Quentin Quencher / 08.09.2019 / 12:00 / 15 / Seite ausdrucken

Wahre und falsche Zeichen

Wenn meine Frau in die Kirche geht, dann – als bekennende Katholikin – bekreuzigt sie sich. Die Zeichen sind wahr und ehrlich. Würde ich das tun, als ehemaliger evangelischer Christ und heutiger Agnostiker, dann wären es falsche Zeichen, nur die Vorspiegelung einer falschen Tatsache, ich wäre ein Heuchler.

Es gibt verschiedene Gründe, warum Menschen falsche Zeichen setzen, in den allermeisten Fällen haben sie damit zu tun, nicht mit einer Mehrheit in Konflikt zu geraten, ihnen das Zeichen zu geben: Ich gehöre doch dazu. Dies ist um so wichtiger, je prominenter jemand ist, denn der Prominente lebt von der Masse der Zuschauer, Wähler, Leser, Käufer, sie alle sind seine Kunden. Er darf sich keinen Konflikt mit ihnen erlauben und wird daher immer geneigt sein, solche Zeichen zu zeigen, die ihn als zur Masse gehörig erscheinen lassen – oder zu den Mächtigen, je nachdem, was gerade wichtiger ist. Sind die Mächtigen wichtiger als die Masse, dann bekommen sie die Zeichen.

Die Frage ist nun, wie erkennen wir, ob jemand ehrliche oder falsche Zeichen setzt? Wer ist Heuchler, wer ist es nicht? Das ist recht einfach: An der Substanz! Wie verhält sich der Zeichensetzende, wenn er allein für sich ist, wenn er keine Rücksicht auf sein Außenbild nehmen muss, keine Mächtigen oder keine Massen ihn sehen oder beobachten können.

Zur Zeit werden viele Zeichen gesetzt, gegen den Klimawandel, gegen Rassismus oder Fremdenfeindlichkeit, gegen „was weiß ich auch immer“. TV-Sternchen geben wohlfeile Ratschläge, Wirtschaftsbosse hochmoralische Statements, Politiker fahren mit dem Fahrrad, die Liste ließe sich endlos weiter führen. Kaum einer lebt aber wirklich das, was er mit seinen Zeichensetzungen vorgibt. Ich erspare mit hier all die Beispiele zu nennen, weil sowieso jeder welche kennt.

Höre ich heute jemanden sagen: „Ich möchte ein Zeichen setzen gegen …“ dann unterbreche ich ihn hier an dieser Stelle und sage ihm: „Deine Zeichen interessieren mich nicht, die ganze Welt habt ihr Heuchler mit Zeichen zugepflastert, sage mir, was du tust, wenn keiner hinschaut!“ 

Doch er muss sich keine Sorgen machen, dass seine Heuchelei auffliegt, es stehen so viele Zeichen herum, in derartigen Massen, dass kaum einer sieht, was sich dahinter verbirgt, welche Substanz wirklich vorhanden ist.

Zuerst erscheinen in Quentin Quenschers Blog „Glitzerwasser

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Leserpost

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herbert binder / 08.09.2019

Die hatten schon mal einen eigenen Film, lieber Herr Quencher, Sie werden sich bestimmt erinnern: “Zeichen pflastern ihren Weg”. Aber ich denke, früher oder später werden die alle enttarnt (ich auch), denn “die Wahrheit is aufm Platz”  (nicht nur eine Fußballerweisheit).

Wolfgang Kaufmann / 08.09.2019

Gerne setzt der Helldeutsche plakative Zeichen für seine Weltläufigkeit. Früher galt seine Sehnsucht dem „Duft der großen weiten Welt“, später verkündete der Kommissar mit seinem Spar-Englisch: „Englisch wird die Arbeitssprache.“ – Heute ist der Deutsche im Geiste schon so unbeweglich, dass er es nicht einmal in die Presse Österreichs oder der Schweiz schafft, geschweige denn das Haus seiner Muttersprache zu verlassen wagt. – Nein, wie ein Schaf blökt er mit der Herde die vertrauten großdeutschen Mantren: „Trump ist ein Idiot“ und „Johnson ist ein Clown“. Seit der Wiedervereinigung marinieren wir mehr denn je in unserem eigenen Saft, dessen MHD eigentlich längst abgelaufen ist.

