. Meine Erfahrungen waren jedoch gänzlich anders. Da kam es darauf an, dass du funktioniert hast und zwar sowohl bei der Erledigung des Haushalts, als bei den schulischen Leistungen. Frauen sind zwar nicht so viel Wert, aber können must du trotzdem alles! Hattest du Angst, warst du eine Memme. Diese Art der Behandlung haben meine Eltern nicht etwa eigens für ihre Kinder erfunden, sondern stammte ,wie bei den meisten, aus Erfahrungen aus ihrer eigenen Kindheit. Und zwar auch bei meiner Mutter. Die Vorstellung, dass Frauen dumme, zarte Gewächse sind, muss anscheinend nur bei den höheren Klassen irgendetwas gegolten haben. Die Frauen aus meiner Familie mussten anpacken, arbeiten können wie Tiere und klug sein.Das mathemathische Talent meines Vater stammte z.B. von seiner Mutter. Jahrzehnte später haben vor allem die Frauen bei unserer ehemaligen Arbeiterfamilie akademische Titel erlangt. Lang und gut: Ich bezweifle, ob es diesen durch und durch männlichen Geist wirklich gibt oder ob viel nicht auch nur anerzogen wurde. Und meine Herren und Damen, überlassen sie es doch den Frauen, womit sie glücklicher sind. Mit Kindern und Haushalt oder Karriere und mehr (finanzieller) Freiheit.

B.Kröger / 18.09.2019

@ Dieter Kief:  Sehr gut zusammengefasst: “Massenhaftes todschickes Single-Unglück im Namen des Fortschritts”. Wir müssen raus aus dieser nur scheinbaren “Fortschrittlichkeit”.  Der Wunsch nach Bindung und Familie ist nicht reaktionär und muss mit qualifizierter Ausbildung und Karriere kombinierbar werden. An der Stelle sind vor allem die Frauen gefordert, das für und in der Gesellschaft zu ermöglichen,  Ideen, Kreativität und Initiative sind gefordert.

Frank Grossfuss / 18.09.2019

Karriere und Familie sind jeweils Vollzeittätigkeiten, die niemand gleichzeitig und jeweils zu 100% bewältigen kann - etwas bleibt immer auf der Strecke. Die Fähigkeit, zwei Vollzeitberufe gleichzeitig auszüben haben nur Politiker: Die widmen 100% ihrer Schaffenskraft dem Dienst für den Bürger - und weitere 100% ihrem Nebenberuf als Vorstandsmitglied, Berater, Anwalt, Lobbyist usw.

Karla Kuhn / 18.09.2019

Ihr Kommentar ist köstlich, Herr Dr. Giesemann. Nee sowas. herrlich.

Karla Kuhn / 18.09.2019

“Und hier haben wir das angekündigte Paradox: Genau die Dinge, die die Radikalen untergraben, wie die klassische Familie, sind eigentlich die Dinge, die Frauen am meisten wollen, besonders ab 30. Daher haben wir es hier mit einer Katastrophe für beiderlei Geschlechter zu tun.”  Haben Sie auch ein Rezept, wie diese Katastrophe abgewendet werden kann ?? WEDER Frauen noch Männer an der WIRKLICHEN MACHT haben je etwas GUTES hinterlassen. Herr Dieter Kief, als Frau kann ich viele der “heiratsabgeneigten” Männer verstehen, sie wollen sich eben nicht enteiern lassen. Der Witz ist, daß es anscheinend gerade diese Frauen sind, die sich bei Partenrbörsen tummeln um einen Mann zu finden, den sie dann “entmannen” können. Natürlich gibt es dort auch viele Frauen, die sich mangels Zeit und Gelegenheit einen Partner suchen. Ich hatte eine ganz liebe Freundin, die viel zu zeitig gestorben ist. Sie hatte ihren zweiten Mann über eine Zeitungsannonce kennengelernt und gesagt, mein Typ ist er zwar nicht aber lieb und ansonsten biege ich mir den schon noch zurecht. Das war übrigens 1974 !! Vielleicht ist es vielen Frauen schon wegen ihrem Mutterinstinkt gar nicht möglich, zwischen Mann und Kind zu unterscheiden ??

Rainer Niersberger / 18.09.2019

Leider hält das Chaos in den weiblichen Köpfen heutzutage weit über das 20.Lj an. Genaugenommen wissen die meisten Damen auch jenseits der 30 noch nicht, was sie wollen, denn ihre Anfälligkeit fuer die Beeinflussung von Aussen ist mangels Ich-Staerke und Selbstbewusstsein enorm. Das geht hin und her und ändert sich rasant, was die Damen in der Regel selbst nicht erklären können. Sie werden förmlich von Botenstoffen überrollt und spielen lieber unverbindlich,  als erwachsen zu sein und entsprechend zu handeln. Das Ergebnis ist vorprogrammiert und kann so jenseits der 40 festgestellt werden. Natuerlich mit der Zuweisung der Verantwortung an alle Anderen, idealerweise den unmöglichen Herren, nur nicht an sich selbst. Die auch in diesem Artikel vortretende Widerspruechlichkeit in sich und zwischen Denken und Handeln, die Inkonsistenz, Inkonsequenz und Zerrissenheit sind Merkmale dieser Damengeneration(en), denen die Konventionen abhanden gekommen sind, die aber nun selbst infantil/orientierungslos mit der Unfähigkeit, ihr Gefuehlsleben erwachsen zu managen, dahintuempeln und von einer (Aussen) Abhängigkeit in die nächste stolpern.  Marshmallow lässt gruessen :Ich, die bestaetigungssuchende Prinzessin, will Alles, das Beste und das sofort oder zumindest exakt dann, wenn mir gerade danach ist. Und dann hat mir die Biologie auch noch die Auswahlrolle zugeschoben. Und die Clooneys sind trotz Pilcher realiter auch nur sehr begrenzt vorhanden.

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