Eine der schönsten (und brutalsten) Komödien, die je geschrieben wurden, ist "Der nackte Wahnsinn" von Michael Frayn aus dem Jahre 1982. Eine vollkommen durchgeknallte Schauspielertruppe probt ein Theaterstück. Im ersten und im dritten Akt agieren sie auf der Bühne, im zweiten hinter den Kulissen. Und was da passiert, ist das wahre Theater.
"Auf der Bühne müht sich ein verschworenes Ensemble, hinter der Bühne aber tummeln sich Amokläufer, welche kaum der Versuchung widerstehen, das Theater anzuzünden", schrieb die Zeit über die deutsche Inszenierung des „nackten Wahnsinns" am Thalia-Theater in Hamburg. „Das Stück ist das Turnier von sorgfältig als Menschen verkleideten Robotern, die sich im Lauf des Abends die Gesichter vom Stahlgerippe schlagen..."
Und genau das ist es, was derzeit auf der großen Bühne des Berliner Staatstheaters gespielt wird: der nackte Wahnsinn, aufgeführt von Amokläufern, die im Begriffe sind, das Theater abzufackeln, um hinterher Schadenersatzansprüche in Form von Renten und Pensionen an an die Versicherung zu stellen.
Der Oberirre in diesem Stück trägt den Namen Martin Schulz, er ist ein „hohler Selbstbespiegler", der „an einer Ich-Trunkenheit leidet". Er befördert sich selbst zum Außenminister und ernennt Andrea Nahles zu seiner Nachfolgerin als SPD-Vorsitzende, handstreichartig, an allen staatlichen und parteilichen Instititionen vorbei. So geht das im real existierenden Stalinismus, auf die Spitze getrieben von einem enthemmten Streber, einer Mischung aus Caligula, Herostrat und Houdini. Zwei Tage später „verzichtet" der Kandidat von eigenen Gnaden generös auf das Amt des Außenministers, worauf ihm Andrea Nahles „menschliche Größe" bescheinigt: "Die Entscheidung von Martin Schulz verdient höchsten Respekt und Anerkennung."
Wenn das so weitergeht, wird Martin Schulz noch zu Lebzeiten heilig gesprochen, weil er darauf verzichtet hat, sich als Nachfolger von Papst Franzisus anzubieten.
Zwei Zombies im heute-journal
Aber das ist noch nicht alles. In den Kulissen tummeln sich „als Menschen verkleidete Roboter", die uns, die Zuschauer, davon überzeugen wollen, dass alles, was auf der Bühne vor unseren Augen passiert, ganz normal und das Ergebnis einer vernunftgeleiteten Politik ist. Für wie blöd halten die uns? Und wie blöd müssen sie sein, um zu glauben, dass wir ihnen das abnehmen, was sie uns einreden wollen?
Zwei dieser Zombies, die im Hintergrund die Strippen ziehen, wurden am Mittwoch von Marietta Slomka im heute-journal interviewt. Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD, Christine Lambrecht, und der stellvertretende Bundesvorsitzende der CDU, Thomas Strobl. Frau Lambrecht sprach von einem „klasse Koalitionsvertrag, über den wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten sehr zufrieden sind", Herr Strobl verwies „auf die Wirtschaft", die in den letzten Jahren immer wieder „den Wunsch" äußerte, „dass die CDU den Wirtschaftsminister stellen soll", der Fall sei nun eingetreten, „jetzt machen wir aus der Konstellation das Beste".
Schauen Sie sich diese beiden Interviews bitte an. Es sind Lehrbeispiele für Volksverachtung, Volksverdummung, Schamlosigkeit und Wegelagerei. Kurzum: Wahre Lügen im Dienst des Macherhalts.
Btw: Marietta Slomka hat sich sehr tapfer geschlagen. Hut ab vor so viel Geduld und Gelassenheit.