Ein ultrakonservativer Kleriker hat seine Macht im inneren Kreis der Islamischen Republik Iran gefestigt und könnte zum nächsten Anführer des theokratisch regierten Landes werden. Laut der Nachrichtenagentur Reuters ist der 58-jährige Ebrahim Raisi kürzlich zum Obersten Richter des Irans und zum Vizevorsitzenden des sogenannten „Expertenrats“ ernannt worden, welcher das Staatsoberhaupt des Irans, den sogenannten „Obersten Religionsführer“, bestimmt. Als Oberster Richter ersetzt er Sadegh Laridschani, der auch für den Posten des Vizevorsitzenden des Expertenrats kandidiert war, aber nicht gewählt wurde. Laridschani galt lange als wahrscheinlicher Nachfolger des amtierenden Obersten Religionsführers Ali Chamene’i. Der aktuelle Aufstieg von Raisi könne bedeuten, dass dieser nun bessere Chancen auf das höchste Staatsamt im Iran hat.
Ebrahim Raisi gilt als religiöser Hardliner und bekleidete verschiedene wichtige Posten im iranischen Justizsystem. Von 2004 bis 2014 war er stellvertretender Oberster Richter, von 2014 bis 2016 Generalstaatsanwalt des Iran. 2017 verlor er als Präsidentschaftskandidat gegen den amtierenden Regierungschef Hassan Rohani. Als Grund für seine Wahlniederlage gilt die Veröffentlichung einer Tonaufzeichnung aus dem Jahr 1988. Darin macht der damalige stellvertretende Oberste Religionsführer Hossein Montazeri Raisi für die Hinrichtung tausender politischer Gefangener verantwortlich, darunter Schwangere und minderjährige Mädchen.