Geben und Nehmen: Bis zum 23. März 2024, 9:00 Uhr hat Deutschland permanent Strom importiert. Ab 10:00 Uhr bis zum Ende des Analysezeitraums wurde, bis auf wenige Stunden, Strom in das benachbarte Ausland exportiert.
Dieser Chart mit Details zu den Handelsaktivitäten Deutschlands und seiner europäischen Nachbarn zeigt in dieser Analysewoche einige Tatsachen in Sachen Strom sehr anschaulich auf. Der eingestellte Achteltagesrhythmus kann auf Wunsch auf einen Stundenrhythmus eingestellt werden, wenn die betrachtete Zeitraum verkleinert wird. Zum Beispiel vom 22.3.2024 bis zum 25.3.2024. Dann werden Daten wesentlich detaillierter angezeigt. Allerdings büßt man an Übersicht ein. Deshalb betrachten wir zunächst den Chart ganz oben. Dieser zeigt, dass das Land Luxemburg immer nur Strom importiert. Luxemburg hat keine Eigenstromerzeugung, die dazu führen könnte, dass Strom exportiert werden müsste.
Die Achteltagessäulen mit den Dreistundenabschnitten des Charts sind jeweils aus den Ländern zusammengesetzt, die in diesem Zeitraum Strom im- oder exportieren. Sie belegen, dass es praktisch niemals, außer bei Luxemburg, nur in eine Richtung geht. Stromhandel ist ein permanentes Geben und Nehmen. Für die besonders interessierten Leser dieser Kolumne stelle ich die viertelstundenscharfen Daten der Bundesnetzagentur zur Verfügung, welche die Grundlage für den verwendeten Chart bilden. Auch der Artikel „Energiewende Spezial“ ist zu empfehlen. Er ist zwar etwas älter, erschließt aber immer noch gültige Erkenntnisse. Insbesondere die Stromerzeugungsstruktur unserer europäischen Nachbarn hat sich kaum verändert. Die im Artikel enthaltenen/verlinkten Charts sind aktualisiert die Quelle dieses Tools, welches den Mix des Importstroms kalkuliert.
Die Säulen bilden den Stromhandel für jeweils drei Stunden beginnend um 0:00 Uhr ab. Der obere Bereich, der über der 0-GWh-Linie, zeigt die Länder, die in dem jeweiligen Zeitraum Strom von Deutschland gekauft haben, in welche Deutschland Strom exportiert hat. Der Bereich unter der 0-GWh-Linie enthält die Länder, aus denen Deutschland Strom importiert hat. Bis zum 23. März 2024, 9:00 Uhr hat Deutschland permanent Strom importiert. Ab 10:00 Uhr bis zum Ende des Analysezeitraums wurde bis auf wenige Stunden, Strom in das benachbarte Ausland exportiert. Nochmal: Es handelt sich immer um den Saldo Import/Export.
Die blaue Linie des zwecks Übersichtlichkeit „abgespeckten“ Charts stellt den Saldo Import/Export grafisch dar. Die gestrichelte schwarze Linie gibt die Preisverlauf wieder. Es fällt auf, dass der Preis umso mehr steigt, je mehr Strom von Deutschland gekauft, importiert wird. Wobei die hohen Preisspitzen immer um den Beginn des Abends (18:00/19:00 Uhr) liegen. Die etwas niedrigeren Spitzen liegen am Vormittag. Die Spitzen signalisieren immer eine hohe bis sehr hohe Strom-Nachfrage. Am 23. März 2024 um 10:00, dem Zeitpunkt, an dem aus Stromimport nunmehr Stromexport wird, fällt der Strompreis Richtung 0 €/MWh. Um 11:00 Uhr liegt er bei 0,05 €/MWh, um 12:00 wird der negative Bereich mit -1,94 € erreicht. Bis 15:00 Uhr sind die Strompreise negativ. Was nichts anders bedeutet, dass der Stromkunde zum verschenkten Strom noch einen „Bonus“ mitgeben muss, damit der Strom abgenommen wird. Erst um 16:00 Uhr wird mit 0,07 €/MWh der positive Bereich erklommen. Nun bekommen auch die regenerativen Stromerzeuger wieder die vereinbarte EEG-Vergütung, die Marktprämie. Die fällt nämlich weg, wenn der Strompreis drei oder mehr Stunden negativ war. Den „Bonus“ müssen sie gleichwohl nicht tragen.
Wochenüberblick
Montag, 18.3.2024 bis Sonntag, 24.3.2024: Anteil Wind- und PV-Strom 46,4 Prozent. Anteil regenerativer Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 60,2 Prozent, davon Windstrom 32,7 Prozent, PV-Strom 13,7 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,8 Prozent.
Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Wochenvergleich zur 12. Analysewoche ab 2016.
Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zur 12. KW 2024: Factsheet KW 12/2024 – Chart, Produktion, Handelswoche, Import/Export/Preise, CO2, Agora-Chart 68 Prozent Ausbaugrad, Agora-Chart 86 Prozent Ausbaugrad.
- Video-Schatz aus dem Jahr 2007 zum Klimawandel.
