Von Montag bis Samstagmittag wurde netto laufend Strom importiert. Mit entsprechend hohen Preisen. Import bedeutet Nachfrage. Was wiederum höhere Preise mit sich bringt.
Der Sonntag brachte viel Windstrom und viel PV-Strom. Dabei war der Bedarf doch so gering, dass am Nachmittag dieser für kurze Zeit (16:00 Uhr) komplett durch regenerativ erzeugten Strom gedeckt werden konnte. Wegen der netzstabilisierenden fossilen Stromerzeugung, die immer erfolgen muss, war viel zu viel Strom im Markt. Die Preise stürzten ab. Der Strom wurde von 11:00 bis 17:00 Uhr nicht nur verschenkt, es wurde mehr oder weniger Geld mitgegeben. Höchstbonus um 14:00 Uhr: 46,60 €/MWh, das sind in Summe knapp 418.000 € für unsere Nachbarn. In einer Stunde. Zusätzlich zum geschenkten Strom. Das habe ich nicht mal im Jahr (Spaß aus!). Alle weiteren Boni können Sie selbst berechnen: Saldo X 1.000 X Preis.
Der eben vorgestellte Bonus-für-Nachbarn-Sonntag war im Übrigen neben dem Samstag der einzige Tag, an dem nicht durchgehend = mit Unterbrechung Strom von unseren Nachbarn importiert wurde. Von Montag bis Samstagmittag wurde netto laufend Strom importiert. Mit entsprechend hohen Preisen. Import bedeutet Nachfrage. Was wiederum höhere Preise mit sich bringt. Selbstverständlich könnten die deutschen Stromproduzenten den benötigten, von den Regenerativen nicht gelieferten Strom ohne Weiteres hinzuerzeugen. Das allerdings würde Ressourcen kosten, würde Deutschlands anzurechnenden CO2-Ausstoß erhöhen und hätte niedrigere Börsenpreise als den Importstrompreis zur Folge. Das wäre aber wirklich kein gutes Geschäft. Mehr einsetzen (Kohle/Gas) und womöglich weniger verdienen. Das geht nun aber gar nicht. Da macht man lieber auf „grün“, lässt das CO2 im Erzeugerland des Importstroms und verdient sich dumm und krumm. Der Stromkunde zahlt ja. Der Stromkunde zahlt die höchsten Strompreise Europas. Zusammen mit Dänemark. Damit gesellschaftlich nicht alles sofort zusammenbricht, zahlen die Steuerzahler, also auch Stromkunden noch diverse „Preis-Bremsen“.
Wann merken die Bürger, dass sie komplett hinter die sieben Berge unserer Politzwerge mit dem Energiewende-Schneewittchen geführt werden? Spätestens als eine riesige Menge CO2-freier Stromerzeugung durch noch immer höchstmoderne, aber abgeschaltete Kernkraftwerke weggefallen ist, musste doch auch der letzte deutsche Michel merken, dass es nicht um die „Rettung der Welt vor dem Verbrennen“ geht, sondern um das Promoten des klimaindustriellen Komplexes. Beispiel: Um den weggefallenen Strom – geschätzte 30 TWh – der zuletzt abgeschalteten drei Kernkraftwerke durch Windkraftanlagen zu ersetzen, wird diese Anzahl benötigt. Allein, um den Strom aus Kernkraftwerken vor allem im Winter zu ersetzen. Da ist nämlich Schluss mit den Stromgroßimporten aus dem benachbarten Ausland. Unsere Nachbarn benötigen den Strom im Winter selbst.
Wochenanalyse KW 30/2023
Montag, 24.7.2023 bis Sonntag, 30.7.2023: Anteil Wind- und PV-Strom 45,5 Prozent. Anteil regenerativer Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 61,3 Prozent, davon Windstrom 27,9 Prozent, PV-Strom 17,6 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 15,8 Prozent.
Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Wochenvergleich zur 30. Analysewoche ab 2016.
Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zur 30. KW 2023: Factsheet KW 30/2023 – Chart, Produktion, Handelswoche, Import/Export/Preise, CO2, Agora-Chart 2030, Agora-Chart 2040.
Jahresüberblick 2023 bis zum 30. Juli 2023
Daten, Charts, Tabellen & Prognose zum bisherigen Jahr 2023: Chart 1, Chart 2, Produktion, Stromhandel, Import/Export/Preise/CO2, Agora 2030, Stromdateninfo Jahresvergleich ab 2016
Tagesanalysen
Was man wissen muss: Die Wind- und PV-Stromerzeugung wird in unseren Charts fast immer „oben“, oft auch über der Bedarfslinie angezeigt. Das suggeriert dem Betrachter, dass dieser Strom exportiert wird. Faktisch geht immer konventionell erzeugter Strom in den Export. Die Chartstruktur zum Beispiel mit dem bisherigen Jahresverlauf 2023 bildet den Sachverhalt korrekt ab. Die konventionelle Stromerzeugung folgt der regenerativen, sie ergänzt diese. Falls diese Ergänzung nicht ausreicht, um den Bedarf zu decken, wird der fehlende Strom, der die elektrische Energie transportiert, aus dem benachbarten Ausland importiert.
