Nach ca. 23 Jahren in Frankreich ist dieses Land meine Heimat geworden. Wer sich ganz darauf einlässt und nicht mit einem Bein anderswo stehenbleibt, den lässt man eines Tages spüren: Jetzt gehörst du dazu. Eine wunderbare Sache. Trotzdem bin ich zum grossen Teil deutsch geblieben, aber mein Deutschsein stammt aus einer anderen Zeit und das heutige Deutschland ist mir fremd geworden. Ein Zurück ist für mich unvorstellbar. Die zwei Kulturen in mir empfinde ich als Bereicherung.
Frau Olmes, exakt, nur Mut….. Vielen Dank und Gruß aus Kapstadt…
@Nikolaus Szczepanski - “Der profanste aller Grüne war buchstäblich das Brot. Das ist es, was wir von tatsächlichen Auswanderern (auch u.a. nach CH) immer wieder hören.” - Brot und Wurst sind uns mittlerweile hinterherausgewandert. Die expandieren sogar gerade. Und das im fernen Südamerika. Hoffen wir mal, dass das deutsche Wetter nicht auch irgendwann die Nase voll hat und uns hinterherauswandert ...
Ihr Landsmann Milan Kubndera schreibt, die meisten Auswanderern gehen nicht irgendwohin, sondern von irgendwo weg.
Am wichtigsten ist es, die Mentalität vom Gastland zu akzeptieren und so schnell wie möglich die Landessprache zu erlernen. Wer diese zwei Punkte nicht beherzigt, sollte am besten gleich zu Hause bleiben, weil er für alle Zeit ein Fremder im anderen Land bleiben wird.
Mein Mann und ich sind 2009 als frischgebackene Rentner ausgewandert und haben es noch keinen Tag bereut! Wir waren aber mit dem Land indem wir nun wohnen schon über 20 Jahre vertraut, wussten also in etwa worauf wir uns einlassen. Obwohl wir gut integriert sind und auch inzwischen einen großen Bekanntenkreis und Freunde gefunden haben, so sind wir doch Deutsche geblieben. Wenn man so spät im Leben dem Geburtsland den Rücken kehrt, kann man seine Herkunft nicht mehr verleugnen und das wollen wir auch gar nicht. Wir kennen allerdings auch Deutsche die schon Jahre hier leben und quasi nur körperlich anwesend sind. Mit Herz und Seele sind sie in Deutschland, sprechen kein Wort der Sprache ihres Gastlandes und interessieren sich auch nicht für dessen Kultur. Kurz gesagt: Kein Interesse daran sich auch nur annähernd zu integrieren. Aber wie gesagt, auch wir sind und bleiben Deutsche die aber, wenn es eben zu vermeiden ist, nicht mehr nach Deutschland zurückkehren wollen. Auch wenn unsre Familie dort noch lebt.
@ Hr. Krauter, naja, die Schweiz ist vielleicht nicht das beste Beispiel, um indirekt über Integration zu sprechen. Ich lebe in Frankreich und bin mir darüber im Klaren, dass ich jeden Tag Ausländer bin . Ich bin aber voll integriert, dass fängt immer bei der Sprache an und werde nicht wie ein Ausländer behandelt. Es würde vielen guttun, ihr Herkunftsland mal für längere Zeit aus einer gewissen Distanz zu sehen, das Denken würde sich ändern.
@Andrej Stoltz, “Die Scholle der Vorfahren verlässt man nicht.” - Das mag bei Sesshaften der Fall sein. In der Modernen zieht man mehrmals im Leben um, wegen Arbeit, wegen neuem Partner, wegen Internet/WLAN, wegen Klima, Wetter, Corona usw. Da ist nichts mehr mit Erdscholle.
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