Udo Ebert / 08.09.2019

Um Zeichen zu setzen, braucht es meisthin kein Rückgrat und noch seltener einen triftigen Grund. Der Aufwand steht häufig im umgekehrten Verhältnis zum persönlichen Benefit.

Karla Kuhn / 08.09.2019

Herr Georg Dobler, freuen Sie sich nicht zu früh, wahrscheinlich werden bald die ersten Eisverkäufer ihr EIS “klimaneutral hergestellt” anpreisen. Ich mache mir mein Eis selber, es schmeckt hervorragend, geht schnell und ist preiswert.  “Ungefähr 40%, die angeblich Flug-Fleisch-Klima- und Fahrscham besitzen. ”  Das kann NICHT sein, Herr Freiling Wenn ich im BIO Laden einkaufe und ich oft da ein, schon weil da der Kunde noch ein MENSCH ist und nicht gehetzt wird an der Kasse, sehe ich öfters gerade jüngere Frauen, späte Mütter, die sich die Grill-Schweine-Würste kaufen,  die ihre Kinder “klimatreutral” bespeisen wollen, zucker-und laktosefrei, die armen Würmer wehren sich zum Glück und greifen zu den leckeren süßen Zeug und wenn die dann draußen in ihre SUV steigen, um vielleicht einen Kilometer zu fahren, kann es mit der “SCHAM” aber nicht weit her sein. Und mit dem FLieger gehts auch regelmäßig raus in die weite Welt. In der Ferienzeit quillt der Flughaufen hier bei uns in München völlig über. Für mich ist das alles eine verlogene “Scham” nach dem Motto, Wasser predigen und Wein trinken. Das erinnert ich an das Lied von Reinhard Mey, “Die heiße Schlacht am kalten Buffet”  “Das war die Schlacht am kalten Buffet und von dem vereinnahmten Geld, gehn ZEHN PROZENT, welch NOBLE IDEE, als SPENDE an “BROT FÜR DIE WELT” HURRA ! Als Spende an “Brot für die Welt.”  Im Prinzip hat sich gar nicht viel verändert, Es war schon immer so verlogen ! Der Vater, geb. 1878,  einer sehr guten Bekannten, die heute 90 Jahre alt ist und fit, hat gesagt, “Die GRÖßTE HURE der Welt ist die POLITIK” Er hat den 1./2. Weltkrieg hautnah erlebt, Gefangenschaft und die ENTEIGNUNG seines 500 Mann Betriebes nach den Krieg durch die RUSSEN ! Wenn es der Menschheit zu gut geht, hat die DEKADENZ leichtes Spiel.

Lars Schweitzer / 08.09.2019

So wenige Zeilen - und doch alles drin, woran unsere Gesellschaft krankt.

Werner Arning / 08.09.2019

Wer Zeichen setzt, möchte mit gutem Beispiel vorangehen. Der sagt : Seht her. Was ich tue, ist das Richtige. Das solltet ihr auch tun. Folgt meinem Beispiel! Und er steht zu dem, was er für richtig hält. Er vertritt seine Tat, auch gegen Widersprechende, auch gegen Kritiker. Meist befinden sich Zeichensetzer in der Minderheit. Zumindest bilden sie sich dieses ein. Sie möchten erreichen, dass ihre gute Tat mehrheitsfähig wird. Sie möchten die Welt, die Menschen besser machen. Sie sollen so gut werden, wie sie selber es bereits sind. Sie wähnen ihre Mitmenschen auf dem Holzweg und möchten diese auf den rechten Weg führen. Sie fühlen sich moralisch überlegen. Zeichensetzer sind mir eher unsympathisch. Für mutig halte ich sie nicht. Eher für opportunistisch.

Dr. Joachim Lucas / 08.09.2019

Auch ich setze gerne mal ein Zeichen vor allem gegen Moralinsäure: Schnitzelessen für den Frieden, Grillen gegen die Überbevölkerung und ich pfeife aufs “Klima”. Hier am Ort gibt’s pers. Flaschenbehälter, in denen man sein Leergut VORS Haus stellen kann. Da sind drin: Saftflaschen, Gurkengläser, Konservengläser etc. Dann gibt’s die großen Container im Industriegebiet. Die sind am Wochenende übervoll mit Weinflaschen und Schnapsflaschen. Vorm Haus setzen sie Tugendzeichen und im Container liegt das Ergebnis ihrer Heuchelei.

beat schaller / 08.09.2019

Treffsicher! b.schaller

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