Eine große Menge Strom wird im Sommer über Tag mit PV-Anlagen erzeugt. Das führt regelmäßig zu hohen Durchschnittswerten regenerativ erzeugten Stroms. Was allerdings irreführend ist, denn der erzeugte Strom ist ungleichmäßig verteilt.
Montag, 24. Juli 2023: Anteil Wind- und PV-Strom 48,2 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 61,8 Prozent, davon Windstrom 32,4 Prozent, PV-Strom 15,7 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,7 Prozent.
Für den Sommer reichlich Wind- und wenig PV-Strom. Den ganzen Tag wird Strom importiert. Die Strompreisbildung. Man erkennt: Je mehr Strom Deutschland selbst produziert, um den Bedarf zu decken, desto billiger wird er.
Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 24. Juli ab 2016.
Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 24.7.2023: Chart, Produktion, Handelstag, Import/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten, Agora-Chart 2030, Agora-Chart 2040
Dienstag, 25. Juli 2023: Anteil Wind- und PV-Strom 40,7 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 56,4 Prozent, davon Windstrom 24,0 Prozent, PV-Strom 16,7 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 15,8 Prozent.
Weniger Windstrom. Noch immer wenig PV-Strom. Die Strompreisbildung.
Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 25. Juli ab 2016.
Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 25.7.2023: Chart, Produktion, Handelstag, Import/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten, Agora-Chart 2030, Agora-Chart 2040
Mittwoch, 26. Juli 2023: Anteil Wind- und PV-Strom 46,0 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 61,8 Prozent, davon Windstrom 25,9 Prozent, PV-Strom 20,1 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,8 Prozent.
Wind - und PV-Stromerzeugung ziehen wieder etwas an. Die Strompreisbildung.
Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 26. Juli ab 2016.
Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 26.7.2023: Chart, Produktion, Handelstag, Import/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten, Agora-Chart 2030, Agora-Chart 2040
Donnerstag, 27. Juli 2023: Anteil Wind- und PV-Strom 43,2 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 59,7 Prozent, davon Windstrom 31,0 Prozent, PV-Strom 12,2 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 16,5 Prozent.
Wieder sehr wenig PV-Stromerzeugung. Windstrom gibt es viel. Die Strompreisbildung.
Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 27. Juli ab 2016.
Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 27.7.2023: Chart, Produktion, Handelstag, Import/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten, Agora-Chart 2030, Agora-Chart 2040
Freitag, 28. Juli 2023: Anteil Wind- und PV-Strom 39,1 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 55,5 Prozent, davon Windstrom 22,0 Prozent, PV-Strom 17,1 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 16,4 Prozent.
Die Windstromerzeugung lässt im Verlauf des Tages nach. Die PV-Stromerzeugung ist höher als gestern. Für den Sommer aber dann doch gering. Die Strompreisbildung.
Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 28. Juli ab 2016.
Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 28.7.2023: Chart, Produktion, Handelstag, Import/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten, Agora-Chart 2030, Agora-Chart 2040
Samstag, 29. Juli 2023: Anteil Wind- und PV-Strom 45,2 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 63,0 Prozent, davon Windstrom 24,3 Prozent, PV-Strom 20,9 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 17,7 Prozent.
Wind- und PV-Stromerzeugung „reichen“ dank des geringen Bedarfs für einige Stunden zusammen mit der notwendigen fossilen Stromerzeugung aus, um Strom zu exportieren. Mit der Folge des Preisverfalls von 14:00 bis 15:00 Uhr auf unter 20 €/MWh.
Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 29. Juli ab 2016.
Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 29.7.2023: Chart, Produktion, Handelstag, Import/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten, Agora-Chart 2030, Agora-Chart 2040
Sonntag, 30. Juli 2023: Anteil Wind- und PV-Strom 55,2 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 70,4 Prozent, davon Windstrom 34,6 Prozent, PV-Strom 20,6 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 15,3 Prozent.
Der Tag des Preisdesasters. Um 16:00 Uhr werden 46,6 €/MWh den Stromabnehmern anteilig mitgegeben. Alles weitere wurde bereits zu Beginn des Artikels geschrieben. Erwähnt sei nur noch, dass der zuvor mit Bonus verschenkte Strom ab 18:00 Uhr praktisch wieder reimportiert und in der Spitze den Nachbarn mit 88,5 €/MWh vergütet wird.
Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 30. Juli ab 2016.
Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 30.7.2023: Chart, Produktion, Handelstag, Import/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten, Agora-Chart 2030, Agora-Chart 2040
Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einem kurzen Inhaltsstichwort finden Sie hier. Noch Fragen? Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe und Peter Hager nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr.
Rüdiger Stobbe betreibt den Politikblog Mediagnose.