- Interview mit Rüdiger Stobbe zum Thema Wasserstoff plus Zusatzinformationen Weitere Interviews zu Energiethemen
- Viele weitere Zusatzinformationen
- Achtung: Es gibt aktuell praktisch keinen überschüssigen PV-Strom (Photovoltaik). Ebenso wenig gibt es überschüssigen Windstrom. Auch in der Summe der Stromerzeugung mittels beider Energieträger plus Biomassestrom plus Laufwasserstrom gibt es keine Überschüsse. Der Beleg 2022, der Beleg 2023/24. Überschüsse werden bis auf wenige Stunden immer konventionell erzeugt!
Jahresüberblick 2024 bis zum 24. März 2024
Daten, Charts, Tabellen & Prognose zum bisherigen Jahr 2024: Chart 1, Chart 2, Produktion, Stromhandel, Import/Export/Preise/CO2
Tagesanalysen
Was man wissen muss: Die Wind- und PV-Stromerzeugung wird in unseren Charts fast immer „oben“, oft auch über der Bedarfslinie angezeigt. Das suggeriert dem Betrachter, dass dieser Strom exportiert wird. Faktisch geht immer konventionell erzeugter Strom in den Export. Die Chartstruktur zum Beispiel mit dem bisherigen Jahresverlauf 2024 bildet den Sachverhalt korrekt ab. Die konventionelle Stromerzeugung folgt der regenerativen, sie ergänzt diese. Falls diese Ergänzung nicht ausreicht, um den Bedarf zu decken, wird der fehlende Strom, der die elektrische Energie transportiert, aus dem benachbarten Ausland importiert.
Eine große Menge Strom wird im Sommer über Tag mit PV-Anlagen erzeugt. Das führt regelmäßig zu hohen Durchschnittswerten regenerativ erzeugten Stroms. Was allerdings irreführend ist, denn der erzeugte Strom ist ungleichmäßig verteilt.
Montag, 18. März 2024: Anteil Wind- und PV-Strom 35,4 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 49,3 Prozent, davon Windstrom 22,3 Prozent, PV-Strom 13,1 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,9 Prozent.
Die Windstromerzeugung fällt im Verlauf des Tages. Ganztägiger Stromimport ist angesagt. Die Strompreisbildung.
Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 18. März ab 2016.
Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 18.3.2024: Chart, Produktion, Handelstag, Import/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten.
Dienstag, 19.3 2024: Anteil Wind- und PV-Strom 34,1 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 48,5 Prozent, davon Windstrom 15,8 Prozent, PV-Strom 18,3 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 14,3 Prozent.
Noch weniger Windstrom, aber mehr PV-Strom als am Montag. Die Strompreisbildung.
Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 19. März ab 2016.
Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 19.3. 2024: Chart, Produktion, Handelstag, Import/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten
Mittwoch, 20. März 2024: Anteil Wind- und PV-Strom 25,1 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 40,0 Prozent, davon Windstrom 4,9 Prozent, PV-Strom 20,2 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 14,9 Prozent.
Frühlingsanfang: Die Windstromerzeugung geht gegen Null. On- und Offshore. Die Sonne scheint stark. Strompreisbildung.
Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 20. März 2016.
Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 20.3.2024: Chart, Produktion, Handelstag, Import/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten
Donnerstag, 21. März 2024: Anteil Wind- und PV-Strom 38,8 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 52,4 Prozent, davon Windstrom 27,1 Prozent, PV-Strom 11,7 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,5 Prozent.
Die Windstromerzeugung zieht wieder an. PV-Stromerzeugung lässt nach. Die Strompreisbildung.
Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 21. März ab 2016.
Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 21.3.2024: Chart, Produktion, Handelstag, Import/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten
Freitag, 22. März 2024: Anteil Wind- und PV-Strom 52,6 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 66,5 Prozent, davon Windstrom 40,6 Prozent, PV-Strom 12,0 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,9 Prozent.
Nach der Windflaute am Mittwoch jetzt die Vorläufer auf ein windstarkes Wochenende. Die Strompreisbildung.
Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 22. März ab 2016.
Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 22.3.2024: Chart, Produktion, Handelstag, Import/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten.
Samstag, 23. März 2024: Anteil Wind- und PV-Strom 63,1 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 77,2 Prozent, davon Windstrom 50,9 Prozent, PV-Strom 12,2 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 14,1 Prozent.
Viel Windstrom. Ab 10 Uhr muss Deutschland Strom exportieren. Die Strompreisbildung.
Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 23. März ab 2016.
Daten, Tabellen & Prognosen zum 23.3.2024: Chart, Produktion, Handelstag, Import/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten
Sonntag, 24. März 2024: Anteil Wind- und PV-Strom 71,5 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 83,8 Prozent, davon Windstrom 62,4 Prozent, PV-Strom 9,1 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,2 Prozent.
Wieder übersteigt die regenerative Erzeugung den Bedarf für ein paar Stunden. Wieder liegt der Preis für ein paar Stunden bei 0 €/MWh.
Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 24. März ab 2016.
Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 24.2.2024: Chart, Produktion, Handelstag, Import/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten
Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einem kurzen Inhaltsstichwort finden Sie hier. Noch Fragen? Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe und Peter Hager nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr.
Rüdiger Stobbe betreibt seit 2016 den Politikblog MEDIAGNOSE