Ich vermute, dass die Schlange sehr bewusst gewählt wurde, und nicht etwa der Loewe, weil sich mit ihr zusätzliche Zuschreibungen verbinden lassen, die bei einem Loewen nicht moeglich waeren. Form und Fortbewegung lieferten die Konnotationen zu List und Heimtuecke, zu etwas, was, zumal bei Giftschlangen, um die es hier gehen duerfte, natuergemaess nichts mit einem offenen Kampf zu tun hatte, sondern mit einem ueberraschendem Zuschlagen aus einem Versteck. Zudem ist bei Schlangen keine Mimik erkennbar, die etwas ankündigt, im Unterschied zu Raubtieren, die vorher erkennbar machen, was sie vorhaben. Sie sind undurchsichtig und in der Lage, durch kleine Öffnungen einzudringen, waehrend man Raubtieren mit gewissen Mechanismen, relativ leicht fernhalten kann. Damit wird die Schlange zu einer ebenso gefährlichen wie nicht erkennbaren und kaum abzuwehrenden Gefahr. Die aktuellen Gefahren, oder das Böse, wenn man diese Kategorie waehlen moechte, zeichnen sich eher durch Schlangenaehnlichkeit, als den vorher angekündigten, offenen Angriff eines Loewen aus. Auf die “Verbindung” im Vorgehen zwischen Schlange und Frau gehe ich hier selbstredend nicht ein. Die Boesenabwehr ist allerdings beim Loewen nach wie vor leichter, als bei der Schlange.
Ich kläre hier mal auf. Die besagte Schlange hing am Mann.
Ich denke, es geht hier um etwas völlig anderes. Die Schlange verkörpert hier den Teufel, das Böse. Den Menschen war geboten, nur von einem Baum nicht zu essen, wenn man so will, ein Gehorsamstest. Angsprochen wird die Frau, auch kein Zufall, Frauen lassen sich “bequatschen”. Es werden Zweifel gesät: Sollte Gott gesagt haben? Dann die Lüge, ihr werdet mitnichten sterben sondern sein wie Gott, erkennen was gut und böse ist. In dem Moment des Ungehorsams sind die beiden schon gestorben, der physische Tod greift Raum, wenn auch nicht sofort. Auch interessant, Adam wird zur Rechenschaft gezogen, weiter, er beschuldigt die Frau, sie habe ihm zu essen gegeben. Dann Rauswurf aus dem Paradies, Acker und Dornen mit allen Folgeerscheinungen. Muss man nicht glauben, viele halten das für ein Märchen. Das erklärt aber vieles, wenn man dem folgt und sich mit der Geschichte eingehend befasst.
So lange eine Schlange das Kanzleramt besetzt hält, interessiert mich meine innere Schlange nicht so sehr. Außerdem ist die Zuschreibung Schlange = Böse diskriminierend. Schließlich wollte Eva ja den Apfel. Zweibeinige Schlangen sind eh viel gefährlicher. PS.: Natürlich kriechen Schlangen nicht nur über den Boden, sie leben auch auf Bäumen. Egal, mir sind schon einige in freier Wildbahn begegnet. Keine hat mich attackiert. Man muss halt Abstand halten.
In Celle hatte jemand den Mut, die Schlange zu töten. Fernab aller philosophischen Betrachtungsweisen zolle ich dem Mann, der seine Frau damit beschützt hat, großen Respekt. Das Feedback in den Medien ist noch unscharf, „beruhigend“ wurde nur erwähnt, daß es Deutsche gewesen sein sollen. In Frankreich hat eine Umfrage ergeben, dass die Mehrheit der Befragten für die Wiedereinführung der Todesstrafe gestimmt hat. Überraschend? Die Menschen beginnen langsam, ihre Mauern wieder hochzuziehen. Die Klärungen im Inneren stehen noch weitgehend aus, aber es ist zumindest ein Anfang, daß die Menschen beginnen, darüber nachzudenken. Daß sie ihre „Anführer“ immer mehr infrage stellen, nährt meinen Glauben an die Selbstheilungskräfte der Gesellschaft.
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