Zum zweiten, bretonischen Abschnitt: “Der Journalist Gustave Geffroy berichtete im Jahr 1903…” Berichtete… so, so. Angeblich kamen ja die Bretonen erst im 5. Jh. von den Britischen Inseln in die Bretagne. Das aber paßt ja nun gar nicht zum Bericht des Journalisten über Jesus’ Oma. Ist also offensichtlich eine böse, antikatholische Propaganda-Lüge, um das treu-katholische Volk der Bretonen zu delegitimieren. Schließlich sind alle Berichte über die Heiligen, ob in der Legenda Aurea oder anderswo, Wort für Wort die pure heilige Wahrheit. Ganz wie das mit Hilfe einer himmlischen Spezialbrille vom Original auf goldenen Tafeln übersetzte Buch Mormon und der vom Erzengel Gabriel (Jibril) persönlich diktierte Qur’an (sofern sich nicht mal wieder der Sheitan dazwischen drängelte, Jibrils Gestalt annahm und Mohammed satanische Verse über die zu verehrenden Göttinnen von Mekka unterjubelte - was der Hintergrund für Rushdis Buchtitel war). Wer würde wagen, an solch edler Wahrheit zu zweifeln? Zumal wenn doch ein Journalist mittels Hintergrundrecherche die Story mit wertvollen Details abrundet. Ein wahres Werk Gottes! Opus Dei verissima!
Die Erbfolge ist irgendwann umgestellt worden. Ich will mich nicht festlegen, aber ich meine, das war erst nach Christi Geburt? Der unbefleckte Zeugungsakt hat übrigens ex cathedra petri stattgefunden, das Dogma wurde erst 1854 von Papst Pius IX. verkündet. Wahrscheinlich gab es Zweifel, deshalb verkündete der Papst 1870 noch seine Unfehlbarkeit. Nicht alle Dogmen sind unsinnig. Zumindest können sie einen an das Wesentlichen erinnern. Wir sollten auch nicht den Fehler machen, die Vergangenheit der Kirche aus unserer Gegenwart zu beurteilen. Die Engel, die im alten und neuen Testament herumlaufen, sind natürlich seltsam? Und es finden seltsame Dinge statt? Gibt es wegen der biblischen Ungereimtheiten Gott nicht? Nichtsdestotrotz war das Christentum kulturstiftend. Ohne das Christentum liegt hier nur noch ein Trümmerfeld. Und einen Ersatz für die Zerstörung der alten Werte bringen die sozialdemokratischen Nihilisten nicht mit? Diese Hölle will man hoffentlich nicht als lebenswerten Ersatz für die Vergangenheit verklären?
Als die Leute noch keine Bildung in logischem Denken hatten, war dieses Thema einfacher. Gott oder den Grünen sei Dank, wird auch dieses Problem bald behoben sein.
Hatte ja mal überlegt, zu den Katholen zu konvertieren. Aber wenn ich das so lese - das ist mir dann doch alles zu kompliziert.
Sachen gibt es, Mannomann. Und ich dachte, die proben heute Katastrophenalarm ... .
“An der Straße nach Madrid saß ein alter Eremit. Er schob die Vorhaut auf und nieder und sang dabei Marienlieder”.
Danke, Herr Buurmann, für den lehrreichen Artikel. “Im Evangelium wird die Mutter von Maria kein einziges Mal erwähnt.” Stimmt. Auch von der “unbefleckten Empfängnis” wird nichts im Wort Gottes berichtet. Dank der Reformation wurden wir von all den katholischen Legenden und Götzen befreit und wieder zurückgeführt zur Bibel. “Sola scriptura” ist ein wesentlicher Pfeiler der Wahrheit! Das gilt auch in Zeiten der Ökumene und der Postmoderne, wo sich alle nur noch tanzend und selig grinsend auf Kosten der Wahrheit umarmen wollen, und wo die Wahrheit eh keinen mehr interessiert, nach dem Motto: “Du hast deine Meinung und ich habe meine”. Blöd nur, dass es die Wahrheit nicht interessiert, in welcher zeitgeistlichen Verfassung wir uns gerade befinden! Sie ist nämlich eine Person, heißt Jesus Christus und den finden wir NUR in der Bibel und nicht in katholischen Legenden. Luthers warnende Worte haben NICHTS an Aktualität verloren: “Denn wo man das Wort fallen läßt und außer dem Wort nach Christus tappet, so ergreift man den Teufel”!
“Unbefleckt” bezieht sich auf die katholische Dämonisierung der Sexualität als solcher. Nur im Kontext dieser dualistischen Sicht auf die Welt wird durch die ganz normale, natürliche Empfängnis jemand “befleckt”. Die Bettücher vielleicht, aber um die geht es ja nicht. Man lese in Genesis (1. Mose) Kapitel 2 u. 3 nach: Die Schöpfung, das Paradies waren erst vollkommen nach der Erschaffung der Frau (Eva), und sofort wurden sie “ein Fleisch” und “schämten sich nicht”. Somit sind auch die sexuellen Deutungen der Schlange und der Versuchung mit dem Baum der Erkenntnis abwegig. Dazu paßt, daß in den Verfluchungen nach der Vertreibung aus dem Paradies die Sexualität zwar mit Schwangerschaft und Geburtsmühsal beladen wird (ganz wie auch die Ernährung nun mühseliger wird). Aber es findet sich in diesen Texten kein Wort der Verdammung von Sexualität an sich. Ganz ähnlich verdammt Jesus den Ehebruch und sogar allein den Gedanken daran, aber nirgends die Sexualität als solche. Die Sexualitätsfeindlichkeit kam erst später in die kirchlichen Vorstellungen, setzte sich erst mit Augustin weitgehend durch, nicht zufällig zu der Zeit, als die Kirche mit der staatlichen Macht fusionierte. Der Zölibat für Priester wurde erst im 11.Jh. durchgesetzt, wobei - gegen alle Moral und Dogmen - die Frauen der zuvor verheirateten Priester in Klöster zwangseingewiesen wurden. Über das so verursachte Elend gibt es genügend zeitgenössische Berichte. Und überhaupt ist aus dem dualistischen Irrweg v.a. der katholische Kirche so viel Leid entstanden, das doch endlich mal Schluß damit sein muß. Zumal auch der Transhumanismus an diesen Irrweg anknüpft, indem er technologische Erlösung aus der bösen sexuellen Befleckung verspricht. (Der Zirkus um das TransSEXUELLE wird oft mißverstanden. Diese verkünstelte Pseudosexualität ist nur als Vorstufe zur Abschaffung jeglicher Biologie gedacht.) - Herrn Buurmann sei sein persönlicher Glaube unbenommen. Aber wozu HIER Werbung für katholische Dogmatik?
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